Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775.

Bild:
<< vorherige Seite

I. Abschn. Die Nieren, und deren Bau.
Aeste(a) ein Theil einer Linie (b) nach seiner Rech-
nung lang, wenn man es von einem einzigen Gange
annimmt, 60 000 Fuß (c) lang, in den Vögeln sicht-
barer (d), aber nicht roth, noch voll Blut, sondern
weis, oder durchsichtig, von der kleinern Art und von
den Schlagadern verschieden wären, von denen sie den
Besuch bekämen, noch durch selbige ausgesprizzt werden
könnten, indem sie vielmehr nach einer glükklichen Jn-
jection vertrokkneten und verschwänden (e).

Es scheint mir dieser berühmte Mann die allerkleinste
Schlagäderchen gesehen zu haben, welche, da sie Blut
in sich führen, dennoch, weil der Faden eines rothen Saf-
tes in ihnen nur ganz dünne ist, durchsichtig zu seyn schei-
nen (f), so wie offenbar die kleinen Gefässe in den Frö-
schen, welche wirklich von Kügelchen durchströmmt wer-
den, ein durchsichtiges Ansehen haben. Daß nämlich
unter den Schlagadern der Niere, und unter den harn-
führenden Gängen nicht der geringste Unterscheid sei, be-
weiset der ungemein leichte Durchgang eines gefärbten
Saftes aus einer rothen Schlagader in den Harngang,
von dem wir eben geredet haben (f*). Hiermit stimmet
auch das sehr leichte Verirren des rothen Blutes in die
Wege des Harns überein (g), welches ohne Krankheiten
(h) von der Vollblütigkeit (i) oder von verhaltener mo-

natlicher
(a) [Spaltenumbruch] Ibid.
(b) p. 504.
(c) p. 505.
(d) p. 514. seq.
(e) p. 493. 497. 498.
(f) L. II. p. 115.
(f*) Auch in den zu Fächerchen
verwandelten Harngang MORG.
sed. caus II. p. 143. L II. p. 100.
PECHLIN. II obs. 57. Cent. IV.
hebd. 15. FOREST obs. 5. 7. L. 19.
BARTHOL. cent. 4. hebd. 45.
[Spaltenumbruch] GAL. DI. MIN. V. p. 249. RIVER.
Cent. l. obs. 13. BONNET. sepulch.
L. III. p.
690.
(h) Gesammlet vom SCHURI-
GIUS haemotol. pag. 294. 295.
WORM.
bei dem BARTHOL.
Cent. IV. hebd.
45.
(i) Bei gesunden Greisen HOF-
MAN. venae sect. prud. ad min.
p. 11. confer. BELLIN. urin. puls.
p. 33. Hist. morb. urat. p.
284. 285.
C c 3

I. Abſchn. Die Nieren, und deren Bau.
Aeſte(a) ein Theil einer Linie (b) nach ſeiner Rech-
nung lang, wenn man es von einem einzigen Gange
annimmt, 60 000 Fuß (c) lang, in den Voͤgeln ſicht-
barer (d), aber nicht roth, noch voll Blut, ſondern
weis, oder durchſichtig, von der kleinern Art und von
den Schlagadern verſchieden waͤren, von denen ſie den
Beſuch bekaͤmen, noch durch ſelbige ausgeſprizzt werden
koͤnnten, indem ſie vielmehr nach einer gluͤkklichen Jn-
jection vertrokkneten und verſchwaͤnden (e).

Es ſcheint mir dieſer beruͤhmte Mann die allerkleinſte
Schlagaͤderchen geſehen zu haben, welche, da ſie Blut
in ſich fuͤhren, dennoch, weil der Faden eines rothen Saf-
tes in ihnen nur ganz duͤnne iſt, durchſichtig zu ſeyn ſchei-
nen (f), ſo wie offenbar die kleinen Gefaͤſſe in den Froͤ-
ſchen, welche wirklich von Kuͤgelchen durchſtroͤmmt wer-
den, ein durchſichtiges Anſehen haben. Daß naͤmlich
unter den Schlagadern der Niere, und unter den harn-
fuͤhrenden Gaͤngen nicht der geringſte Unterſcheid ſei, be-
weiſet der ungemein leichte Durchgang eines gefaͤrbten
Saftes aus einer rothen Schlagader in den Harngang,
von dem wir eben geredet haben (f*). Hiermit ſtimmet
auch das ſehr leichte Verirren des rothen Blutes in die
Wege des Harns uͤberein (g), welches ohne Krankheiten
(h) von der Vollbluͤtigkeit (i) oder von verhaltener mo-

