Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Milchgefässe. XXV. Buch.
denn es befindet sich das Ende eines jeden Milchgefässes
in dem Anfange des Brustkanals, folglich gleichsam in
einem breiten Gefässe, in welches sich der Chilus ohne
Wiederstand ergiessen kann. Und es wird nicht leicht
bei Unterbindungen angehen, daß man alle Milchgefässe
hemmen sollte.

Das Anziehen wird geschwinde geschehen, weil die
Höhe des Aufsteigens sich umgekehrt, wie der Durch-
messer verhält. Es sind aber die Milchgefässe enger,
als alle Röhrchen, die die Menschenkunst blasen kann.

Nun wirket diese Ursache beständig fort, sie höret
niemals auf, so lange die Mündung des Milchgefässes
mitten in den Chilus eingetaucht ist.

Es rührt aber von der peristaltischen Bewegung in
dieser Bewegung einige Verschiedenheit her.

Jndem sich nämlich das Gedärme Kraft der peristal-
tischen Bewegung zusammen zieht, so wird dasselbe völlig
davon enger, die Flokken verengern sich ebenfalls, nähern
sich einander immer mehr, und alsdenn wird der Chilus
nicht resorbirt (f).

Wenn aber kurz darauf das Gedärm erschlaffet(g),
so breiten sich die Flokken in einen grössern Raum ein,
der eben entstanden ist, sie selbst werden breiter, und
es öffnen sich ihre Mündungen. Alsdenn läßt sich wohl
glauben, daß der Saft eingesogen, und von diesem so
kleinen Gefäschen bis auf eine kleine Länge angezogen
wird: man wird aber gegen die gemeine Versuche nicht
verstossen, wenn man annimmt, daß der Chilus einige
wenige Linien über die erste Klappen hinaus fort gerissen
werde (h); denn wir haben gezeigt, daß in der ganzen
Breite des Gedärms Klappen vorkommen.

[Spaltenumbruch] (e)
Nun
(f) LOWER. l. c. BRUNNER.
duoden. p.
58.
(g) [Spaltenumbruch] So auch LOWER. p. 222.
BOHN. p 148. LIEBERKUHN.
n. 19. p
22.
(h) LIEBERKUHN. n. 21. p. 25.
(e) KRAFT.

Die Milchgefaͤſſe. XXV. Buch.
denn es befindet ſich das Ende eines jeden Milchgefaͤſſes
in dem Anfange des Bruſtkanals, folglich gleichſam in
einem breiten Gefaͤſſe, in welches ſich der Chilus ohne
Wiederſtand ergieſſen kann. Und es wird nicht leicht
bei Unterbindungen angehen, daß man alle Milchgefaͤſſe
hemmen ſollte.

Das Anziehen wird geſchwinde geſchehen, weil die
Hoͤhe des Aufſteigens ſich umgekehrt, wie der Durch-
meſſer verhaͤlt. Es ſind aber die Milchgefaͤſſe enger,
als alle Roͤhrchen, die die Menſchenkunſt blaſen kann.

Nun wirket dieſe Urſache beſtaͤndig fort, ſie hoͤret
niemals auf, ſo lange die Muͤndung des Milchgefaͤſſes
mitten in den Chilus eingetaucht iſt.

Es ruͤhrt aber von der periſtaltiſchen Bewegung in
dieſer Bewegung einige Verſchiedenheit her.

Jndem ſich naͤmlich das Gedaͤrme Kraft der periſtal-
tiſchen Bewegung zuſammen zieht, ſo wird daſſelbe voͤllig
davon enger, die Flokken verengern ſich ebenfalls, naͤhern
ſich einander immer mehr, und alsdenn wird der Chilus
nicht reſorbirt (f).

