Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774.

Bild:
<< vorherige Seite

IV. Abschnitt. Beobacht. am Magen.
anläuft (m); daß die Magenbälle der Gemsen (n) den
Geruch des Ferments behalten; daß im Menschen (n*)
ein saurer Jäscht (o) aus dem Magen gestürzt; daß vom
Gebrauche des Stales ein dergleichen Dampf aufsteigt (p)
wie aus der Eisenfeile kömmt, welche mit Vitrioloel
brauset; und daß man saures Erbrechen, saures Auf-
stossen (q) und andere Anzeigen von einer im Magen
herrschenden Säure antrift, die wir eben angeführt ha-
ben (r).

Vom Fleische sollte man schon eine dergleichen Aus-
artung ins Saure nicht so leicht erwarten. Und dennoch
kömmt auch diese mit der Natur überein. Jch habe die
Muskeln an todten Körpern, sonderlich zu Leiden, wo
man sie sehr lang aufbehielte, bei einem offenbar sauren
Geruche grün beschlagen gesehen; ja es weis ein Jeder,
daß die Fleischbrühen sauer werden, und sich in den gal-
lertartigen Säften die Fermentationssäure selbst in dem
Verderben deutlich offenbaret (s).

Jndessen hat doch der berümte Johann Pringle (t)
vermöge seiner Versuche viel genauer erwiesen, daß das
Fleisch die Art habe, sauer zu werden, und daß es auch
mit Brodt (u) in vier oder fünf Stunden (w) eine Säu-
re annimmt; daß sich ein weinartiger Geruch, und sau-
rer Geschmakk (x) auch nachdem bereits die Fäulnis an-
gegangen war, zeige; daß dieses am gequetschten Fleische
noch geschwinder geschehe (y); daß diese Säure nicht von
faul gewordnen Speichel gehindert werde, mit Fleisch

und
(m) [Spaltenumbruch] PERRAULT p. 203.
(n) HARDER apiar. obs. 14.
(n*) das dentsche Wort von
Jast, fervor.
(o) STOERK ann. med. I. p. 126.
(p) WILLIS de ferment. p. 25.
PECHLIN purg. VIRIDET bon
Chyle p.
69. 266.
(q) ALBIN de apotherapeus.
p. 13. Obs. med. Lond. n.
6.
(r) [Spaltenumbruch] p. 147.
(s) QUESNAY Essay sur
l'Oeeon. anim. II. p.
97.
(t) Appendix ad I. de morbis
militum.
(u) p. 396. 397. 398. 407.
(w) p. 407.
(x) p. 398.
(y) p. 415.

IV. Abſchnitt. Beobacht. am Magen.
anlaͤuft (m); daß die Magenbaͤlle der Gemſen (n) den
Geruch des Ferments behalten; daß im Menſchen (n*)
ein ſaurer Jaͤſcht (o) aus dem Magen geſtuͤrzt; daß vom
Gebrauche des Stales ein dergleichen Dampf aufſteigt (p)
wie aus der Eiſenfeile koͤmmt, welche mit Vitrioloel
brauſet; und daß man ſaures Erbrechen, ſaures Auf-
ſtoſſen (q) und andere Anzeigen von einer im Magen
herrſchenden Saͤure antrift, die wir eben angefuͤhrt ha-
ben (r).

Vom Fleiſche ſollte man ſchon eine dergleichen Aus-
artung ins Saure nicht ſo leicht erwarten. Und dennoch
koͤmmt auch dieſe mit der Natur uͤberein. Jch habe die
Muſkeln an todten Koͤrpern, ſonderlich zu Leiden, wo
man ſie ſehr lang aufbehielte, bei einem offenbar ſauren
Geruche gruͤn beſchlagen geſehen; ja es weis ein Jeder,
daß die Fleiſchbruͤhen ſauer werden, und ſich in den gal-
lertartigen Saͤften die Fermentationsſaͤure ſelbſt in dem
Verderben deutlich offenbaret (s).

