Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774.

Bild:
<< vorherige Seite

IV. Abschn. Jhr Nuzzen.
stehen lies, daß er zeigte, es laufe vielmehr in die Leber
zusammen.

Es währete auch nicht lange, so zeigte Pecquet,
daß die Milchgefässe, von denen man glaube, daß sie
den Milchsaft in die Leber einführen, ihren Lauf nach dem
Brustkanale, und nach der Schlüsselblutader nehmen.
Und folglich komme der Milchsaft überhaupt gar nicht in
die Leber.

Endlich erfand Bartholin (k) und Rudbeck, daß
diejenige Gefässe in der Leber, welche man für Milchge-
fässe angesehen, in der That Flieswassergefässe sind, daß
sie von der Leber die Limphe ableiten, nicht das mindeste
aber in die Leber bringen (l).

Folglich kann die Leber, da sie von dem Gedärme
keinen Nahrungssaft empfängt, weder denselben zeitig
machen, noch in Blut verwandeln. Diesem widersprach
Bilsius (m), der die Strasse der Flieswassergefässe er-
fand, eine Zeit lang, und er lies einen Theil des Milch-
saftes von dem Brustkanale zur Leber, so wie zu den an-
dern Theilen übergehen.

Auf eine andre Weise behauptete Swammer-
dam
(n), daß in der That ein Theil des Milchsaftes,
der nicht geringe sei, durch die Gekröseblutadern zur Le-
ber gehe, und auf solche Art unterstüzzte er die Hipothese
der Alten.

Da man aber längst schon gezeigt hat, daß die Lim-
phe nicht zur Leber kömmt, und andre verlangen, daß
nichts aus dem Gedärme von den Gekröseblutadern, ei-
nige, wenigstens der Milchsaft nicht, eingesogen werde:

da
(k) [Spaltenumbruch] in libris, de vasis lympha-
ticis; hepatis desperata causa: Ex-
sequiae: Epitavium.
(l) Vergl. insonderheit GLISSO-
NIUM p.
314.
(m) [Spaltenumbruch] Conf. L. III. p. 253.
(n) Not. in prodr. J. v. HOR-
NE p
20 29. Wiederhole L. XXIV.

IV. Abſchn. Jhr Nuzzen.
ſtehen lies, daß er zeigte, es laufe vielmehr in die Leber
zuſammen.

Es waͤhrete auch nicht lange, ſo zeigte Pecquet,
daß die Milchgefaͤſſe, von denen man glaube, daß ſie
den Milchſaft in die Leber einfuͤhren, ihren Lauf nach dem
Bruſtkanale, und nach der Schluͤſſelblutader nehmen.
Und folglich komme der Milchſaft uͤberhaupt gar nicht in
die Leber.

Endlich erfand Bartholin (k) und Rudbeck, daß
diejenige Gefaͤſſe in der Leber, welche man fuͤr Milchge-
faͤſſe angeſehen, in der That Flieswaſſergefaͤſſe ſind, daß
ſie von der Leber die Limphe ableiten, nicht das mindeſte
aber in die Leber bringen (l).

Folglich kann die Leber, da ſie von dem Gedaͤrme
keinen Nahrungsſaft empfaͤngt, weder denſelben zeitig
machen, noch in Blut verwandeln. Dieſem widerſprach
Bilſius (m), der die Straſſe der Flieswaſſergefaͤſſe er-
fand, eine Zeit lang, und er lies einen Theil des Milch-
ſaftes von dem Bruſtkanale zur Leber, ſo wie zu den an-
dern Theilen uͤbergehen.

Auf eine andre Weiſe behauptete Swammer-
dam
(n), daß in der That ein Theil des Milchſaftes,
der nicht geringe ſei, durch die Gekroͤſeblutadern zur Le-
ber gehe, und auf ſolche Art unterſtuͤzzte er die Hipotheſe
der Alten.

Da man aber laͤngſt ſchon gezeigt hat, daß die Lim-
phe nicht zur Leber koͤmmt, und andre verlangen, daß
nichts aus dem Gedaͤrme von den Gekroͤſeblutadern, ei-
nige, wenigſtens der Milchſaft nicht, eingeſogen werde:

da
(k) [Spaltenumbruch] in libris, de vaſis lympha-
ticis; hepatis deſperata cauſa: Ex-
ſequiæ: Epitavium.
(l) Vergl. inſonderheit GLISSO-
NIUM p.
314.
(m) [Spaltenumbruch] Conf. L. III. p. 253.
(n) Not. in prodr. J. v. HOR-
NE p
20 29. Wiederhole L. XXIV.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0927" n="907"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">IV.</hi> Ab&#x017F;chn. Jhr Nuzzen.</hi></fw><lb/>
&#x017F;tehen lies, daß er zeigte, es laufe vielmehr in die Leber<lb/>
zu&#x017F;ammen.</p><lb/>
            <p>Es wa&#x0364;hrete auch nicht lange, &#x017F;o zeigte <hi rendition="#fr">Pecquet,</hi><lb/>
daß die Milchgefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, von denen man glaube, daß &#x017F;ie<lb/>
den Milch&#x017F;aft in die Leber einfu&#x0364;hren, ihren Lauf nach dem<lb/>
Bru&#x017F;tkanale, und nach der Schlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;elblutader nehmen.<lb/>
Und folglich komme der Milch&#x017F;aft u&#x0364;berhaupt gar nicht in<lb/>
die Leber.</p><lb/>
            <p>Endlich erfand <hi rendition="#fr">Bartholin</hi> <note place="foot" n="(k)"><cb/><hi rendition="#aq">in libris, de va&#x017F;is lympha-<lb/>
ticis; hepatis de&#x017F;perata cau&#x017F;a: Ex-<lb/>
&#x017F;equiæ: Epitavium.</hi></note> und <hi rendition="#fr">Rudbeck,</hi> daß<lb/>
diejenige Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e in der Leber, welche man fu&#x0364;r Milchge-<lb/>
fa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e ange&#x017F;ehen, in der That Flieswa&#x017F;&#x017F;ergefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e &#x017F;ind, daß<lb/>
&#x017F;ie von der Leber die Limphe ableiten, nicht das minde&#x017F;te<lb/>
aber in die Leber bringen <note place="foot" n="(l)">Vergl. in&#x017F;onderheit <hi rendition="#aq">GLISSO-<lb/>
NIUM p.</hi> 314.</note>.</p><lb/>
            <p>Folglich kann die Leber, da &#x017F;ie von dem Geda&#x0364;rme<lb/>
keinen Nahrungs&#x017F;aft empfa&#x0364;ngt, weder den&#x017F;elben zeitig<lb/>
machen, noch in Blut verwandeln. Die&#x017F;em wider&#x017F;prach<lb/><hi rendition="#fr">Bil&#x017F;ius</hi> <note place="foot" n="(m)"><cb/><hi rendition="#aq">Conf. L. III. p.</hi> 253.</note>, der die Stra&#x017F;&#x017F;e der Flieswa&#x017F;&#x017F;ergefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e er-<lb/>
fand, eine Zeit lang, und er lies einen Theil des Milch-<lb/>
&#x017F;aftes von dem Bru&#x017F;tkanale zur Leber, &#x017F;o wie zu den an-<lb/>
dern Theilen u&#x0364;bergehen.</p><lb/>
            <p>Auf eine andre Wei&#x017F;e behauptete <hi rendition="#fr">Swammer-<lb/>
dam</hi> <note place="foot" n="(n)"><hi rendition="#aq">Not. in prodr. J. v. HOR-<lb/>
NE p</hi> 20 29. Wiederhole <hi rendition="#aq">L. XXIV.</hi></note>, daß in der That ein Theil des Milch&#x017F;aftes,<lb/>
der nicht geringe &#x017F;ei, durch die Gekro&#x0364;&#x017F;eblutadern zur Le-<lb/>
ber gehe, und auf &#x017F;olche Art unter&#x017F;tu&#x0364;zzte er die Hipothe&#x017F;e<lb/>
der Alten.</p><lb/>
            <p>Da man aber la&#x0364;ng&#x017F;t &#x017F;chon gezeigt hat, daß die Lim-<lb/>
phe nicht zur Leber ko&#x0364;mmt, und andre verlangen, daß<lb/>
nichts aus dem Geda&#x0364;rme von den Gekro&#x0364;&#x017F;eblutadern, ei-<lb/>
nige, wenig&#x017F;tens der Milch&#x017F;aft nicht, einge&#x017F;ogen werde:<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">da</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[907/0927] IV. Abſchn. Jhr Nuzzen. ſtehen lies, daß er zeigte, es laufe vielmehr in die Leber zuſammen. Es waͤhrete auch nicht lange, ſo zeigte Pecquet, daß die Milchgefaͤſſe, von denen man glaube, daß ſie den Milchſaft in die Leber einfuͤhren, ihren Lauf nach dem Bruſtkanale, und nach der Schluͤſſelblutader nehmen. Und folglich komme der Milchſaft uͤberhaupt gar nicht in die Leber. Endlich erfand Bartholin (k) und Rudbeck, daß diejenige Gefaͤſſe in der Leber, welche man fuͤr Milchge- faͤſſe angeſehen, in der That Flieswaſſergefaͤſſe ſind, daß ſie von der Leber die Limphe ableiten, nicht das mindeſte aber in die Leber bringen (l). Folglich kann die Leber, da ſie von dem Gedaͤrme keinen Nahrungsſaft empfaͤngt, weder denſelben zeitig machen, noch in Blut verwandeln. Dieſem widerſprach Bilſius (m), der die Straſſe der Flieswaſſergefaͤſſe er- fand, eine Zeit lang, und er lies einen Theil des Milch- ſaftes von dem Bruſtkanale zur Leber, ſo wie zu den an- dern Theilen uͤbergehen. Auf eine andre Weiſe behauptete Swammer- dam (n), daß in der That ein Theil des Milchſaftes, der nicht geringe ſei, durch die Gekroͤſeblutadern zur Le- ber gehe, und auf ſolche Art unterſtuͤzzte er die Hipotheſe der Alten. Da man aber laͤngſt ſchon gezeigt hat, daß die Lim- phe nicht zur Leber koͤmmt, und andre verlangen, daß nichts aus dem Gedaͤrme von den Gekroͤſeblutadern, ei- nige, wenigſtens der Milchſaft nicht, eingeſogen werde: da (k) in libris, de vaſis lympha- ticis; hepatis deſperata cauſa: Ex- ſequiæ: Epitavium. (l) Vergl. inſonderheit GLISSO- NIUM p. 314. (m) Conf. L. III. p. 253. (n) Not. in prodr. J. v. HOR- NE p 20 29. Wiederhole L. XXIV.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/927
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 907. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/927>, abgerufen am 24.11.2024.