Wenn aber kurz darauf das Gedaͤrm erſchlaffet(g),
ſo breiten ſich die Flokken in einen groͤſſern Raum ein,
der eben entſtanden iſt, ſie ſelbſt werden breiter, und
es oͤffnen ſich ihre Muͤndungen. Alsdenn laͤßt ſich wohl
glauben, daß der Saft eingeſogen, und von dieſem ſo
kleinen Gefaͤschen bis auf eine kleine Laͤnge angezogen
wird: man wird aber gegen die gemeine Verſuche nicht
verſtoſſen, wenn man annimmt, daß der Chilus einige
wenige Linien uͤber die erſte Klappen hinaus fort geriſſen
werde (h); denn wir haben gezeigt, daß in der ganzen
Breite des Gedaͤrms Klappen vorkommen.

[Spaltenumbruch] (e)
Nun
(f) LOWER. l. c. BRUNNER.
duoden. p.
58.
(g) [Spaltenumbruch] So auch LOWER. p. 222.
BOHN. p 148. LIEBERKUHN.
n. 19. p
22.
(h) LIEBERKUHN. n. 21. p. 25.
(e) KRAFT.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0380" n="344"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die Milchgefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e. <hi rendition="#aq">XXV.</hi> Buch.</hi></fw><lb/>
denn es befindet &#x017F;ich das Ende eines jeden Milchgefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;es<lb/>
in dem Anfange des Bru&#x017F;tkanals, folglich gleich&#x017F;am in<lb/>
einem breiten Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, in welches &#x017F;ich der Chilus ohne<lb/>
Wieder&#x017F;tand ergie&#x017F;&#x017F;en kann. Und es wird nicht leicht<lb/>
bei Unterbindungen angehen, daß man alle Milchgefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e<lb/>
hemmen &#x017F;ollte.</p><lb/>
              <p>Das Anziehen wird ge&#x017F;chwinde ge&#x017F;chehen, weil die<lb/>
Ho&#x0364;he des Auf&#x017F;teigens &#x017F;ich umgekehrt, wie der Durch-<lb/>
me&#x017F;&#x017F;er verha&#x0364;lt. Es &#x017F;ind aber die Milchgefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e enger,<lb/>
als alle Ro&#x0364;hrchen, die die Men&#x017F;chenkun&#x017F;t bla&#x017F;en kann.</p><lb/>
              <p>Nun wirket die&#x017F;e Ur&#x017F;ache be&#x017F;ta&#x0364;ndig fort, &#x017F;ie ho&#x0364;ret<lb/>
niemals auf, &#x017F;o lange die Mu&#x0364;ndung des Milchgefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;es<lb/>
mitten in den Chilus eingetaucht i&#x017F;t.</p><lb/>
              <p>Es ru&#x0364;hrt aber von der peri&#x017F;talti&#x017F;chen Bewegung in<lb/>
die&#x017F;er Bewegung einige Ver&#x017F;chiedenheit her.</p><lb/>
              <p>Jndem &#x017F;ich na&#x0364;mlich das Geda&#x0364;rme Kraft der peri&#x017F;tal-<lb/>
ti&#x017F;chen Bewegung zu&#x017F;ammen zieht, &#x017F;o wird da&#x017F;&#x017F;elbe vo&#x0364;llig<lb/>
davon enger, die Flokken verengern &#x017F;ich ebenfalls, na&#x0364;hern<lb/>
&#x017F;ich einander immer mehr, und alsdenn wird der Chilus<lb/>
nicht re&#x017F;orbirt <note place="foot" n="(f)"><hi rendition="#aq">LOWER. l. c. BRUNNER.<lb/>
duoden. p.</hi> 58.</note>.</p><lb/>
              <p>Wenn aber kurz darauf das Geda&#x0364;rm er&#x017F;chlaffet<note place="foot" n="(g)"><cb/>
So auch <hi rendition="#aq">LOWER. p. 222.<lb/>
BOHN. p 148. LIEBERKUHN.<lb/>
n. 19. p</hi> 22.</note>,<lb/>
