ten Magens (r), sonderlich im Kameele (y) zälen, wel- ches Thier, vielleicht dieses Baues wegen mit seinem Wasservorrate zufrieden, die Wüsteneien Arabiens mit Vertrauen durchirret, und den ganzen Sommer durch ohne Trinken aushalten könnte, wie ich von dem Wär- ter eines Dromedars (z) vernommen. Jch will nicht in Abrede sein, daß nicht auch an diesem Orte Speisen verweilen, und zwischen den beweglichen Fleischblättern zerrieben werden (a).
Es läst sich aber sehr ungezwungen zeigen, daß die Absicht der Klappen hauptsächlich diese sei, die Speisen lange verweilen zu lassen. Daß es nämlich nicht die Leichtigkeit der Ausdehnung sei, zeigen die Klappen des dritten Magens an den Wiederkäuenden, und im Ma- gen der Kameele, welche keine Ausdehnung vertilgt.
Die Härte zeiget z. E. als an der Maulwurfsgrille, daß sie nicht bestimmt sind, die ausdämpfende Fläche des Magens zu vergrössern.
Man hat also billig vorlängst geurtheilet, daß ein Theil von der zarten Flüßigkeit von dem Magen wieder eingefogen werde (b).
Dasjenige, was von ihm eingesogen wird ist zart (c), farbenlos, geistig, wässrig, und es wird nicht der gröste Theil des Narhaften in den Speisen von den Blutadern des Magens aufgenommen. Denn oft sind Leute an der Auszehrung gestorben, wenn ihr Pförtner verstopft war (d) oder wenn die Leber den Magen verdrengte (e)
oder
(r)[Spaltenumbruch]PEYER Merycolog. ic. 6. p. 125. PERRAULT I. c. t. 14. f. 1.
(y)PARIS anat. anim. P. I. p. 76 Comm. Acad. Petr. T. X. p. 341.
(z)Conf. p. 177. die durstige Araber, schneiden den Magen der Kamele auf, und töschen sich den Durst LABAT Afr. Occid. T. I. p. 299.
(a)[Spaltenumbruch]DUVERNEY T. II. p. 444.
(b)GUIDOT prolegom. de urin. p. 37.
(c)Idem.
(d)VITI dialogh. IV. p. 109. Zod. Gall. I. RICHA epidem II. p. 149. und scirrhis. Eph. Nat. Cur. Vol. VIII. obs. 16. von Ker- ne verstopft.
(e)BECK de palpit. cord. p. 34.
Der Magen. XIX. Buch.
ten Magens (r), ſonderlich im Kameele (y) zaͤlen, wel- ches Thier, vielleicht dieſes Baues wegen mit ſeinem Waſſervorrate zufrieden, die Wuͤſteneien Arabiens mit Vertrauen durchirret, und den ganzen Sommer durch ohne Trinken aushalten koͤnnte, wie ich von dem Waͤr- ter eines Dromedars (z) vernommen. Jch will nicht in Abrede ſein, daß nicht auch an dieſem Orte Speiſen verweilen, und zwiſchen den beweglichen Fleiſchblaͤttern zerrieben werden (a).
Es laͤſt ſich aber ſehr ungezwungen zeigen, daß die Abſicht der Klappen hauptſaͤchlich dieſe ſei, die Speiſen lange verweilen zu laſſen. Daß es naͤmlich nicht die Leichtigkeit der Ausdehnung ſei, zeigen die Klappen des dritten Magens an den Wiederkaͤuenden, und im Ma- gen der Kameele, welche keine Ausdehnung vertilgt.
Die Haͤrte zeiget z. E. als an der Maulwurfsgrille, daß ſie nicht beſtimmt ſind, die ausdaͤmpfende Flaͤche des Magens zu vergroͤſſern.
Man hat alſo billig vorlaͤngſt geurtheilet, daß ein Theil von der zarten Fluͤßigkeit von dem Magen wieder eingefogen werde (b).
