tränke machen sich die Russen aus dem Brodte, Quasf genannt, wie die Piccarder ihr Bouillon(w) aus Kleie, mit Wasser fermentirt, Bellonii posca ist dergleichen (x), so wie das schwache Bier, Kofent, welches man in hizzi- gen Krankheiten wegen seines leichten mehligen, und sau- ren Wesens, trinken kann, und welches nach der Empfe- lung des Sidenhamms, so berümt geworden.
Man glaubt, daß diejenige Bitterkeit, welche es vom Hopfen an sich nimmt (y), dem Stein und Podagra wi- derstehe, wenigstens das in gewissen Städten gebraute Bier (z): und wenn es stark ist, so hält man es für ein gutes und dauerhafteres kraftgebendes Mittel in Speise und Trank, als den Wein, und in dieser Absicht lobet Boerhaave und Tronchin das Bier. Seine Mi- schung erhält sich so gut, daß man es, ohne seine Kräfte oder Annemlichkeit zu verlieren, nach beiden Jndien ver- führt (a).
Diejenigen, die des Biers nicht gewont sind, beschul- digen es, daß in dem zähen Wesen desselben eine Menge Luft eingeschlossen sei. Diese Luft zeigt sich in einigen Weißbieren der Holländer ganz deutlich; und davon sol- len sich Kolikschmerzen (b), Durchlauf, die Ruhr und scharfe Stulgänge mit Erbrechen erzeugen (c).
Auch gutes Bier muß man vielmehr zu den künstli- chen, als natürlichen Arten der Getränke rechnen (d),
weil
(w)[Spaltenumbruch]PATIN valet. tuend. p. 403.
(x) Ven Mehl in Wasser ge- worfen, womit es ohne Feuer kocht. obs. p. 347.
(y) Ein Verzeichnis der deut- schen Biere, liefert BEHRENS p. 331.
(z) Jn Königslutter sind keine Krankheiten von der Art BRUCK- MANN.
(a)[Spaltenumbruch]Phil. trans. n. 27. BEH- RENS diaetet. p. 333.
(b) Der Tod vom gährenden Biere, weil der Grimmdarm durch ein felerhaft entstandnes Loch des Zwerchfells, in die Brust getrieben war S. ANDRE Phil. trans n. 351.
(c)BOERHAAV. Prael. T. I. p. 138.
(d)HOFMANN med. syst. I. p. 549.
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III. Abſchnitt. Speiſe und Trank.
traͤnke machen ſich die Ruſſen aus dem Brodte, Quasf genannt, wie die Piccarder ihr Bouillon(w) aus Kleie, mit Waſſer fermentirt, Bellonii poſca iſt dergleichen (x), ſo wie das ſchwache Bier, Kofent, welches man in hizzi- gen Krankheiten wegen ſeines leichten mehligen, und ſau- ren Weſens, trinken kann, und welches nach der Empfe- lung des Sidenhamms, ſo beruͤmt geworden.
Man glaubt, daß diejenige Bitterkeit, welche es vom Hopfen an ſich nimmt (y), dem Stein und Podagra wi- derſtehe, wenigſtens das in gewiſſen Staͤdten gebraute Bier (z): und wenn es ſtark iſt, ſo haͤlt man es fuͤr ein gutes und dauerhafteres kraftgebendes Mittel in Speiſe und Trank, als den Wein, und in dieſer Abſicht lobet Boerhaave und Tronchin das Bier. Seine Mi- ſchung erhaͤlt ſich ſo gut, daß man es, ohne ſeine Kraͤfte oder Annemlichkeit zu verlieren, nach beiden Jndien ver- fuͤhrt (a).
Diejenigen, die des Biers nicht gewont ſind, beſchul- digen es, daß in dem zaͤhen Weſen deſſelben eine Menge Luft eingeſchloſſen ſei. Dieſe Luft zeigt ſich in einigen Weißbieren der Hollaͤnder ganz deutlich; und davon ſol- len ſich Kolikſchmerzen (b), Durchlauf, die Ruhr und ſcharfe Stulgaͤnge mit Erbrechen erzeugen (c).