natlicher
(a) [Spaltenumbruch] Ibid.
(b) p. 504.
(c) p. 505.
(d) p. 514. ſeq.
(e) p. 493. 497. 498.
(f) L. II. p. 115.
(f*) Auch in den zu Faͤcherchen
verwandelten Harngang MORG.
ſed. cauſ II. p. 143. L II. p. 100.
PECHLIN. II obſ. 57. Cent. IV.
hebd. 15. FOREST obſ. 5. 7. L. 19.
BARTHOL. cent. 4. hebd. 45.
[Spaltenumbruch] GAL. DI. MIN. V. p. 249. RIVER.
Cent. l. obſ. 13. BONNET. ſepulch.
L. III. p.
690.
(h) Geſammlet vom SCHURI-
GIUS hæmotol. pag. 294. 295.
WORM.
bei dem BARTHOL.
Cent. IV. hebd.
45.
(i) Bei geſunden Greiſen HOF-
MAN. venae ſect. prud. ad min.
p. 11. confer. BELLIN. urin. pulſ.
p. 33. Hiſt. morb. urat. p.
284. 285.
C c 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0441" n="405"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">I.</hi> Ab&#x017F;chn. Die Nieren, und deren Bau.</hi></fw><lb/>
Ae&#x017F;te<note place="foot" n="(a)"><cb/><hi rendition="#aq">Ibid.</hi></note> ein <formula notation="TeX">\frac{1}{60}</formula> Theil einer Linie <note place="foot" n="(b)"><hi rendition="#aq">p.</hi> 504.</note> nach &#x017F;einer Rech-<lb/>
nung lang, wenn man es von einem einzigen Gange<lb/>
annimmt, 60 000 Fuß <note place="foot" n="(c)"><hi rendition="#aq">p.</hi> 505.</note> lang, in den Vo&#x0364;geln &#x017F;icht-<lb/>
barer <note place="foot" n="(d)"><hi rendition="#aq">p. 514. &#x017F;eq.</hi></note>, aber nicht roth, noch voll Blut, &#x017F;ondern<lb/>
weis, oder durch&#x017F;ichtig, von der kleinern Art und von<lb/>
den Schlagadern ver&#x017F;chieden wa&#x0364;ren, von denen &#x017F;ie den<lb/>
Be&#x017F;uch beka&#x0364;men, noch durch &#x017F;elbige ausge&#x017F;prizzt werden<lb/>
ko&#x0364;nnten, indem &#x017F;ie vielmehr nach einer glu&#x0364;kklichen Jn-<lb/>
jection vertrokkneten und ver&#x017F;chwa&#x0364;nden <note place="foot" n="(e)"><hi rendition="#aq">p.</hi> 493. 497. 498.</note>.</p><lb/>
              <p>Es &#x017F;cheint mir die&#x017F;er beru&#x0364;hmte Mann die allerklein&#x017F;te<lb/>
Schlaga&#x0364;derchen ge&#x017F;ehen zu haben, welche, da &#x017F;ie Blut<lb/>
in &#x017F;ich fu&#x0364;hren, dennoch, weil der Faden eines rothen Saf-<lb/>
tes in ihnen nur ganz du&#x0364;nne i&#x017F;t, durch&#x017F;ichtig zu &#x017F;eyn &#x017F;chei-<lb/>
nen <note place="foot" n="(f)"><hi rendition="#aq">L. II. p.</hi> 115.</note>, &#x017F;o wie offenbar die kleinen Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e in den Fro&#x0364;-<lb/>
&#x017F;chen, welche wirklich von Ku&#x0364;gelchen durch&#x017F;tro&#x0364;mmt wer-<lb/>
den, ein durch&#x017F;ichtiges An&#x017F;ehen haben. Daß na&#x0364;mlich<lb/>
unter den Schlagadern der Niere, und unter den harn-<lb/>
fu&#x0364;hrenden Ga&#x0364;ngen nicht der gering&#x017F;te Unter&#x017F;cheid &#x017F;ei, be-<lb/>
wei&#x017F;et der ungemein leichte Durchgang eines gefa&#x0364;rbten<lb/>
Saftes aus einer rothen Schlagader in den Harngang,<lb/>
von dem wir eben geredet haben <note place="foot" n="(f*)">Auch in den zu Fa&#x0364;cherchen<lb/>
verwandelten Harngang <hi rendition="#aq">MORG.<lb/>
&#x017F;ed. cau&#x017F; II. p. 143. L II. p. 100.<lb/>
PECHLIN. II ob&#x017F;. 57. Cent. IV.<lb/>
hebd. 15. FOREST ob&#x017F;. 5. 7. L. 19.<lb/><hi rendition="#g">BARTHOL.</hi> cent. 4. hebd. 45.<lb/><cb/>
