Da sie aber klein, von einer dünnen Schneide, und dem Zerbrechen unterworfen sind, so pflegt man nur sol- che Körper damit zu zerstükken, die weniger Widerstand thun, und folglich um Fleisch und dergleichen zu zerschnei- den. Beim Reden ist der Nuzzen der Schneidezähne vorzüglich gros, und es läst sich ohne dieselben nicht deut- lich reden.
§. 18. Die Hundszähne.
Am Menschen nähert sich die Anlage der Zähne mehr den Krautfressenden Thieren.
Der Hundeszahn ist an jeder Seite beider Kinn- bakken nur einzeln, und der Mensch hat überhaupt nicht mehr als vier Hundszähne in allem. Auch diese sind denjenigen Zähnen nicht völlig gleich, welche eben diesen Namen bei den vierfüßigen vom Raube lebenden Thieren zu führen pflegen (y). Sie sind weder viel länger als die übrigen (z) noch gekrümmt. Die Krautfressende (a) wiederkäuende wissen von dieser Art Zähne nichts; die fleischfräßigen tödten, und halten damit vornemlich ihren Raub, und an den Fischen und Schlangen vergiften sie die Wunde (b).
Am Menschen ist ihre Natur das Mittel zwischen den Bakkzähnen und den Schneidezähnen; es ist nemlich ih- re Krone kleiner, als an den grossen Bakkenzähnen, und
wie-
(y)[Spaltenumbruch]EUSTACH. c. 7, im Affen, schon länger DUVERNEY p. 20. PARIS und zalreicher TYSON p. 65. Jm Pygmgeo verhalten sie sich wie im Menschen. TYSON ibid.
(z)[Spaltenumbruch]DUVERNEY I c. p. 9.
(a)IDEM p. 12. noch der Ele- phant p. 20.
(b)SEVERIN viper. p. 225. 240. 418. COITER p. 126.
I. Abſchnitt. Das Kauen.
Da ſie aber klein, von einer duͤnnen Schneide, und dem Zerbrechen unterworfen ſind, ſo pflegt man nur ſol- che Koͤrper damit zu zerſtuͤkken, die weniger Widerſtand thun, und folglich um Fleiſch und dergleichen zu zerſchnei- den. Beim Reden iſt der Nuzzen der Schneidezaͤhne vorzuͤglich gros, und es laͤſt ſich ohne dieſelben nicht deut- lich reden.
§. 18. Die Hundszaͤhne.
Am Menſchen naͤhert ſich die Anlage der Zaͤhne mehr den Krautfreſſenden Thieren.
Der Hundeszahn iſt an jeder Seite beider Kinn- bakken nur einzeln, und der Menſch hat uͤberhaupt nicht mehr als vier Hundszaͤhne in allem. Auch dieſe ſind denjenigen Zaͤhnen nicht voͤllig gleich, welche eben dieſen Namen bei den vierfuͤßigen vom Raube lebenden Thieren zu fuͤhren pflegen (y). Sie ſind weder viel laͤnger als die uͤbrigen (z) noch gekruͤmmt. Die Krautfreſſende (a) wiederkaͤuende wiſſen von dieſer Art Zaͤhne nichts; die fleiſchfraͤßigen toͤdten, und halten damit vornemlich ihren Raub, und an den Fiſchen und Schlangen vergiften ſie die Wunde (b).
Am Menſchen iſt ihre Natur das Mittel zwiſchen den Bakkzaͤhnen und den Schneidezaͤhnen; es iſt nemlich ih- re Krone kleiner, als an den groſſen Bakkenzaͤhnen, und
wie-
(y)[Spaltenumbruch]EUSTACH. c. 7, im Affen, ſchon laͤnger DUVERNEY p. 20. PARIS und zalreicher TYSON p. 65. Jm Pygmgeo verhalten ſie ſich wie im Menſchen. TYSON ibid.
(z)[Spaltenumbruch]DUVERNEY I c. p. 9.
(a)IDEM p. 12. noch der Ele- phant p. 20.
