des Kothes, denn es steiget diese Unbequemlichkeit zu ei- nem Grade, dem sich kein Wohlstand, und kein Eigen- sinn mehr widersezzen kann.
Es ist dieses der Schliesmuskel, welcher beständig in lebendigen Menschen, die kleine Zeit ausgenommen, ver- schlossen ist, da wir den Koth ausleeren wollen. Er läßt bei Sterbenden, und äusserst Schwachen nach, so daß ein beigebrachtes Klistir ohne Zeitverlust wieder weg- geht(i). Es ist ein sehr schlimmes Zeichen, wenn Kran- ke wider ihr Wissen den Koth von sich geben (k).
Es scheinet der inwendige Schliesmuskel ebenfalls (l), wie die Kreisförmige Darmfasern, zu wirken. Der äus- sere ziehet sich ebenfalls von allen Seiten zusammen, und er bewegt sich nicht weniger vorwärts, und nach hinten zu, als nach den Seiten hin; wiewohl die Fasern, auf den Seiten mehr in eins fortzugehen, vorne herum ge- bogen, und hinterwärts überkreuzt zu seyn scheinen, in- dem ein jedweder in dem Hintern stekkende Körper, zu der Zeit, wenn wir uns anstrengen, von allen Seiten gleich gedrükkt wird.
Es ziehen sich aber diese Schliesmuskeln ausser der Zeit, da sie vom Willen angestrengt werden, mittelmä- ßig zusammen, und sie verhalten sich wie Muskeln, wel- che vermöge ihrer angebohrnen Kraft beständig, vermöge der Nervenkraft aber nur zu ihren gewissen Zeiten gereizt werden: sie bestätigen auch dasjenige, was wir bei and- rer Gelegenheit gesagt haben (m), nämlich daß die Ner- venkraft viel stärker, als die angebohrne sey, wofern zu jener nicht ein sehr heftiger Reiz noch dazu käme.
Es ist aber die Kraft beider Schliesmuskeln so groß, daß das blosse Zusammenziehen der Fasern des Mastdarms in einem gesunden Menschen, den Schliesmuskel schwer-
lich
(i)[Spaltenumbruch]CLAUDER method. bals. p. 58.
(k)PRORRHET. I. 10. Mean- [Spaltenumbruch]
ders, und Nikostratus Frau, und Cleotinus. Epid. VII.
(l)p. 148.
(m)L. XL. p. 470.
IV. Abſchn. Verrichtung des dikken.
des Kothes, denn es ſteiget dieſe Unbequemlichkeit zu ei- nem Grade, dem ſich kein Wohlſtand, und kein Eigen- ſinn mehr widerſezzen kann.
Es iſt dieſes der Schliesmuſkel, welcher beſtaͤndig in lebendigen Menſchen, die kleine Zeit ausgenommen, ver- ſchloſſen iſt, da wir den Koth ausleeren wollen. Er laͤßt bei Sterbenden, und aͤuſſerſt Schwachen nach, ſo daß ein beigebrachtes Kliſtir ohne Zeitverluſt wieder weg- geht(i). Es iſt ein ſehr ſchlimmes Zeichen, wenn Kran- ke wider ihr Wiſſen den Koth von ſich geben (k).
Es ſcheinet der inwendige Schliesmuſkel ebenfalls (l), wie die Kreisfoͤrmige Darmfaſern, zu wirken. Der aͤuſ- ſere ziehet ſich ebenfalls von allen Seiten zuſammen, und er bewegt ſich nicht weniger vorwaͤrts, und nach hinten zu, als nach den Seiten hin; wiewohl die Faſern, auf den Seiten mehr in eins fortzugehen, vorne herum ge- bogen, und hinterwaͤrts uͤberkreuzt zu ſeyn ſcheinen, in- dem ein jedweder in dem Hintern ſtekkende Koͤrper, zu der Zeit, wenn wir uns anſtrengen, von allen Seiten gleich gedruͤkkt wird.
