aus(o). Es ziehen die geraden Fasern den obersten Grund der Blase gegen den Hals zu (p): und die schie- fen und Queerfasern bewegen die Seiten der Blase nä- her gegen einander.
Wir haben zwar alsdenn noch die Freiheit entweder durch ein neues Einatmen, oder mit Hülfe des austrei- benden Muskels, den Sprung des Urins zu unterstüzzen, um dasjenige, was sich in der Harnröhre befindet, ei- nige Fuß weit und mit grosser Gewalt fort zu treiben; indessen thut doch die Blase im Harnlassen das meiste. Denn, wenn diese unthätig und gelähmt geworden, so strengt man vergebens die Kräfte des Atemholens an, ohne das mindeste dabei auszurichten.
Gegen das Ende des Harnens tröpfelt der Urin eben so wie anfänglich, und man muß, vermittelst der wieder- holten Bemühungen eben des austreibenden Muskels, die wenige Menge fortschaffen, zu deren Fortschaffung die Blase sich zu schwach zusammen zieht, weil auch diese Verengerung ihre Grenzen hat. Nunmehr kann der Schliesmuskel(q) die lezzte Portion des Urins ausleeren helfen.
Wie es sich nicht unwahrscheinlich vermuthen läßt, so geben die Hebemuskel des Mastdarms, nebst den Queermuskeln den Grund ab, gegen den sich die gerade Blasenfasern, wie gegen einen widerstehenden Ort zusam- men ziehen (r).
§. 12. Der Nuzzen des Harnens.
Es ist dieses Geschäfte für den Menschen von einem ohnentbehrlichen Nuzzen. Erstlich reinigt sich das Blut
von
(o)[Spaltenumbruch]p. 322.
(p) Machen, daß in der Blase nichts übrig bleibe HEUERMAN. T. IV. p. 152.
(q)[Spaltenumbruch]RIOLAN. p. 328.
(r)WALTHER. l. c. p. 23. siehe le DRAN. p. 22.
Die Harnwege, XXVI. Buch.
aus(o). Es ziehen die geraden Faſern den oberſten Grund der Blaſe gegen den Hals zu (p): und die ſchie- fen und Queerfaſern bewegen die Seiten der Blaſe naͤ- her gegen einander.
Wir haben zwar alsdenn noch die Freiheit entweder durch ein neues Einatmen, oder mit Huͤlfe des austrei- benden Muſkels, den Sprung des Urins zu unterſtuͤzzen, um dasjenige, was ſich in der Harnroͤhre befindet, ei- nige Fuß weit und mit groſſer Gewalt fort zu treiben; indeſſen thut doch die Blaſe im Harnlaſſen das meiſte. Denn, wenn dieſe unthaͤtig und gelaͤhmt geworden, ſo ſtrengt man vergebens die Kraͤfte des Atemholens an, ohne das mindeſte dabei auszurichten.
Gegen das Ende des Harnens troͤpfelt der Urin eben ſo wie anfaͤnglich, und man muß, vermittelſt der wieder- holten Bemuͤhungen eben des austreibenden Muſkels, die wenige Menge fortſchaffen, zu deren Fortſchaffung die Blaſe ſich zu ſchwach zuſammen zieht, weil auch dieſe Verengerung ihre Grenzen hat. Nunmehr kann der Schliesmuſkel(q) die lezzte Portion des Urins ausleeren helfen.
Wie es ſich nicht unwahrſcheinlich vermuthen laͤßt, ſo geben die Hebemuſkel des Maſtdarms, nebſt den Queermuſkeln den Grund ab, gegen den ſich die gerade Blaſenfaſern, wie gegen einen widerſtehenden Ort zuſam- men ziehen (r).
§. 12. Der Nuzzen des Harnens.
Es iſt dieſes Geſchaͤfte fuͤr den Menſchen von einem ohnentbehrlichen Nuzzen. Erſtlich reinigt ſich das Blut
von
(o)[Spaltenumbruch]p. 322.
(p) Machen, daß in der Blaſe nichts uͤbrig bleibe HEUERMAN. T. IV. p. 152.
(q)[Spaltenumbruch]RIOLAN. p. 328.
