anläuft (m); daß die Magenbälle der Gemsen (n) den Geruch des Ferments behalten; daß im Menschen (n*) ein saurer Jäscht (o) aus dem Magen gestürzt; daß vom Gebrauche des Stales ein dergleichen Dampf aufsteigt (p) wie aus der Eisenfeile kömmt, welche mit Vitrioloel brauset; und daß man saures Erbrechen, saures Auf- stossen (q) und andere Anzeigen von einer im Magen herrschenden Säure antrift, die wir eben angeführt ha- ben (r).
Vom Fleische sollte man schon eine dergleichen Aus- artung ins Saure nicht so leicht erwarten. Und dennoch kömmt auch diese mit der Natur überein. Jch habe die Muskeln an todten Körpern, sonderlich zu Leiden, wo man sie sehr lang aufbehielte, bei einem offenbar sauren Geruche grün beschlagen gesehen; ja es weis ein Jeder, daß die Fleischbrühen sauer werden, und sich in den gal- lertartigen Säften die Fermentationssäure selbst in dem Verderben deutlich offenbaret (s).
Jndessen hat doch der berümte Johann Pringle(t) vermöge seiner Versuche viel genauer erwiesen, daß das Fleisch die Art habe, sauer zu werden, und daß es auch mit Brodt (u) in vier oder fünf Stunden (w) eine Säu- re annimmt; daß sich ein weinartiger Geruch, und sau- rer Geschmakk (x) auch nachdem bereits die Fäulnis an- gegangen war, zeige; daß dieses am gequetschten Fleische noch geschwinder geschehe (y); daß diese Säure nicht von faul gewordnen Speichel gehindert werde, mit Fleisch
und
(m)[Spaltenumbruch]PERRAULT p. 203.
(n)HARDER apiar. obs. 14.
(n*) das dentsche Wort von Jast, fervor.
(o)STOERK ann. med. I. p. 126.
(p)WILLIS de ferment. p. 25. PECHLIN purg. VIRIDET bon Chyle p. 69. 266.
(q)ALBIN de apotherapeus. p. 13. Obs. med. Lond. n. 6.
(r)[Spaltenumbruch]p. 147.
(s)QUESNAY Essay sur l'Oeeon. anim. II. p. 97.
(t)Appendix ad I. de morbis militum.
(u)p. 396. 397. 398. 407.
(w)p. 407.
(x)p. 398.
(y)p. 415.
IV. Abſchnitt. Beobacht. am Magen.
anlaͤuft (m); daß die Magenbaͤlle der Gemſen (n) den Geruch des Ferments behalten; daß im Menſchen (n*) ein ſaurer Jaͤſcht (o) aus dem Magen geſtuͤrzt; daß vom Gebrauche des Stales ein dergleichen Dampf aufſteigt (p) wie aus der Eiſenfeile koͤmmt, welche mit Vitrioloel brauſet; und daß man ſaures Erbrechen, ſaures Auf- ſtoſſen (q) und andere Anzeigen von einer im Magen herrſchenden Saͤure antrift, die wir eben angefuͤhrt ha- ben (r).
Vom Fleiſche ſollte man ſchon eine dergleichen Aus- artung ins Saure nicht ſo leicht erwarten. Und dennoch koͤmmt auch dieſe mit der Natur uͤberein. Jch habe die Muſkeln an todten Koͤrpern, ſonderlich zu Leiden, wo man ſie ſehr lang aufbehielte, bei einem offenbar ſauren Geruche gruͤn beſchlagen geſehen; ja es weis ein Jeder, daß die Fleiſchbruͤhen ſauer werden, und ſich in den gal- lertartigen Saͤften die Fermentationsſaͤure ſelbſt in dem Verderben deutlich offenbaret (s).
