So einfach diese Ursache ist, so gros ist ihr Erfolg. Denn es schwindet schon im gemeinen Wasser (e) und im warmen Wasser noch mehr, alles Fleisch, und eine jede Membran, ja mit der Zeit auch der allerhärteste Stein (f): und es ist hier der Versuch, welchen der vor- trefliche Albin(g) in einer andern Absicht vorgetragen, von gutem Nuzzen da nämlich Membranen nach einer lang- wierigen Maceration endlich verschwanden. Man siehet, wie die äusserst harte Membran, der Aorte nach und nach aufschwillt (h), daß in ihr grosse Räumchen entstehen, wel- che sich mit Wasser anfüllen, und daß die Fasern und Platten, welche diese Räume verschlossen, von Ta- ge zu Tage immer loser werden (i), daß mehr Wasser, und weniger feste Materie wird, die Länge der Fasern ab- nimmt der Zusammenhang aufhört, bis sie zu einer Art vom Schwamm wird, wie Vieussens meldet (k), endlich aber sich in ein Schleimwesen verwandelt, worinnen nichts mehr zusammenhängendes, und festes übrig bleibt. Jch habe diese wichtige Versuche an der Haut, an der harten Gehirnhaut und allen Membranen des mensch- lichen Körpers gemacht.
Wenn alles dieses von dem Wasser allein, welches sich verstolen einschleicht, herrührt, so wird man sich folglich nicht wundern dörfen, wenn eben dergleichen im Magen und viel geschwinder, als vom blossen Wasser geschicht, indem hier sowohl Wärme, als Luft, sowohl der Anfang zu einer Fäulnis, als ein Reiben statt hat, welches darum so gewaltig wird, weil es langsam, und durch langen Gebrauch wiederholt wirkt. Man kennt die Salze sehr wohl, und in diese lassen sich, noch viel
här-
(e)[Spaltenumbruch]Conf. SCHOBINGER de textu cellul.
(f) sonderlich die Steine der Blase selbst.
(g)Adnot. L. V. p. 120. 121.
(h) wie an Erbsen.
(i)[Spaltenumbruch]
wie solche im Kropfe er- weichen p 298.
(k)Conf. L. II. p 63. die Spei- se wird im Magen bald schwam- mig WALAEUS p. 763.
G g 2
IV. Abſchnitt. Beobacht. am Magen.
So einfach dieſe Urſache iſt, ſo gros iſt ihr Erfolg. Denn es ſchwindet ſchon im gemeinen Waſſer (e) und im warmen Waſſer noch mehr, alles Fleiſch, und eine jede Membran, ja mit der Zeit auch der allerhaͤrteſte Stein (f): und es iſt hier der Verſuch, welchen der vor- trefliche Albin(g) in einer andern Abſicht vorgetragen, von gutem Nuzzen da naͤmlich Membranen nach einer lang- wierigen Maceration endlich verſchwanden. Man ſiehet, wie die aͤuſſerſt harte Membran, der Aorte nach und nach aufſchwillt (h), daß in ihr groſſe Raͤumchen entſtehen, wel- che ſich mit Waſſer anfuͤllen, und daß die Faſern und Platten, welche dieſe Raͤume verſchloſſen, von Ta- ge zu Tage immer loſer werden (i), daß mehr Waſſer, und weniger feſte Materie wird, die Laͤnge der Faſern ab- nimmt der Zuſammenhang aufhoͤrt, bis ſie zu einer Art vom Schwamm wird, wie Vieuſſens meldet (k), endlich aber ſich in ein Schleimweſen verwandelt, worinnen nichts mehr zuſammenhaͤngendes, und feſtes uͤbrig bleibt. Jch habe dieſe wichtige Verſuche an der Haut, an der harten Gehirnhaut und allen Membranen des menſch- lichen Koͤrpers gemacht.
Wenn alles dieſes von dem Waſſer allein, welches ſich verſtolen einſchleicht, herruͤhrt, ſo wird man ſich folglich nicht wundern doͤrfen, wenn eben dergleichen im Magen und viel geſchwinder, als vom bloſſen Waſſer geſchicht, indem hier ſowohl Waͤrme, als Luft, ſowohl der Anfang zu einer Faͤulnis, als ein Reiben ſtatt hat, welches darum ſo gewaltig wird, weil es langſam, und durch langen Gebrauch wiederholt wirkt. Man kennt die Salze ſehr wohl, und in dieſe laſſen ſich, noch viel
haͤr-
(e)[Spaltenumbruch]Conf. SCHOBINGER de textu cellul.
(f) ſonderlich die Steine der Blaſe ſelbſt.
(g)Adnot. L. V. p. 120. 121.
(h) wie an Erbſen.
(i)[Spaltenumbruch]
wie ſolche im Kropfe er- weichen p 298.
(k)Conf. L. II. p 63. die Spei- ſe wird im Magen bald ſchwam- mig WALÆUS p. 763.
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[451[467]/0487]
IV. Abſchnitt. Beobacht. am Magen.
So einfach dieſe Urſache iſt, ſo gros iſt ihr Erfolg.
Denn es ſchwindet ſchon im gemeinen Waſſer (e) und
im warmen Waſſer noch mehr, alles Fleiſch, und eine
jede Membran, ja mit der Zeit auch der allerhaͤrteſte
Stein (f): und es iſt hier der Verſuch, welchen der vor-
trefliche Albin (g) in einer andern Abſicht vorgetragen,
von gutem Nuzzen da naͤmlich Membranen nach einer lang-
wierigen Maceration endlich verſchwanden. Man ſiehet,
wie die aͤuſſerſt harte Membran, der Aorte nach und nach
aufſchwillt (h), daß in ihr groſſe Raͤumchen entſtehen, wel-
che ſich mit Waſſer anfuͤllen, und daß die Faſern und
Platten, welche dieſe Raͤume verſchloſſen, von Ta-
ge zu Tage immer loſer werden (i), daß mehr Waſſer,
und weniger feſte Materie wird, die Laͤnge der Faſern ab-
nimmt der Zuſammenhang aufhoͤrt, bis ſie zu einer Art
vom Schwamm wird, wie Vieuſſens meldet (k), endlich
aber ſich in ein Schleimweſen verwandelt, worinnen
nichts mehr zuſammenhaͤngendes, und feſtes uͤbrig bleibt.
Jch habe dieſe wichtige Verſuche an der Haut, an der
harten Gehirnhaut und allen Membranen des menſch-
lichen Koͤrpers gemacht.
Wenn alles dieſes von dem Waſſer allein, welches
ſich verſtolen einſchleicht, herruͤhrt, ſo wird man ſich
folglich nicht wundern doͤrfen, wenn eben dergleichen im
Magen und viel geſchwinder, als vom bloſſen Waſſer
geſchicht, indem hier ſowohl Waͤrme, als Luft, ſowohl
der Anfang zu einer Faͤulnis, als ein Reiben ſtatt hat,
welches darum ſo gewaltig wird, weil es langſam, und
durch langen Gebrauch wiederholt wirkt. Man kennt
die Salze ſehr wohl, und in dieſe laſſen ſich, noch viel
haͤr-
(e)
Conf. SCHOBINGER de
textu cellul.
(f) ſonderlich die Steine der
Blaſe ſelbſt.
(g) Adnot. L. V. p. 120. 121.
(h) wie an Erbſen.
(i)
wie ſolche im Kropfe er-
weichen p 298.
(k) Conf. L. II. p 63. die Spei-
ſe wird im Magen bald ſchwam-
mig WALÆUS p. 763.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 451[467]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/487>, abgerufen am 22.11.2024.
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