folgt sey, so kann man nicht leicht eine andre Ursache von diesem Erfolge, als den Bau der Theile selbst angeben.
Jch sehe auch aus dem Bau der zottigen Haut ein, wie rothe Blutadern einen etwas zu dikken Saft abwei- sen, und nur den allerfeinsten in sich(c) saugen können. Da nämlich das Milchsäkkchen den Chilus in sich sau- get; und sich in dieses Säkkchen eine grosse Menge höchst kleiner Gefässe, die zum einsaugen tüchtig sind, so wie ausdünstende Gesässe, eröfnet, so siehet man leicht ein, daß ein jedes einsaugende. Gefäschen um einen sehr gros- sen Theil kleiner, als das Milchsäkkchen sey.
Hier könnte man einwenden, warum die Eisenerde vielmehr von den rothen Blutadern, als von den weis- sen (d) eingesogen werde? Nothwendig müste also diese Erde, wenn sie in die Blutadern des saugenden Darms eingesogen wird, zur höchsten Zartheit gebracht, und in einer unendlichen Menge von Feuchtigkeit verdünnet worden seyn.
Es läst sich auch glauben, daß viele faule Theile von diesen Blutadern aufgesogen werden. Diese schei- nen nicht in den Chilus zu gehen, weil derselbe süs, und etwas säuerlich ist. Und dennoch trokknet der höchststin- kende Koth bei Leuten, welche einen verstopften Leib ha- ben, gänzlich aus, ob er gleich in flüßiger Gestalt aus- geworfen seyn würde, wenn er sich nicht verhalten hätte. Dahingegen pflegen Thiere, die ein kurzes Gedärm ha- ben, und bey denen, die Speisen in geschwinder Zeit durch den Darmkanal gehen, wo also die Fäulnis we- niger Macht hat, dennoch einen stinkenden Koth von sich zu geben, der viel flüßiger ist, weil die stinkende Theile nicht ausgesogen worden. Wir haben davon
ganz
(c)[Spaltenumbruch]LUDWIG physiol. n. 421.
(d)MENGHINI Comm. Bonon. T. II. P. 3. I. c. daß das an seinen glänzenden Kernchen sichtbare Ei- sen in der Pfortader vorkomme, [Spaltenumbruch]
daß der dikkere Theil durch die rote Blutader wieder eingesogen werde, hat Cl. AUZOUT Epist. post. PECQUET p. 209. vor diesen neuern Versuchen vermutet.
Das Gedaͤrme. XXIV. Buch.
folgt ſey, ſo kann man nicht leicht eine andre Urſache von dieſem Erfolge, als den Bau der Theile ſelbſt angeben.
Jch ſehe auch aus dem Bau der zottigen Haut ein, wie rothe Blutadern einen etwas zu dikken Saft abwei- ſen, und nur den allerfeinſten in ſich(c) ſaugen koͤnnen. Da naͤmlich das Milchſaͤkkchen den Chilus in ſich ſau- get; und ſich in dieſes Saͤkkchen eine groſſe Menge hoͤchſt kleiner Gefaͤſſe, die zum einſaugen tuͤchtig ſind, ſo wie ausduͤnſtende Geſaͤſſe, eroͤfnet, ſo ſiehet man leicht ein, daß ein jedes einſaugende. Gefaͤschen um einen ſehr groſ- ſen Theil kleiner, als das Milchſaͤkkchen ſey.
Hier koͤnnte man einwenden, warum die Eiſenerde vielmehr von den rothen Blutadern, als von den weiſ- ſen (d) eingeſogen werde? Nothwendig muͤſte alſo dieſe Erde, wenn ſie in die Blutadern des ſaugenden Darms eingeſogen wird, zur hoͤchſten Zartheit gebracht, und in einer unendlichen Menge von Feuchtigkeit verduͤnnet worden ſeyn.
