nes Bandes an das Zahnfleisch befestigt (g). Die Un- terleffze ist kleiner (h). Unterhalb der Unterlippe, gegen die Mitte des Kinnbakkens, liegt das Kinn und Wan- gen, nennt man die schwellende Erhöhung, welche sowohl vor dem Wangenknochen, als unterhalb demselben, längst den Leffzenseiten gesehen wird.
Die äussere Haut ist an den Wangen ebenfalls zart, und ungewönlich voller Gefässe, die in Menge durch das Oberhäutchen durchscheinen. Sie malet sich entweder von dem angehaltnen, oder heftig eindringenden Blute, im Zorn, der Schaam, der Freude und dem Verlangen.
Die innere Haut ist nebst dem zarten Oberhäut- chen (i) viel zärter (k) einfacher, als die äussere Haut, und einer Membran änlicher. Auf dieser Haut liegen, wie an anderm Orte gezeigt werden soll, sehr viele eiför- mige Drüsen, so weit als sich die Leffzen, Wangen und das Kinn erstrekken.
Zwischen diesen Bakken, den Zähnen und Kinnbak- ken ist gleichsam eine äussere Höle des Mundes, welche von selbst zusammen sinkt, damit die Bakken den Zähnen so nahe, als möglich, kommen mögen; doch lassen sich die Bakken auf allerlei Art, entweder wenn sie sich von Luft aufblasen, oder wenn ihre Muskeln wirken, von den Kno- chen entfernen, oder gegenteils an dieselben anschliessen.
Die Hölung wird von dem wirklichen Munde durch eine Scheidewand getrennt; öffnet sich der Mund und
ver-
(g)[Spaltenumbruch]MORGAGNUS Advers. I. p. 3.
(h) Gedoppelt an der Oberlippe RUYSCH Thes. II. ass. 2. n. 5.
(i)MONRO Ess. of a societ. at. [Spaltenumbruch]
Edimb. T. III. p. 118 CASSE- BOHM in posthumis.
(k) Die blutlose Haut inwendig im Munde, Zunge Schlund, Luft- röhrenkopfe, besiehe bei dem ORI- BASIUS p. 46.
D 3
I. Abſchnitt. Das Kauen.
nes Bandes an das Zahnfleiſch befeſtigt (g). Die Un- terleffze iſt kleiner (h). Unterhalb der Unterlippe, gegen die Mitte des Kinnbakkens, liegt das Kinn und Wan- gen, nennt man die ſchwellende Erhoͤhung, welche ſowohl vor dem Wangenknochen, als unterhalb demſelben, laͤngſt den Leffzenſeiten geſehen wird.
Die aͤuſſere Haut iſt an den Wangen ebenfalls zart, und ungewoͤnlich voller Gefaͤſſe, die in Menge durch das Oberhaͤutchen durchſcheinen. Sie malet ſich entweder von dem angehaltnen, oder heftig eindringenden Blute, im Zorn, der Schaam, der Freude und dem Verlangen.
Die innere Haut iſt nebſt dem zarten Oberhaͤut- chen (i) viel zaͤrter (k) einfacher, als die aͤuſſere Haut, und einer Membran aͤnlicher. Auf dieſer Haut liegen, wie an anderm Orte gezeigt werden ſoll, ſehr viele eifoͤr- mige Druͤſen, ſo weit als ſich die Leffzen, Wangen und das Kinn erſtrekken.
Zwiſchen dieſen Bakken, den Zaͤhnen und Kinnbak- ken iſt gleichſam eine aͤuſſere Hoͤle des Mundes, welche von ſelbſt zuſammen ſinkt, damit die Bakken den Zaͤhnen ſo nahe, als moͤglich, kommen moͤgen; doch laſſen ſich die Bakken auf allerlei Art, entweder wenn ſie ſich von Luft aufblaſen, oder wenn ihre Muſkeln wirken, von den Kno- chen entfernen, oder gegenteils an dieſelben anſchlieſſen.
Die Hoͤlung wird von dem wirklichen Munde durch eine Scheidewand getrennt; oͤffnet ſich der Mund und
ver-
(g)[Spaltenumbruch]MORGAGNUS Adverſ. I. p. 3.
(h) Gedoppelt an der Oberlippe RUYSCH Theſ. II. aſſ. 2. n. 5.
(i)MONRO Eſſ. of a ſociet. at. [Spaltenumbruch]
Edimb. T. III. p. 118 CASSE- BOHM in poſthumis.
(k) Die blutloſe Haut inwendig im Munde, Zunge Schlund, Luft- roͤhrenkopfe, beſiehe bei dem ORI- BASIUS p. 46.
