als die fleischfräßigen Thiere, welche unter ihren Speisen Fettigkeiten mit geniessen. Man könnte auch noch ver- muthen, daß in Thieren von sparsamen Speisen, we- nigstens unter den Vierfüßigen, die an die Zeit des Es- sens gebundene Notwendigkeit einer häufigern Galle nicht von der Beschaffenheit sey, daß sie ein eignes Behältniß nötig hätte.
§. 2. Die Figur und Lage.
Es besizzen demnach die mehresten fleisch- und kraut- fressende Thiere (a), ein Gallenbehältniß, welches die Alten gemeiniglich Galle, und die Neuern Gallen- blase nennen.
Diese liegt in der beschriebnen Furche (b) der Leber hinterwärts und linker Hand überzwerch; sie neigt sich bei einigen wenig, bei andern gleich viel auf die linke und hintere Seite zu, läuft in erwachsenen Menschen und in Kindern oft auch noch in einjährigen Kindern, mit dem Horizonte in so fern parallel (c) daß sie jedoch mit ihrem Halse (d) ein wenig in die Höhe steigt, und auch mit der Pfortader parallel liegt. Jn der Frucht richtet sie sich ganz und gar in die Höhe (e). Wenn wir liegen, so senket sie sich senkrecht hernieder (f). Jch habe den Grund der Gallenblase ein wenig höher liegen gefunden, indem er gegen den Gallenblasengang zu her- abgekehrt war, und ich habe sie in der Frucht (g) aus (b*)
der,
(a)[Spaltenumbruch]
Jm Ochsen, Schaaf und Gemse.
(b)p. 469. dis ermangelte bis- weilen MORGAGN. Sed. caus. I. p. 252 pflegt dem dritten Theil der Blase zu enthalten VERDIER II. p. 100. und noch darüber conf. FABRIC form. fet. ic.
(c)COLLINS t. 7. f. 2. CHE- SELDEN.
(d)[Spaltenumbruch]
Auch BERTRANDI p. 21.
(e)HUBER Eph. Nat. Cur. IX. obs. 102.
(f) Wegen veränderliche Lage WINSLOW VERDIER II. p. 100.
(g) So im Fuchs Anc. Mem. T. II. p. 244. im Tyger PARIS dies sahe auch, wie ich jezzo lese, MORGAGNUS sed & caus. morb. I. p. 57.
(b*)TREW f. 1.
Die Gallenblaſe. XXIII. Buch.
als die fleiſchfraͤßigen Thiere, welche unter ihren Speiſen Fettigkeiten mit genieſſen. Man koͤnnte auch noch ver- muthen, daß in Thieren von ſparſamen Speiſen, we- nigſtens unter den Vierfuͤßigen, die an die Zeit des Eſ- ſens gebundene Notwendigkeit einer haͤufigern Galle nicht von der Beſchaffenheit ſey, daß ſie ein eignes Behaͤltniß noͤtig haͤtte.
§. 2. Die Figur und Lage.
Es beſizzen demnach die mehreſten fleiſch- und kraut- freſſende Thiere (a), ein Gallenbehaͤltniß, welches die Alten gemeiniglich Galle, und die Neuern Gallen- blaſe nennen.
Dieſe liegt in der beſchriebnen Furche (b) der Leber hinterwaͤrts und linker Hand uͤberzwerch; ſie neigt ſich bei einigen wenig, bei andern gleich viel auf die linke und hintere Seite zu, laͤuft in erwachſenen Menſchen und in Kindern oft auch noch in einjaͤhrigen Kindern, mit dem Horizonte in ſo fern parallel (c) daß ſie jedoch mit ihrem Halſe (d) ein wenig in die Hoͤhe ſteigt, und auch mit der Pfortader parallel liegt. Jn der Frucht richtet ſie ſich ganz und gar in die Hoͤhe (e). Wenn wir liegen, ſo ſenket ſie ſich ſenkrecht hernieder (f). Jch habe den Grund der Gallenblaſe ein wenig hoͤher liegen gefunden, indem er gegen den Gallenblaſengang zu her- abgekehrt war, und ich habe ſie in der Frucht (g) aus (b*)
der,
(a)[Spaltenumbruch]
Jm Ochſen, Schaaf und Gemſe.
