mindert nämlich die Speise, indem sie den Magen anfüllt, und ausdehnt, das Reiben der empfindenden Runzeln (b), und entfernt selbige von ihrem wechselweisen Berüh- ren; sie befeuchtet die zottige Haut mit einer zarten Ma- terie, und macht die Schärfe, die sich etwa im Magen- safte geäussert, stumpf. So zerstörte die getrunkene Tinte die Empfindlichkeit, und es erfolgte ein verdorbner Ap- petit darauf (c).
Auf eine andre Weise wird der Hunger (c) von einer Veränderung in den Nerven, es mag das Gehirn un- empfindlich geworden (d) oder ein Nerve unterbunden sein (e); oder in einer traurigen Gemütsbeschaffenheit (f) oder von einem heftigen Verlangen; oder von etwas Me- chanischem, wie von einem Schwindel, der durchs Um- drehen erwekkt worden (g), gehoben. Eben dieses ge- schicht auch, wenn die Empfindung der Nerven vom Oel, vom Opium (h), Tabak, Weingeiste, oder Blei geschwächt worden (h*); oder wenn man zu viel warmes Getränke (i) zu sich nimmt, wodurch der Magen macerirt, geschwächt und zärtlich und träge gemacht wird (k). Durch alle diese Dinge scheint die anfangende Empfindlichkeit des Hungers in den Nerven, oder der wirklich schon entstan-
dene
(b)[Spaltenumbruch]p. 185.
(c)BECK palpit. cord p. 36.
(d) Ein Apoplecticus trank nicht, und forderte keine Speise VIRIDET I. c. p. 460. der Alte, den ich angeführt L. XVII.
(e)BRUNN Disp. p. 38. &c. WILLIS p. 172.
(f)BRUNNER duoden. p. 32. davon der meiste Hunger p. 175.
(g)HAGMANN Comm. T. III. p. 312.
(h)DARVIEUX Mem. T. III. p. 21. 22.
(h*) Eine Paralysis, weil die Speisen vom Bleizukker unver- daut bleiben HILLEFED p. 57.
(i)[Spaltenumbruch]
Die Magenübel vom Thee- trinken BOERHAAVE praelect. in propr. instit. n. 75. Eine Car- dialgie davon VIRIDET bon chy- le p. 563. Syncope HARTSOE- KER conf. phys. p. 53. ZWIN- GER de Thea helvet. p. 5. Auch eine gespannte Saite wird vom Dampfe des heissen Wassers gleich schlaff ARBUTHNOT. of air p. 61.
(k) Jn des SCHRADERI drei- jährigen Hunger war nichts als ein zarter Magen die Folge obs. I. add. BONET. die fetten und, asiti weil die zottige Magenhaut nicht in eins fort ging VIRIDET p. 109. 40.
II. Abſchnitt. Hunger und Durſt.
mindert naͤmlich die Speiſe, indem ſie den Magen anfuͤllt, und ausdehnt, das Reiben der empfindenden Runzeln (b), und entfernt ſelbige von ihrem wechſelweiſen Beruͤh- ren; ſie befeuchtet die zottige Haut mit einer zarten Ma- terie, und macht die Schaͤrfe, die ſich etwa im Magen- ſafte geaͤuſſert, ſtumpf. So zerſtoͤrte die getrunkene Tinte die Empfindlichkeit, und es erfolgte ein verdorbner Ap- petit darauf (c).
Auf eine andre Weiſe wird der Hunger (c) von einer Veraͤnderung in den Nerven, es mag das Gehirn un- empfindlich geworden (d) oder ein Nerve unterbunden ſein (e); oder in einer traurigen Gemuͤtsbeſchaffenheit (f) oder von einem heftigen Verlangen; oder von etwas Me- chaniſchem, wie von einem Schwindel, der durchs Um- drehen erwekkt worden (g), gehoben. Eben dieſes ge- ſchicht auch, wenn die Empfindung der Nerven vom Oel, vom Opium (h), Tabak, Weingeiſte, oder Blei geſchwaͤcht worden (h*); oder wenn man zu viel warmes Getraͤnke (i) zu ſich nimmt, wodurch der Magen macerirt, geſchwaͤcht und zaͤrtlich und traͤge gemacht wird (k). Durch alle dieſe Dinge ſcheint die anfangende Empfindlichkeit des Hungers in den Nerven, oder der wirklich ſchon entſtan-
dene
(b)[Spaltenumbruch]p. 185.
(c)BECK palpit. cord p. 36.