(b)SEVERIN viper. p. 225. 240. 418. COITER p. 126.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0063"n="43"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">I.</hi> Abſchnitt. Das Kauen.</hi></fw><lb/><p>Da ſie aber klein, von einer duͤnnen Schneide, und<lb/>
dem Zerbrechen unterworfen ſind, ſo pflegt man nur ſol-<lb/>
che Koͤrper damit zu zerſtuͤkken, die weniger Widerſtand<lb/>
thun, und folglich um Fleiſch und dergleichen zu zerſchnei-<lb/>
den. Beim Reden iſt der Nuzzen der Schneidezaͤhne<lb/>
vorzuͤglich gros, und es laͤſt ſich ohne dieſelben nicht deut-<lb/>
lich reden.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 18.<lb/><hirendition="#b">Die Hundszaͤhne.</hi></head><lb/><p>Am Menſchen naͤhert ſich die Anlage der Zaͤhne<lb/>
mehr den Krautfreſſenden Thieren.</p><lb/><p>Der <hirendition="#fr">Hundeszahn</hi> iſt an jeder Seite beider Kinn-<lb/>
bakken nur einzeln, und der Menſch hat uͤberhaupt nicht<lb/>
mehr als vier Hundszaͤhne in allem. Auch dieſe ſind<lb/>
denjenigen Zaͤhnen nicht voͤllig gleich, welche eben dieſen<lb/>
Namen bei den vierfuͤßigen vom Raube lebenden Thieren<lb/>
zu fuͤhren pflegen <noteplace="foot"n="(y)"><cb/><hirendition="#aq">EUSTACH. c.</hi> 7, im Affen,<lb/>ſchon laͤnger <hirendition="#aq">DUVERNEY p. 20.<lb/>
PARIS</hi> und zalreicher <hirendition="#aq">TYSON p.</hi> 65.<lb/>
Jm Pygmgeo verhalten ſie ſich<lb/>
wie im Menſchen. <hirendition="#aq"><hirendition="#g">TYSON</hi><lb/>
ibid.</hi></note>. Sie ſind weder viel laͤnger als<lb/>
die uͤbrigen <noteplace="foot"n="(z)"><cb/><hirendition="#aq">DUVERNEY I c. p.</hi> 9.</note> noch gekruͤmmt. Die Krautfreſſende <noteplace="foot"n="(a)"><hirendition="#aq">IDEM p.</hi> 12. noch der Ele-<lb/>
phant <hirendition="#aq">p.</hi> 20.</note><lb/>
wiederkaͤuende wiſſen von dieſer Art Zaͤhne nichts; die<lb/>
fleiſchfraͤßigen toͤdten, und halten damit vornemlich ihren<lb/>
Raub, und an den Fiſchen und Schlangen vergiften ſie<lb/>
die Wunde <noteplace="foot"n="(b)"><hirendition="#aq">SEVERIN viper. p. 225. 240.<lb/>
418. COITER p.</hi> 126.</note>.</p><lb/><p>Am Menſchen iſt ihre Natur das Mittel zwiſchen den<lb/>
Bakkzaͤhnen und den Schneidezaͤhnen; es iſt nemlich ih-<lb/>
re Krone kleiner, als an den groſſen Bakkenzaͤhnen, und<lb/><fwplace="bottom"type="catch">wie-</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[43/0063]
I. Abſchnitt. Das Kauen.
Da ſie aber klein, von einer duͤnnen Schneide, und
dem Zerbrechen unterworfen ſind, ſo pflegt man nur ſol-
che Koͤrper damit zu zerſtuͤkken, die weniger Widerſtand
thun, und folglich um Fleiſch und dergleichen zu zerſchnei-
den. Beim Reden iſt der Nuzzen der Schneidezaͤhne
vorzuͤglich gros, und es laͤſt ſich ohne dieſelben nicht deut-
lich reden.
§. 18.
Die Hundszaͤhne.
Am Menſchen naͤhert ſich die Anlage der Zaͤhne
mehr den Krautfreſſenden Thieren.
Der Hundeszahn iſt an jeder Seite beider Kinn-
bakken nur einzeln, und der Menſch hat uͤberhaupt nicht
mehr als vier Hundszaͤhne in allem. Auch dieſe ſind
denjenigen Zaͤhnen nicht voͤllig gleich, welche eben dieſen
Namen bei den vierfuͤßigen vom Raube lebenden Thieren
zu fuͤhren pflegen (y). Sie ſind weder viel laͤnger als
die uͤbrigen (z) noch gekruͤmmt. Die Krautfreſſende (a)
wiederkaͤuende wiſſen von dieſer Art Zaͤhne nichts; die
fleiſchfraͤßigen toͤdten, und halten damit vornemlich ihren
Raub, und an den Fiſchen und Schlangen vergiften ſie
die Wunde (b).
Am Menſchen iſt ihre Natur das Mittel zwiſchen den
Bakkzaͤhnen und den Schneidezaͤhnen; es iſt nemlich ih-
re Krone kleiner, als an den groſſen Bakkenzaͤhnen, und
wie-
(y)
EUSTACH. c. 7, im Affen,
ſchon laͤnger DUVERNEY p. 20.
PARIS und zalreicher TYSON p. 65.
Jm Pygmgeo verhalten ſie ſich
wie im Menſchen. TYSON
ibid.
(z)
DUVERNEY I c. p. 9.
(a) IDEM p. 12. noch der Ele-
phant p. 20.
(b) SEVERIN viper. p. 225. 240.
418. COITER p. 126.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/63>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.