Es ziehen ſich aber dieſe Schliesmuſkeln auſſer der Zeit, da ſie vom Willen angeſtrengt werden, mittelmaͤ- ßig zuſammen, und ſie verhalten ſich wie Muſkeln, wel- che vermoͤge ihrer angebohrnen Kraft beſtaͤndig, vermoͤge der Nervenkraft aber nur zu ihren gewiſſen Zeiten gereizt werden: ſie beſtaͤtigen auch dasjenige, was wir bei and- rer Gelegenheit geſagt haben (m), naͤmlich daß die Ner- venkraft viel ſtaͤrker, als die angebohrne ſey, wofern zu jener nicht ein ſehr heftiger Reiz noch dazu kaͤme.
Es iſt aber die Kraft beider Schliesmuſkeln ſo groß, daß das bloſſe Zuſammenziehen der Faſern des Maſtdarms in einem geſunden Menſchen, den Schliesmuſkel ſchwer-
lich
(i)[Spaltenumbruch]CLAUDER method. balſ. p. 58.
(k)PRORRHET. I. 10. Mean- [Spaltenumbruch]
ders, und Nikoſtratus Frau, und Cleotinus. Epid. VII.
(l)p. 148.
(m)L. XL. p. 470.
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ſinn mehr widerſezzen kann.
Es iſt dieſes der Schliesmuſkel, welcher beſtaͤndig in
lebendigen Menſchen, die kleine Zeit ausgenommen, ver-
ſchloſſen iſt, da wir den Koth ausleeren wollen. Er
laͤßt bei Sterbenden, und aͤuſſerſt Schwachen nach, ſo
daß ein beigebrachtes Kliſtir ohne Zeitverluſt wieder weg-
geht (i). Es iſt ein ſehr ſchlimmes Zeichen, wenn Kran-
ke wider ihr Wiſſen den Koth von ſich geben (k).
Es ſcheinet der inwendige Schliesmuſkel ebenfalls (l),
wie die Kreisfoͤrmige Darmfaſern, zu wirken. Der aͤuſ-
ſere ziehet ſich ebenfalls von allen Seiten zuſammen, und
er bewegt ſich nicht weniger vorwaͤrts, und nach hinten
zu, als nach den Seiten hin; wiewohl die Faſern, auf
den Seiten mehr in eins fortzugehen, vorne herum ge-
bogen, und hinterwaͤrts uͤberkreuzt zu ſeyn ſcheinen, in-
dem ein jedweder in dem Hintern ſtekkende Koͤrper, zu
der Zeit, wenn wir uns anſtrengen, von allen Seiten
gleich gedruͤkkt wird.
Es ziehen ſich aber dieſe Schliesmuſkeln auſſer der
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ßig zuſammen, und ſie verhalten ſich wie Muſkeln, wel-
che vermoͤge ihrer angebohrnen Kraft beſtaͤndig, vermoͤge
der Nervenkraft aber nur zu ihren gewiſſen Zeiten gereizt
werden: ſie beſtaͤtigen auch dasjenige, was wir bei and-
rer Gelegenheit geſagt haben (m), naͤmlich daß die Ner-
venkraft viel ſtaͤrker, als die angebohrne ſey, wofern zu
jener nicht ein ſehr heftiger Reiz noch dazu kaͤme.
Es iſt aber die Kraft beider Schliesmuſkeln ſo groß,
daß das bloſſe Zuſammenziehen der Faſern des Maſtdarms
in einem geſunden Menſchen, den Schliesmuſkel ſchwer-
lich
(i)
CLAUDER method. balſ.
p. 58.
(k) PRORRHET. I. 10. Mean-
ders, und Nikoſtratus Frau, und
Cleotinus. Epid. VII.
(l) p. 148.
(m) L. XL. p. 470.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 285. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/321>, abgerufen am 21.11.2024.
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