sie auch mit der Galle der Gallenblase von einerlei Art sey; oder ob man zwo Arten der Galle zu machen habe.
Jch habe nicht selten in der menschlichen Leber einen gelblichen, nicht dikken, wenig bittern, und schwach beis- senden Saft vor gefunden, wenn die Galle der Gallen- blase sehr bitter, zähe, und von irgend einer dunkeln Farbe war (e). Die Rennthiere haben keine Gallen- blase, sondern eine süsse Leber (f). Thiere, die ohne Galle sind, besizzen eine süsse Leber (g): und man sollte glauben, daß die Galle in den Pferden schwach wäre, weil Plinius die Pferdegalle unter den medicinischen Thiergallen nicht passiren lassen will (h). So ist in Tau- ben die Galle grün von Farbe, aber nicht bitter (i).
Dieses scheinet mit den Säzzen des Jasolins(k) überein zu kommen, welcher behauptet, es komme aus der Leber eine dunkle und gemischte Galle, die in der Blase helle und natürlich würde. So fand Mal- pighi(l) die Lebergalle gelbe, und ohne Bitterkeit, da die Blase zerstört war, und eine neue Lebergalle enthielt. Pechlin(m) fand, daß die Lebergalle in den Vögeln und im Frosche eine schwärzliche Farbe, und die in der Blase eine grüne an sich hatte.
Wenn wir unsern eignen Beobachtungen Glauben beimessen dürfen, so hat Johann Bohn(n) Recht, wenn er aus der Leber eines Hundes eine wässrige, mäs- sig bittre, und fast nur salzige Galle fliessen gesehen; und in der Gallenblase die Galle grün, und dunkel von Farbe seyn läst. Bey dem Ridley war sie im Zwölf-
finger-
(e)[Spaltenumbruch]
Süsse vormals ALBINUS.
(f)LINN. cervus rhen. p. 19.
(g)ARISTOT. part. anim. L. IV. c. 2.
(h)PLIN. L. XXVIII. n. 40.
(i) da sie keine Gallenblase ha- ben. Oeconom. Abhandl. T. V. p. 80.
(k)[Spaltenumbruch]Epidocb. III. c. 2. 4.
(l)De liene c. 6. p. 120. seq. posth. p. 33.
(m)Purg. p. 494. BARTHOL. anat. p. 181. SCHELHAMMER I. c.
(n)Circ. anat. phys. p. 233. 236. VERDUC usag. des para T. I. FANTON anat. p. 115.
Die Galle. XXIII. Buch.
ſie auch mit der Galle der Gallenblaſe von einerlei Art ſey; oder ob man zwo Arten der Galle zu machen habe.
Jch habe nicht ſelten in der menſchlichen Leber einen gelblichen, nicht dikken, wenig bittern, und ſchwach beiſ- ſenden Saft vor gefunden, wenn die Galle der Gallen- blaſe ſehr bitter, zaͤhe, und von irgend einer dunkeln Farbe war (e). Die Rennthiere haben keine Gallen- blaſe, ſondern eine ſuͤſſe Leber (f). Thiere, die ohne Galle ſind, beſizzen eine ſuͤſſe Leber (g): und man ſollte glauben, daß die Galle in den Pferden ſchwach waͤre, weil Plinius die Pferdegalle unter den mediciniſchen Thiergallen nicht paſſiren laſſen will (h). So iſt in Tau- ben die Galle gruͤn von Farbe, aber nicht bitter (i).
Dieſes ſcheinet mit den Saͤzzen des Jaſolins(k) uͤberein zu kommen, welcher behauptet, es komme aus der Leber eine dunkle und gemiſchte Galle, die in der Blaſe helle und natuͤrlich wuͤrde. So fand Mal- pighi(l) die Lebergalle gelbe, und ohne Bitterkeit, da die Blaſe zerſtoͤrt war, und eine neue Lebergalle enthielt. Pechlin(m) fand, daß die Lebergalle in den Voͤgeln und im Froſche eine ſchwaͤrzliche Farbe, und die in der Blaſe eine gruͤne an ſich hatte.
