lus in eins fort geht. Von den Thieren, bei denen die Hunterische Feuchtigkeiten(q) aus dem Gedärme in ein Milchgefässe übergiengen, heißt es nicht, daß die peristaltische Bewegung dabei ihr Spiel gehabt hätte.
§. 5. Die wesentliche Kraft eines Milchgefässes.
Ob man gleich durch den Augenschein an den Milch- gefässen keine Flokken erweislich machen kann, welche sich zusammen zögen, so ist es dennoch gewiß, daß diese Ge- fässe eine solche zusammenziehende Kraft haben, die viel vermögonder, als in den rothen Gefässen ist.
Denn da sich sowohl in lebendigen als todten Thieren die Milchgefässe ausleeren, wenn man den Unterleib öff- net, und ein jeder andrer Drukk wegfällt; so folget frei- lich daraus, daß diese Flucht des Chilus aus den Milch- gefässen auf die Rechnung einer geheimen Zusammenzie- hung geschrieben werden muß, Kraft deren sich die Milch- gefässe ausleeren müssen. Jch habe dieses Zusammen- ziehen mit meinen Augen angesehen (a).
Ferner beweisen die Gifte, daß die Milchgefässe eine sehr grosse Reizbarkeit besizzen, indem sich kein anders Gefässe, oder keinerlei Art von Gefässen von einer chi- mischen Säure so hurtig verengert (b), und seine Feuch- tigkeiten ausschüttet(c). Jch weiß gar wohl, daß man dieser Wirkung der Gifte (d) nicht viel zuschreiben könne. Sie stimmt hier aber mit dem Augenscheine selbst über- ein. Man kann auch diese Ausleerung der Gefässe nicht blos der Kälte zueignen (e), weil solche die in todten Kör-
pern
(q)[Spaltenumbruch]Med. Comm. I.
(a)Exper. 250. So auch PA- GANI et BONIOLI p. 192.
(b)Exp. 249. PAGANI et BO- NIOLI l. c. LAOHE. II. p. 10.
(c)[Spaltenumbruch]
Da die Gekröseblutadern nicht leer werden LAGHI.
(d) Die Reizbarkeit der Milch- gefässe leugnet ANDREAE de ir- ritat p. 14.
(e)ANDREAE ibid.
Die Milchgefaͤſſe. XXV. Buch.
lus in eins fort geht. Von den Thieren, bei denen die Hunteriſche Feuchtigkeiten(q) aus dem Gedaͤrme in ein Milchgefaͤſſe uͤbergiengen, heißt es nicht, daß die periſtaltiſche Bewegung dabei ihr Spiel gehabt haͤtte.
§. 5. Die weſentliche Kraft eines Milchgefaͤſſes.
Ob man gleich durch den Augenſchein an den Milch- gefaͤſſen keine Flokken erweislich machen kann, welche ſich zuſammen zoͤgen, ſo iſt es dennoch gewiß, daß dieſe Ge- faͤſſe eine ſolche zuſammenziehende Kraft haben, die viel vermoͤgonder, als in den rothen Gefaͤſſen iſt.
Denn da ſich ſowohl in lebendigen als todten Thieren die Milchgefaͤſſe ausleeren, wenn man den Unterleib oͤff- net, und ein jeder andrer Drukk wegfaͤllt; ſo folget frei- lich daraus, daß dieſe Flucht des Chilus aus den Milch- gefaͤſſen auf die Rechnung einer geheimen Zuſammenzie- hung geſchrieben werden muß, Kraft deren ſich die Milch- gefaͤſſe ausleeren muͤſſen. Jch habe dieſes Zuſammen- ziehen mit meinen Augen angeſehen (a).
Ferner beweiſen die Gifte, daß die Milchgefaͤſſe eine ſehr groſſe Reizbarkeit beſizzen, indem ſich kein anders Gefaͤſſe, oder keinerlei Art von Gefaͤſſen von einer chi- miſchen Saͤure ſo hurtig verengert (b), und ſeine Feuch- tigkeiten ausſchuͤttet(c). Jch weiß gar wohl, daß man dieſer Wirkung der Gifte (d) nicht viel zuſchreiben koͤnne. Sie ſtimmt hier aber mit dem Augenſcheine ſelbſt uͤber- ein. Man kann auch dieſe Ausleerung der Gefaͤſſe nicht blos der Kaͤlte zueignen (e), weil ſolche die in todten Koͤr-
pern
(q)[Spaltenumbruch]Med. Comm. I.
(a)Exper. 250. So auch PA- GANI et BONIOLI p. 192.
(b)Exp. 249. PAGANI et BO- NIOLI l. c. LAOHE. II. p. 10.
(c)[Spaltenumbruch]
Da die Gekroͤſeblutadern nicht leer werden LAGHI.
(d) Die Reizbarkeit der Milch- gefaͤſſe leugnet ANDREAE de ir- ritat p. 14.
(e)ANDREAE ibid.
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Die Milchgefaͤſſe. XXV. Buch.
lus in eins fort geht. Von den Thieren, bei denen die
Hunteriſche Feuchtigkeiten (q) aus dem Gedaͤrme in
ein Milchgefaͤſſe uͤbergiengen, heißt es nicht, daß die
periſtaltiſche Bewegung dabei ihr Spiel gehabt haͤtte.
§. 5.
Die weſentliche Kraft eines Milchgefaͤſſes.
Ob man gleich durch den Augenſchein an den Milch-
gefaͤſſen keine Flokken erweislich machen kann, welche ſich
zuſammen zoͤgen, ſo iſt es dennoch gewiß, daß dieſe Ge-
faͤſſe eine ſolche zuſammenziehende Kraft haben, die viel
vermoͤgonder, als in den rothen Gefaͤſſen iſt.
Denn da ſich ſowohl in lebendigen als todten Thieren
die Milchgefaͤſſe ausleeren, wenn man den Unterleib oͤff-
net, und ein jeder andrer Drukk wegfaͤllt; ſo folget frei-
lich daraus, daß dieſe Flucht des Chilus aus den Milch-
gefaͤſſen auf die Rechnung einer geheimen Zuſammenzie-
hung geſchrieben werden muß, Kraft deren ſich die Milch-
gefaͤſſe ausleeren muͤſſen. Jch habe dieſes Zuſammen-
ziehen mit meinen Augen angeſehen (a).
Ferner beweiſen die Gifte, daß die Milchgefaͤſſe
eine ſehr groſſe Reizbarkeit beſizzen, indem ſich kein anders
Gefaͤſſe, oder keinerlei Art von Gefaͤſſen von einer chi-
miſchen Saͤure ſo hurtig verengert (b), und ſeine Feuch-
tigkeiten ausſchuͤttet (c). Jch weiß gar wohl, daß man
dieſer Wirkung der Gifte (d) nicht viel zuſchreiben koͤnne.
Sie ſtimmt hier aber mit dem Augenſcheine ſelbſt uͤber-
ein. Man kann auch dieſe Ausleerung der Gefaͤſſe nicht
blos der Kaͤlte zueignen (e), weil ſolche die in todten Koͤr-
pern
(q)
Med. Comm. I.
(a) Exper. 250. So auch PA-
GANI et BONIOLI p. 192.
(b) Exp. 249. PAGANI et BO-
NIOLI l. c. LAOHE. II. p. 10.
(c)
Da die Gekroͤſeblutadern
nicht leer werden LAGHI.
(d) Die Reizbarkeit der Milch-
gefaͤſſe leugnet ANDREAE de ir-
ritat p. 14.
(e) ANDREAE ibid.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 346. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/382>, abgerufen am 24.11.2024.
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