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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774.

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I. Abschn. Jhr Bau.
§. 14.
Der innere Bau der Milz.

Wir wollen erstlich davon reden, was wir durch die
Sinne zuverläßig wissen, und nachher davon, was man
mutmaßlich, oder vergleichungsweise beigefüget hat.

Es ist demnach die Milz eines Menschen einem
Schwamm änlich, und so saftig, daß sie, wenn man die
Gefässe auswäscht, und auftrokknet, fast nichts davon
übrig bleibt. Werden die Gefässe aber angefüllt, so sieht
man, daß so wohl Schlag-als Blutadern (a) in die Milz
laufen, und durch ein zartes Fadengewebe (b), das vom
Nezz eine Fortsezzung ist, und viel weicher, als in der
Leber ist, festgehalten werden, und ans ihren Löchern in
das Jnwendige der Milz gehen.

Hier geben sie Aeste von sich, ohne eine gewisse Re-
gel zu beobachten (c), nur daß viel weniger kleine Aeste,
als grosse sind, und nachdem diese Aeste ferner kleiner
geworden, so verwandeln sie sich endlich in Pinsel (d),
indem viele kleine Aeste an einander zu liegen kommen.

Je besser man aber die Gefässe anfüllt, ein desto
grösserer Theil von dem Marke der Milz verwandelt sich
in Gefässe (d*).

Und nunmehr begleitet ein sehr zartes Fadengewebe (e)
diese höchst kleine Zweige (f), und der Zerleger siehet wei-
ter nichts mehr. Selbst die Nerven kann das Auge

schwer-
(a) [Spaltenumbruch] Welche im Menschen die
Schlagadern nicht verlassen.
(b) DISDIER splanchnolog.
FIZES p. 107 WINSLOW n.
345.
gleich der GLISSONIANAE ca-
psulae
macht ILL. LIEUTAUD
p.
309.
(c) La SONE I. c. p. 206.
(d) RUYSCH Epist. IV. tab. 4.
f. 3. Thes. VII. tab. 1. f. 1. AL-
[Spaltenumbruch] BIN
bei MESLON p. 13. ELLER
progr.
6.
(d*) DREW de vas. lien. n. 8.
ELLER.
(e) DUVERNEY T. II. p. 246.
CASSEBOHM. la SONE p. 197.
Tissu cotonneux WINSLOW
n.
338. 339
(f) MESLON p. 14.
Q q 2
I. Abſchn. Jhr Bau.
§. 14.
Der innere Bau der Milz.

Wir wollen erſtlich davon reden, was wir durch die
Sinne zuverlaͤßig wiſſen, und nachher davon, was man
mutmaßlich, oder vergleichungsweiſe beigefuͤget hat.

Es iſt demnach die Milz eines Menſchen einem
Schwamm aͤnlich, und ſo ſaftig, daß ſie, wenn man die
Gefaͤſſe auswaͤſcht, und auftrokknet, faſt nichts davon
uͤbrig bleibt. Werden die Gefaͤſſe aber angefuͤllt, ſo ſieht
man, daß ſo wohl Schlag-als Blutadern (a) in die Milz
laufen, und durch ein zartes Fadengewebe (b), das vom
Nezz eine Fortſezzung iſt, und viel weicher, als in der
Leber iſt, feſtgehalten werden, und ans ihren Loͤchern in
das Jnwendige der Milz gehen.

Hier geben ſie Aeſte von ſich, ohne eine gewiſſe Re-
gel zu beobachten (c), nur daß viel weniger kleine Aeſte,
als groſſe ſind, und nachdem dieſe Aeſte ferner kleiner
geworden, ſo verwandeln ſie ſich endlich in Pinſel (d),
indem viele kleine Aeſte an einander zu liegen kommen.

Je beſſer man aber die Gefaͤſſe anfuͤllt, ein deſto
groͤſſerer Theil von dem Marke der Milz verwandelt ſich
in Gefaͤſſe (d*).

Und nunmehr begleitet ein ſehr zartes Fadengewebe (e)
dieſe hoͤchſt kleine Zweige (f), und der Zerleger ſiehet wei-
ter nichts mehr. Selbſt die Nerven kann das Auge

ſchwer-
(a) [Spaltenumbruch] Welche im Menſchen die
Schlagadern nicht verlaſſen.
(b) DISDIER ſplanchnolog.
FIZES p. 107 WINSLOW n.
345.
gleich der GLISSONIANÆ ca-
pſulæ
macht ILL. LIEUTAUD
p.
309.
(c) La SONE I. c. p. 206.
(d) RUYSCH Epiſt. IV. tab. 4.
f. 3. Theſ. VII. tab. 1. f. 1. AL-
[Spaltenumbruch] BIN
bei MESLON p. 13. ELLER
progr.
6.
(d*) DREW de vaſ. lien. n. 8.
ELLER.
(e) DUVERNEY T. II. p. 246.
CASSEBOHM. la SONE p. 197.
Tiſſu cotonneux WINSLOW
n.
338. 339
(f) MESLON p. 14.
Q q 2
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[595[611]/0631] I. Abſchn. Jhr Bau. §. 14. Der innere Bau der Milz. Wir wollen erſtlich davon reden, was wir durch die Sinne zuverlaͤßig wiſſen, und nachher davon, was man mutmaßlich, oder vergleichungsweiſe beigefuͤget hat. Es iſt demnach die Milz eines Menſchen einem Schwamm aͤnlich, und ſo ſaftig, daß ſie, wenn man die Gefaͤſſe auswaͤſcht, und auftrokknet, faſt nichts davon uͤbrig bleibt. Werden die Gefaͤſſe aber angefuͤllt, ſo ſieht man, daß ſo wohl Schlag-als Blutadern (a) in die Milz laufen, und durch ein zartes Fadengewebe (b), das vom Nezz eine Fortſezzung iſt, und viel weicher, als in der Leber iſt, feſtgehalten werden, und ans ihren Loͤchern in das Jnwendige der Milz gehen. Hier geben ſie Aeſte von ſich, ohne eine gewiſſe Re- gel zu beobachten (c), nur daß viel weniger kleine Aeſte, als groſſe ſind, und nachdem dieſe Aeſte ferner kleiner geworden, ſo verwandeln ſie ſich endlich in Pinſel (d), indem viele kleine Aeſte an einander zu liegen kommen. Je beſſer man aber die Gefaͤſſe anfuͤllt, ein deſto groͤſſerer Theil von dem Marke der Milz verwandelt ſich in Gefaͤſſe (d*). Und nunmehr begleitet ein ſehr zartes Fadengewebe (e) dieſe hoͤchſt kleine Zweige (f), und der Zerleger ſiehet wei- ter nichts mehr. Selbſt die Nerven kann das Auge ſchwer- (a) Welche im Menſchen die Schlagadern nicht verlaſſen. (b) DISDIER ſplanchnolog. FIZES p. 107 WINSLOW n. 345. gleich der GLISSONIANÆ ca- pſulæ macht ILL. LIEUTAUD p. 309. (c) La SONE I. c. p. 206. (d) RUYSCH Epiſt. IV. tab. 4. f. 3. Theſ. VII. tab. 1. f. 1. AL- BIN bei MESLON p. 13. ELLER progr. 6. (d*) DREW de vaſ. lien. n. 8. ELLER. (e) DUVERNEY T. II. p. 246. CASSEBOHM. la SONE p. 197. Tiſſu cotonneux WINSLOW n. 338. 339 (f) MESLON p. 14. Q q 2

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 595[611]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/631>, abgerufen am 22.11.2024.