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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775.

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Die Harnwege, XXVI. Buch.
nen, und einen scharfen, dunkelgelben Urin von sich ge-
ben. Selbst die Frucht, welche sich in einer beständigen
Wärme besindet, läßt keinen Harn, und wenn ihre Nie-
re und Blase etwas grösser wird, so ist dieses nichts,
wenn man es mit der Harnabsonderung in Vergleichung
stellt, welche bei einem erwachsenen Menschen vor sich
geht, daher übersteigt der Urin überhaupt in den kalten
Monaten des Jahres die Ausdünstung, und so gar mehr
als um dreimal. Dahingegen ist die Ausdünstung in
den heissen Monaten stärker(f) oder häufiger, als der
Urin, und dieser wird im Winter noch einmal so häusig
als im Sommer (g) abgesondert. Es verwandelt sich
nämlich in der Sommerhizze, das Wasser, das Geträn-
ke, und das Blut, leicht in einen verfliegenden Dunst:
so wie es in der Kälte und im Winter von der dichter
gewordnen Haut weggeleitet wird (h). Selbst in küh-
len Sommern, oder wenn die Haut abgekühlt wird, so
ist die Ausdünstung so groß, als die Harnabsonderung (i).
Man findet die Blase in der Schildkröte, welche ohne
Transpiration ist, ziemlich gros (k). Ein junger Mensch
schwizzt bei seiner losen Haut sehr; bei den Alten findet
sich mehr Urin, und weniger Ausdünstung (l). Bei
einem jungen Menschen verhielte sich die Ausdünstung
zum Urine, wie 1340 zu 1000, bei eben diesem, da er
alt wurde, wie 967 zu 1000(m), und bei einem andern,
wie 200 zu 1000 (n). Greise geben einen häufigen
Urin von sich (o). Auch im Bette verhielt sich der Urm
des Nachts wie 4, und die Ausdünstung, wie 3 (p).
Daher kömmt es, daß Greise durch Leibesübungen die

Ausdün-
(f) [Spaltenumbruch] ROBINSON. Essays p. 271.
(g) STRIDTBERG. landbru-
kets högd.
(h) L. XII. p. 77. 78.
(i) ROBINSON. p. 271.
(k) BAGLIV. p. 462.
(l) CARDAN. in aphor. pag.
286. 287.
(m) [Spaltenumbruch] ROBINSON. of foed. and.
discharg. p.
60.
(n) Idem. Essays p. 281.
(o) FISCHER. da senio p. 98.
(p) FLOYER. Gerocomie.

Die Harnwege, XXVI. Buch.
nen, und einen ſcharfen, dunkelgelben Urin von ſich ge-
ben. Selbſt die Frucht, welche ſich in einer beſtaͤndigen
Waͤrme beſindet, laͤßt keinen Harn, und wenn ihre Nie-
re und Blaſe etwas groͤſſer wird, ſo iſt dieſes nichts,
wenn man es mit der Harnabſonderung in Vergleichung
ſtellt, welche bei einem erwachſenen Menſchen vor ſich
geht, daher uͤberſteigt der Urin uͤberhaupt in den kalten
Monaten des Jahres die Ausduͤnſtung, und ſo gar mehr
als um dreimal. Dahingegen iſt die Ausduͤnſtung in
den heiſſen Monaten ſtaͤrker(f) oder haͤufiger, als der
Urin, und dieſer wird im Winter noch einmal ſo haͤuſig
als im Sommer (g) abgeſondert. Es verwandelt ſich
naͤmlich in der Sommerhizze, das Waſſer, das Getraͤn-
ke, und das Blut, leicht in einen verfliegenden Dunſt:
ſo wie es in der Kaͤlte und im Winter von der dichter
gewordnen Haut weggeleitet wird (h). Selbſt in kuͤh-
len Sommern, oder wenn die Haut abgekuͤhlt wird, ſo
iſt die Ausduͤnſtung ſo groß, als die Harnabſonderung (i).
Man findet die Blaſe in der Schildkroͤte, welche ohne
Tranſpiration iſt, ziemlich gros (k). Ein junger Menſch
ſchwizzt bei ſeiner loſen Haut ſehr; bei den Alten findet
ſich mehr Urin, und weniger Ausduͤnſtung (l). Bei
einem jungen Menſchen verhielte ſich die Ausduͤnſtung
zum Urine, wie 1340 zu 1000, bei eben dieſem, da er
alt wurde, wie 967 zu 1000(m), und bei einem andern,
wie 200 zu 1000 (n). Greiſe geben einen haͤufigen
Urin von ſich (o). Auch im Bette verhielt ſich der Urm
des Nachts wie 4, und die Ausduͤnſtung, wie 3 (p).
Daher koͤmmt es, daß Greiſe durch Leibesuͤbungen die

