lichkeiten hat es nicht einerlei Beschaffenheit. Wenn in so vielen Thieren, nach einem dauerhaften Naturgesezze, bewegliche Thierchen gefunden werden, und man niemals auf eine Federkraft, oder eine damit verwante Anlage Verdacht werfen können, so muß man sie nicht für was anders halten, was durch Merkmale davon höchst unter- schieden ist.
Der berühmte Buffon sahe selbst an dem Würm- chen eine Bewegung, welche mit der Bewegung eines Thie- res die vollkommenste Uebereinstimmung hat(a): und da er hierauf die Würmchen mit den Mikroskopenthier- chen in einerlei Klasse sezzt, und dieses wirkliche Thier- chen sind (b), sich begatten, und ihres gleichen erzeugen, so ebenfalls wieder fruchtbar sind (c), und nach dem Ge- sezze der Natur, aus kleinen, grosse Thiere werden (d), so scheinen die Würmchen selbst ebenfalls wirkliche Thiere zu seyn, wie man wegen der Gäste in einem Wasser eins ist, worinnen man Heu, oder Pfeffer, macerirt.
Es hielte ferner und bereits ehedem Valisneri(e) dieser so behutsame Mann, dieser grosse Untersucher der Jnsekten, welcher vom Leeuwenhök kein Freund war, ohne den geringsten Zweifel ausspüren zu können, die Saamentheile für lebendige Thiere. Und so behauptete selbst Hartzöker(f) vorlängst gegen den Müller, daß seine Thierchen ein Leben hätten.
Selbst Boerhaave(g) und nebst seinem berühmten Vatersbruder, Abraham Kaauw, dieser sonderbare Mann (h), und R. M. de Maupertuis(i), der be-
rühmte
(a)[Spaltenumbruch]p. 178. 302.
(b)LIGNAC. l. c. Phil. trans. n. 284.
(c) Ebenda.
(d)REAUMUR. bei dem BON- NET. corps organises II. p. 222. von den Aalen im Mehle, sie ent- stünden von Vereinigung der or- ganischen Theile, und zeugten le- [Spaltenumbruch]
bendige Früchte BUFFON. p. 322. Phil. trans. n. 478.
(e)p. 10.
(f)Remarques p. 67.
(g) Bei dem KAAUW. impet. fac. n. 96.
(h) Ebenda.
(i)Venus physiques c. 18. p. 136.
II. Abſchn. und deren Saamen.
lichkeiten hat es nicht einerlei Beſchaffenheit. Wenn in ſo vielen Thieren, nach einem dauerhaften Naturgeſezze, bewegliche Thierchen gefunden werden, und man niemals auf eine Federkraft, oder eine damit verwante Anlage Verdacht werfen koͤnnen, ſo muß man ſie nicht fuͤr was anders halten, was durch Merkmale davon hoͤchſt unter- ſchieden iſt.
Der beruͤhmte Buffon ſahe ſelbſt an dem Wuͤrm- chen eine Bewegung, welche mit der Bewegung eines Thie- res die vollkommenſte Uebereinſtimmung hat(a): und da er hierauf die Wuͤrmchen mit den Mikroſkopenthier- chen in einerlei Klaſſe ſezzt, und dieſes wirkliche Thier- chen ſind (b), ſich begatten, und ihres gleichen erzeugen, ſo ebenfalls wieder fruchtbar ſind (c), und nach dem Ge- ſezze der Natur, aus kleinen, groſſe Thiere werden (d), ſo ſcheinen die Wuͤrmchen ſelbſt ebenfalls wirkliche Thiere zu ſeyn, wie man wegen der Gaͤſte in einem Waſſer eins iſt, worinnen man Heu, oder Pfeffer, macerirt.