Auch gutes Bier muß man vielmehr zu den kuͤnſtli- chen, als natuͤrlichen Arten der Getraͤnke rechnen (d),
weil
(w)[Spaltenumbruch]PATIN valet. tuend. p. 403.
(x) Ven Mehl in Waſſer ge- worfen, womit es ohne Feuer kocht. obſ. p. 347.
(y) Ein Verzeichnis der deut- ſchen Biere, liefert BEHRENS p. 331.
(z) Jn Koͤnigslutter ſind keine Krankheiten von der Art BRUCK- MANN.
(a)[Spaltenumbruch]Phil. tranſ. n. 27. BEH- RENS diaetet. p. 333.
(b) Der Tod vom gaͤhrenden Biere, weil der Grimmdarm durch ein felerhaft entſtandnes Loch des Zwerchfells, in die Bruſt getrieben war S. ANDRE Phil. tranſ n. 351.
(c)BOERHAAV. Prael. T. I. p. 138.
(d)HOFMANN med. ſyſt. I. p. 549.
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genannt, wie die Piccarder ihr Bouillon (w) aus Kleie,
mit Waſſer fermentirt, Bellonii poſca iſt dergleichen (x),
ſo wie das ſchwache Bier, Kofent, welches man in hizzi-
gen Krankheiten wegen ſeines leichten mehligen, und ſau-
ren Weſens, trinken kann, und welches nach der Empfe-
lung des Sidenhamms, ſo beruͤmt geworden.
Man glaubt, daß diejenige Bitterkeit, welche es vom
Hopfen an ſich nimmt (y), dem Stein und Podagra wi-
derſtehe, wenigſtens das in gewiſſen Staͤdten gebraute
Bier (z): und wenn es ſtark iſt, ſo haͤlt man es fuͤr ein
gutes und dauerhafteres kraftgebendes Mittel in Speiſe
und Trank, als den Wein, und in dieſer Abſicht lobet
Boerhaave und Tronchin das Bier. Seine Mi-
ſchung erhaͤlt ſich ſo gut, daß man es, ohne ſeine Kraͤfte
oder Annemlichkeit zu verlieren, nach beiden Jndien ver-
fuͤhrt (a).
Diejenigen, die des Biers nicht gewont ſind, beſchul-
digen es, daß in dem zaͤhen Weſen deſſelben eine Menge
Luft eingeſchloſſen ſei. Dieſe Luft zeigt ſich in einigen
Weißbieren der Hollaͤnder ganz deutlich; und davon ſol-
len ſich Kolikſchmerzen (b), Durchlauf, die Ruhr und
ſcharfe Stulgaͤnge mit Erbrechen erzeugen (c).
Auch gutes Bier muß man vielmehr zu den kuͤnſtli-
chen, als natuͤrlichen Arten der Getraͤnke rechnen (d),
weil
(w)
PATIN valet. tuend. p.
403.
(x) Ven Mehl in Waſſer ge-
worfen, womit es ohne Feuer kocht.
obſ. p. 347.
(y) Ein Verzeichnis der deut-
ſchen Biere, liefert BEHRENS
p. 331.
(z) Jn Koͤnigslutter ſind keine
Krankheiten von der Art BRUCK-
MANN.
(a)
Phil. tranſ. n. 27. BEH-
RENS diaetet. p. 333.
(b) Der Tod vom gaͤhrenden
Biere, weil der Grimmdarm durch
ein felerhaft entſtandnes Loch des
Zwerchfells, in die Bruſt getrieben
war S. ANDRE Phil. tranſ n. 351.
(c) BOERHAAV. Prael. T. I.
p. 138.
(d) HOFMANN med. ſyſt. I.
p. 549.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 361[377]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/397>, abgerufen am 22.11.2024.
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