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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774.

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II. Abschnitt. Hunger und Durst.

Den Hunger befördern die regenwurmartige Wür-
mer im Menschen (i), welche einen Theil von den nüzz-
lichen Säften verzeren, die Schlaffheit des Pförtners (k),
welche macht, daß sich der Magen fast auf der Stelle
wieder ausleert, und dergleichen ist den allergefräßig-
sten Thieren wesentlich (l).

Gemeiniglich unterhalten auch alle saure Dinge (m),
als der Cremor Tartari, der Limoniensaft, und derglei-
chen, den Hunger, weil sie, wie ich davor halte, die Men-
ge des in dem Magen zusammenfliessenden Magensaftes
vergrössern, und die Fäulnis, die dem Hunger zuwider
ist, überwältigen. Die meisten von den zalreichen Früch-
ten, womit sich die Ostindianer belustigen, sind sauer.

Doch es macht auch die grössere Empfindlichkeit der
Nerven den Hunger grösser (n).

Es giebt endlich eine noch zur Zeit unbekann-
te Beschaffenheit Anlas, daß einige Menschen, den
Gebräuchen anderer ganz zuwider, im Hunger (o),
in der Menge der Speisen (p), in Ungereimthei-

ten
[Spaltenumbruch] gellanischen Küste fast unersättlich
hist. des terres austr. I. p. 217.
Schiffe, die nach Norden fahren,
schaffen sich viel mehr Mundvor-
räte an, als die nach Süden fah-
ren PONTOPPID. II. p. 499.
(i) TRALLIANUS L. VII. c. 4.
Ein Hundshunger wurde curirt,
da man einen Wurm von sich gab
Phil. trans. n. 264. BONNET p.
15. 16. dergleichen von Läusen im
Magen JENAC. Ess. p. 604. BON-
NET obs. 9. p
17.
(k) RUYSCH obs. 74. LAMY
disc. anat.
(l) Ein Hunger bei beständigem
Erbrechen Phil. trans. n. 476.
(m) HELMONT. sextupl. di-
gest. n. 12. p. 168. VIRIDET bon
[Spaltenumbruch] chyle p. 107. BAYLE corp. anim.
p. 112. LISTER hum. c.
5.
(n) In tetano universali ende-
mio BARRERE france equinox.
p.
73.
(o) SCHURIG p. 185. Phil.
trans. n. 264. HILD. L. IV. p. 31.
CRAUSE aegrot. hulim. Jen.
1695.
die Akadier DIRREVILLE p. 155.
Negers Hist. des Voy. LIX.
p.
322.
(p) Einer soll ein Kalb aufge-
gessen haben MARC DON p. 203.
MILO
einen Ochsen, zweipfündige
Brodte PRAXAGORAE famulus
ASCLEPIADES apud CAELIUM
tard. affect. L. III. c.
2 Ein be-
rümter Fresser CHARLETON En-
quiries of nutrition p.
79.
S 4
II. Abſchnitt. Hunger und Durſt.

Den Hunger befoͤrdern die regenwurmartige Wuͤr-
mer im Menſchen (i), welche einen Theil von den nuͤzz-
lichen Saͤften verzeren, die Schlaffheit des Pfoͤrtners (k),
welche macht, daß ſich der Magen faſt auf der Stelle
wieder ausleert, und dergleichen iſt den allergefraͤßig-
ſten Thieren weſentlich (l).

Gemeiniglich unterhalten auch alle ſaure Dinge (m),
als der Cremor Tartari, der Limonienſaft, und derglei-
chen, den Hunger, weil ſie, wie ich davor halte, die Men-
ge des in dem Magen zuſammenflieſſenden Magenſaftes
vergroͤſſern, und die Faͤulnis, die dem Hunger zuwider
iſt, uͤberwaͤltigen. Die meiſten von den zalreichen Fruͤch-
ten, womit ſich die Oſtindianer beluſtigen, ſind ſauer.

Doch es macht auch die groͤſſere Empfindlichkeit der
Nerven den Hunger groͤſſer (n).

