früge, warum die menschliche Frucht gerade im neunten Monate, hingegen die Frucht der Pferde und Schaafe in einem andern Monate zur Welt gebracht wird: oder wenn man den Grund zu wissen verlangte, warum ei- nige Pflanzen im Monate April, andere im May, wie- derum andere im Junius blühen, und warum sechs Wo- chen nach dem Blühen die Kirschen, im vierten Monate die Aepfel, und die Kastanien im fünften, reif werden.
Die Zahl der Perioden bestimmt sich nach der Menge des Blutes, so alle Tage wieder gemacht wird: nach des- sen Menge, welche auf die Erweiterung der Mutterge- fässe verwandt wird: nach dem Widerstande den diese Gefässe ihrer Ausdehnung entgegen stellen: nach dem grössern oder kleinern Durchmesser der ausdämpfenden Mündungen; und diese Ursachen lassen sich auf allerhand Art, entweder mit einander verbinden, oder von einan- der trennen. Dennoch aber ist, wie wir bereits erinnert haben, auch in diesem Stükke, sogar bey gesunden Frau- enspersonen, einige Verschiedenheit zu bemerken, welche bey etwas weniger gesunden Frauenspersonen groß zu seyn pflegt.
§. 22. Einwendungen dagegen.
So unangenehm der Krieg der Hypothesenschöpfer und der spielenden Einbildungskraft bey neuen Meynun- gen zu seyn pflegt, so gereicht er doch dem gemeinen Be- sten zum Vortheile, indem er Gegenhelden macht. Man schmükkt die Beweisgründe seiner Sache auf beyden Thei- len so gut aus, als man kann, und gemeiniglich erblikkt man dabey die Wahrheit, und es sieget entweder die neue Meynung über die Vorurtheile, oder sie fällt, wenn die Gegenparthey die Stüzzen umwirft, durch welche sie sich
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III. Abſchn. Monatliche Reinigung.
fruͤge, warum die menſchliche Frucht gerade im neunten Monate, hingegen die Frucht der Pferde und Schaafe in einem andern Monate zur Welt gebracht wird: oder wenn man den Grund zu wiſſen verlangte, warum ei- nige Pflanzen im Monate April, andere im May, wie- derum andere im Junius bluͤhen, und warum ſechs Wo- chen nach dem Bluͤhen die Kirſchen, im vierten Monate die Aepfel, und die Kaſtanien im fuͤnften, reif werden.
Die Zahl der Perioden beſtimmt ſich nach der Menge des Blutes, ſo alle Tage wieder gemacht wird: nach deſ- ſen Menge, welche auf die Erweiterung der Mutterge- faͤſſe verwandt wird: nach dem Widerſtande den dieſe Gefaͤſſe ihrer Ausdehnung entgegen ſtellen: nach dem groͤſſern oder kleinern Durchmeſſer der ausdaͤmpfenden Muͤndungen; und dieſe Urſachen laſſen ſich auf allerhand Art, entweder mit einander verbinden, oder von einan- der trennen. Dennoch aber iſt, wie wir bereits erinnert haben, auch in dieſem Stuͤkke, ſogar bey geſunden Frau- ensperſonen, einige Verſchiedenheit zu bemerken, welche bey etwas weniger geſunden Frauensperſonen groß zu ſeyn pflegt.
§. 22. Einwendungen dagegen.
So unangenehm der Krieg der Hypotheſenſchoͤpfer und der ſpielenden Einbildungskraft bey neuen Meynun- gen zu ſeyn pflegt, ſo gereicht er doch dem gemeinen Be- ſten zum Vortheile, indem er Gegenhelden macht. Man ſchmuͤkkt die Beweisgruͤnde ſeiner Sache auf beyden Thei- len ſo gut aus, als man kann, und gemeiniglich erblikkt man dabey die Wahrheit, und es ſieget entweder die neue Meynung uͤber die Vorurtheile, oder ſie faͤllt, wenn die Gegenparthey die Stuͤzzen umwirft, durch welche ſie ſich
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III. Abſchn. Monatliche Reinigung.
fruͤge, warum die menſchliche Frucht gerade im neunten
Monate, hingegen die Frucht der Pferde und Schaafe
in einem andern Monate zur Welt gebracht wird: oder
wenn man den Grund zu wiſſen verlangte, warum ei-
nige Pflanzen im Monate April, andere im May, wie-
derum andere im Junius bluͤhen, und warum ſechs Wo-
chen nach dem Bluͤhen die Kirſchen, im vierten Monate
die Aepfel, und die Kaſtanien im fuͤnften, reif werden.
Die Zahl der Perioden beſtimmt ſich nach der Menge
des Blutes, ſo alle Tage wieder gemacht wird: nach deſ-
ſen Menge, welche auf die Erweiterung der Mutterge-
faͤſſe verwandt wird: nach dem Widerſtande den dieſe
Gefaͤſſe ihrer Ausdehnung entgegen ſtellen: nach dem
groͤſſern oder kleinern Durchmeſſer der ausdaͤmpfenden
Muͤndungen; und dieſe Urſachen laſſen ſich auf allerhand
Art, entweder mit einander verbinden, oder von einan-
der trennen. Dennoch aber iſt, wie wir bereits erinnert
haben, auch in dieſem Stuͤkke, ſogar bey geſunden Frau-
ensperſonen, einige Verſchiedenheit zu bemerken, welche
bey etwas weniger geſunden Frauensperſonen groß zu
ſeyn pflegt.
§. 22.
Einwendungen dagegen.
So unangenehm der Krieg der Hypotheſenſchoͤpfer
und der ſpielenden Einbildungskraft bey neuen Meynun-
gen zu ſeyn pflegt, ſo gereicht er doch dem gemeinen Be-
ſten zum Vortheile, indem er Gegenhelden macht. Man
ſchmuͤkkt die Beweisgruͤnde ſeiner Sache auf beyden Thei-
len ſo gut aus, als man kann, und gemeiniglich erblikkt
man dabey die Wahrheit, und es ſieget entweder die neue
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 1125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/1161>, abgerufen am 23.11.2024.
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