(d) Ein Apoplecticus trank nicht, und forderte keine Speiſe VIRIDET I. c. p. 460. der Alte, den ich angefuͤhrt L. XVII.
(e)BRUNN Diſp. p. 38. &c. WILLIS p. 172.
(f)BRUNNER duoden. p. 32. davon der meiſte Hunger p. 175.
(g)HAGMANN Comm. T. III. p. 312.
(h)DARVIEUX Mém. T. III. p. 21. 22.
(h*) Eine Paralyſis, weil die Speiſen vom Bleizukker unver- daut bleiben HILLEFED p. 57.
(i)[Spaltenumbruch]
Die Magenuͤbel vom Thee- trinken BOERHAAVE praelect. in propr. inſtit. n. 75. Eine Car- dialgie davon VIRIDET bon chy- le p. 563. Syncope HARTSOE- KER conf. phyſ. p. 53. ZWIN- GER de Thea helvet. p. 5. Auch eine geſpannte Saite wird vom Dampfe des heiſſen Waſſers gleich ſchlaff ARBUTHNOT. of air p. 61.
(k) Jn des SCHRADERI drei- jaͤhrigen Hunger war nichts als ein zarter Magen die Folge obſ. I. add. BONET. die fetten und, aſiti weil die zottige Magenhaut nicht in eins fort ging VIRIDET p. 109. 40.
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[267[283]/0303]
II. Abſchnitt. Hunger und Durſt.
mindert naͤmlich die Speiſe, indem ſie den Magen anfuͤllt,
und ausdehnt, das Reiben der empfindenden Runzeln
(b), und entfernt ſelbige von ihrem wechſelweiſen Beruͤh-
ren; ſie befeuchtet die zottige Haut mit einer zarten Ma-
terie, und macht die Schaͤrfe, die ſich etwa im Magen-
ſafte geaͤuſſert, ſtumpf. So zerſtoͤrte die getrunkene Tinte
die Empfindlichkeit, und es erfolgte ein verdorbner Ap-
petit darauf (c).
Auf eine andre Weiſe wird der Hunger (c) von einer
Veraͤnderung in den Nerven, es mag das Gehirn un-
empfindlich geworden (d) oder ein Nerve unterbunden
ſein (e); oder in einer traurigen Gemuͤtsbeſchaffenheit (f)
oder von einem heftigen Verlangen; oder von etwas Me-
chaniſchem, wie von einem Schwindel, der durchs Um-
drehen erwekkt worden (g), gehoben. Eben dieſes ge-
ſchicht auch, wenn die Empfindung der Nerven vom Oel,
vom Opium (h), Tabak, Weingeiſte, oder Blei geſchwaͤcht
worden (h*); oder wenn man zu viel warmes Getraͤnke (i)
zu ſich nimmt, wodurch der Magen macerirt, geſchwaͤcht
und zaͤrtlich und traͤge gemacht wird (k). Durch alle
dieſe Dinge ſcheint die anfangende Empfindlichkeit des
Hungers in den Nerven, oder der wirklich ſchon entſtan-
dene
(b)
p. 185.
(c) BECK palpit. cord p. 36.
(d) Ein Apoplecticus trank
nicht, und forderte keine Speiſe
VIRIDET I. c. p. 460. der Alte,
den ich angefuͤhrt L. XVII.
(e) BRUNN Diſp. p. 38. &c.
WILLIS p. 172.
(f) BRUNNER duoden. p. 32.
davon der meiſte Hunger p. 175.
(g) HAGMANN Comm. T. III.
p. 312.
(h) DARVIEUX Mém. T. III.
p. 21. 22.
(h*) Eine Paralyſis, weil die
Speiſen vom Bleizukker unver-
daut bleiben HILLEFED p. 57.
(i)
Die Magenuͤbel vom Thee-
trinken BOERHAAVE praelect.
in propr. inſtit. n. 75. Eine Car-
dialgie davon VIRIDET bon chy-
le p. 563. Syncope HARTSOE-
KER conf. phyſ. p. 53. ZWIN-
GER de Thea helvet. p. 5. Auch
eine geſpannte Saite wird vom
Dampfe des heiſſen Waſſers gleich
ſchlaff ARBUTHNOT. of air
p. 61.
(k) Jn des SCHRADERI drei-
jaͤhrigen Hunger war nichts als ein
zarter Magen die Folge obſ. I. add.
BONET. die fetten und, aſiti weil
die zottige Magenhaut nicht in eins
fort ging VIRIDET p. 109. 40.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 267[283]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/303>, abgerufen am 24.11.2024.
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