Dasjenige, was von ihm eingeſogen wird iſt zart (c), farbenlos, geiſtig, waͤſſrig, und es wird nicht der groͤſte Theil des Narhaften in den Speiſen von den Blutadern des Magens aufgenommen. Denn oft ſind Leute an der Auszehrung geſtorben, wenn ihr Pfoͤrtner verſtopft war (d) oder wenn die Leber den Magen verdrengte (e)
oder
(r)[Spaltenumbruch]PEYER Merycolog. ic. 6. p. 125. PERRAULT I. c. t. 14. f. 1.
(y)PARIS anat. anim. P. I. p. 76 Comm. Acad. Petr. T. X. p. 341.
(z)Conf. p. 177. die durſtige Araber, ſchneiden den Magen der Kamele auf, und toͤſchen ſich den Durſt LABAT Afr. Occid. T. I. p. 299.
(a)[Spaltenumbruch]DUVERNEY T. II. p. 444.
(b)GUIDOT prolegom. de urin. p. 37.
(c)Idem.
(d)VITI dialogh. IV. p. 109. Zod. Gall. I. RICHA epidem II. p. 149. und ſcirrhis. Eph. Nat. Cur. Vol. VIII. obſ. 16. von Ker- ne verſtopft.
(e)BECK de palpit. cord. p. 34.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0526"n="490[506]"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Der Magen. <hirendition="#aq">XIX.</hi> Buch.</hi></fw><lb/>
ten Magens <noteplace="foot"n="(r)"><cb/><hirendition="#aq">PEYER Merycolog. ic. 6.<lb/>
p. 125. PERRAULT I. c. t. 14. f.</hi> 1.</note>, ſonderlich im Kameele <noteplace="foot"n="(y)"><hirendition="#aq"><hirendition="#g">PARIS</hi> anat. anim. P. I.<lb/>
p. 76 Comm. Acad. Petr. T. X.<lb/>
p.</hi> 341.</note> zaͤlen, wel-<lb/>
ches Thier, vielleicht dieſes Baues wegen mit ſeinem<lb/>
Waſſervorrate zufrieden, die Wuͤſteneien Arabiens mit<lb/>
Vertrauen durchirret, und den ganzen Sommer durch<lb/>
ohne Trinken aushalten koͤnnte, wie ich von dem Waͤr-<lb/>
ter eines Dromedars <noteplace="foot"n="(z)"><hirendition="#aq">Conf. p.</hi> 177. die durſtige<lb/>
Araber, ſchneiden den Magen der<lb/>
Kamele auf, und toͤſchen ſich den<lb/>
Durſt <hirendition="#aq">LABAT Afr. Occid. T. I.<lb/>
p.</hi> 299.</note> vernommen. Jch will nicht<lb/>
in Abrede ſein, daß nicht auch an dieſem Orte Speiſen<lb/>
verweilen, und zwiſchen den beweglichen Fleiſchblaͤttern<lb/>
zerrieben werden <noteplace="foot"n="(a)"><cb/><hirendition="#aq">DUVERNEY T. II. p.</hi> 444.</note>.</p><lb/><p>Es laͤſt ſich aber ſehr ungezwungen zeigen, daß die<lb/>
Abſicht der Klappen hauptſaͤchlich dieſe ſei, die Speiſen<lb/>
lange verweilen zu laſſen. Daß es naͤmlich nicht die<lb/>
Leichtigkeit der Ausdehnung ſei, zeigen die Klappen des<lb/>
dritten Magens an den Wiederkaͤuenden, und im Ma-<lb/>
gen der Kameele, welche keine Ausdehnung vertilgt.</p><lb/><p>Die Haͤrte zeiget z. E. als an der Maulwurfsgrille,<lb/>
daß ſie nicht beſtimmt ſind, die ausdaͤmpfende Flaͤche des<lb/>
Magens zu vergroͤſſern.</p><lb/><p>Man hat alſo billig vorlaͤngſt geurtheilet, daß ein<lb/>
Theil von der zarten Fluͤßigkeit von dem Magen wieder<lb/>
eingefogen werde <noteplace="foot"n="(b)"><hirendition="#aq"><hirendition="#g">GUIDOT</hi> prolegom. de<lb/>