(r)WALTHER. l. c. p. 23. ſiehe le DRAN. p. 22.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0624"n="588"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Die Harnwege, <hirendition="#aq">XXVI.</hi> Buch.</hi></fw><lb/>
aus<noteplace="foot"n="(o)"><cb/><hirendition="#aq">p.</hi> 322.</note>. Es ziehen die geraden Faſern den oberſten<lb/>
Grund der Blaſe gegen den Hals zu <noteplace="foot"n="(p)">Machen, daß in der Blaſe<lb/>
nichts uͤbrig bleibe <hirendition="#aq">HEUERMAN.<lb/>
T. IV. p.</hi> 152.</note>: und die ſchie-<lb/>
fen und Queerfaſern bewegen die Seiten der Blaſe naͤ-<lb/>
her gegen einander.</p><lb/><p>Wir haben zwar alsdenn noch die Freiheit entweder<lb/>
durch ein neues Einatmen, oder mit Huͤlfe des austrei-<lb/>
benden Muſkels, den Sprung des Urins zu unterſtuͤzzen,<lb/>
um dasjenige, was ſich in der Harnroͤhre befindet, ei-<lb/>
nige Fuß weit und mit groſſer Gewalt fort zu treiben;<lb/>
indeſſen thut doch die Blaſe im Harnlaſſen das meiſte.<lb/>
Denn, wenn dieſe unthaͤtig und gelaͤhmt geworden, ſo<lb/>ſtrengt man vergebens die Kraͤfte des Atemholens an,<lb/>
ohne das mindeſte dabei auszurichten.</p><lb/><p>Gegen das Ende des Harnens troͤpfelt der Urin eben<lb/>ſo wie anfaͤnglich, und man muß, vermittelſt der wieder-<lb/>
holten Bemuͤhungen eben des austreibenden Muſkels,<lb/>
die wenige Menge fortſchaffen, zu deren Fortſchaffung<lb/>
die Blaſe ſich zu ſchwach zuſammen zieht, weil auch dieſe<lb/>
Verengerung ihre Grenzen hat. Nunmehr kann der<lb/>
Schliesmuſkel<noteplace="foot"n="(q)"><cb/><hirendition="#aq">RIOLAN. p.</hi> 328.</note> die lezzte Portion des Urins ausleeren<lb/>
helfen.</p><lb/><p>Wie es ſich nicht unwahrſcheinlich vermuthen laͤßt,<lb/>ſo geben die Hebemuſkel des Maſtdarms, nebſt den<lb/>
Queermuſkeln den Grund ab, gegen den ſich die gerade<lb/>
Blaſenfaſern, wie gegen einen widerſtehenden Ort zuſam-<lb/>
men ziehen <noteplace="foot"n="(r)"><hirendition="#aq">WALTHER. l. c. p.</hi> 23. ſiehe<lb/><hirendition="#aq">le DRAN. p.</hi> 22.</note>.</p></div><lb/><divn="4"><head>§. 12.<lb/><hirendition="#b">Der Nuzzen des Harnens.</hi></head><lb/><p>Es iſt dieſes Geſchaͤfte fuͤr den Menſchen von einem<lb/>
ohnentbehrlichen Nuzzen. Erſtlich reinigt ſich das Blut<lb/><fwplace="bottom"type="catch">von</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[588/0624]
Die Harnwege, XXVI. Buch.
aus (o). Es ziehen die geraden Faſern den oberſten
Grund der Blaſe gegen den Hals zu (p): und die ſchie-
fen und Queerfaſern bewegen die Seiten der Blaſe naͤ-
her gegen einander.
Wir haben zwar alsdenn noch die Freiheit entweder
durch ein neues Einatmen, oder mit Huͤlfe des austrei-
benden Muſkels, den Sprung des Urins zu unterſtuͤzzen,
um dasjenige, was ſich in der Harnroͤhre befindet, ei-
nige Fuß weit und mit groſſer Gewalt fort zu treiben;
indeſſen thut doch die Blaſe im Harnlaſſen das meiſte.
Denn, wenn dieſe unthaͤtig und gelaͤhmt geworden, ſo
ſtrengt man vergebens die Kraͤfte des Atemholens an,
ohne das mindeſte dabei auszurichten.
Gegen das Ende des Harnens troͤpfelt der Urin eben
ſo wie anfaͤnglich, und man muß, vermittelſt der wieder-
holten Bemuͤhungen eben des austreibenden Muſkels,
die wenige Menge fortſchaffen, zu deren Fortſchaffung
die Blaſe ſich zu ſchwach zuſammen zieht, weil auch dieſe
Verengerung ihre Grenzen hat. Nunmehr kann der
Schliesmuſkel (q) die lezzte Portion des Urins ausleeren
helfen.
Wie es ſich nicht unwahrſcheinlich vermuthen laͤßt,
ſo geben die Hebemuſkel des Maſtdarms, nebſt den
Queermuſkeln den Grund ab, gegen den ſich die gerade
Blaſenfaſern, wie gegen einen widerſtehenden Ort zuſam-
men ziehen (r).
§. 12.
Der Nuzzen des Harnens.
Es iſt dieſes Geſchaͤfte fuͤr den Menſchen von einem
ohnentbehrlichen Nuzzen. Erſtlich reinigt ſich das Blut
von
(o)
p. 322.
(p) Machen, daß in der Blaſe
nichts uͤbrig bleibe HEUERMAN.
T. IV. p. 152.
(q)
RIOLAN. p. 328.
(r) WALTHER. l. c. p. 23. ſiehe
le DRAN. p. 22.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 588. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/624>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.