dene Hunger unterbrochen zu werden, damit er nicht zum Gehirn gelangen könne.
Gemeiniglich heben alle faulende Dinge den Hunger, entweder wenn sie sich unter den Speisen mit befinden, oder wenn sie inwendig von einem Geschwüre, oder von der verdorbnen Leber (l) herrühren. Jch habe eine alte Frau geöffnet, welche viele Jahre blos von schwachem Biere gelebt hatte, weil ihr Magen ein offnes Geschwür in dem Grimmdarm hatte, und der stinkende Kot also einen beqvemen Weg in den Magen fand. So sind die meisten Verdorbenheiten des Appetits, welche, wie ich gesehen, nicht zu heilen waren, von einem Feler an der Leber, und von der faulgewordnen Galle entstanden (m).
Hierzu kann man noch den Ekel an Speisen, dieses Gegentheil vom Hunger, rechnen, wodurch das Verlan- gen nach Speise unterdrükkt wird. Es hat unzäliche Ursachen zum Grunde, sonderlich aber wenn etwas fau- les im Magen stekkt, oder wenn man sich auch nur eine Jdee von dergleichen Fäulnissen macht. Bei Jemanden war ein Karpenrogen vier Monate lang im Magen un- verdaut geblieben, und er empfand diese ganze Zeit über einen Ekel an Speisen (n).
Dritter
(l)[Spaltenumbruch]BONNET T. II. L. III. S. I. obs. 15 10. b. Conf. GHERLI obs. 52. Cent. II.
(m) Der Sizz des mangelnden [Spaltenumbruch]
Appetits ist oft oder immer in der Leber LIEUTAUD precis. p. 416.
(n)STORCH Krankh. schwang. Frauen. p. 241.
Der Magen. XIX. Buch.
dene Hunger unterbrochen zu werden, damit er nicht zum Gehirn gelangen koͤnne.
Gemeiniglich heben alle faulende Dinge den Hunger, entweder wenn ſie ſich unter den Speiſen mit befinden, oder wenn ſie inwendig von einem Geſchwuͤre, oder von der verdorbnen Leber (l) herruͤhren. Jch habe eine alte Frau geoͤffnet, welche viele Jahre blos von ſchwachem Biere gelebt hatte, weil ihr Magen ein offnes Geſchwuͤr in dem Grimmdarm hatte, und der ſtinkende Kot alſo einen beqvemen Weg in den Magen fand. So ſind die meiſten Verdorbenheiten des Appetits, welche, wie ich geſehen, nicht zu heilen waren, von einem Feler an der Leber, und von der faulgewordnen Galle entſtanden (m).
Hierzu kann man noch den Ekel an Speiſen, dieſes Gegentheil vom Hunger, rechnen, wodurch das Verlan- gen nach Speiſe unterdruͤkkt wird. Es hat unzaͤliche Urſachen zum Grunde, ſonderlich aber wenn etwas fau- les im Magen ſtekkt, oder wenn man ſich auch nur eine Jdee von dergleichen Faͤulniſſen macht. Bei Jemanden war ein Karpenrogen vier Monate lang im Magen un- verdaut geblieben, und er empfand dieſe ganze Zeit uͤber einen Ekel an Speiſen (n).
Dritter
(l)[Spaltenumbruch]BONNET T. II. L. III. S. I. obſ. 15 10. b. Conf. GHERLI obſ. 52. Cent. II.
(m) Der Sizz des mangelnden [Spaltenumbruch]
Appetits iſt oft oder immer in der Leber LIEUTAUD preciſ. p. 416.
(n)STORCH Krankh. ſchwang. Frauen. p. 241.
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[268[284]/0304]
Der Magen. XIX. Buch.
dene Hunger unterbrochen zu werden, damit er nicht zum
Gehirn gelangen koͤnne.
Gemeiniglich heben alle faulende Dinge den Hunger,
entweder wenn ſie ſich unter den Speiſen mit befinden,
oder wenn ſie inwendig von einem Geſchwuͤre, oder von
der verdorbnen Leber (l) herruͤhren. Jch habe eine alte
Frau geoͤffnet, welche viele Jahre blos von ſchwachem
Biere gelebt hatte, weil ihr Magen ein offnes Geſchwuͤr
in dem Grimmdarm hatte, und der ſtinkende Kot alſo
einen beqvemen Weg in den Magen fand. So ſind die
meiſten Verdorbenheiten des Appetits, welche, wie ich
geſehen, nicht zu heilen waren, von einem Feler an der
Leber, und von der faulgewordnen Galle entſtanden (m).
Hierzu kann man noch den Ekel an Speiſen, dieſes
Gegentheil vom Hunger, rechnen, wodurch das Verlan-
gen nach Speiſe unterdruͤkkt wird. Es hat unzaͤliche
Urſachen zum Grunde, ſonderlich aber wenn etwas fau-
les im Magen ſtekkt, oder wenn man ſich auch nur eine
Jdee von dergleichen Faͤulniſſen macht. Bei Jemanden
war ein Karpenrogen vier Monate lang im Magen un-
verdaut geblieben, und er empfand dieſe ganze Zeit uͤber
einen Ekel an Speiſen (n).
Dritter
(l)
BONNET T. II. L. III. S. I.
obſ. 15 10. b. Conf. GHERLI obſ.
52. Cent. II.
(m) Der Sizz des mangelnden
Appetits iſt oft oder immer in der
Leber LIEUTAUD preciſ. p. 416.
(n) STORCH Krankh. ſchwang.
Frauen. p. 241.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 268[284]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/304>, abgerufen am 24.11.2024.
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