Wenn wir unſern eignen Beobachtungen Glauben beimeſſen duͤrfen, ſo hat Johann Bohn(n) Recht, wenn er aus der Leber eines Hundes eine waͤſſrige, maͤſ- ſig bittre, und faſt nur ſalzige Galle flieſſen geſehen; und in der Gallenblaſe die Galle gruͤn, und dunkel von Farbe ſeyn laͤſt. Bey dem Ridley war ſie im Zwoͤlf-
finger-
(e)[Spaltenumbruch]
Suͤſſe vormals ALBINUS.
(f)LINN. cervus rhen. p. 19.
(g)ARISTOT. part. anim. L. IV. c. 2.
(h)PLIN. L. XXVIII. n. 40.
(i) da ſie keine Gallenblaſe ha- ben. Oeconom. Abhandl. T. V. p. 80.
(k)[Spaltenumbruch]Epidocb. III. c. 2. 4.
(l)De liene c. 6. p. 120. ſeq. poſth. p. 33.
(m)Purg. p. 494. BARTHOL. anat. p. 181. SCHELHAMMER I. c.
(n)Circ. anat. phyſ. p. 233. 236. VERDUC uſag. des para T. I. FANTON anat. p. 115.
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Die Galle. XXIII. Buch.
ſie auch mit der Galle der Gallenblaſe von einerlei Art
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Jch habe nicht ſelten in der menſchlichen Leber einen
gelblichen, nicht dikken, wenig bittern, und ſchwach beiſ-
ſenden Saft vor gefunden, wenn die Galle der Gallen-
blaſe ſehr bitter, zaͤhe, und von irgend einer dunkeln
Farbe war (e). Die Rennthiere haben keine Gallen-
blaſe, ſondern eine ſuͤſſe Leber (f). Thiere, die ohne
Galle ſind, beſizzen eine ſuͤſſe Leber (g): und man ſollte
glauben, daß die Galle in den Pferden ſchwach waͤre,
weil Plinius die Pferdegalle unter den mediciniſchen
Thiergallen nicht paſſiren laſſen will (h). So iſt in Tau-
ben die Galle gruͤn von Farbe, aber nicht bitter (i).
Dieſes ſcheinet mit den Saͤzzen des Jaſolins (k)
uͤberein zu kommen, welcher behauptet, es komme aus
der Leber eine dunkle und gemiſchte Galle, die in der
Blaſe helle und natuͤrlich wuͤrde. So fand Mal-
pighi (l) die Lebergalle gelbe, und ohne Bitterkeit, da
die Blaſe zerſtoͤrt war, und eine neue Lebergalle enthielt.
Pechlin (m) fand, daß die Lebergalle in den Voͤgeln
und im Froſche eine ſchwaͤrzliche Farbe, und die in der
Blaſe eine gruͤne an ſich hatte.
Wenn wir unſern eignen Beobachtungen Glauben
beimeſſen duͤrfen, ſo hat Johann Bohn (n) Recht,
wenn er aus der Leber eines Hundes eine waͤſſrige, maͤſ-
ſig bittre, und faſt nur ſalzige Galle flieſſen geſehen;
und in der Gallenblaſe die Galle gruͤn, und dunkel von
Farbe ſeyn laͤſt. Bey dem Ridley war ſie im Zwoͤlf-
finger-
(e)
Suͤſſe vormals ALBINUS.
(f) LINN. cervus rhen. p. 19.
(g) ARISTOT. part. anim.
L. IV. c. 2.
(h) PLIN. L. XXVIII. n. 40.
(i) da ſie keine Gallenblaſe ha-
ben. Oeconom. Abhandl. T. V.
p. 80.
(k)
Epidocb. III. c. 2. 4.
(l) De liene c. 6. p. 120. ſeq.
poſth. p. 33.
(m) Purg. p. 494. BARTHOL.
anat. p. 181. SCHELHAMMER I. c.
(n) Circ. anat. phyſ. p. 233.
236. VERDUC uſag. des para
T. I. FANTON anat. p. 115.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 802. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/822>, abgerufen am 22.11.2024.
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