allen einfachen Drüsen, und eben so auch in den Drü- sen des Gekröses bei jungen Thieren, ein salzwasserarti- ger, auch etwas milchiger, obwohl dünnerer Saft an- getroffen wird, so könnte es wohl geschehen, daß die er- sten Milchgefässe mit dem zweiten fortgesezzt werden: daß übrigens aber die Schlagadern diesem Milchram in die fächrige Räume der Drüsen abgeben(s), hingegen die allerkleinste resorbirende Blutadern, denselben wieder auf- fangen, und in die zweiten Milchgefässe, oder in die aus- führende Stämmchen zurükkführen.
Jch glaube nämlich nicht, nach den Versuchen eines Cowper und Tarins(t), und auch nach unsern eig- nen Versuchen, daß man leugnen könne, daß sich nicht ein zarter Saft aus den Schlagadern in das Fadengewe- be ergiessen sollte
Blos für Anfänger in der Kunst sage ich noch, daß dieser milchige Saft, nicht ein Chilus vom Gedärme sei. Man findet ihn nämlich eben sowohl in allen Drü- sen aus dem Geschlechte der Einfachen (u), und er hat gar keine besondre Aehnlichkeit mit dem Gekröse.
Endlich kommen auch die Drüsen des Gekröses mit denen Flieswassergefässen in diesem Safte überein; er vertrokknet nämlich ebenfalls(w) mit den Jahren, und weil alsdenn die Faden des Fadengewebes stärker wer- den, so ziehen sie die Gefässe der Drüsen im Gekröse an sich, sie verengern sie, daß sie weder von ihren Säften durchflossen, noch vom Zergliedrer mehr angefüllt wer- den können, sondern die magern und flachgewordene Drüsen, so sich nunmehr in dem Fadengewebe ver- wirren, verschwinden (x).
Ruysch pflegte vorlängst zu sagen, daß er ohne Milchgefässe lebe (y).
§. 8.
(s)[Spaltenumbruch]MEKEL. p. 9.
(t)L. II. p. 109. und auch p. 213.
(u)L. II. p. 184.
(w)[Spaltenumbruch]L. II. p. 191.
(x)RUYSCH.
(y)Adven. anat. III. n. 7.
I. Abſchn. Die Zergliederung.
allen einfachen Druͤſen, und eben ſo auch in den Druͤ- ſen des Gekroͤſes bei jungen Thieren, ein ſalzwaſſerarti- ger, auch etwas milchiger, obwohl duͤnnerer Saft an- getroffen wird, ſo koͤnnte es wohl geſchehen, daß die er- ſten Milchgefaͤſſe mit dem zweiten fortgeſezzt werden: daß uͤbrigens aber die Schlagadern dieſem Milchram in die faͤchrige Raͤume der Druͤſen abgeben(s), hingegen die allerkleinſte reſorbirende Blutadern, denſelben wieder auf- fangen, und in die zweiten Milchgefaͤſſe, oder in die aus- fuͤhrende Staͤmmchen zuruͤkkfuͤhren.
Jch glaube naͤmlich nicht, nach den Verſuchen eines Cowper und Tarins(t), und auch nach unſern eig- nen Verſuchen, daß man leugnen koͤnne, daß ſich nicht ein zarter Saft aus den Schlagadern in das Fadengewe- be ergieſſen ſollte
Blos fuͤr Anfaͤnger in der Kunſt ſage ich noch, daß dieſer milchige Saft, nicht ein Chilus vom Gedaͤrme ſei. Man findet ihn naͤmlich eben ſowohl in allen Druͤ- ſen aus dem Geſchlechte der Einfachen (u), und er hat gar keine beſondre Aehnlichkeit mit dem Gekroͤſe.
Endlich kommen auch die Druͤſen des Gekroͤſes mit denen Flieswaſſergefaͤſſen in dieſem Safte uͤberein; er vertrokknet naͤmlich ebenfalls(w) mit den Jahren, und weil alsdenn die Faden des Fadengewebes ſtaͤrker wer- den, ſo ziehen ſie die Gefaͤſſe der Druͤſen im Gekroͤſe an ſich, ſie verengern ſie, daß ſie weder von ihren Saͤften durchfloſſen, noch vom Zergliedrer mehr angefuͤllt wer- den koͤnnen, ſondern die magern und flachgewordene Druͤſen, ſo ſich nunmehr in dem Fadengewebe ver- wirren, verſchwinden (x).
Ruyſch pflegte vorlaͤngſt zu ſagen, daß er ohne Milchgefaͤſſe lebe (y).
§. 8.
(s)[Spaltenumbruch]MEKEL. p. 9.
(t)L. II. p. 109. und auch p. 213.
(u)L. II. p. 184.
(w)[Spaltenumbruch]L. II. p. 191.
(x)RUYSCH.
(y)Adven. anat. III. n. 7.
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I. Abſchn. Die Zergliederung.
allen einfachen Druͤſen, und eben ſo auch in den Druͤ-
ſen des Gekroͤſes bei jungen Thieren, ein ſalzwaſſerarti-
ger, auch etwas milchiger, obwohl duͤnnerer Saft an-
getroffen wird, ſo koͤnnte es wohl geſchehen, daß die er-
ſten Milchgefaͤſſe mit dem zweiten fortgeſezzt werden: daß
uͤbrigens aber die Schlagadern dieſem Milchram in die
faͤchrige Raͤume der Druͤſen abgeben (s), hingegen die
allerkleinſte reſorbirende Blutadern, denſelben wieder auf-
fangen, und in die zweiten Milchgefaͤſſe, oder in die aus-
fuͤhrende Staͤmmchen zuruͤkkfuͤhren.
Jch glaube naͤmlich nicht, nach den Verſuchen eines
Cowper und Tarins (t), und auch nach unſern eig-
nen Verſuchen, daß man leugnen koͤnne, daß ſich nicht
ein zarter Saft aus den Schlagadern in das Fadengewe-
be ergieſſen ſollte
Blos fuͤr Anfaͤnger in der Kunſt ſage ich noch, daß
dieſer milchige Saft, nicht ein Chilus vom Gedaͤrme
ſei. Man findet ihn naͤmlich eben ſowohl in allen Druͤ-
ſen aus dem Geſchlechte der Einfachen (u), und er hat
gar keine beſondre Aehnlichkeit mit dem Gekroͤſe.
Endlich kommen auch die Druͤſen des Gekroͤſes mit
denen Flieswaſſergefaͤſſen in dieſem Safte uͤberein; er
vertrokknet naͤmlich ebenfalls (w) mit den Jahren, und
weil alsdenn die Faden des Fadengewebes ſtaͤrker wer-
den, ſo ziehen ſie die Gefaͤſſe der Druͤſen im Gekroͤſe an
ſich, ſie verengern ſie, daß ſie weder von ihren Saͤften
durchfloſſen, noch vom Zergliedrer mehr angefuͤllt wer-
den koͤnnen, ſondern die magern und flachgewordene
Druͤſen, ſo ſich nunmehr in dem Fadengewebe ver-
wirren, verſchwinden (x).
Ruyſch pflegte vorlaͤngſt zu ſagen, daß er ohne
Milchgefaͤſſe lebe (y).
§. 8.
(s)
MEKEL. p. 9.
(t) L. II. p. 109. und auch p. 213.
(u) L. II. p. 184.
(w)
L. II. p. 191.
(x) RUYSCH.
(y) Adven. anat. III. n. 7.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 317. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/353>, abgerufen am 22.11.2024.
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