Es wird daher im Blute der Pfortader mehr Fett zu finden sein, als in irgend einem Geblüte des ganzen Körpers, das zu Absonderungen bestimmt ist. Und es mus sich in diesem Blute eine Menge faulender und halbalkalischer Stoffe befinden.
Es scheint nun, daß sich alles dieses nicht widerlegen lasse, wenn man es durch die Ursachen der Dinge selbst zu widerlegen versuchen wollte. Ob sich aber durch Ver- suche die besondre Natur, des zu der Pfortader zusam- menlaufenden Blutaderblutes eben so wohl bestätigen las- se, dieses verdient noch erwogen zu werden.
Jch lese, daß sich das Blut der Gekrösblutadern mit dem aschfarbnen Chilus (f) vermische, und daß man Streifen, dieses Chili in eben diesen Blutadern, wenn man solche an lebendigen Thieren bindet, sehen könne (g), übrigens sei ihr Blut von dem Blute andrer Blutadern von verschiedner Art, und man will, daß es nicht eben so gerinne (h).
Andre behaupten, es sei das Blut in den Pforten selbst bitter (h*), und man habe es in einer unterbund- nen Pfortader, die man nach zwo Stunden geöffnet, bitter befunden (i), und es sei flüßig, beweglich (k), mehr verdünnt, und gleichsam gallig gewesen (l). So wahrscheinlich dieses immer sein mag, so ist es darum doch nicht gleich wahr. Wir pflegen nämlich oft so un-
glükk-
(f)[Spaltenumbruch]BERSIUS Epist. diss. p. 21. 22.
(g)IOH SWAMMERDAM not. ad I. v. HORNE prodr. p. 28. 29. auch GLISSON da er von ohnge- sehr nahe an der Leber ein Band gezogen ventric. & intest. p. 280.
(h)HELMONT sextupl. digest. n. 38.
(h*)GLISSON p. 395. Corn. CONSENT. Clos. PAPA de hu- mor. p. 111. BIANGHI.
(i)[Spaltenumbruch]FANTON ad MORGAGN. Epist. II. p. 209. LANCIS ad FANTON p 124.
(k) Nach des ILL. MEKELII Versuche in Memoir. de l'Acad. de Berlin T. 12. p. 40. 41. HEU- ERMANN Physiol. T. III. p. 736. CLOS FASELIUS de sang. ven. port. p. 29.
(l)BOHL de lact. viis n. 49.
Die Leber. XXIII. Buch.
Es wird daher im Blute der Pfortader mehr Fett zu finden ſein, als in irgend einem Gebluͤte des ganzen Koͤrpers, das zu Abſonderungen beſtimmt iſt. Und es mus ſich in dieſem Blute eine Menge faulender und halbalkaliſcher Stoffe befinden.
Es ſcheint nun, daß ſich alles dieſes nicht widerlegen laſſe, wenn man es durch die Urſachen der Dinge ſelbſt zu widerlegen verſuchen wollte. Ob ſich aber durch Ver- ſuche die beſondre Natur, des zu der Pfortader zuſam- menlaufenden Blutaderblutes eben ſo wohl beſtaͤtigen laſ- ſe, dieſes verdient noch erwogen zu werden.
Jch leſe, daß ſich das Blut der Gekroͤsblutadern mit dem aſchfarbnen Chilus (f) vermiſche, und daß man Streifen, dieſes Chili in eben dieſen Blutadern, wenn man ſolche an lebendigen Thieren bindet, ſehen koͤnne (g), uͤbrigens ſei ihr Blut von dem Blute andrer Blutadern von verſchiedner Art, und man will, daß es nicht eben ſo gerinne (h).
