Garengeot versichert, daß vom berümten Ver- dier Gänge gezeiget worden, welche von der Leber nach dem Halse der Blase laufen (b). Und der berümte Westphal(c) erzält eine Erfarung, vermöge der von der ganzen untern Leber ungemein dünne Gänge, die im Anfange nicht breiter, als ein Faden wären, im Fortgehen aber einen grössern Durchmesser bekämen, zur Blase hin gehen, und sich, mit drei Aeste voller Gal- le zusammen laufend, in den Hals der Blase werfen, so daß man die Gallenblase durch dieselben aufblasen könne.
Nach dem Berichte des C. N. Jenty hat man im Menschen Gänge gefunden, welche aus dem Lebergange zur Blase führten, und die offen waren (d), und es meldet der berühmte Detharding etwas, was dennoch hieher gehört, nämlich daß zween Gallengänge, die ein- ander sehr nahe wären, mit kleinen Aesten wechselsweise in einander gefügt gewesen (e). Aus diesem, und wie ich glaube aus der Historie der unvernünftigen Thiere, hat J. Baptista Bianchi ein Sistem gezogen, wobei er noch seine am Menschen gemachte Erfarungen anführt. Er nennet zum Theil Blasenlebergänge | (cystihepati- cos) welche aus den vornemsten Stämmen des Leber- porus entstünden, und neben dem Halse der Blase in- serit wären, und eben diese Gänge brächten die Galle aus der Blase in den Gallenporus.
Zum Theil redet er von Lebergallengängen (he- paticysticis) welche ebenfalls, wiewohl nur aus den klein- sten Aesten des Leberganges entstünden, ungemein klein wären, sich in dem Körper und Boden der Blase öffne- ten, und die Galle aus der Leber ins Bläschen leiteten.
(f)
§. 8.
(b)[Spaltenumbruch]Splanchnolog. T. II. p. 296.
(c)Exsiltent. duct. hepaticyst.
(d)Cours. of. anatomy II. p. 118.
(e)[Spaltenumbruch]Anat. jucund. & util. dem 3.
(f)t. 5. d. d. p. 961. & c. 20. p. 15.
Die Gallenblaſe. XXIII. Buch.
Garengeot verſichert, daß vom beruͤmten Ver- dier Gaͤnge gezeiget worden, welche von der Leber nach dem Halſe der Blaſe laufen (b). Und der beruͤmte Weſtphal(c) erzaͤlt eine Erfarung, vermoͤge der von der ganzen untern Leber ungemein duͤnne Gaͤnge, die im Anfange nicht breiter, als ein Faden waͤren, im Fortgehen aber einen groͤſſern Durchmeſſer bekaͤmen, zur Blaſe hin gehen, und ſich, mit drei Aeſte voller Gal- le zuſammen laufend, in den Hals der Blaſe werfen, ſo daß man die Gallenblaſe durch dieſelben aufblaſen koͤnne.
Nach dem Berichte des C. N. Jenty hat man im Menſchen Gaͤnge gefunden, welche aus dem Lebergange zur Blaſe fuͤhrten, und die offen waren (d), und es meldet der beruͤhmte Detharding etwas, was dennoch hieher gehoͤrt, naͤmlich daß zween Gallengaͤnge, die ein- ander ſehr nahe waͤren, mit kleinen Aeſten wechſelsweiſe in einander gefuͤgt geweſen (e). Aus dieſem, und wie ich glaube aus der Hiſtorie der unvernuͤnftigen Thiere, hat J. Baptiſta Bianchi ein Siſtem gezogen, wobei er noch ſeine am Menſchen gemachte Erfarungen anfuͤhrt. Er nennet zum Theil Blaſenlebergaͤnge | (cyſtihepati- cos) welche aus den vornemſten Staͤmmen des Leber- porus entſtuͤnden, und neben dem Halſe der Blaſe in- ſerit waͤren, und eben dieſe Gaͤnge braͤchten die Galle aus der Blaſe in den Gallenporus.
Zum Theil redet er von Lebergallengaͤngen (he- paticyſticis) welche ebenfalls, wiewohl nur aus den klein- ſten Aeſten des Leberganges entſtuͤnden, ungemein klein waͤren, ſich in dem Koͤrper und Boden der Blaſe oͤffne- ten, und die Galle aus der Leber ins Blaͤschen leiteten.
(f)
§. 8.
(b)[Spaltenumbruch]Splanchnolog. T. II. p. 296.
(c)Exſiltent. duct. hepaticyſt.
(d)Courſ. of. anatomy II. p. 118.
(e)[Spaltenumbruch]Anat. jucund. & util. dem 3.
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[780[796]/0816]
Die Gallenblaſe. XXIII. Buch.
Garengeot verſichert, daß vom beruͤmten Ver-
dier Gaͤnge gezeiget worden, welche von der Leber nach
dem Halſe der Blaſe laufen (b). Und der beruͤmte
Weſtphal (c) erzaͤlt eine Erfarung, vermoͤge der von
der ganzen untern Leber ungemein duͤnne Gaͤnge, die
im Anfange nicht breiter, als ein Faden waͤren, im
Fortgehen aber einen groͤſſern Durchmeſſer bekaͤmen,
zur Blaſe hin gehen, und ſich, mit drei Aeſte voller Gal-
le zuſammen laufend, in den Hals der Blaſe werfen,
ſo daß man die Gallenblaſe durch dieſelben aufblaſen
koͤnne.
Nach dem Berichte des C. N. Jenty hat man im
Menſchen Gaͤnge gefunden, welche aus dem Lebergange
zur Blaſe fuͤhrten, und die offen waren (d), und es
meldet der beruͤhmte Detharding etwas, was dennoch
hieher gehoͤrt, naͤmlich daß zween Gallengaͤnge, die ein-
ander ſehr nahe waͤren, mit kleinen Aeſten wechſelsweiſe
in einander gefuͤgt geweſen (e). Aus dieſem, und wie ich
glaube aus der Hiſtorie der unvernuͤnftigen Thiere, hat
J. Baptiſta Bianchi ein Siſtem gezogen, wobei er
noch ſeine am Menſchen gemachte Erfarungen anfuͤhrt.
Er nennet zum Theil Blaſenlebergaͤnge | (cyſtihepati-
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porus entſtuͤnden, und neben dem Halſe der Blaſe in-
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aus der Blaſe in den Gallenporus.
Zum Theil redet er von Lebergallengaͤngen (he-
paticyſticis) welche ebenfalls, wiewohl nur aus den klein-
ſten Aeſten des Leberganges entſtuͤnden, ungemein klein
waͤren, ſich in dem Koͤrper und Boden der Blaſe oͤffne-
ten, und die Galle aus der Leber ins Blaͤschen leiteten.
§. 8.
(f)
(b)
Splanchnolog. T. II. p. 296.
(c) Exſiltent. duct. hepaticyſt.
(d) Courſ. of. anatomy II.
p. 118.
(e)
Anat. jucund. & util. dem 3.
(f) t. 5. d. d. p. 961. & c. 20.
p. 15.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 780[796]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/816>, abgerufen am 22.11.2024.
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