urin. p.</hi> 37.</note>.</p><lb/><p>Dasjenige, was von ihm eingeſogen wird iſt zart <noteplace="foot"n="(c)"><hirendition="#aq"><hirendition="#i">Idem.</hi></hi></note>,<lb/>
farbenlos, geiſtig, waͤſſrig, und es wird nicht der groͤſte<lb/>
Theil des Narhaften in den Speiſen von den Blutadern<lb/>
des Magens aufgenommen. Denn oft ſind Leute an der<lb/>
Auszehrung geſtorben, wenn ihr Pfoͤrtner verſtopft<lb/>
war <noteplace="foot"n="(d)"><hirendition="#aq">VITI dialogh. IV. p. 109.<lb/>
Zod. Gall. I. RICHA epidem II.<lb/>
p.</hi> 149. und <hirendition="#aq">ſcirrhis. Eph. Nat.<lb/>
Cur. Vol. VIII. obſ.</hi> 16. von Ker-<lb/>
ne verſtopft.</note> oder wenn die Leber den Magen verdrengte <noteplace="foot"n="(e)"><hirendition="#aq">BECK de palpit. cord. p.</hi> 34.</note><lb/><fwplace="bottom"type="catch">oder</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[490[506]/0526]
Der Magen. XIX. Buch.
ten Magens (r), ſonderlich im Kameele (y) zaͤlen, wel-
ches Thier, vielleicht dieſes Baues wegen mit ſeinem
Waſſervorrate zufrieden, die Wuͤſteneien Arabiens mit
Vertrauen durchirret, und den ganzen Sommer durch
ohne Trinken aushalten koͤnnte, wie ich von dem Waͤr-
ter eines Dromedars (z) vernommen. Jch will nicht
in Abrede ſein, daß nicht auch an dieſem Orte Speiſen
verweilen, und zwiſchen den beweglichen Fleiſchblaͤttern
zerrieben werden (a).
Es laͤſt ſich aber ſehr ungezwungen zeigen, daß die
Abſicht der Klappen hauptſaͤchlich dieſe ſei, die Speiſen
lange verweilen zu laſſen. Daß es naͤmlich nicht die
Leichtigkeit der Ausdehnung ſei, zeigen die Klappen des
dritten Magens an den Wiederkaͤuenden, und im Ma-
gen der Kameele, welche keine Ausdehnung vertilgt.
Die Haͤrte zeiget z. E. als an der Maulwurfsgrille,
daß ſie nicht beſtimmt ſind, die ausdaͤmpfende Flaͤche des
Magens zu vergroͤſſern.
Man hat alſo billig vorlaͤngſt geurtheilet, daß ein
Theil von der zarten Fluͤßigkeit von dem Magen wieder
eingefogen werde (b).
Dasjenige, was von ihm eingeſogen wird iſt zart (c),
farbenlos, geiſtig, waͤſſrig, und es wird nicht der groͤſte
Theil des Narhaften in den Speiſen von den Blutadern
des Magens aufgenommen. Denn oft ſind Leute an der
Auszehrung geſtorben, wenn ihr Pfoͤrtner verſtopft
war (d) oder wenn die Leber den Magen verdrengte (e)
oder
(r)
PEYER Merycolog. ic. 6.
p. 125. PERRAULT I. c. t. 14. f. 1.
(y) PARIS anat. anim. P. I.
p. 76 Comm. Acad. Petr. T. X.
p. 341.
(z) Conf. p. 177. die durſtige
Araber, ſchneiden den Magen der
Kamele auf, und toͤſchen ſich den
Durſt LABAT Afr. Occid. T. I.
p. 299.
(a)
DUVERNEY T. II. p. 444.
(b) GUIDOT prolegom. de
urin. p. 37.
(c) Idem.
(d) VITI dialogh. IV. p. 109.
Zod. Gall. I. RICHA epidem II.
p. 149. und ſcirrhis. Eph. Nat.
Cur. Vol. VIII. obſ. 16. von Ker-
ne verſtopft.
(e) BECK de palpit. cord. p. 34.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 490[506]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/526>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.