Jndeſſen hat doch der beruͤmte Johann Pringle (t)
vermoͤge ſeiner Verſuche viel genauer erwieſen, daß das
Fleiſch die Art habe, ſauer zu werden, und daß es auch
mit Brodt (u) in vier oder fuͤnf Stunden (w) eine Saͤu-
re annimmt; daß ſich ein weinartiger Geruch, und ſau-
rer Geſchmakk (x) auch nachdem bereits die Faͤulnis an-
gegangen war, zeige; daß dieſes am gequetſchten Fleiſche
noch geſchwinder geſchehe (y); daß dieſe Saͤure nicht von
faul gewordnen Speichel gehindert werde, mit Fleiſch

und
(m) [Spaltenumbruch] PERRAULT p. 203.
(n) HARDER apiar. obſ. 14.
(n*) das dentſche Wort von
Jaſt, fervor.
(o) STOERK ann. med. I. p. 126.
(p) WILLIS de ferment. p. 25.
PECHLIN purg. VIRIDET bon
Chyle p.
69. 266.
(q) ALBIN de apotherapeuſ.
p. 13. Obſ. med. Lond. n.
6.
(r) [Spaltenumbruch] p. 147.
(s) QUESNAY Eſſay ſur
l’Oeeon. anim. II. p.
97.
(t) Appendix ad I. de morbis
militum.
(u) p. 396. 397. 398. 407.
(w) p. 407.
(x) p. 398.
(y) p. 415.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0495" n="459[475]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">IV.</hi> Ab&#x017F;chnitt. Beobacht. am Magen.</hi></fw><lb/>
anla&#x0364;uft <note place="foot" n="(m)"><cb/><hi rendition="#aq">PERRAULT p.</hi> 203.</note>; daß die Magenba&#x0364;lle der Gem&#x017F;en <note place="foot" n="(n)"><hi rendition="#aq">HARDER apiar. ob&#x017F;.</hi> 14.</note> den<lb/>
Geruch des Ferments behalten; daß im Men&#x017F;chen <note place="foot" n="(n*)">das dent&#x017F;che Wort von<lb/>
Ja&#x017F;t, <hi rendition="#aq">fervor.</hi></note><lb/>
ein &#x017F;aurer Ja&#x0364;&#x017F;cht <note place="foot" n="(o)"><hi rendition="#aq">STOERK ann. med. I. p.</hi> 126.</note> aus dem Magen ge&#x017F;tu&#x0364;rzt; daß vom<lb/>
Gebrauche des Stales ein dergleichen Dampf auf&#x017F;teigt <note place="foot" n="(p)"><hi rendition="#aq">WILLIS de ferment. p. 25.<lb/>
PECHLIN purg. VIRIDET bon<lb/>
Chyle p.</hi> 69. 266.</note><lb/>
wie aus der Ei&#x017F;enfeile ko&#x0364;mmt, welche mit Vitrioloel<lb/>
brau&#x017F;et; und daß man &#x017F;aures Erbrechen, &#x017F;aures Auf-<lb/>
&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en <note place="foot" n="(q)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">ALBIN</hi> de apotherapeu&#x017F;.<lb/>
p. 13. Ob&#x017F;. med. Lond. n.</hi> 6.</note> und andere Anzeigen von einer im Magen<lb/>
herr&#x017F;chenden Sa&#x0364;ure antrift, die wir eben angefu&#x0364;hrt ha-<lb/>
ben <note place="foot" n="(r)"><cb/><hi rendition="#aq">p.</hi> 147.</note>.</p><lb/>
            <p>Vom Flei&#x017F;che &#x017F;ollte man &#x017F;chon eine dergleichen Aus-<lb/>
artung ins Saure nicht &#x017F;o leicht erwarten. Und dennoch<lb/>
ko&#x0364;mmt auch die&#x017F;e mit der Natur u&#x0364;berein. Jch habe die<lb/>
Mu&#x017F;keln an todten Ko&#x0364;rpern, &#x017F;onderlich zu Leiden, wo<lb/>
man &#x017F;ie &#x017F;ehr lang aufbehielte, bei einem offenbar &#x017F;auren<lb/>
Geruche gru&#x0364;n be&#x017F;chlagen ge&#x017F;ehen; ja es weis ein Jeder,<lb/>
daß die Flei&#x017F;chbru&#x0364;hen &#x017F;auer werden, und &#x017F;ich in den gal-<lb/>
lertartigen Sa&#x0364;ften die Fermentations&#x017F;a&#x0364;ure &#x017F;elb&#x017F;t in dem<lb/>
Verderben deutlich offenbaret <note place="foot" n="(s)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">QUESNAY</hi> E&#x017F;&#x017F;ay &#x017F;ur<lb/>