(b)p. 469. dis ermangelte bis- weilen MORGAGN. Sed. cauſ. I. p. 252 pflegt dem dritten Theil der Blaſe zu enthalten VERDIER II. p. 100. und noch daruͤber conf. FABRIC form. fet. ic.
(c)COLLINS t. 7. f. 2. CHE- SELDEN.
(d)[Spaltenumbruch]
Auch BERTRANDI p. 21.
(e)HUBER Eph. Nat. Cur. IX. obſ. 102.
(f) Wegen veraͤnderliche Lage WINSLOW VERDIER II. p. 100.
(g) So im Fuchs Anc. Mém. T. II. p. 244. im Tyger PARIS dies ſahe auch, wie ich jezzo leſe, MORGAGNUS ſed & cauſ. morb. I. p. 57.
(b*)TREW f. 1.
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[758[774]/0794]
Die Gallenblaſe. XXIII. Buch.
als die fleiſchfraͤßigen Thiere, welche unter ihren Speiſen
Fettigkeiten mit genieſſen. Man koͤnnte auch noch ver-
muthen, daß in Thieren von ſparſamen Speiſen, we-
nigſtens unter den Vierfuͤßigen, die an die Zeit des Eſ-
ſens gebundene Notwendigkeit einer haͤufigern Galle nicht
von der Beſchaffenheit ſey, daß ſie ein eignes Behaͤltniß
noͤtig haͤtte.
§. 2.
Die Figur und Lage.
Es beſizzen demnach die mehreſten fleiſch- und kraut-
freſſende Thiere (a), ein Gallenbehaͤltniß, welches die
Alten gemeiniglich Galle, und die Neuern Gallen-
blaſe nennen.
Dieſe liegt in der beſchriebnen Furche (b) der Leber
hinterwaͤrts und linker Hand uͤberzwerch; ſie neigt ſich
bei einigen wenig, bei andern gleich viel auf die linke
und hintere Seite zu, laͤuft in erwachſenen Menſchen
und in Kindern oft auch noch in einjaͤhrigen Kindern,
mit dem Horizonte in ſo fern parallel (c) daß ſie jedoch
mit ihrem Halſe (d) ein wenig in die Hoͤhe ſteigt, und
auch mit der Pfortader parallel liegt. Jn der Frucht
richtet ſie ſich ganz und gar in die Hoͤhe (e). Wenn
wir liegen, ſo ſenket ſie ſich ſenkrecht hernieder (f). Jch
habe den Grund der Gallenblaſe ein wenig hoͤher liegen
gefunden, indem er gegen den Gallenblaſengang zu her-
abgekehrt war, und ich habe ſie in der Frucht (g) aus
der,
(b*)
(a)
Jm Ochſen, Schaaf und
Gemſe.
(b) p. 469. dis ermangelte bis-
weilen MORGAGN. Sed. cauſ. I.
p. 252 pflegt dem dritten Theil
der Blaſe zu enthalten VERDIER
II. p. 100. und noch daruͤber conf.
FABRIC form. fet. ic.
(c) COLLINS t. 7. f. 2. CHE-
SELDEN.
(d)
Auch BERTRANDI p. 21.
(e) HUBER Eph. Nat. Cur. IX.
obſ. 102.
(f) Wegen veraͤnderliche Lage
WINSLOW VERDIER II. p. 100.
(g) So im Fuchs Anc. Mém.
T. II. p. 244. im Tyger PARIS
dies ſahe auch, wie ich jezzo leſe,
MORGAGNUS ſed & cauſ.
morb. I. p. 57.
(b*) TREW f. 1.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 758[774]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/794>, abgerufen am 22.11.2024.
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