Andre behaupten, es ſei das Blut in den Pforten ſelbſt bitter (h*), und man habe es in einer unterbund- nen Pfortader, die man nach zwo Stunden geoͤffnet, bitter befunden (i), und es ſei fluͤßig, beweglich (k), mehr verduͤnnt, und gleichſam gallig geweſen (l). So wahrſcheinlich dieſes immer ſein mag, ſo iſt es darum doch nicht gleich wahr. Wir pflegen naͤmlich oft ſo un-
gluͤkk-
(f)[Spaltenumbruch]BERSIUS Epiſt. diſſ. p. 21. 22.
(g)IOH SWAMMERDAM not. ad I. v. HORNE prodr. p. 28. 29. auch GLISSON da er von ohnge- ſehr nahe an der Leber ein Band gezogen ventric. & inteſt. p. 280.
(h)HELMONT ſextupl. digeſt. n. 38.
(h*)GLISSON p. 395. Corn. CONSENT. Clos. PAPA de hu- mor. p. 111. BIANGHI.
(i)[Spaltenumbruch]FANTON ad MORGAGN. Epiſt. II. p. 209. LANCIS ad FANTON p 124.
(k) Nach des ILL. MEKELII Verſuche in Memoir. de l’Acad. de Berlin T. 12. p. 40. 41. HEU- ERMANN Phyſiol. T. III. p. 736. CLOS FASELIUS de ſang. ven. port. p. 29.
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[720[736]/0756]
Die Leber. XXIII. Buch.
Es wird daher im Blute der Pfortader mehr Fett
zu finden ſein, als in irgend einem Gebluͤte des ganzen
Koͤrpers, das zu Abſonderungen beſtimmt iſt. Und es
mus ſich in dieſem Blute eine Menge faulender und
halbalkaliſcher Stoffe befinden.
Es ſcheint nun, daß ſich alles dieſes nicht widerlegen
laſſe, wenn man es durch die Urſachen der Dinge ſelbſt
zu widerlegen verſuchen wollte. Ob ſich aber durch Ver-
ſuche die beſondre Natur, des zu der Pfortader zuſam-
menlaufenden Blutaderblutes eben ſo wohl beſtaͤtigen laſ-
ſe, dieſes verdient noch erwogen zu werden.
Jch leſe, daß ſich das Blut der Gekroͤsblutadern
mit dem aſchfarbnen Chilus (f) vermiſche, und daß man
Streifen, dieſes Chili in eben dieſen Blutadern, wenn
man ſolche an lebendigen Thieren bindet, ſehen koͤnne (g),
uͤbrigens ſei ihr Blut von dem Blute andrer Blutadern
von verſchiedner Art, und man will, daß es nicht eben
ſo gerinne (h).
Andre behaupten, es ſei das Blut in den Pforten
ſelbſt bitter (h*), und man habe es in einer unterbund-
nen Pfortader, die man nach zwo Stunden geoͤffnet,
bitter befunden (i), und es ſei fluͤßig, beweglich (k),
mehr verduͤnnt, und gleichſam gallig geweſen (l). So
wahrſcheinlich dieſes immer ſein mag, ſo iſt es darum
doch nicht gleich wahr. Wir pflegen naͤmlich oft ſo un-
gluͤkk-
(f)
BERSIUS Epiſt. diſſ.
p. 21. 22.
(g) IOH SWAMMERDAM not.
ad I. v. HORNE prodr. p. 28. 29.
auch GLISSON da er von ohnge-
ſehr nahe an der Leber ein Band
gezogen ventric. & inteſt. p. 280.
(h) HELMONT ſextupl. digeſt.
n. 38.
(h*) GLISSON p. 395. Corn.
CONSENT. Clos. PAPA de hu-
mor. p. 111. BIANGHI.
(i)
FANTON ad MORGAGN.
Epiſt. II. p. 209. LANCIS ad
FANTON p 124.
(k) Nach des ILL. MEKELII
Verſuche in Memoir. de l’Acad.
de Berlin T. 12. p. 40. 41. HEU-
ERMANN Phyſiol. T. III. p. 736.
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(l) BOHL de lact. viis n. 49.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 720[736]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/756>, abgerufen am 22.11.2024.
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