l&#x2019;Oeeon. anim. II. p.</hi> 97.</note>.</p><lb/>
            <p>Jnde&#x017F;&#x017F;en hat doch der beru&#x0364;mte Johann <hi rendition="#fr">Pringle</hi> <note place="foot" n="(t)"><hi rendition="#aq">Appendix ad I. de morbis<lb/>
militum.</hi></note><lb/>
vermo&#x0364;ge &#x017F;einer Ver&#x017F;uche viel genauer erwie&#x017F;en, daß das<lb/>
Flei&#x017F;ch die Art habe, &#x017F;auer zu werden, und daß es auch<lb/>
mit Brodt <note place="foot" n="(u)"><hi rendition="#aq">p.</hi> 396. 397. 398. 407.</note> in vier oder fu&#x0364;nf Stunden <note place="foot" n="(w)"><hi rendition="#aq">p.</hi> 407.</note> eine Sa&#x0364;u-<lb/>
re annimmt; daß &#x017F;ich ein weinartiger Geruch, und &#x017F;au-<lb/>
rer Ge&#x017F;chmakk <note place="foot" n="(x)"><hi rendition="#aq">p.</hi> 398.</note> auch nachdem bereits die Fa&#x0364;ulnis an-<lb/>
gegangen war, zeige; daß die&#x017F;es am gequet&#x017F;chten Flei&#x017F;che<lb/>
noch ge&#x017F;chwinder ge&#x017F;chehe <note place="foot" n="(y)"><hi rendition="#aq">p.</hi> 415.</note>; daß die&#x017F;e Sa&#x0364;ure nicht von<lb/>
faul gewordnen Speichel gehindert werde, mit Flei&#x017F;ch<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[459[475]/0495] IV. Abſchnitt. Beobacht. am Magen. anlaͤuft (m); daß die Magenbaͤlle der Gemſen (n) den Geruch des Ferments behalten; daß im Menſchen (n*) ein ſaurer Jaͤſcht (o) aus dem Magen geſtuͤrzt; daß vom Gebrauche des Stales ein dergleichen Dampf aufſteigt (p) wie aus der Eiſenfeile koͤmmt, welche mit Vitrioloel brauſet; und daß man ſaures Erbrechen, ſaures Auf- ſtoſſen (q) und andere Anzeigen von einer im Magen herrſchenden Saͤure antrift, die wir eben angefuͤhrt ha- ben (r). Vom Fleiſche ſollte man ſchon eine dergleichen Aus- artung ins Saure nicht ſo leicht erwarten. Und dennoch koͤmmt auch dieſe mit der Natur uͤberein. Jch habe die Muſkeln an todten Koͤrpern, ſonderlich zu Leiden, wo man ſie ſehr lang aufbehielte, bei einem offenbar ſauren Geruche gruͤn beſchlagen geſehen; ja es weis ein Jeder, daß die Fleiſchbruͤhen ſauer werden, und ſich in den gal- lertartigen Saͤften die Fermentationsſaͤure ſelbſt in dem Verderben deutlich offenbaret (s). Jndeſſen hat doch der beruͤmte Johann Pringle (t) vermoͤge ſeiner Verſuche viel genauer erwieſen, daß das Fleiſch die Art habe, ſauer zu werden, und daß es auch mit Brodt (u) in vier oder fuͤnf Stunden (w) eine Saͤu- re annimmt; daß ſich ein weinartiger Geruch, und ſau- rer Geſchmakk (x) auch nachdem bereits die Faͤulnis an- gegangen war, zeige; daß dieſes am gequetſchten Fleiſche noch geſchwinder geſchehe (y); daß dieſe Saͤure nicht von faul gewordnen Speichel gehindert werde, mit Fleiſch und (m) PERRAULT p. 203. (n) HARDER apiar. obſ. 14. (n*) das dentſche Wort von Jaſt, fervor. (o) STOERK ann. med. I. p. 126. (p) WILLIS de ferment. p. 25. PECHLIN purg. VIRIDET bon Chyle p. 69. 266. (q) ALBIN de apotherapeuſ. p. 13. Obſ. med. Lond. n. 6. (r) p. 147. (s) QUESNAY Eſſay ſur l’Oeeon. anim. II. p. 97. (t) Appendix ad I. de morbis militum. (u) p. 396. 397. 398. 407. (w) p. 407. (x) p. 398. (y) p. 415.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/495
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 459[475]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/495>, abgerufen am 22.11.2024.