§. 5. Die Lebergallengänge in den Fischen und Vögeln.
Kein Thier hat, so viel ich weis, eine Gallenblase ohne Leber bekommen, und es ist mir keins bekannt, des- sen Gallenblase von der Leber frei und abstehend wäre. Es scheinet zwar eine von der Leber abgelöste Blase (a), da sie mit dem Gange nicht in Gemeinschaft steht, auch auf keine andre Art, sonderlich in einigen Fischarten, da- mit zusammen zu hängen (b), als in der alosa(c) Bars, Hechte, und Hippoglosso, dem Schwerdtfische (d), dem Froschfische (e), Lachs (f), mihoo, doro(g) und in der Schlange (h), Natter (i), und unter den Vö- geln, in der Trappe (k), dem Meerraben (l), und dem Beinbrecher (m).
Jndessen darf man darum doch nicht gleich behaup- ten, daß in diesen Thieren die Leber mit der Gallenblase in keinem Zusammenhange stehe: denn es kann, so wie bei den meisten Vögeln; so auch in denjenigen Arten, die, wie ich vermuthe, nicht gehörig untersucht worden, eine andere Art von Communication Statt haben.
Gemeiniglich übertreibt man dasjenige, welches man von dem Abstande der Leber von der Blase zu sagen pflegt. Jch habe nichts von dergleichen in denjenigen Fischen ge- (a*)
sehen,
(a)[Spaltenumbruch]DIEMERBROECK p. 74.
(b) Einige Fische haben die Gal- le in der Leber, andre davon ge- trennt, und herabhängend. ARI- STOT. hist. anim. L. II. c. 15. hängt bald an der Leber, bald am Gedärme feste. RONDELET L. III. c. 20.
(c)in iconibus BLASIANIS.
(d) hängt doch mittelst Mem- brane daran. HARTMANN.
(e)[Spaltenumbruch]CHARLETON I. c.
(f)Eph. | Nat. Cur. Dec. II. ann. 1. obs. 85.
(g)REDI p. 4. 5.
(h)SEBA I. c. BLAS p. 281.
(i)VESLING. Epist. IV. SE- VERIN p. 234. Klapperschlange Phil. trans. n. 144.
(k)PARIS II. p. 105.
(l)PARIS I. p. 219.
(m)CORTES beim ALDROV. I. p. 226.
(a*) Jn vielen Fischen ist die Galle von der Leber getrennt, und liegt an dem Gedärme ARISTOT. part. anim. L. IV. c. 2.
D d d 2
II. Abſchn. Jhr Bau.
§. 5. Die Lebergallengaͤnge in den Fiſchen und Voͤgeln.
Kein Thier hat, ſo viel ich weis, eine Gallenblaſe ohne Leber bekommen, und es iſt mir keins bekannt, deſ- ſen Gallenblaſe von der Leber frei und abſtehend waͤre. Es ſcheinet zwar eine von der Leber abgeloͤſte Blaſe (a), da ſie mit dem Gange nicht in Gemeinſchaft ſteht, auch auf keine andre Art, ſonderlich in einigen Fiſcharten, da- mit zuſammen zu haͤngen (b), als in der aloſa(c) Bars, Hechte, und Hippogloſſo, dem Schwerdtfiſche (d), dem Froſchfiſche (e), Lachs (f), mihoo, doro(g) und in der Schlange (h), Natter (i), und unter den Voͤ- geln, in der Trappe (k), dem Meerraben (l), und dem Beinbrecher (m).
Jndeſſen darf man darum doch nicht gleich behaup- ten, daß in dieſen Thieren die Leber mit der Gallenblaſe in keinem Zuſammenhange ſtehe: denn es kann, ſo wie bei den meiſten Voͤgeln; ſo auch in denjenigen Arten, die, wie ich vermuthe, nicht gehoͤrig unterſucht worden, eine andere Art von Communication Statt haben.
Gemeiniglich uͤbertreibt man dasjenige, welches man von dem Abſtande der Leber von der Blaſe zu ſagen pflegt. Jch habe nichts von dergleichen in denjenigen Fiſchen ge- (a*)
ſehen,
(a)[Spaltenumbruch]DIEMERBROECK p. 74.