Jndeſſen hat doch der beruͤmte Johann Pringle(t) vermoͤge ſeiner Verſuche viel genauer erwieſen, daß das Fleiſch die Art habe, ſauer zu werden, und daß es auch mit Brodt (u) in vier oder fuͤnf Stunden (w) eine Saͤu- re annimmt; daß ſich ein weinartiger Geruch, und ſau- rer Geſchmakk (x) auch nachdem bereits die Faͤulnis an- gegangen war, zeige; daß dieſes am gequetſchten Fleiſche noch geſchwinder geſchehe (y); daß dieſe Saͤure nicht von faul gewordnen Speichel gehindert werde, mit Fleiſch
und
(m)[Spaltenumbruch]PERRAULT p. 203.
(n)HARDER apiar. obſ. 14.
(n*) das dentſche Wort von Jaſt, fervor.
(o)STOERK ann. med. I. p. 126.
(p)WILLIS de ferment. p. 25. PECHLIN purg. VIRIDET bon Chyle p. 69. 266.
(q)ALBIN de apotherapeuſ. p. 13. Obſ. med. Lond. n. 6.
(r)[Spaltenumbruch]p. 147.
(s)QUESNAY Eſſay ſur l’Oeeon. anim. II. p. 97.
(t)Appendix ad I. de morbis militum.
(u)p. 396. 397. 398. 407.
(w)p. 407.
(x)p. 398.
(y)p. 415.
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[459[475]/0495]
IV. Abſchnitt. Beobacht. am Magen.
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Geruch des Ferments behalten; daß im Menſchen (n*)
ein ſaurer Jaͤſcht (o) aus dem Magen geſtuͤrzt; daß vom
Gebrauche des Stales ein dergleichen Dampf aufſteigt (p)
wie aus der Eiſenfeile koͤmmt, welche mit Vitrioloel
brauſet; und daß man ſaures Erbrechen, ſaures Auf-
ſtoſſen (q) und andere Anzeigen von einer im Magen
herrſchenden Saͤure antrift, die wir eben angefuͤhrt ha-
ben (r).
Vom Fleiſche ſollte man ſchon eine dergleichen Aus-
artung ins Saure nicht ſo leicht erwarten. Und dennoch
koͤmmt auch dieſe mit der Natur uͤberein. Jch habe die
Muſkeln an todten Koͤrpern, ſonderlich zu Leiden, wo
man ſie ſehr lang aufbehielte, bei einem offenbar ſauren
Geruche gruͤn beſchlagen geſehen; ja es weis ein Jeder,
daß die Fleiſchbruͤhen ſauer werden, und ſich in den gal-
lertartigen Saͤften die Fermentationsſaͤure ſelbſt in dem
Verderben deutlich offenbaret (s).
Jndeſſen hat doch der beruͤmte Johann Pringle (t)
vermoͤge ſeiner Verſuche viel genauer erwieſen, daß das
Fleiſch die Art habe, ſauer zu werden, und daß es auch
mit Brodt (u) in vier oder fuͤnf Stunden (w) eine Saͤu-
re annimmt; daß ſich ein weinartiger Geruch, und ſau-
rer Geſchmakk (x) auch nachdem bereits die Faͤulnis an-
gegangen war, zeige; daß dieſes am gequetſchten Fleiſche
noch geſchwinder geſchehe (y); daß dieſe Saͤure nicht von
faul gewordnen Speichel gehindert werde, mit Fleiſch
und
(m)
PERRAULT p. 203.
(n) HARDER apiar. obſ. 14.
(n*) das dentſche Wort von
Jaſt, fervor.
(o) STOERK ann. med. I. p. 126.
(p) WILLIS de ferment. p. 25.
PECHLIN purg. VIRIDET bon
Chyle p. 69. 266.
(q) ALBIN de apotherapeuſ.
p. 13. Obſ. med. Lond. n. 6.
(r)
p. 147.
(s) QUESNAY Eſſay ſur
l’Oeeon. anim. II. p. 97.
(t) Appendix ad I. de morbis
militum.
(u) p. 396. 397. 398. 407.
(w) p. 407.
(x) p. 398.
(y) p. 415.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 459[475]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/495>, abgerufen am 22.11.2024.
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