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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774.

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II. Abschn. Nuzzen der Membranen.

Es sei, sezzt man hinzu, um den Nieren eine grosse
Menge Fett, so wie an den uneigentlichen Nezzen der
Vögel, oder vierfüßigen Thiere (f), und von da kom-
me doch nichts zur Leber: ja es hätten Jnsekten viel Fett,
da sie doch keine Leber hätten.

Bei den Pferden komme das Fett (g), ohngeachtet
das Nezz in den grossen Bewegungen erschüttert werde,
dennoch nicht in die Blutadern zurükke; sondern sinke
gleichsam geschmolzen in die Höle des Unterleibes (h),
und lege sich um das Gedärm an.

Es sei das Exempel von dem in die Blutadern zu-
rükkgetriebnen Fette, in den Fröschen, noch sehr zwei-
felhaft: wenigstens kann ich sagen, daß es mir niemals
damit glükken wollen.

Ob dieses gleich unser Vertrauen zu mindern scheint,
so ist dennoch gewis, daß das Fett von den Blutadern
wieder aufgenommen wird (i), und ein fetter Körper
würde nicht mager werden, wenn solches nicht geschehe.
Wird es nun von dem Nezze und dem Gekröse in die
Blutadern resorbirt, so gelangt es in der That in die
Leber. Kömmt es dahin, und ist die Galle übermäs-
sig fett, warum sollte nicht ein Theil dieses Nezzfettes
zur Zusammenziehung der Galle verwandt werden? Jch
sehe es wenigstens nicht anders ab.

Daß ein weggeschnittenes Nezz den Magen wenig
Schaden zufüget, geschicht darum, weil nur unter vie-
len, ein einziges Stükkchen vom Nezz und Grimmdarm-

magen-
(f) [Spaltenumbruch] p. 381.
(g) L. I. p. 42.
(h) RUYSCH Thes. II. ass. 3.
[Spaltenumbruch] n. 15. auch im Menschen Fraenk.
Anmerk, T. III. p
209.
(i) L. I. p. 41. seq.
H. Phisiol. 6. B. O o
II. Abſchn. Nuzzen der Membranen.

Es ſei, ſezzt man hinzu, um den Nieren eine groſſe
Menge Fett, ſo wie an den uneigentlichen Nezzen der
Voͤgel, oder vierfuͤßigen Thiere (f), und von da kom-
me doch nichts zur Leber: ja es haͤtten Jnſekten viel Fett,
da ſie doch keine Leber haͤtten.

Bei den Pferden komme das Fett (g), ohngeachtet
das Nezz in den groſſen Bewegungen erſchuͤttert werde,
dennoch nicht in die Blutadern zuruͤkke; ſondern ſinke
gleichſam geſchmolzen in die Hoͤle des Unterleibes (h),
und lege ſich um das Gedaͤrm an.

Es ſei das Exempel von dem in die Blutadern zu-
ruͤkkgetriebnen Fette, in den Froͤſchen, noch ſehr zwei-
felhaft: wenigſtens kann ich ſagen, daß es mir niemals
damit gluͤkken wollen.

Ob dieſes gleich unſer Vertrauen zu mindern ſcheint,
ſo iſt dennoch gewis, daß das Fett von den Blutadern
wieder aufgenommen wird (i), und ein fetter Koͤrper
wuͤrde nicht mager werden, wenn ſolches nicht geſchehe.
Wird es nun von dem Nezze und dem Gekroͤſe in die
Blutadern reſorbirt, ſo gelangt es in der That in die
Leber. Koͤmmt es dahin, und iſt die Galle uͤbermaͤſ-
ſig fett, warum ſollte nicht ein Theil dieſes Nezzfettes
zur Zuſammenziehung der Galle verwandt werden? Jch
ſehe es wenigſtens nicht anders ab.

Daß ein weggeſchnittenes Nezz den Magen wenig
Schaden zufuͤget, geſchicht darum, weil nur unter vie-
len, ein einziges Stuͤkkchen vom Nezz und Grimmdarm-

magen-
(f) [Spaltenumbruch] p. 381.
(g) L. I. p. 42.
(h) RUYSCH Theſ. II. aſſ. 3.
[Spaltenumbruch] n. 15. auch im Menſchen Frænk.
Anmerk, T. III. p
209.
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[561[577]/0597] II. Abſchn. Nuzzen der Membranen. Es ſei, ſezzt man hinzu, um den Nieren eine groſſe Menge Fett, ſo wie an den uneigentlichen Nezzen der Voͤgel, oder vierfuͤßigen Thiere (f), und von da kom- me doch nichts zur Leber: ja es haͤtten Jnſekten viel Fett, da ſie doch keine Leber haͤtten. Bei den Pferden komme das Fett (g), ohngeachtet das Nezz in den groſſen Bewegungen erſchuͤttert werde, dennoch nicht in die Blutadern zuruͤkke; ſondern ſinke gleichſam geſchmolzen in die Hoͤle des Unterleibes (h), und lege ſich um das Gedaͤrm an. Es ſei das Exempel von dem in die Blutadern zu- ruͤkkgetriebnen Fette, in den Froͤſchen, noch ſehr zwei- felhaft: wenigſtens kann ich ſagen, daß es mir niemals damit gluͤkken wollen. Ob dieſes gleich unſer Vertrauen zu mindern ſcheint, ſo iſt dennoch gewis, daß das Fett von den Blutadern wieder aufgenommen wird (i), und ein fetter Koͤrper wuͤrde nicht mager werden, wenn ſolches nicht geſchehe. Wird es nun von dem Nezze und dem Gekroͤſe in die Blutadern reſorbirt, ſo gelangt es in der That in die Leber. Koͤmmt es dahin, und iſt die Galle uͤbermaͤſ- ſig fett, warum ſollte nicht ein Theil dieſes Nezzfettes zur Zuſammenziehung der Galle verwandt werden? Jch ſehe es wenigſtens nicht anders ab. Daß ein weggeſchnittenes Nezz den Magen wenig Schaden zufuͤget, geſchicht darum, weil nur unter vie- len, ein einziges Stuͤkkchen vom Nezz und Grimmdarm- magen- (f) p. 381. (g) L. I. p. 42. (h) RUYSCH Theſ. II. aſſ. 3. n. 15. auch im Menſchen Frænk. Anmerk, T. III. p 209. (i) L. I. p. 41. ſeq. H. Phiſiol. 6. B. O o

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 561[577]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/597>, abgerufen am 22.11.2024.