(b) Einige Fiſche haben die Gal- le in der Leber, andre davon ge- trennt, und herabhaͤngend. ARI- STOT. hiſt. anim. L. II. c. 15. haͤngt bald an der Leber, bald am Gedaͤrme feſte. RONDELET L. III. c. 20.
(c)in iconibus BLASIANIS.
(d) haͤngt doch mittelſt Mem- brane daran. HARTMANN.
(e)[Spaltenumbruch]CHARLETON I. c.
(f)Eph. | Nat. Cur. Dec. II. ann. 1. obſ. 85.
(g)REDI p. 4. 5.
(h)SEBA I. c. BLAS p. 281.
(i)VESLING. Epiſt. IV. SE- VERIN p. 234. Klapperſchlange Phil. tranſ. n. 144.
(k)PARIS II. p. 105.
(l)PARIS I. p. 219.
(m)CORTES beim ALDROV. I. p. 226.
(a*) Jn vielen Fiſchen iſt die Galle von der Leber getrennt, und liegt an dem Gedaͤrme ARISTOT. part. anim. L. IV. c. 2.
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[771[787]/0807]
II. Abſchn. Jhr Bau.
§. 5.
Die Lebergallengaͤnge in den Fiſchen und Voͤgeln.
Kein Thier hat, ſo viel ich weis, eine Gallenblaſe
ohne Leber bekommen, und es iſt mir keins bekannt, deſ-
ſen Gallenblaſe von der Leber frei und abſtehend waͤre.
Es ſcheinet zwar eine von der Leber abgeloͤſte Blaſe (a),
da ſie mit dem Gange nicht in Gemeinſchaft ſteht, auch
auf keine andre Art, ſonderlich in einigen Fiſcharten, da-
mit zuſammen zu haͤngen (b), als in der aloſa (c) Bars,
Hechte, und Hippogloſſo, dem Schwerdtfiſche (d),
dem Froſchfiſche (e), Lachs (f), mihoo, doro (g) und
in der Schlange (h), Natter (i), und unter den Voͤ-
geln, in der Trappe (k), dem Meerraben (l), und dem
Beinbrecher (m).
Jndeſſen darf man darum doch nicht gleich behaup-
ten, daß in dieſen Thieren die Leber mit der Gallenblaſe
in keinem Zuſammenhange ſtehe: denn es kann, ſo wie
bei den meiſten Voͤgeln; ſo auch in denjenigen Arten,
die, wie ich vermuthe, nicht gehoͤrig unterſucht worden,
eine andere Art von Communication Statt haben.
Gemeiniglich uͤbertreibt man dasjenige, welches man
von dem Abſtande der Leber von der Blaſe zu ſagen pflegt.
Jch habe nichts von dergleichen in denjenigen Fiſchen ge-
ſehen,
(a*)
(a)
DIEMERBROECK p. 74.
(b) Einige Fiſche haben die Gal-
le in der Leber, andre davon ge-
trennt, und herabhaͤngend. ARI-
STOT. hiſt. anim. L. II. c. 15.
haͤngt bald an der Leber, bald am
Gedaͤrme feſte. RONDELET L. III.
c. 20.
(c) in iconibus BLASIANIS.
(d) haͤngt doch mittelſt Mem-
brane daran. HARTMANN.
(e)
CHARLETON I. c.
(f) Eph. | Nat. Cur. Dec. II.
ann. 1. obſ. 85.
(g) REDI p. 4. 5.
(h) SEBA I. c. BLAS p. 281.
(i) VESLING. Epiſt. IV. SE-
VERIN p. 234. Klapperſchlange
Phil. tranſ. n. 144.
(k) PARIS II. p. 105.
(l) PARIS I. p. 219.
(m) CORTES beim ALDROV.
I. p. 226.
(a*) Jn vielen Fiſchen iſt die
Galle von der Leber getrennt, und
liegt an dem Gedaͤrme ARISTOT.
part. anim. L. IV. c. 2.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 771[787]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/807>, abgerufen am 22.11.2024.
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