D 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0073"n="53"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">I.</hi> Abſchnitt. Das Kauen.</hi></fw><lb/>
nes Bandes an das Zahnfleiſch befeſtigt <noteplace="foot"n="(g)"><cb/><hirendition="#aq">MORGAGNUS Adverſ. I.<lb/>
p.</hi> 3.</note>. Die Un-<lb/>
terleffze iſt kleiner <noteplace="foot"n="(h)">Gedoppelt an der Oberlippe<lb/><hirendition="#aq">RUYSCH Theſ. II. aſſ. 2. n.</hi> 5.</note>. Unterhalb der Unterlippe, gegen<lb/>
die Mitte des Kinnbakkens, liegt das Kinn und Wan-<lb/>
gen, nennt man die ſchwellende Erhoͤhung, welche ſowohl<lb/>
vor dem Wangenknochen, als unterhalb demſelben, laͤngſt<lb/>
den Leffzenſeiten geſehen wird.</p><lb/><p>Die aͤuſſere Haut iſt an den Wangen ebenfalls zart,<lb/>
und ungewoͤnlich voller Gefaͤſſe, die in Menge durch das<lb/>
Oberhaͤutchen durchſcheinen. Sie malet ſich entweder<lb/>
von dem angehaltnen, oder heftig eindringenden Blute,<lb/>
im Zorn, der Schaam, der Freude und dem Verlangen.</p><lb/><p>Die innere Haut iſt nebſt dem zarten Oberhaͤut-<lb/>
chen <noteplace="foot"n="(i)"><hirendition="#aq">MONRO Eſſ. of a ſociet. at.<lb/><cb/>
Edimb. T. III. p. 118 CASSE-<lb/>
BOHM in poſthumis.</hi></note> viel zaͤrter <noteplace="foot"n="(k)">Die blutloſe Haut inwendig<lb/>
im Munde, Zunge Schlund, Luft-<lb/>
roͤhrenkopfe, beſiehe bei dem <hirendition="#aq">ORI-<lb/>
BASIUS p.</hi> 46.</note> einfacher, als die aͤuſſere Haut,<lb/>
und einer Membran aͤnlicher. Auf dieſer Haut liegen,<lb/>
wie an anderm Orte gezeigt werden ſoll, ſehr viele eifoͤr-<lb/>
mige Druͤſen, ſo weit als ſich die Leffzen, Wangen und das<lb/>
Kinn erſtrekken.</p><lb/><p>Zwiſchen dieſen Bakken, den Zaͤhnen und Kinnbak-<lb/>
ken iſt gleichſam eine aͤuſſere Hoͤle des Mundes, welche<lb/>
von ſelbſt zuſammen ſinkt, damit die Bakken den Zaͤhnen<lb/>ſo nahe, als moͤglich, kommen moͤgen; doch laſſen ſich die<lb/>
Bakken auf allerlei Art, entweder wenn ſie ſich von Luft<lb/>
aufblaſen, oder wenn ihre Muſkeln wirken, von den Kno-<lb/>
chen entfernen, oder gegenteils an dieſelben anſchlieſſen.</p><lb/><p>Die Hoͤlung wird von dem wirklichen Munde durch<lb/>
eine Scheidewand getrennt; oͤffnet ſich der Mund und<lb/><fwplace="bottom"type="sig">D 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">ver-</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[53/0073]
I. Abſchnitt. Das Kauen.
nes Bandes an das Zahnfleiſch befeſtigt (g). Die Un-
terleffze iſt kleiner (h). Unterhalb der Unterlippe, gegen
die Mitte des Kinnbakkens, liegt das Kinn und Wan-
gen, nennt man die ſchwellende Erhoͤhung, welche ſowohl
vor dem Wangenknochen, als unterhalb demſelben, laͤngſt
den Leffzenſeiten geſehen wird.
Die aͤuſſere Haut iſt an den Wangen ebenfalls zart,
und ungewoͤnlich voller Gefaͤſſe, die in Menge durch das
Oberhaͤutchen durchſcheinen. Sie malet ſich entweder
von dem angehaltnen, oder heftig eindringenden Blute,
im Zorn, der Schaam, der Freude und dem Verlangen.
Die innere Haut iſt nebſt dem zarten Oberhaͤut-
chen (i) viel zaͤrter (k) einfacher, als die aͤuſſere Haut,
und einer Membran aͤnlicher. Auf dieſer Haut liegen,
wie an anderm Orte gezeigt werden ſoll, ſehr viele eifoͤr-
mige Druͤſen, ſo weit als ſich die Leffzen, Wangen und das
Kinn erſtrekken.
Zwiſchen dieſen Bakken, den Zaͤhnen und Kinnbak-
ken iſt gleichſam eine aͤuſſere Hoͤle des Mundes, welche
von ſelbſt zuſammen ſinkt, damit die Bakken den Zaͤhnen
ſo nahe, als moͤglich, kommen moͤgen; doch laſſen ſich die
Bakken auf allerlei Art, entweder wenn ſie ſich von Luft
aufblaſen, oder wenn ihre Muſkeln wirken, von den Kno-
chen entfernen, oder gegenteils an dieſelben anſchlieſſen.
Die Hoͤlung wird von dem wirklichen Munde durch
eine Scheidewand getrennt; oͤffnet ſich der Mund und
ver-
(g)
MORGAGNUS Adverſ. I.
p. 3.
(h) Gedoppelt an der Oberlippe
RUYSCH Theſ. II. aſſ. 2. n. 5.
(i) MONRO Eſſ. of a ſociet. at.
Edimb. T. III. p. 118 CASSE-
BOHM in poſthumis.
(k) Die blutloſe Haut inwendig
im Munde, Zunge Schlund, Luft-
roͤhrenkopfe, beſiehe bei dem ORI-
BASIUS p. 46.
D 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/73>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.