&#x017F;o breiten &#x017F;ich die Flokken in einen gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern Raum ein,<lb/>
der eben ent&#x017F;tanden i&#x017F;t, &#x017F;ie &#x017F;elb&#x017F;t werden breiter, und<lb/>
es o&#x0364;ffnen &#x017F;ich ihre Mu&#x0364;ndungen. Alsdenn la&#x0364;ßt &#x017F;ich wohl<lb/>
glauben, daß der Saft einge&#x017F;ogen, und von die&#x017F;em &#x017F;o<lb/>
kleinen Gefa&#x0364;schen bis auf eine kleine La&#x0364;nge angezogen<lb/>
wird: man wird aber gegen die gemeine Ver&#x017F;uche nicht<lb/>
ver&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en, wenn man annimmt, daß der Chilus einige<lb/>
wenige Linien u&#x0364;ber die er&#x017F;te Klappen hinaus fort geri&#x017F;&#x017F;en<lb/>
werde <note place="foot" n="(h)"><hi rendition="#aq">LIEBERKUHN. n. 21. p.</hi> 25.</note>; denn wir haben gezeigt, daß in der ganzen<lb/>
Breite des Geda&#x0364;rms Klappen vorkommen.</p><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">Nun</fw><lb/>
              <cb/>
              <note place="foot" n="(e)"> <hi rendition="#aq">KRAFT.</hi> </note><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[344/0380] Die Milchgefaͤſſe. XXV. Buch. denn es befindet ſich das Ende eines jeden Milchgefaͤſſes in dem Anfange des Bruſtkanals, folglich gleichſam in einem breiten Gefaͤſſe, in welches ſich der Chilus ohne Wiederſtand ergieſſen kann. Und es wird nicht leicht bei Unterbindungen angehen, daß man alle Milchgefaͤſſe hemmen ſollte. Das Anziehen wird geſchwinde geſchehen, weil die Hoͤhe des Aufſteigens ſich umgekehrt, wie der Durch- meſſer verhaͤlt. Es ſind aber die Milchgefaͤſſe enger, als alle Roͤhrchen, die die Menſchenkunſt blaſen kann. Nun wirket dieſe Urſache beſtaͤndig fort, ſie hoͤret niemals auf, ſo lange die Muͤndung des Milchgefaͤſſes mitten in den Chilus eingetaucht iſt. Es ruͤhrt aber von der periſtaltiſchen Bewegung in dieſer Bewegung einige Verſchiedenheit her. Jndem ſich naͤmlich das Gedaͤrme Kraft der periſtal- tiſchen Bewegung zuſammen zieht, ſo wird daſſelbe voͤllig davon enger, die Flokken verengern ſich ebenfalls, naͤhern ſich einander immer mehr, und alsdenn wird der Chilus nicht reſorbirt (f). Wenn aber kurz darauf das Gedaͤrm erſchlaffet (g), ſo breiten ſich die Flokken in einen groͤſſern Raum ein, der eben entſtanden iſt, ſie ſelbſt werden breiter, und es oͤffnen ſich ihre Muͤndungen. Alsdenn laͤßt ſich wohl glauben, daß der Saft eingeſogen, und von dieſem ſo kleinen Gefaͤschen bis auf eine kleine Laͤnge angezogen wird: man wird aber gegen die gemeine Verſuche nicht verſtoſſen, wenn man annimmt, daß der Chilus einige wenige Linien uͤber die erſte Klappen hinaus fort geriſſen werde (h); denn wir haben gezeigt, daß in der ganzen Breite des Gedaͤrms Klappen vorkommen. Nun (e) (f) LOWER. l. c. BRUNNER. duoden. p. 58. (g) So auch LOWER. p. 222. BOHN. p 148. LIEBERKUHN. n. 19. p 22. (h) LIEBERKUHN. n. 21. p. 25. (e) KRAFT.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/380
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 344. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/380>, abgerufen am 24.11.2024.