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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775.

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II. Abschn. und deren Saamen.

So ist vom Kaninchen die Bewegung dieser Körper-
chen anfänglich langsam vor sich gegangen(b), nach und
nach aber, mit der Zeit schneller geworden, so, daß die
Kügelchen zitterten, und sich um ihren Mittelpunkt be-
wegten, und endlich auf das geschwindeste fortrükkten (c).

Die Hodeninfusion des Widders behielte noch den
sechszehnten Tag ihre Bewegung (d).

Aus diesen und andern Versuchen schlos der grosse
Mann, daß sich eine ernährende Materie in den Thieren
erzeuge, und dasselbe ernähre (e); daß aber das Ueber-
flüßige von dieser Materie (e*) in die Hoden übergehe,
und daselbst gleichsam als in einem Vorrathshause(f)
aufbehalten werde, und zu organischen Wesen wür-
den, welche weder ein Thier, noch Pflanze wären; und
dieses wären eben die Saamenkörperchen, welche man
in beiden Geschlechtern wahrgenommen. Selbige ent-
wikkeln sich durch die Jnfusion, weil sie von ihren Sal-
zen (g) und Oelen, in denen sie verwikkelt lagen, nun-
mehr los geworden.

Das Fädenwerk (h) entstehe aus derjenigen orga-
nischen Materie, aus welcher die bewegliche Kügelchen
heraus kämen. Eben dieses sei auch die Natur der Thier-
chen, welche gemeiniglich das Vergrösserungsglas im
Wasser entdekkt, nachdem man darinnen Pflanzen oder
thierische Theile macerire (i). Folglich käme bei Kindern,
welche geschwinde wachsen, die organische Materie so
wenig nach den Geburtstheilen (i*) als bei den Alten,
deren Fleisch, und viel zu harte Knochen, ungeschikkt wä-

ren,
(b) [Spaltenumbruch] p. 195.
(c) p. 197.
(d) p. 199.
(e) p. 420. 303.
(e*) Der Saame ist ein Aus-
wurf der nüzzlichen Nahrung ARI-
STOT. gener. anim. L. I. c.
18.
(f) [Spaltenumbruch] p. 421. damit stimmt über-
ein NEEDHAM. pag. 166. PAN-
COUKE p.
49.
(g) p. 422.
(h) p. 424.
(i) p. 421.
(i*) p. 316. 317.
II. Abſchn. und deren Saamen.

So iſt vom Kaninchen die Bewegung dieſer Koͤrper-
chen anfaͤnglich langſam vor ſich gegangen(b), nach und
nach aber, mit der Zeit ſchneller geworden, ſo, daß die
Kuͤgelchen zitterten, und ſich um ihren Mittelpunkt be-
wegten, und endlich auf das geſchwindeſte fortruͤkkten (c).

Die Hodeninfuſion des Widders behielte noch den
ſechszehnten Tag ihre Bewegung (d).

Aus dieſen und andern Verſuchen ſchlos der groſſe
Mann, daß ſich eine ernaͤhrende Materie in den Thieren
erzeuge, und daſſelbe ernaͤhre (e); daß aber das Ueber-
fluͤßige von dieſer Materie (e*) in die Hoden uͤbergehe,
und daſelbſt gleichſam als in einem Vorrathshauſe(f)
aufbehalten werde, und zu organiſchen Weſen wuͤr-
den, welche weder ein Thier, noch Pflanze waͤren; und
dieſes waͤren eben die Saamenkoͤrperchen, welche man
in beiden Geſchlechtern wahrgenommen. Selbige ent-
wikkeln ſich durch die Jnfuſion, weil ſie von ihren Sal-
zen (g) und Oelen, in denen ſie verwikkelt lagen, nun-
mehr los geworden.

Das Faͤdenwerk (h) entſtehe aus derjenigen orga-
niſchen Materie, aus welcher die bewegliche Kuͤgelchen
heraus kaͤmen. Eben dieſes ſei auch die Natur der Thier-
chen, welche gemeiniglich das Vergroͤſſerungsglas im
Waſſer entdekkt, nachdem man darinnen Pflanzen oder
thieriſche Theile macerire (i). Folglich kaͤme bei Kindern,
welche geſchwinde wachſen, die organiſche Materie ſo
wenig nach den Geburtstheilen (i*) als bei den Alten,
deren Fleiſch, und viel zu harte Knochen, ungeſchikkt waͤ-

ren,
(b) [Spaltenumbruch] p. 195.
(c) p. 197.
(d) p. 199.
(e) p. 420. 303.
(e*) Der Saame iſt ein Aus-
wurf der nuͤzzlichen Nahrung ARI-
STOT. gener. anim. L. I. c.
18.
(f) [Spaltenumbruch] p. 421. damit ſtimmt uͤber-
ein NEEDHAM. pag. 166. PAN-
COUKE p.
49.
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(i*) p. 316. 317.
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[779/0815] II. Abſchn. und deren Saamen. So iſt vom Kaninchen die Bewegung dieſer Koͤrper- chen anfaͤnglich langſam vor ſich gegangen (b), nach und nach aber, mit der Zeit ſchneller geworden, ſo, daß die Kuͤgelchen zitterten, und ſich um ihren Mittelpunkt be- wegten, und endlich auf das geſchwindeſte fortruͤkkten (c). Die Hodeninfuſion des Widders behielte noch den ſechszehnten Tag ihre Bewegung (d). Aus dieſen und andern Verſuchen ſchlos der groſſe Mann, daß ſich eine ernaͤhrende Materie in den Thieren erzeuge, und daſſelbe ernaͤhre (e); daß aber das Ueber- fluͤßige von dieſer Materie (e*) in die Hoden uͤbergehe, und daſelbſt gleichſam als in einem Vorrathshauſe (f) aufbehalten werde, und zu organiſchen Weſen wuͤr- den, welche weder ein Thier, noch Pflanze waͤren; und dieſes waͤren eben die Saamenkoͤrperchen, welche man in beiden Geſchlechtern wahrgenommen. Selbige ent- wikkeln ſich durch die Jnfuſion, weil ſie von ihren Sal- zen (g) und Oelen, in denen ſie verwikkelt lagen, nun- mehr los geworden. Das Faͤdenwerk (h) entſtehe aus derjenigen orga- niſchen Materie, aus welcher die bewegliche Kuͤgelchen heraus kaͤmen. Eben dieſes ſei auch die Natur der Thier- chen, welche gemeiniglich das Vergroͤſſerungsglas im Waſſer entdekkt, nachdem man darinnen Pflanzen oder thieriſche Theile macerire (i). Folglich kaͤme bei Kindern, welche geſchwinde wachſen, die organiſche Materie ſo wenig nach den Geburtstheilen (i*) als bei den Alten, deren Fleiſch, und viel zu harte Knochen, ungeſchikkt waͤ- ren, (b) p. 195. (c) p. 197. (d) p. 199. (e) p. 420. 303. (e*) Der Saame iſt ein Aus- wurf der nuͤzzlichen Nahrung ARI- STOT. gener. anim. L. I. c. 18. (f) p. 421. damit ſtimmt uͤber- ein NEEDHAM. pag. 166. PAN- COUKE p. 49. (g) p. 422. (h) p. 424. (i) p. 421. (i*) p. 316. 317.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 779. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/815>, abgerufen am 22.11.2024.