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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775.

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Weibliche Theile. XXVIII. Buch.
tes eine dünne Flüßigkeit in der Gebärmutter abgeson-
dert werden. Diese hat folglich auf einige Zeit Ruhe.
Doch es wird wieder an der Stelle des verlohrnen Blu-
tes geschwinde genug neues Blut gemacht, weil sich die
Gefässe nun leichter ausdehnen lassen. So findet sich
nach dem Aderlassen, wenn einige Tage vorbey sind,
mehr Blut ein(a). Jn fünf Tagen wird ein Pfund
Blut aus den Speisen (b), und es sammleten sich die
zwölf Pfunde Blut, welches jemand durch die Nase
beym Friesel verlohr, in einem Monate dergestalt wie-
der, daß man sogar die Spur von einer Vollblütigkeit
bemerken konnte(c).

Nun laufen gemeiniglich die Monate mit dem dreys-
sigsten Tage ab: folglich wird in drey und zwanzig Tagen
der Verlust des ausgeleerten Blutes wieder durch frisches
ersezt. Kraft eben dieser Ursachen werden sich auch eben
diese Folgen wieder einstellen: es wird sich das Blut in
der Gebärmutter anhäufen, es wird ihre Gefässe aus-
einander dehnen, und sie endlich öfnen.

Früher erzeugt sich aber die Nothwendigkeit der mo-
natlichen Reinigung, wenn das Blut früher ersezt wird,
oder wenn der lezte Verlust geringer gewesen. Die Wie-
derkehr geschieht langsamer, wenn der Verlust übermäs-
sig groß gewesen (d).

Fragt man endlich, warum die monatliche Vollblü-
tigkeit mehr zu solcher als irgend einer andern Zeit ent-
steht, und ihre Ausführung durch die Gebärmutter
nimmt, so glaube ich zu einer Antwort nicht mehr ver-
bunden zu seyn, als ich verbunden wäre, wenn man

früge,
(a) [Spaltenumbruch] QUESNAY de la Saignee.
p.
366.
(b) DODART. beym Du HA-
MEL. Hist. Ac. Reg. Scient. p.
167.
(c) [Spaltenumbruch] STORCH. l. c. p. 221.
(d) Von Blutungen statt der
Monatszeit Journ. med. ann. 1757.
Nov.

Weibliche Theile. XXVIII. Buch.
tes eine duͤnne Fluͤßigkeit in der Gebaͤrmutter abgeſon-
dert werden. Dieſe hat folglich auf einige Zeit Ruhe.
Doch es wird wieder an der Stelle des verlohrnen Blu-
tes geſchwinde genug neues Blut gemacht, weil ſich die
Gefaͤſſe nun leichter ausdehnen laſſen. So findet ſich
nach dem Aderlaſſen, wenn einige Tage vorbey ſind,
mehr Blut ein(a). Jn fuͤnf Tagen wird ein Pfund
Blut aus den Speiſen (b), und es ſammleten ſich die
zwoͤlf Pfunde Blut, welches jemand durch die Naſe
beym Frieſel verlohr, in einem Monate dergeſtalt wie-
der, daß man ſogar die Spur von einer Vollbluͤtigkeit
bemerken konnte(c).

Nun laufen gemeiniglich die Monate mit dem dreyſ-
ſigſten Tage ab: folglich wird in drey und zwanzig Tagen
der Verluſt des ausgeleerten Blutes wieder durch friſches
erſezt. Kraft eben dieſer Urſachen werden ſich auch eben
dieſe Folgen wieder einſtellen: es wird ſich das Blut in
der Gebaͤrmutter anhaͤufen, es wird ihre Gefaͤſſe aus-
einander dehnen, und ſie endlich oͤfnen.

Fruͤher erzeugt ſich aber die Nothwendigkeit der mo-
natlichen Reinigung, wenn das Blut fruͤher erſezt wird,
oder wenn der lezte Verluſt geringer geweſen. Die Wie-
derkehr geſchieht langſamer, wenn der Verluſt uͤbermaͤſ-
ſig groß geweſen (d).

Fragt man endlich, warum die monatliche Vollbluͤ-
tigkeit mehr zu ſolcher als irgend einer andern Zeit ent-
ſteht, und ihre Ausfuͤhrung durch die Gebaͤrmutter
nimmt, ſo glaube ich zu einer Antwort nicht mehr ver-
bunden zu ſeyn, als ich verbunden waͤre, wenn man

fruͤge,
(a) [Spaltenumbruch] QUESNAY de la Saignée.
p.
366.
(b) DODART. beym Du HA-
MEL. Hiſt. Ac. Reg. Scient. p.
167.
(c) [Spaltenumbruch] STORCH. l. c. p. 221.
(d) Von Blutungen ſtatt der
Monatszeit Journ. med. ann. 1757.
Nov.
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[1124/1160] Weibliche Theile. XXVIII. Buch. tes eine duͤnne Fluͤßigkeit in der Gebaͤrmutter abgeſon- dert werden. Dieſe hat folglich auf einige Zeit Ruhe. Doch es wird wieder an der Stelle des verlohrnen Blu- tes geſchwinde genug neues Blut gemacht, weil ſich die Gefaͤſſe nun leichter ausdehnen laſſen. So findet ſich nach dem Aderlaſſen, wenn einige Tage vorbey ſind, mehr Blut ein (a). Jn fuͤnf Tagen wird ein Pfund Blut aus den Speiſen (b), und es ſammleten ſich die zwoͤlf Pfunde Blut, welches jemand durch die Naſe beym Frieſel verlohr, in einem Monate dergeſtalt wie- der, daß man ſogar die Spur von einer Vollbluͤtigkeit bemerken konnte (c). Nun laufen gemeiniglich die Monate mit dem dreyſ- ſigſten Tage ab: folglich wird in drey und zwanzig Tagen der Verluſt des ausgeleerten Blutes wieder durch friſches erſezt. Kraft eben dieſer Urſachen werden ſich auch eben dieſe Folgen wieder einſtellen: es wird ſich das Blut in der Gebaͤrmutter anhaͤufen, es wird ihre Gefaͤſſe aus- einander dehnen, und ſie endlich oͤfnen. Fruͤher erzeugt ſich aber die Nothwendigkeit der mo- natlichen Reinigung, wenn das Blut fruͤher erſezt wird, oder wenn der lezte Verluſt geringer geweſen. Die Wie- derkehr geſchieht langſamer, wenn der Verluſt uͤbermaͤſ- ſig groß geweſen (d). Fragt man endlich, warum die monatliche Vollbluͤ- tigkeit mehr zu ſolcher als irgend einer andern Zeit ent- ſteht, und ihre Ausfuͤhrung durch die Gebaͤrmutter nimmt, ſo glaube ich zu einer Antwort nicht mehr ver- bunden zu ſeyn, als ich verbunden waͤre, wenn man fruͤge, (a) QUESNAY de la Saignée. p. 366. (b) DODART. beym Du HA- MEL. Hiſt. Ac. Reg. Scient. p. 167. (c) STORCH. l. c. p. 221. (d) Von Blutungen ſtatt der Monatszeit Journ. med. ann. 1757. Nov.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 1124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/1160>, abgerufen am 23.11.2024.