da ausserdem der Bau der Leber nichts an sich hat, das insonderheit zum Blutmachen geschikkt sei: da ferner die Röthe der Leber nur eben so eigen (o), als einem andern Eingeweide ist, und so wenig an der Leber der Frucht, als an einigen Thieren (p), die doch ein hellrothes Blut haben, angetroffen wird; so sind dieses die Ursachen, warum diese ganze Vorstellung der Alten aus der Mode gekommen.
So sehr hat sich die Sache verändert, und es hat sich dieselbe vermöge der Krankheitsursachen, und Hei- lungsarten völlig in ein anderes Gemälde verwandelt.
§. 2. Ob vielleicht die Leber den Umlauf des Blu- tes moderiret.
Wenn ich bei mir überlege, daß die Galle in der Frucht keinen Nuzzen habe, weil die Frucht entweder, wenn man berümten Männern glauben soll (a), keine Speise zu sich nimmt, oder wenigstens doch nur solche, wobei keine Verdauungskraft nötig ist; wenn ich ferner demohngeachtet doch in dieser Frucht die Leber sehr gros finde, dahingegen die Lunge, welche zu dem Gebrauche nach der Geburt bestimmt worden, nur ganz klein ist: so mus ich vermuten, daß die Leber, ausser dem Ge- schäfte der Gallbereitung, noch einen besondern Nuzzen enthalte, welcher die Frucht näher angeht.
Ueberlegt man die Sache, so fällt uns leichtlich ein, daß das vom Mutterkuchen zurükkommende Blut, mit
dem
(o)[Spaltenumbruch]GLISSON I. c.
(p)BRONZER de Lampetra.
(a) davon wird gehandelt. L. XXIX. die Leber habe noch andern [Spaltenumbruch]
Nuzzen, weil sie in den Schnek- ken nicht bitter sei. SWAMMER- DAM p. 123. vermutete schon. MARTINI LISTER cochl. p. 50.
Die Leber. XXIII. Buch.
da auſſerdem der Bau der Leber nichts an ſich hat, das inſonderheit zum Blutmachen geſchikkt ſei: da ferner die Roͤthe der Leber nur eben ſo eigen (o), als einem andern Eingeweide iſt, und ſo wenig an der Leber der Frucht, als an einigen Thieren (p), die doch ein hellrothes Blut haben, angetroffen wird; ſo ſind dieſes die Urſachen, warum dieſe ganze Vorſtellung der Alten aus der Mode gekommen.
So ſehr hat ſich die Sache veraͤndert, und es hat ſich dieſelbe vermoͤge der Krankheitsurſachen, und Hei- lungsarten voͤllig in ein anderes Gemaͤlde verwandelt.
§. 2. Ob vielleicht die Leber den Umlauf des Blu- tes moderiret.
Wenn ich bei mir uͤberlege, daß die Galle in der Frucht keinen Nuzzen habe, weil die Frucht entweder, wenn man beruͤmten Maͤnnern glauben ſoll (a), keine Speiſe zu ſich nimmt, oder wenigſtens doch nur ſolche, wobei keine Verdauungskraft noͤtig iſt; wenn ich ferner demohngeachtet doch in dieſer Frucht die Leber ſehr gros finde, dahingegen die Lunge, welche zu dem Gebrauche nach der Geburt beſtimmt worden, nur ganz klein iſt: ſo mus ich vermuten, daß die Leber, auſſer dem Ge- ſchaͤfte der Gallbereitung, noch einen beſondern Nuzzen enthalte, welcher die Frucht naͤher angeht.
Ueberlegt man die Sache, ſo faͤllt uns leichtlich ein, daß das vom Mutterkuchen zuruͤkkommende Blut, mit
dem
(o)[Spaltenumbruch]GLISSON I. c.
(p)BRONZER de Lampetra.
(a) davon wird gehandelt. L. XXIX. die Leber habe noch andern [Spaltenumbruch]
Nuzzen, weil ſie in den Schnek- ken nicht bitter ſei. SWAMMER- DAM p. 123. vermutete ſchon. MARTINI LISTER cochl. p. 50.
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Die Leber. XXIII. Buch.
da auſſerdem der Bau der Leber nichts an ſich hat, das
inſonderheit zum Blutmachen geſchikkt ſei: da ferner die
Roͤthe der Leber nur eben ſo eigen (o), als einem andern
Eingeweide iſt, und ſo wenig an der Leber der Frucht,
als an einigen Thieren (p), die doch ein hellrothes Blut
haben, angetroffen wird; ſo ſind dieſes die Urſachen,
warum dieſe ganze Vorſtellung der Alten aus der Mode
gekommen.
So ſehr hat ſich die Sache veraͤndert, und es hat
ſich dieſelbe vermoͤge der Krankheitsurſachen, und Hei-
lungsarten voͤllig in ein anderes Gemaͤlde verwandelt.
§. 2.
Ob vielleicht die Leber den Umlauf des Blu-
tes moderiret.
Wenn ich bei mir uͤberlege, daß die Galle in der
Frucht keinen Nuzzen habe, weil die Frucht entweder,
wenn man beruͤmten Maͤnnern glauben ſoll (a), keine
Speiſe zu ſich nimmt, oder wenigſtens doch nur ſolche,
wobei keine Verdauungskraft noͤtig iſt; wenn ich ferner
demohngeachtet doch in dieſer Frucht die Leber ſehr gros
finde, dahingegen die Lunge, welche zu dem Gebrauche
nach der Geburt beſtimmt worden, nur ganz klein iſt:
ſo mus ich vermuten, daß die Leber, auſſer dem Ge-
ſchaͤfte der Gallbereitung, noch einen beſondern Nuzzen
enthalte, welcher die Frucht naͤher angeht.
Ueberlegt man die Sache, ſo faͤllt uns leichtlich ein,
daß das vom Mutterkuchen zuruͤkkommende Blut, mit
dem
(o)
GLISSON I. c.
(p) BRONZER de Lampetra.
(a) davon wird gehandelt. L.
XXIX. die Leber habe noch andern
Nuzzen, weil ſie in den Schnek-
ken nicht bitter ſei. SWAMMER-
DAM p. 123. vermutete ſchon.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 908. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/928>, abgerufen am 24.11.2024.
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