Spizzen und Blätter, die im Magen gewachsen, durchs Erbrechen ausgeworfen sein, nachdem die Körner im Ma- gen ganze Monate gestekkt hätten.
Leder könnte wohl vom Magen ausgesogen, aber nicht verdaut worden sein. Denn man hat es erst nach sechs Monaten (f) von sich gegeben, und es ist eine Spekkschwarte (g) zwei ganzer Jahre im Magen geblie- ben; man hat genossene Därme (h) ganzer vierzehn Jah- re lang bei sich getragen und endlich ausgebrochen: und bisweilen ist so gar Fleisch (i) sehr lange im Magen un- verdaut liegen geblieben. Doch auch Hunde verdauen nicht einmal Leder (k).
Man hat Menschen gesehen, deren Magen sich beina- he ganz verzehrt hatte, und davon fast nur noch die bei- den Magenmünde, und ein Theil vom Grunde übrig ge- blieben war (l). Bei diesen Personen läst sich gewis we- nig gutes von der peristaltischen Bewegung erwarten. Man lieset auch vom Straussen, daß er dennoch leben geblieben, ob sein Magen gleich vom Eisenwerke durch- stochen war.
Von diesen Ursachen mag es hergekommen sein, daß einige Schriftsteller die peristaltische Magenbewegung in Thieren, die Zähne haben, für schwach ausgeben (m) und sie geben ihr nur eine Kraft von drei Unzen (n). Und andere verwerfen überhaupt (o) die peristaltische Be- wegung des Magens.
Doch
(f)[Spaltenumbruch]HILD Cent. I. obs. 3.
(g)Id. Cent. IV. obs. 33.
(h)BEHRENS diaetet p. 189.
(i)Eph. Nat. Cur. Dec. II. ann. 9. obs. 82.
(k)VERCELL. Sect. 2. WE- PFER.
(l)Journ. de Med. 1758. Mars
(m)le FRANCOIS reflex. crit. [Spaltenumbruch]
p. 307. LIEUTAUD Phisiol. p. 135. HELVET Mem. d. 1719. p. 341. ASTRUC. Epist. cicut. p. 3. seqq.
(n)ASTRUC I. c. p. 30. &c. p. 262.
(o)LANGGUTH in einer be- sondern diss.
IV. Abſchnitt. Beobacht. am Magen.
Spizzen und Blaͤtter, die im Magen gewachſen, durchs Erbrechen ausgeworfen ſein, nachdem die Koͤrner im Ma- gen ganze Monate geſtekkt haͤtten.
Leder koͤnnte wohl vom Magen ausgeſogen, aber nicht verdaut worden ſein. Denn man hat es erſt nach ſechs Monaten (f) von ſich gegeben, und es iſt eine Spekkſchwarte (g) zwei ganzer Jahre im Magen geblie- ben; man hat genoſſene Daͤrme (h) ganzer vierzehn Jah- re lang bei ſich getragen und endlich ausgebrochen: und bisweilen iſt ſo gar Fleiſch (i) ſehr lange im Magen un- verdaut liegen geblieben. Doch auch Hunde verdauen nicht einmal Leder (k).
Man hat Menſchen geſehen, deren Magen ſich beina- he ganz verzehrt hatte, und davon faſt nur noch die bei- den Magenmuͤnde, und ein Theil vom Grunde uͤbrig ge- blieben war (l). Bei dieſen Perſonen laͤſt ſich gewis we- nig gutes von der periſtaltiſchen Bewegung erwarten. Man lieſet auch vom Strauſſen, daß er dennoch leben geblieben, ob ſein Magen gleich vom Eiſenwerke durch- ſtochen war.
Von dieſen Urſachen mag es hergekommen ſein, daß einige Schriftſteller die periſtaltiſche Magenbewegung in Thieren, die Zaͤhne haben, fuͤr ſchwach ausgeben (m) und ſie geben ihr nur eine Kraft von drei Unzen (n). Und andere verwerfen uͤberhaupt (o) die periſtaltiſche Be- wegung des Magens.
Doch
(f)[Spaltenumbruch]HILD Cent. I. obſ. 3.
(g)Id. Cent. IV. obſ. 33.
(h)BEHRENS diaetet p. 189.
(i)Eph. Nat. Cur. Dec. II. ann. 9. obſ. 82.
(k)VERCELL. Sect. 2. WE- PFER.
(l)Journ. de Med. 1758. Mars
(m)le FRANCOIS reflex. crit. [Spaltenumbruch]
p. 307. LIEUTAUD Phiſiol. p. 135. HELVET Mém. d. 1719. p. 341. ASTRUC. Epiſt. cicut. p. 3. ſeqq.
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[395[411]/0431]
IV. Abſchnitt. Beobacht. am Magen.
Spizzen und Blaͤtter, die im Magen gewachſen, durchs
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gen ganze Monate geſtekkt haͤtten.
Leder koͤnnte wohl vom Magen ausgeſogen, aber
nicht verdaut worden ſein. Denn man hat es erſt nach
ſechs Monaten (f) von ſich gegeben, und es iſt eine
Spekkſchwarte (g) zwei ganzer Jahre im Magen geblie-
ben; man hat genoſſene Daͤrme (h) ganzer vierzehn Jah-
re lang bei ſich getragen und endlich ausgebrochen: und
bisweilen iſt ſo gar Fleiſch (i) ſehr lange im Magen un-
verdaut liegen geblieben. Doch auch Hunde verdauen
nicht einmal Leder (k).
Man hat Menſchen geſehen, deren Magen ſich beina-
he ganz verzehrt hatte, und davon faſt nur noch die bei-
den Magenmuͤnde, und ein Theil vom Grunde uͤbrig ge-
blieben war (l). Bei dieſen Perſonen laͤſt ſich gewis we-
nig gutes von der periſtaltiſchen Bewegung erwarten.
Man lieſet auch vom Strauſſen, daß er dennoch leben
geblieben, ob ſein Magen gleich vom Eiſenwerke durch-
ſtochen war.
Von dieſen Urſachen mag es hergekommen ſein, daß
einige Schriftſteller die periſtaltiſche Magenbewegung in
Thieren, die Zaͤhne haben, fuͤr ſchwach ausgeben (m)
und ſie geben ihr nur eine Kraft von drei Unzen (n).
Und andere verwerfen uͤberhaupt (o) die periſtaltiſche Be-
wegung des Magens.
Doch
(f)
HILD Cent. I. obſ. 3.
(g) Id. Cent. IV. obſ. 33.
(h) BEHRENS diaetet p. 189.
(i) Eph. Nat. Cur. Dec. II.
ann. 9. obſ. 82.
(k) VERCELL. Sect. 2. WE-
PFER.
(l) Journ. de Med. 1758. Mars
(m) le FRANCOIS reflex. crit.
p. 307. LIEUTAUD Phiſiol.
p. 135. HELVET Mém. d. 1719.
p. 341. ASTRUC. Epiſt. cicut.
p. 3. ſeqq.
(n) ASTRUC I. c. p. 30. &c.
p. 262.
(o) LANGGUTH in einer be-
ſondern diſſ.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 395[411]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/431>, abgerufen am 21.11.2024.
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