weil es im Magen sauer wird, und wie der Wein seine Kraft verliert.
§. 25. Der Essig.
Aus Wein sowohl, als aus Bier (a) entsteht, wenn man durch ein saures Ferment (b) eine neue Gärung her- vorbringt, und den Weinstein auflöset, und wieder mit die- ser Flüßigkeit vermengt, ich sage aus dieser Rinde, welche sich an die Weinfässer anhängt, erzeugt sich (c) der Eßig, ein Saft, der offenbar sauer, nicht berauschend, doch aber nicht ohne alles Oel ist, das Blut abkült, dasselbe nicht verdikkt, sondern es mit einer schwarzen traurigen Farbe schwärzt, und oft voller lebendigen Aale ist. Auch aus dem Palmensafte (d), aus Honig und Zukker, oder Bier wird ein Eßig, welcher aber aus Bier schwächer ist, und man erhält überhaupt den besten Eßig aus starkem Weine (e).
Ehedem pflegte man den Eßig häufiger unter die Ge- tränke zu nehmen, und man nannte ihn, mit Wasser ge- mischt, Posca. Dieses war das Soldatengetränke der Römer (f), es diente den Durst zu löschen, und die hiz- zige Krankheiten in heissen Ländern zu verhindern, welche, wie ich glaube, den Römern, die in entfernten und sehr heissen Ländern Krieg zu führen hatten, nicht so gefärlich, als den unsrigen waren.
Eßig widersteht der Fäulnis, erhält das Fleisch, und dient den Seefahrern zu einem guten Gegenmittel gegen
den
(a)[Spaltenumbruch]LEMERY Cours de Chym. P. II. c. 21.
(b)Uvarum petiolis Phil. trans. n. 61.
(c)LEMERY Auch im Bier LI- STER de hum. p. 127.
(d)ADANSON p. 110.
(e)Phil. trans. I. c.
(f)[Spaltenumbruch]ROLLIN hist. ancienne T. XI. p. 1. apud SPARTIANUM PESCENNII NIGRI edictum ex- stat, worinnen die Soldaten ange- wiesen werden, mit ihrer posca, aus Eßig und Wasser zufrieden zu sein.
Der Magen. XIX. Buch.
weil es im Magen ſauer wird, und wie der Wein ſeine Kraft verliert.
§. 25. Der Eſſig.
Aus Wein ſowohl, als aus Bier (a) entſteht, wenn man durch ein ſaures Ferment (b) eine neue Gaͤrung her- vorbringt, und den Weinſtein aufloͤſet, und wieder mit die- ſer Fluͤßigkeit vermengt, ich ſage aus dieſer Rinde, welche ſich an die Weinfaͤſſer anhaͤngt, erzeugt ſich (c) der Eßig, ein Saft, der offenbar ſauer, nicht berauſchend, doch aber nicht ohne alles Oel iſt, das Blut abkuͤlt, daſſelbe nicht verdikkt, ſondern es mit einer ſchwarzen traurigen Farbe ſchwaͤrzt, und oft voller lebendigen Aale iſt. Auch aus dem Palmenſafte (d), aus Honig und Zukker, oder Bier wird ein Eßig, welcher aber aus Bier ſchwaͤcher iſt, und man erhaͤlt uͤberhaupt den beſten Eßig aus ſtarkem Weine (e).
Ehedem pflegte man den Eßig haͤufiger unter die Ge- traͤnke zu nehmen, und man nannte ihn, mit Waſſer ge- miſcht, Poſca. Dieſes war das Soldatengetraͤnke der Roͤmer (f), es diente den Durſt zu loͤſchen, und die hiz- zige Krankheiten in heiſſen Laͤndern zu verhindern, welche, wie ich glaube, den Roͤmern, die in entfernten und ſehr heiſſen Laͤndern Krieg zu fuͤhren hatten, nicht ſo gefaͤrlich, als den unſrigen waren.
Eßig widerſteht der Faͤulnis, erhaͤlt das Fleiſch, und dient den Seefahrern zu einem guten Gegenmittel gegen
den
(a)[Spaltenumbruch]LEMERY Cours de Chym. P. II. c. 21.
(b)Uvarum petiolis Phil. tranſ. n. 61.
(c)LEMERY Auch im Bier LI- STER de hum. p. 127.
(d)ADANSON p. 110.
(e)Phil. tranſ. I. c.
