gesehen, höher liegt, so überschreitet solches die gewöhn- liche Vorschrift der Natur, denn man fand auch in ei- nem Menschen, bei dem die Eingeweide eine umgekehrte Lage hatten, die rechte Niere höher(d). Sie können auch gleich hoch beide gelegen haben (e).
Die Nieren verbergen sich ganz und gar in die Tiefe hinein, und die rechte hat von oben her die Leber (f), und ihre Kapsel, hierauf den Grimmdarm (g), den Blind- darm(h), und den Zwölffingerdarm vor sich liegen, so wie ihr unterster Theil, das übrige dünne Gedärme. Die linke hat auf sich liegen, die Milz (k), die Gekrös- drüse, und auf diesen den Magen, Grimmdarm (l), und das dünne Gedärme. Wenn diese Eingeweide also ausgedehnt werden, so wird davon die Niere gedrükkt, daß bei schwächlichen und sizzenden Personen, bei Hipo- chondristen, bei denen der Magen von Mittagsessen durch die Speisen aufgetrieben wird, kein Urin, oder doch sehr klar abfliessen kann. Man pfleget auch die Schwerzen dieser Eingeweide oft mit den Nierenschmerzen zu ver- wechseln.
Es steiget das Darmfell mit kleinen Falten, von der rechten Niere oberwerts zur Leber (m), unterwerts zum Grimmdarm, und zum Zwölffingerdarm (o), auch zum Zwergfelle auf, womit ich die Niere verwachsen gefunden (i)
habe.
(d)[Spaltenumbruch]BECMAN. de nephrit. Leid. 1682. sind in Thieren fast gleich groß.
(e) Nicht blos unterweilen, wie ORIBASIUS sagt, sondern allezeit RUFUS. VESALIUS p. 631. SPI- GELIUS L. VIII. t. 11. 12. 18. 19. CHESELD. t. 22. GARENGEOT. t. 10. f. 1. Oftmals RIOLANUS p. 769.
(f)L. XXIII. p. 459.
(g)DUVERNEY. posth. T. II. 269. L. XXIV. p. 136.
(h)[Spaltenumbruch]
So beschreibet die Sache DUVERNEY. ebend. p. 259. man lese nach SPIGEL. t. 18. CHE- SELD. T. XXII. GARENGEOT. t. 10. f. 2. VESAL. p. 631.
(k)DUVERN. ebend. L. XXII. p. 391.
(l)L. XXIV. p. 139.
(m)L. XX. p. 355.
(o) Ebend.
(i)L. XXIV. p. 11.
Z 5
I. Abſchn. Die Nieren, und deren Bau.
geſehen, hoͤher liegt, ſo uͤberſchreitet ſolches die gewoͤhn- liche Vorſchrift der Natur, denn man fand auch in ei- nem Menſchen, bei dem die Eingeweide eine umgekehrte Lage hatten, die rechte Niere hoͤher(d). Sie koͤnnen auch gleich hoch beide gelegen haben (e).
Die Nieren verbergen ſich ganz und gar in die Tiefe hinein, und die rechte hat von oben her die Leber (f), und ihre Kapſel, hierauf den Grimmdarm (g), den Blind- darm(h), und den Zwoͤlffingerdarm vor ſich liegen, ſo wie ihr unterſter Theil, das uͤbrige duͤnne Gedaͤrme. Die linke hat auf ſich liegen, die Milz (k), die Gekroͤs- druͤſe, und auf dieſen den Magen, Grimmdarm (l), und das duͤnne Gedaͤrme. Wenn dieſe Eingeweide alſo ausgedehnt werden, ſo wird davon die Niere gedruͤkkt, daß bei ſchwaͤchlichen und ſizzenden Perſonen, bei Hipo- chondriſten, bei denen der Magen von Mittagseſſen durch die Speiſen aufgetrieben wird, kein Urin, oder doch ſehr klar abflieſſen kann. Man pfleget auch die Schwerzen dieſer Eingeweide oft mit den Nierenſchmerzen zu ver- wechſeln.