GAL. DI. MIN. V. p. 249. RIVER.<lb/>
Cent. l. ob&#x017F;. 13. BONNET. &#x017F;epulch.<lb/>
L. III. p.</hi> 690.</note>. Hiermit &#x017F;timmet<lb/>
auch das &#x017F;ehr leichte Verirren des rothen Blutes in die<lb/>
Wege des Harns u&#x0364;berein (g), welches ohne Krankheiten<lb/><note place="foot" n="(h)">Ge&#x017F;ammlet vom <hi rendition="#aq">SCHURI-<lb/>
GIUS hæmotol. pag. 294. 295.<lb/><hi rendition="#g">WORM.</hi></hi> bei dem <hi rendition="#aq">BARTHOL.<lb/>
Cent. IV. hebd.</hi> 45.</note> von der Vollblu&#x0364;tigkeit <note place="foot" n="(i)">Bei ge&#x017F;unden Grei&#x017F;en <hi rendition="#aq">HOF-<lb/>
MAN. venae &#x017F;ect. prud. ad min.<lb/>
p. 11. confer. BELLIN. urin. pul&#x017F;.<lb/>
p. 33. Hi&#x017F;t. morb. urat. p.</hi> 284. 285.</note> oder von verhaltener mo-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">C c 3</fw><fw place="bottom" type="catch">natlicher</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[405/0441] I. Abſchn. Die Nieren, und deren Bau. Aeſte (a) ein [FORMEL] Theil einer Linie (b) nach ſeiner Rech- nung lang, wenn man es von einem einzigen Gange annimmt, 60 000 Fuß (c) lang, in den Voͤgeln ſicht- barer (d), aber nicht roth, noch voll Blut, ſondern weis, oder durchſichtig, von der kleinern Art und von den Schlagadern verſchieden waͤren, von denen ſie den Beſuch bekaͤmen, noch durch ſelbige ausgeſprizzt werden koͤnnten, indem ſie vielmehr nach einer gluͤkklichen Jn- jection vertrokkneten und verſchwaͤnden (e). Es ſcheint mir dieſer beruͤhmte Mann die allerkleinſte Schlagaͤderchen geſehen zu haben, welche, da ſie Blut in ſich fuͤhren, dennoch, weil der Faden eines rothen Saf- tes in ihnen nur ganz duͤnne iſt, durchſichtig zu ſeyn ſchei- nen (f), ſo wie offenbar die kleinen Gefaͤſſe in den Froͤ- ſchen, welche wirklich von Kuͤgelchen durchſtroͤmmt wer- den, ein durchſichtiges Anſehen haben. Daß naͤmlich unter den Schlagadern der Niere, und unter den harn- fuͤhrenden Gaͤngen nicht der geringſte Unterſcheid ſei, be- weiſet der ungemein leichte Durchgang eines gefaͤrbten Saftes aus einer rothen Schlagader in den Harngang, von dem wir eben geredet haben (f*). Hiermit ſtimmet auch das ſehr leichte Verirren des rothen Blutes in die Wege des Harns uͤberein (g), welches ohne Krankheiten (h) von der Vollbluͤtigkeit (i) oder von verhaltener mo- natlicher (a) Ibid. (b) p. 504. (c) p. 505. (d) p. 514. ſeq. (e) p. 493. 497. 498. (f) L. II. p. 115. (f*) Auch in den zu Faͤcherchen verwandelten Harngang MORG. ſed. cauſ II. p. 143. L II. p. 100. PECHLIN. II obſ. 57. Cent. IV. hebd. 15. FOREST obſ. 5. 7. L. 19. BARTHOL. cent. 4. hebd. 45. GAL. DI. MIN. V. p. 249. RIVER. Cent. l. obſ. 13. BONNET. ſepulch. L. III. p. 690. (h) Geſammlet vom SCHURI- GIUS hæmotol. pag. 294. 295. WORM. bei dem BARTHOL. Cent. IV. hebd. 45. (i) Bei geſunden Greiſen HOF- MAN. venae ſect. prud. ad min. p. 11. confer. BELLIN. urin. pulſ. p. 33. Hiſt. morb. urat. p. 284. 285. C c 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/441
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 405. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/441>, abgerufen am 22.11.2024.