Ausduͤn-
(f) [Spaltenumbruch] ROBINSON. Eſſays p. 271.
(g) STRIDTBERG. landbru-
kets högd.
(h) L. XII. p. 77. 78.
(i) ROBINSON. p. 271.
(k) BAGLIV. p. 462.
(l) CARDAN. in aphor. pag.
286. 287.
(m) [Spaltenumbruch] ROBINSON. of foed. and.
diſcharg. p.
60.
(n) Idem. Eſſays p. 281.
(o) FISCHER. da ſenio p. 98.
(p) FLOYER. Gerocomie.
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[570/0606] Die Harnwege, XXVI. Buch. nen, und einen ſcharfen, dunkelgelben Urin von ſich ge- ben. Selbſt die Frucht, welche ſich in einer beſtaͤndigen Waͤrme beſindet, laͤßt keinen Harn, und wenn ihre Nie- re und Blaſe etwas groͤſſer wird, ſo iſt dieſes nichts, wenn man es mit der Harnabſonderung in Vergleichung ſtellt, welche bei einem erwachſenen Menſchen vor ſich geht, daher uͤberſteigt der Urin uͤberhaupt in den kalten Monaten des Jahres die Ausduͤnſtung, und ſo gar mehr als um dreimal. Dahingegen iſt die Ausduͤnſtung in den heiſſen Monaten ſtaͤrker (f) oder haͤufiger, als der Urin, und dieſer wird im Winter noch einmal ſo haͤuſig als im Sommer (g) abgeſondert. Es verwandelt ſich naͤmlich in der Sommerhizze, das Waſſer, das Getraͤn- ke, und das Blut, leicht in einen verfliegenden Dunſt: ſo wie es in der Kaͤlte und im Winter von der dichter gewordnen Haut weggeleitet wird (h). Selbſt in kuͤh- len Sommern, oder wenn die Haut abgekuͤhlt wird, ſo iſt die Ausduͤnſtung ſo groß, als die Harnabſonderung (i). Man findet die Blaſe in der Schildkroͤte, welche ohne Tranſpiration iſt, ziemlich gros (k). Ein junger Menſch ſchwizzt bei ſeiner loſen Haut ſehr; bei den Alten findet ſich mehr Urin, und weniger Ausduͤnſtung (l). Bei einem jungen Menſchen verhielte ſich die Ausduͤnſtung zum Urine, wie 1340 zu 1000, bei eben dieſem, da er alt wurde, wie 967 zu 1000 (m), und bei einem andern, wie 200 zu 1000 (n). Greiſe geben einen haͤufigen Urin von ſich (o). Auch im Bette verhielt ſich der Urm des Nachts wie 4, und die Ausduͤnſtung, wie 3 (p). Daher koͤmmt es, daß Greiſe durch Leibesuͤbungen die Ausduͤn- (f) ROBINSON. Eſſays p. 271. (g) STRIDTBERG. landbru- kets högd. (h) L. XII. p. 77. 78. (i) ROBINSON. p. 271. (k) BAGLIV. p. 462. (l) CARDAN. in aphor. pag. 286. 287. (m) ROBINSON. of foed. and. diſcharg. p. 60. (n) Idem. Eſſays p. 281. (o) FISCHER. da ſenio p. 98. (p) FLOYER. Gerocomie.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 570. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/606>, abgerufen am 22.11.2024.