Es laͤſt ſich auch glauben, daß viele faule Theile von dieſen Blutadern aufgeſogen werden. Dieſe ſchei- nen nicht in den Chilus zu gehen, weil derſelbe ſuͤs, und etwas ſaͤuerlich iſt. Und dennoch trokknet der hoͤchſtſtin- kende Koth bei Leuten, welche einen verſtopften Leib ha- ben, gaͤnzlich aus, ob er gleich in fluͤßiger Geſtalt aus- geworfen ſeyn wuͤrde, wenn er ſich nicht verhalten haͤtte. Dahingegen pflegen Thiere, die ein kurzes Gedaͤrm ha- ben, und bey denen, die Speiſen in geſchwinder Zeit durch den Darmkanal gehen, wo alſo die Faͤulnis we- niger Macht hat, dennoch einen ſtinkenden Koth von ſich zu geben, der viel fluͤßiger iſt, weil die ſtinkende Theile nicht ausgeſogen worden. Wir haben davon
ganz
(c)[Spaltenumbruch]LUDWIG phyſiol. n. 421.
(d)MENGHINI Comm. Bonon. T. II. P. 3. I. c. daß das an ſeinen glaͤnzenden Kernchen ſichtbare Ei- ſen in der Pfortader vorkomme, [Spaltenumbruch]
daß der dikkere Theil durch die rote Blutader wieder eingeſogen werde, hat Cl. AUZOUT Epiſt. poſt. PECQUET p. 209. vor dieſen neuern Verſuchen vermutet.
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Das Gedaͤrme. XXIV. Buch.
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Jch ſehe auch aus dem Bau der zottigen Haut ein,
wie rothe Blutadern einen etwas zu dikken Saft abwei-
ſen, und nur den allerfeinſten in ſich (c) ſaugen koͤnnen.
Da naͤmlich das Milchſaͤkkchen den Chilus in ſich ſau-
get; und ſich in dieſes Saͤkkchen eine groſſe Menge hoͤchſt
kleiner Gefaͤſſe, die zum einſaugen tuͤchtig ſind, ſo wie
ausduͤnſtende Geſaͤſſe, eroͤfnet, ſo ſiehet man leicht ein,
daß ein jedes einſaugende. Gefaͤschen um einen ſehr groſ-
ſen Theil kleiner, als das Milchſaͤkkchen ſey.
Hier koͤnnte man einwenden, warum die Eiſenerde
vielmehr von den rothen Blutadern, als von den weiſ-
ſen (d) eingeſogen werde? Nothwendig muͤſte alſo dieſe
Erde, wenn ſie in die Blutadern des ſaugenden Darms
eingeſogen wird, zur hoͤchſten Zartheit gebracht, und
in einer unendlichen Menge von Feuchtigkeit verduͤnnet
worden ſeyn.
Es laͤſt ſich auch glauben, daß viele faule Theile
von dieſen Blutadern aufgeſogen werden. Dieſe ſchei-
nen nicht in den Chilus zu gehen, weil derſelbe ſuͤs, und
etwas ſaͤuerlich iſt. Und dennoch trokknet der hoͤchſtſtin-
kende Koth bei Leuten, welche einen verſtopften Leib ha-
ben, gaͤnzlich aus, ob er gleich in fluͤßiger Geſtalt aus-
geworfen ſeyn wuͤrde, wenn er ſich nicht verhalten haͤtte.
Dahingegen pflegen Thiere, die ein kurzes Gedaͤrm ha-
ben, und bey denen, die Speiſen in geſchwinder Zeit
durch den Darmkanal gehen, wo alſo die Faͤulnis we-
niger Macht hat, dennoch einen ſtinkenden Koth von
ſich zu geben, der viel fluͤßiger iſt, weil die ſtinkende
Theile nicht ausgeſogen worden. Wir haben davon
ganz
(c)
LUDWIG phyſiol. n. 421.
(d) MENGHINI Comm. Bonon.
T. II. P. 3. I. c. daß das an ſeinen
glaͤnzenden Kernchen ſichtbare Ei-
ſen in der Pfortader vorkomme,
daß der dikkere Theil durch die
rote Blutader wieder eingeſogen
werde, hat Cl. AUZOUT Epiſt.
poſt. PECQUET p. 209. vor dieſen
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/140>, abgerufen am 21.11.2024.
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