sie haben kein Verhältnis zur Leber, und wir sprächen von der Milz der vierfüßigen Thiere.
Man könnte wiederum von uns fordern, daß wir einen andern Nuzzen von der Milz auf einem zwiefachen Wege ausspüren sollten, nämlich durch Krankheit und durch das Ausschneiden der Milz. Jn den Milzkrank- heiten giengen einige Geschäfte des menschlichen Körpers verloren: folglich sei es zu vermuten, daß es eben diese Geschäfte sind, welche die Milz für den gesammten Kör- per zu verrichten auf sich habe.
Jch habe diesen Weg versucht, aber ohne Nuzzen. Jch fand, daß die Milz überhaupt sehr oft gros wird (c), oft, wie ich schon erinnert, von Scirrhis angegriffen sei (d), ja sich so gar zu Steingewächsen ziemlich schik- ke (d*) und nicht selten gleichsam mit einem faulen Blu- te angefüllt sei.
Hieher kann man die grösser wachsende Milz, und deren Verhärtung rechnen, wenn man die Leibesübun- gen vermindert, weil dadurch der Bewegung des Milz- blutes das eine Jnstrument nämlich die Erschütterung eines lebhaften Atemholens geraubt wird (f). Die faulge- wordne Milz kann man eben dieser Verspätung beimes- sen, denn diese macht auch in gesunden Menschen etwas von dem Blute in der Milz gar zu alkalisch (g).
Jch konnte auch kein einziges dauerhaftes Verhält- nis finden, worinnen Milz und Leber gegen einander stünden. Jch finde die Leber gros, bei einer kleinen
Milz
(c)[Spaltenumbruch]p. 394.
(d)p. 397.
(d*) Jn der Milz ein grosses knochig steiniges Gewächs, so sie- ben Zoll lang gewesen, erwänt MORGAGN. sed caus. morb. 11. p. 67. 68. Andre Beispiele von Steinen der Milz 11. p 67. die Haut der Milzgefässe knorplig ver- [Spaltenumbruch]
hand. van de holl. maatsch T. III. p. 615. die art. splen. breiter und fast knochig MORGAGN. I. c. II. p. 144. darinnen eine knochige Stelle voller geronnen Blut. I. p. 16.
(f)p. 397.
(g)p. 416.
R r 2
II. Abſchn. Jhr Nuzzen.
ſie haben kein Verhaͤltnis zur Leber, und wir ſpraͤchen von der Milz der vierfuͤßigen Thiere.
Man koͤnnte wiederum von uns fordern, daß wir einen andern Nuzzen von der Milz auf einem zwiefachen Wege ausſpuͤren ſollten, naͤmlich durch Krankheit und durch das Ausſchneiden der Milz. Jn den Milzkrank- heiten giengen einige Geſchaͤfte des menſchlichen Koͤrpers verloren: folglich ſei es zu vermuten, daß es eben dieſe Geſchaͤfte ſind, welche die Milz fuͤr den geſammten Koͤr- per zu verrichten auf ſich habe.
Jch habe dieſen Weg verſucht, aber ohne Nuzzen. Jch fand, daß die Milz uͤberhaupt ſehr oft gros wird (c), oft, wie ich ſchon erinnert, von Scirrhis angegriffen ſei (d), ja ſich ſo gar zu Steingewaͤchſen ziemlich ſchik- ke (d*) und nicht ſelten gleichſam mit einem faulen Blu- te angefuͤllt ſei.
Hieher kann man die groͤſſer wachſende Milz, und deren Verhaͤrtung rechnen, wenn man die Leibesuͤbun- gen vermindert, weil dadurch der Bewegung des Milz- blutes das eine Jnſtrument naͤmlich die Erſchuͤtterung eines lebhaften Atemholens geraubt wird (f). Die faulge- wordne Milz kann man eben dieſer Verſpaͤtung beimeſ- ſen, denn dieſe macht auch in geſunden Menſchen etwas von dem Blute in der Milz gar zu alkaliſch (g).
Jch konnte auch kein einziges dauerhaftes Verhaͤlt- nis finden, worinnen Milz und Leber gegen einander ſtuͤnden. Jch finde die Leber gros, bei einer kleinen
Milz
(c)[Spaltenumbruch]p. 394.
(d)p. 397.
(d*) Jn der Milz ein groſſes knochig ſteiniges Gewaͤchs, ſo ſie- ben Zoll lang geweſen, erwaͤnt MORGAGN. ſed cauſ. morb. 11. p. 67. 68. Andre Beiſpiele von Steinen der Milz 11. p 67. die Haut der Milzgefaͤſſe knorplig ver- [Spaltenumbruch]
hand. van de holl. maatſch T. III. p. 615. die art. ſplen. breiter und faſt knochig MORGAGN. I. c. II. p. 144. darinnen eine knochige Stelle voller geronnen Blut. I. p. 16.
(f)p. 397.
(g)p. 416.
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[611[627]/0647]
II. Abſchn. Jhr Nuzzen.
ſie haben kein Verhaͤltnis zur Leber, und wir ſpraͤchen
von der Milz der vierfuͤßigen Thiere.
Man koͤnnte wiederum von uns fordern, daß wir
einen andern Nuzzen von der Milz auf einem zwiefachen
Wege ausſpuͤren ſollten, naͤmlich durch Krankheit und
durch das Ausſchneiden der Milz. Jn den Milzkrank-
heiten giengen einige Geſchaͤfte des menſchlichen Koͤrpers
verloren: folglich ſei es zu vermuten, daß es eben dieſe
Geſchaͤfte ſind, welche die Milz fuͤr den geſammten Koͤr-
per zu verrichten auf ſich habe.
Jch habe dieſen Weg verſucht, aber ohne Nuzzen.
Jch fand, daß die Milz uͤberhaupt ſehr oft gros wird (c),
oft, wie ich ſchon erinnert, von Scirrhis angegriffen
ſei (d), ja ſich ſo gar zu Steingewaͤchſen ziemlich ſchik-
ke (d*) und nicht ſelten gleichſam mit einem faulen Blu-
te angefuͤllt ſei.
Hieher kann man die groͤſſer wachſende Milz, und
deren Verhaͤrtung rechnen, wenn man die Leibesuͤbun-
gen vermindert, weil dadurch der Bewegung des Milz-
blutes das eine Jnſtrument naͤmlich die Erſchuͤtterung
eines lebhaften Atemholens geraubt wird (f). Die faulge-
wordne Milz kann man eben dieſer Verſpaͤtung beimeſ-
ſen, denn dieſe macht auch in geſunden Menſchen etwas
von dem Blute in der Milz gar zu alkaliſch (g).
Jch konnte auch kein einziges dauerhaftes Verhaͤlt-
nis finden, worinnen Milz und Leber gegen einander
ſtuͤnden. Jch finde die Leber gros, bei einer kleinen
Milz
(c)
p. 394.
(d) p. 397.
(d*) Jn der Milz ein groſſes
knochig ſteiniges Gewaͤchs, ſo ſie-
ben Zoll lang geweſen, erwaͤnt
MORGAGN. ſed cauſ. morb. 11.
p. 67. 68. Andre Beiſpiele von
Steinen der Milz 11. p 67. die
Haut der Milzgefaͤſſe knorplig ver-
hand. van de holl. maatſch T. III.
p. 615. die art. ſplen. breiter und
faſt knochig MORGAGN. I. c. II.
p. 144. darinnen eine knochige
Stelle voller geronnen Blut. I.
p. 16.
(f) p. 397.
(g) p. 416.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 611[627]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/647>, abgerufen am 22.11.2024.
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