(f)[Spaltenumbruch]ROLLIN hiſt. ancienne T. XI. p. 1. apud SPARTIANUM PESCENNII NIGRI edictum ex- ſtat, worinnen die Soldaten ange- wieſen werden, mit ihrer poſca, aus Eßig und Waſſer zufrieden zu ſein.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0398"n="362[378]"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Der Magen. <hirendition="#aq">XIX.</hi> Buch.</hi></fw><lb/>
weil es im Magen ſauer wird, und wie der Wein ſeine<lb/>
Kraft verliert.</p></div><lb/><divn="3"><head><hirendition="#b">§. 25.<lb/><hirendition="#g">Der Eſſig.</hi></hi></head><lb/><p>Aus Wein ſowohl, als aus Bier <noteplace="foot"n="(a)"><cb/><hirendition="#aq">LEMERY Cours de Chym.<lb/>
P. II. c.</hi> 21.</note> entſteht, wenn<lb/>
man durch ein ſaures Ferment <noteplace="foot"n="(b)"><hirendition="#aq">Uvarum petiolis Phil. tranſ.<lb/>
n.</hi> 61.</note> eine neue Gaͤrung her-<lb/>
vorbringt, und den Weinſtein aufloͤſet, und wieder mit die-<lb/>ſer Fluͤßigkeit vermengt, ich ſage aus dieſer Rinde, welche<lb/>ſich an die Weinfaͤſſer anhaͤngt, erzeugt ſich <noteplace="foot"n="(c)"><hirendition="#aq">LEMERY</hi> Auch im Bier <hirendition="#aq">LI-<lb/>
STER de hum. p.</hi> 127.</note> der Eßig,<lb/>
ein Saft, der offenbar ſauer, nicht berauſchend, doch aber<lb/>
nicht ohne alles Oel iſt, das Blut abkuͤlt, daſſelbe nicht<lb/>
verdikkt, ſondern es mit einer ſchwarzen traurigen Farbe<lb/>ſchwaͤrzt, und oft voller lebendigen Aale iſt. Auch aus<lb/>
dem Palmenſafte <noteplace="foot"n="(d)"><hirendition="#aq">ADANSON p.</hi> 110.</note>, aus Honig und Zukker, oder Bier<lb/>
wird ein Eßig, welcher aber aus Bier ſchwaͤcher iſt, und<lb/>
man erhaͤlt uͤberhaupt den beſten Eßig aus ſtarkem<lb/>
Weine <noteplace="foot"n="(e)"><hirendition="#aq">Phil. tranſ. I. c.</hi></note>.</p><lb/><p>Ehedem pflegte man den Eßig haͤufiger unter die Ge-<lb/>
traͤnke zu nehmen, und man nannte ihn, mit Waſſer ge-<lb/>
miſcht, <hirendition="#fr">Poſca.</hi> Dieſes war das Soldatengetraͤnke der<lb/>
Roͤmer <noteplace="foot"n="(f)"><cb/><hirendition="#aq">ROLLIN hiſt. ancienne T.<lb/>
XI. p. 1. apud SPARTIANUM<lb/>
PESCENNII NIGRI edictum ex-<lb/>ſtat</hi>, worinnen die Soldaten ange-<lb/>
wieſen werden, mit ihrer <hirendition="#aq">poſca</hi>,<lb/>
aus Eßig und Waſſer zufrieden<lb/>
zu ſein.</note>, es diente den Durſt zu loͤſchen, und die hiz-<lb/>
zige Krankheiten in heiſſen Laͤndern zu verhindern, welche,<lb/>
wie ich glaube, den Roͤmern, die in entfernten und ſehr<lb/>
heiſſen Laͤndern Krieg zu fuͤhren hatten, nicht ſo gefaͤrlich,<lb/>
als den unſrigen waren.</p><lb/><p>Eßig widerſteht der Faͤulnis, erhaͤlt das Fleiſch, und<lb/>
dient den Seefahrern zu einem guten Gegenmittel gegen<lb/><fwplace="bottom"type="catch">den</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[362[378]/0398]
Der Magen. XIX. Buch.
weil es im Magen ſauer wird, und wie der Wein ſeine
Kraft verliert.
§. 25.
Der Eſſig.
Aus Wein ſowohl, als aus Bier (a) entſteht, wenn
man durch ein ſaures Ferment (b) eine neue Gaͤrung her-
vorbringt, und den Weinſtein aufloͤſet, und wieder mit die-
ſer Fluͤßigkeit vermengt, ich ſage aus dieſer Rinde, welche
ſich an die Weinfaͤſſer anhaͤngt, erzeugt ſich (c) der Eßig,
ein Saft, der offenbar ſauer, nicht berauſchend, doch aber
nicht ohne alles Oel iſt, das Blut abkuͤlt, daſſelbe nicht
verdikkt, ſondern es mit einer ſchwarzen traurigen Farbe
ſchwaͤrzt, und oft voller lebendigen Aale iſt. Auch aus
dem Palmenſafte (d), aus Honig und Zukker, oder Bier
wird ein Eßig, welcher aber aus Bier ſchwaͤcher iſt, und
man erhaͤlt uͤberhaupt den beſten Eßig aus ſtarkem
Weine (e).
Ehedem pflegte man den Eßig haͤufiger unter die Ge-
traͤnke zu nehmen, und man nannte ihn, mit Waſſer ge-
miſcht, Poſca. Dieſes war das Soldatengetraͤnke der
Roͤmer (f), es diente den Durſt zu loͤſchen, und die hiz-
zige Krankheiten in heiſſen Laͤndern zu verhindern, welche,
wie ich glaube, den Roͤmern, die in entfernten und ſehr
heiſſen Laͤndern Krieg zu fuͤhren hatten, nicht ſo gefaͤrlich,
als den unſrigen waren.
Eßig widerſteht der Faͤulnis, erhaͤlt das Fleiſch, und
dient den Seefahrern zu einem guten Gegenmittel gegen
den
(a)
LEMERY Cours de Chym.
P. II. c. 21.
(b) Uvarum petiolis Phil. tranſ.
n. 61.
(c) LEMERY Auch im Bier LI-
STER de hum. p. 127.
(d) ADANSON p. 110.
(e) Phil. tranſ. I. c.
(f)
ROLLIN hiſt. ancienne T.
XI. p. 1. apud SPARTIANUM
PESCENNII NIGRI edictum ex-
ſtat, worinnen die Soldaten ange-
wieſen werden, mit ihrer poſca,
aus Eßig und Waſſer zufrieden
zu ſein.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 362[378]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/398>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.