Es ſteiget das Darmfell mit kleinen Falten, von der rechten Niere oberwerts zur Leber (m), unterwerts zum Grimmdarm, und zum Zwoͤlffingerdarm (o), auch zum Zwergfelle auf, womit ich die Niere verwachſen gefunden (i)
habe.
(d)[Spaltenumbruch]BECMAN. de nephrit. Leid. 1682. ſind in Thieren faſt gleich groß.
(e) Nicht blos unterweilen, wie ORIBASIUS ſagt, ſondern allezeit RUFUS. VESALIUS p. 631. SPI- GELIUS L. VIII. t. 11. 12. 18. 19. CHESELD. t. 22. GARENGEOT. t. 10. f. 1. Oftmals RIOLANUS p. 769.
(f)L. XXIII. p. 459.
(g)DUVERNEY. poſth. T. II. 269. L. XXIV. p. 136.
(h)[Spaltenumbruch]
So beſchreibet die Sache DUVERNEY. ebend. p. 259. man leſe nach SPIGEL. t. 18. CHE- SELD. T. XXII. GARENGEOT. t. 10. f. 2. VESAL. p. 631.
(k)DUVERN. ebend. L. XXII. p. 391.
(l)L. XXIV. p. 139.
(m)L. XX. p. 355.
(o) Ebend.
(i)L. XXIV. p. 11.
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I. Abſchn. Die Nieren, und deren Bau.
geſehen, hoͤher liegt, ſo uͤberſchreitet ſolches die gewoͤhn-
liche Vorſchrift der Natur, denn man fand auch in ei-
nem Menſchen, bei dem die Eingeweide eine umgekehrte
Lage hatten, die rechte Niere hoͤher (d). Sie koͤnnen
auch gleich hoch beide gelegen haben (e).
Die Nieren verbergen ſich ganz und gar in die Tiefe
hinein, und die rechte hat von oben her die Leber (f), und
ihre Kapſel, hierauf den Grimmdarm (g), den Blind-
darm (h), und den Zwoͤlffingerdarm vor ſich liegen, ſo
wie ihr unterſter Theil, das uͤbrige duͤnne Gedaͤrme.
Die linke hat auf ſich liegen, die Milz (k), die Gekroͤs-
druͤſe, und auf dieſen den Magen, Grimmdarm (l),
und das duͤnne Gedaͤrme. Wenn dieſe Eingeweide alſo
ausgedehnt werden, ſo wird davon die Niere gedruͤkkt,
daß bei ſchwaͤchlichen und ſizzenden Perſonen, bei Hipo-
chondriſten, bei denen der Magen von Mittagseſſen durch
die Speiſen aufgetrieben wird, kein Urin, oder doch ſehr
klar abflieſſen kann. Man pfleget auch die Schwerzen
dieſer Eingeweide oft mit den Nierenſchmerzen zu ver-
wechſeln.
Es ſteiget das Darmfell mit kleinen Falten, von der
rechten Niere oberwerts zur Leber (m), unterwerts zum
Grimmdarm, und zum Zwoͤlffingerdarm (o), auch zum
Zwergfelle auf, womit ich die Niere verwachſen gefunden
habe.
(i)
(d)
BECMAN. de nephrit. Leid.
1682. ſind in Thieren faſt gleich
groß.
(e) Nicht blos unterweilen, wie
ORIBASIUS ſagt, ſondern allezeit
RUFUS. VESALIUS p. 631. SPI-
GELIUS L. VIII. t. 11. 12. 18. 19.
CHESELD. t. 22. GARENGEOT.
t. 10. f. 1. Oftmals RIOLANUS
p. 769.
(f) L. XXIII. p. 459.
(g) DUVERNEY. poſth. T. II.
269. L. XXIV. p. 136.
(h)
So beſchreibet die Sache
DUVERNEY. ebend. p. 259. man
leſe nach SPIGEL. t. 18. CHE-
SELD. T. XXII. GARENGEOT.
t. 10. f. 2. VESAL. p. 631.
(k) DUVERN. ebend. L. XXII.
p. 391.
(l) L. XXIV. p. 139.
(m) L. XX. p. 355.
(o) Ebend.
(i) L. XXIV. p. 11.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 361. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/397>, abgerufen am 22.11.2024.
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