und läst, im Feuer traktirt, einen sauren Geist von sich (c), auf welchen eine Kole mit einem fixen Laugensalze folgt.
Dieser berümte Mann bestimmt auch die im Mehl befindliche Theile dergestalt, daß der Spelt den grösten Vorrat vom leimigen Wesen im Pfunde, der Winter- weizen zehn Unzen, und um so viel weniger enthält, je schlechter das Mehl ist (d). Jm Roggen stekkt weniger Stärke und gar kein Leim (e); in der Gerste fast eben so viel (f); im Haber weniger Stärkenleim als in der Ger- ste (g); und dieser ist im Türkischen Mayz sauer (h). Die Erbsen (i) haben mehr nährende Theile, die Bohnen (k) und Linsen weniger (l), und in den Ertoffeln (m) stekkt sehr wenig nahrhaftes.
Endlich hat dieser, Kraft seiner Einsicht, gefunden, wenn man den leimigen Theil mit Eßig vermischt, daß er (n) zur Stärke werde, und daß folglich in der Pflanze selbst der Ueberfluß der Säure die Stärke hervorbringt, nach deren Zerstreuung erst ein Leim hervor käme.
Endlich läst sich am gebakknen Brodte der Leimtheil nicht von der Stärke unterscheiden, und es scheint nun- mehr die Säure durch die ganze Masse ausgeteilt zu sein, die vorher blos in der Stärke herrschte (o).
Schon der berümte Lemery(p) sahe von gegornen Erbsen ein flüchtiges Salz aufsteigen, wenn er sie ans Feuer brachte, und das beste kam, ohne Gärung, zu al- lerlezzt zum Vorschein.
Daraus erhellet also, daß auch in mehligen Dingen, ein harnhaftes und leimiges Wesen, wie in den Thieren
stekkt,
(c)[Spaltenumbruch]p. 8.
(d)p. 15.
(e)p. 20.
(f)p. 22.
(g)p. 23.
(h)p. 24.
(i)p. 27.
(k)[Spaltenumbruch]p. 26.
(l)p. 28.
(m)p. 30 31.
(n)p. 12.
(o)p. 15.
(p)Traite des aliments T. I. p. 325.
T 3
III. Abſchnitt. Eſſen und Trinken.
und laͤſt, im Feuer traktirt, einen ſauren Geiſt von ſich (c), auf welchen eine Kole mit einem fixen Laugenſalze folgt.
Dieſer beruͤmte Mann beſtimmt auch die im Mehl befindliche Theile dergeſtalt, daß der Spelt den groͤſten Vorrat vom leimigen Weſen im Pfunde, der Winter- weizen zehn Unzen, und um ſo viel weniger enthaͤlt, je ſchlechter das Mehl iſt (d). Jm Roggen ſtekkt weniger Staͤrke und gar kein Leim (e); in der Gerſte faſt eben ſo viel (f); im Haber weniger Staͤrkenleim als in der Ger- ſte (g); und dieſer iſt im Tuͤrkiſchen Mayz ſauer (h). Die Erbſen (i) haben mehr naͤhrende Theile, die Bohnen (k) und Linſen weniger (l), und in den Ertoffeln (m) ſtekkt ſehr wenig nahrhaftes.
Endlich hat dieſer, Kraft ſeiner Einſicht, gefunden, wenn man den leimigen Theil mit Eßig vermiſcht, daß er (n) zur Staͤrke werde, und daß folglich in der Pflanze ſelbſt der Ueberfluß der Saͤure die Staͤrke hervorbringt, nach deren Zerſtreuung erſt ein Leim hervor kaͤme.
Endlich laͤſt ſich am gebakknen Brodte der Leimtheil nicht von der Staͤrke unterſcheiden, und es ſcheint nun- mehr die Saͤure durch die ganze Maſſe ausgeteilt zu ſein, die vorher blos in der Staͤrke herrſchte (o).
Schon der beruͤmte Lemery(p) ſahe von gegornen Erbſen ein fluͤchtiges Salz aufſteigen, wenn er ſie ans Feuer brachte, und das beſte kam, ohne Gaͤrung, zu al- lerlezzt zum Vorſchein.
Daraus erhellet alſo, daß auch in mehligen Dingen, ein harnhaftes und leimiges Weſen, wie in den Thieren
ſtekkt,
(c)[Spaltenumbruch]p. 8.
(d)p. 15.
(e)p. 20.
(f)p. 22.
(g)p. 23.
(h)p. 24.
(i)p. 27.
(k)[Spaltenumbruch]p. 26.
(l)p. 28.
(m)p. 30 31.
(n)p. 12.
(o)p. 15.
(p)Traité des aliments T. I. p. 325.
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[277[293]/0313]
III. Abſchnitt. Eſſen und Trinken.
und laͤſt, im Feuer traktirt, einen ſauren Geiſt von ſich (c),
auf welchen eine Kole mit einem fixen Laugenſalze folgt.
Dieſer beruͤmte Mann beſtimmt auch die im Mehl
befindliche Theile dergeſtalt, daß der Spelt den groͤſten
Vorrat vom leimigen Weſen im Pfunde, der Winter-
weizen zehn Unzen, und um ſo viel weniger enthaͤlt, je
ſchlechter das Mehl iſt (d). Jm Roggen ſtekkt weniger
Staͤrke und gar kein Leim (e); in der Gerſte faſt eben ſo
viel (f); im Haber weniger Staͤrkenleim als in der Ger-
ſte (g); und dieſer iſt im Tuͤrkiſchen Mayz ſauer (h). Die
Erbſen (i) haben mehr naͤhrende Theile, die Bohnen (k)
und Linſen weniger (l), und in den Ertoffeln (m) ſtekkt
ſehr wenig nahrhaftes.
Endlich hat dieſer, Kraft ſeiner Einſicht, gefunden,
wenn man den leimigen Theil mit Eßig vermiſcht, daß
er (n) zur Staͤrke werde, und daß folglich in der Pflanze
ſelbſt der Ueberfluß der Saͤure die Staͤrke hervorbringt,
nach deren Zerſtreuung erſt ein Leim hervor kaͤme.
Endlich laͤſt ſich am gebakknen Brodte der Leimtheil
nicht von der Staͤrke unterſcheiden, und es ſcheint nun-
mehr die Saͤure durch die ganze Maſſe ausgeteilt zu ſein,
die vorher blos in der Staͤrke herrſchte (o).
Schon der beruͤmte Lemery (p) ſahe von gegornen
Erbſen ein fluͤchtiges Salz aufſteigen, wenn er ſie ans
Feuer brachte, und das beſte kam, ohne Gaͤrung, zu al-
lerlezzt zum Vorſchein.
Daraus erhellet alſo, daß auch in mehligen Dingen,
ein harnhaftes und leimiges Weſen, wie in den Thieren
ſtekkt,
(c)
p. 8.
(d) p. 15.
(e) p. 20.
(f) p. 22.
(g) p. 23.
(h) p. 24.
(i) p. 27.
(k)
p. 26.
(l) p. 28.
(m) p. 30 31.
(n) p. 12.
(o) p. 15.
(p) Traité des aliments T. I.
p. 325.
T 3
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 277[293]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/313>, abgerufen am 24.11.2024.
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