Es giebt endlich eine noch zur Zeit unbekann-
te Beſchaffenheit Anlas, daß einige Menſchen, den
Gebraͤuchen anderer ganz zuwider, im Hunger (o),
in der Menge der Speiſen (p), in Ungereimthei-

ten
[Spaltenumbruch] gellaniſchen Kuͤſte faſt unerſaͤttlich
hiſt. des terres auſtr. I. p. 217.
Schiffe, die nach Norden fahren,
ſchaffen ſich viel mehr Mundvor-
raͤte an, als die nach Suͤden fah-
ren PONTOPPID. II. p. 499.
(i) TRALLIANUS L. VII. c. 4.
Ein Hundshunger wurde curirt,
da man einen Wurm von ſich gab
Phil. tranſ. n. 264. BONNET p.
15. 16. dergleichen von Laͤuſen im
Magen JENAC. Eſſ. p. 604. BON-
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17.
(k) RUYSCH obſ. 74. LAMY
diſc. anat.
(l) Ein Hunger bei beſtaͤndigem
Erbrechen Phil. tranſ. n. 476.
(m) HELMONT. ſextupl. di-
geſt. n. 12. p. 168. VIRIDET bon
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5.
(n) In tetano univerſali ende-
mio BARRERE france equinox.
p.
73.
(o) SCHURIG p. 185. Phil.
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CRAUSE aegrot. hulim. Jen.
1695.
die Akadier DIRREVILLE p. 155.
Negers Hiſt. des Voy. LIX.
p.
322.
(p) Einer ſoll ein Kalb aufge-
geſſen haben MARC DON p. 203.
MILO
einen Ochſen, zweipfuͤndige
Brodte PRAXAGORÆ famulus
ASCLEPIADES apud CÆLIUM
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quiries of nutrition p.
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S 4
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[263[279]/0299] II. Abſchnitt. Hunger und Durſt. Den Hunger befoͤrdern die regenwurmartige Wuͤr- mer im Menſchen (i), welche einen Theil von den nuͤzz- lichen Saͤften verzeren, die Schlaffheit des Pfoͤrtners (k), welche macht, daß ſich der Magen faſt auf der Stelle wieder ausleert, und dergleichen iſt den allergefraͤßig- ſten Thieren weſentlich (l). Gemeiniglich unterhalten auch alle ſaure Dinge (m), als der Cremor Tartari, der Limonienſaft, und derglei- chen, den Hunger, weil ſie, wie ich davor halte, die Men- ge des in dem Magen zuſammenflieſſenden Magenſaftes vergroͤſſern, und die Faͤulnis, die dem Hunger zuwider iſt, uͤberwaͤltigen. Die meiſten von den zalreichen Fruͤch- ten, womit ſich die Oſtindianer beluſtigen, ſind ſauer. Doch es macht auch die groͤſſere Empfindlichkeit der Nerven den Hunger groͤſſer (n). Es giebt endlich eine noch zur Zeit unbekann- te Beſchaffenheit Anlas, daß einige Menſchen, den Gebraͤuchen anderer ganz zuwider, im Hunger (o), in der Menge der Speiſen (p), in Ungereimthei- ten (h) (i) TRALLIANUS L. VII. c. 4. Ein Hundshunger wurde curirt, da man einen Wurm von ſich gab Phil. tranſ. n. 264. BONNET p. 15. 16. dergleichen von Laͤuſen im Magen JENAC. Eſſ. p. 604. BON- NET obſ. 9. p 17. (k) RUYSCH obſ. 74. LAMY diſc. anat. (l) Ein Hunger bei beſtaͤndigem Erbrechen Phil. tranſ. n. 476. (m) HELMONT. ſextupl. di- geſt. n. 12. p. 168. VIRIDET bon chyle p. 107. BAYLE corp. anim. p. 112. LISTER hum. c. 5. (n) In tetano univerſali ende- mio BARRERE france equinox. p. 73. (o) SCHURIG p. 185. Phil. tranſ. n. 264. HILD. L. IV. p. 31. CRAUSE aegrot. hulim. Jen. 1695. die Akadier DIRREVILLE p. 155. Negers Hiſt. des Voy. LIX. p. 322. (p) Einer ſoll ein Kalb aufge- geſſen haben MARC DON p. 203. MILO einen Ochſen, zweipfuͤndige Brodte PRAXAGORÆ famulus ASCLEPIADES apud CÆLIUM tard. affect. L. III. c. 2 Ein be- ruͤmter Freſſer CHARLETON En- quiries of nutrition p. 79. (h) gellaniſchen Kuͤſte faſt unerſaͤttlich hiſt. des terres auſtr. I. p. 217. Schiffe, die nach Norden fahren, ſchaffen ſich viel mehr Mundvor- raͤte an, als die nach Suͤden fah- ren PONTOPPID. II. p. 499. S 4

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 263[279]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/299>, abgerufen am 24.11.2024.