Es hielte ferner und bereits ehedem Valisneri(e) dieſer ſo behutſame Mann, dieſer groſſe Unterſucher der Jnſekten, welcher vom Leeuwenhoͤk kein Freund war, ohne den geringſten Zweifel ausſpuͤren zu koͤnnen, die Saamentheile fuͤr lebendige Thiere. Und ſo behauptete ſelbſt Hartzoͤker(f) vorlaͤngſt gegen den Muͤller, daß ſeine Thierchen ein Leben haͤtten.
Selbſt Boerhaave(g) und nebſt ſeinem beruͤhmten Vatersbruder, Abraham Kaauw, dieſer ſonderbare Mann (h), und R. M. de Maupertuis(i), der be-
ruͤhmte
(a)[Spaltenumbruch]p. 178. 302.
(b)LIGNAC. l. c. Phil. tranſ. n. 284.
(c) Ebenda.
(d)REAUMUR. bei dem BON- NET. corps organiſés II. p. 222. von den Aalen im Mehle, ſie ent- ſtuͤnden von Vereinigung der or- ganiſchen Theile, und zeugten le- [Spaltenumbruch]
bendige Fruͤchte BUFFON. p. 322. Phil. tranſ. n. 478.
(e)p. 10.
(f)Remarques p. 67.
(g) Bei dem KAAUW. impet. fac. n. 96.
(h) Ebenda.
(i)Venus phyſiques c. 18. p. 136.
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ſo vielen Thieren, nach einem dauerhaften Naturgeſezze,
bewegliche Thierchen gefunden werden, und man niemals
auf eine Federkraft, oder eine damit verwante Anlage
Verdacht werfen koͤnnen, ſo muß man ſie nicht fuͤr was
anders halten, was durch Merkmale davon hoͤchſt unter-
ſchieden iſt.
Der beruͤhmte Buffon ſahe ſelbſt an dem Wuͤrm-
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res die vollkommenſte Uebereinſtimmung hat (a): und
da er hierauf die Wuͤrmchen mit den Mikroſkopenthier-
chen in einerlei Klaſſe ſezzt, und dieſes wirkliche Thier-
chen ſind (b), ſich begatten, und ihres gleichen erzeugen,
ſo ebenfalls wieder fruchtbar ſind (c), und nach dem Ge-
ſezze der Natur, aus kleinen, groſſe Thiere werden (d), ſo
ſcheinen die Wuͤrmchen ſelbſt ebenfalls wirkliche Thiere
zu ſeyn, wie man wegen der Gaͤſte in einem Waſſer eins
iſt, worinnen man Heu, oder Pfeffer, macerirt.
Es hielte ferner und bereits ehedem Valisneri (e)
dieſer ſo behutſame Mann, dieſer groſſe Unterſucher der
Jnſekten, welcher vom Leeuwenhoͤk kein Freund war,
ohne den geringſten Zweifel ausſpuͤren zu koͤnnen, die
Saamentheile fuͤr lebendige Thiere. Und ſo behauptete
ſelbſt Hartzoͤker (f) vorlaͤngſt gegen den Muͤller, daß
ſeine Thierchen ein Leben haͤtten.
Selbſt Boerhaave (g) und nebſt ſeinem beruͤhmten
Vatersbruder, Abraham Kaauw, dieſer ſonderbare
Mann (h), und R. M. de Maupertuis (i), der be-
ruͤhmte
(a)
p. 178. 302.
(b) LIGNAC. l. c. Phil. tranſ.
n. 284.
(c) Ebenda.
(d) REAUMUR. bei dem BON-
NET. corps organiſés II. p. 222.
von den Aalen im Mehle, ſie ent-
ſtuͤnden von Vereinigung der or-
ganiſchen Theile, und zeugten le-
bendige Fruͤchte BUFFON. p. 322.
Phil. tranſ. n. 478.
(e) p. 10.
(f) Remarques p. 67.
(g) Bei dem KAAUW. impet.
fac. n. 96.
(h) Ebenda.
(i) Venus phyſiques c. 18. p. 136.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 781. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/817>, abgerufen am 22.11.2024.
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