einen Ekkel(a), Traurigkeit (b), und so gar die Epilepsie ausgestanden (c); man will, daß dieses die Ursache zum Tode des Marquis von Reuty(c*) gewesen, indem der- selbe aus einem gewissen Aberglauben, alle, auch eine ge- sezzmäßige Beiwohnung verabscheute. Wie also die Weis- heit der Natur alle menschliche Phantasien unendlich über- trift, so macht die nicht zu oft wiederholte Liebe, welche den Ueberfluß des angehäuften Saamens ausleert, den Körper munter (d), und die Athleten vertrieben dadurch ehedem ihre Schläfrigkeit(e).
Dieses läßt sich leicht begreifen; das folgende aber hat schon mehr Schwierigkeiten. Es verbindet sich nem- lich mit der Erzeugung des Saamens die Erzeugung ge- wisser Theile im menschlichen und thierischen Körper, und es entstehen davon Veränderungen, welche vom Saamen selbst abhängen. Selbst bei Mädchen kommen in einem gewissen Alter, und nicht blos bei Knaben, die Haare an der Schaam zum Vorschein, ihre Brüste fangen an zu wachsen, und dennoch wird in diesem Geschlechte kein Saame gebildet. Dieses beweiset nemlich blos, daß die wachsende Stärke des gesammten Körpers, dem Wach- sen dieser Theile beförderlich sei, indem so gar der Bart bei solchen Mannsjungfern (f), d. i. bei Frauenspersonen von männlicher Kraft, nicht selten hervor dringt, nicht weil der Bart vom Saamen heraus getrieben wird, son- dern daß ihr ganzer Körper Stärke empfindet (f*), und vornämlich eine Anzeige und Folge von denen, gegen die
Haut
(a)[Spaltenumbruch]VIRIDET. bon chyle p. 344. SAUVAGES. class. morb. p. 173.
(b)GEUDER. ferment. p. 229.
(c)VIRIDET. l. c. ZACUT. Prax. med. admirab. c. 118. 119.
(c*) Beispiele hat davon C. de REYES. p. 572. Quaest. 46.
(d)CELSUS. ORIBASIUS sy- nops. c. 6.
(e)[Spaltenumbruch]PLIN. L. XXVIII. n. 16.
(f)SCHURIG. parthenol. p. 190. mystaces Eph. Nat. Cur. Vol. IV. obs. 127. von verhaltner Reini- gung PLIN. l. c. RHOD. Cent. III. obs. 40. mit einer gleichsam männ- lichen clitoride BARTHOL. anat. p. 292.
(f*)WINSLOW. l. c.
H. Phisiol. 7. B. E e e
III. Abſchn. Beweg. des Saamens.
einen Ekkel(a), Traurigkeit (b), und ſo gar die Epilepſie ausgeſtanden (c); man will, daß dieſes die Urſache zum Tode des Marquis von Reuty(c*) geweſen, indem der- ſelbe aus einem gewiſſen Aberglauben, alle, auch eine ge- ſezzmaͤßige Beiwohnung verabſcheute. Wie alſo die Weis- heit der Natur alle menſchliche Phantaſien unendlich uͤber- trift, ſo macht die nicht zu oft wiederholte Liebe, welche den Ueberfluß des angehaͤuften Saamens ausleert, den Koͤrper munter (d), und die Athleten vertrieben dadurch ehedem ihre Schlaͤfrigkeit(e).
Dieſes laͤßt ſich leicht begreifen; das folgende aber hat ſchon mehr Schwierigkeiten. Es verbindet ſich nem- lich mit der Erzeugung des Saamens die Erzeugung ge- wiſſer Theile im menſchlichen und thieriſchen Koͤrper, und es entſtehen davon Veraͤnderungen, welche vom Saamen ſelbſt abhaͤngen. Selbſt bei Maͤdchen kommen in einem gewiſſen Alter, und nicht blos bei Knaben, die Haare an der Schaam zum Vorſchein, ihre Bruͤſte fangen an zu wachſen, und dennoch wird in dieſem Geſchlechte kein Saame gebildet. Dieſes beweiſet nemlich blos, daß die wachſende Staͤrke des geſammten Koͤrpers, dem Wach- ſen dieſer Theile befoͤrderlich ſei, indem ſo gar der Bart bei ſolchen Mannsjungfern (f), d. i. bei Frauensperſonen von maͤnnlicher Kraft, nicht ſelten hervor dringt, nicht weil der Bart vom Saamen heraus getrieben wird, ſon- dern daß ihr ganzer Koͤrper Staͤrke empfindet (f*), und vornaͤmlich eine Anzeige und Folge von denen, gegen die
Haut
(a)[Spaltenumbruch]VIRIDET. bon chyle p. 344. SAUVAGES. claſſ. morb. p. 173.
(b)GEUDER. ferment. p. 229.
(c)VIRIDET. l. c. ZACUT. Prax. med. admirab. c. 118. 119.
(c*) Beiſpiele hat davon C. de REYES. p. 572. Quæſt. 46.
(d)CELSUS. ORIBASIUS ſy- nopſ. c. 6.
(e)[Spaltenumbruch]PLIN. L. XXVIII. n. 16.
(f)SCHURIG. parthenol. p. 190. myſtaces Eph. Nat. Cur. Vol. IV. obſ. 127. von verhaltner Reini- gung PLIN. l. c. RHOD. Cent. III. obſ. 40. mit einer gleichſam maͤnn- lichen clitoride BARTHOL. anat. p. 292.
(f*)WINSLOW. l. c.
H. Phiſiol. 7. B. E e e
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III. Abſchn. Beweg. des Saamens.
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ausgeſtanden (c); man will, daß dieſes die Urſache zum
Tode des Marquis von Reuty (c*) geweſen, indem der-
ſelbe aus einem gewiſſen Aberglauben, alle, auch eine ge-
ſezzmaͤßige Beiwohnung verabſcheute. Wie alſo die Weis-
heit der Natur alle menſchliche Phantaſien unendlich uͤber-
trift, ſo macht die nicht zu oft wiederholte Liebe, welche
den Ueberfluß des angehaͤuften Saamens ausleert, den
Koͤrper munter (d), und die Athleten vertrieben dadurch
ehedem ihre Schlaͤfrigkeit (e).
Dieſes laͤßt ſich leicht begreifen; das folgende aber
hat ſchon mehr Schwierigkeiten. Es verbindet ſich nem-
lich mit der Erzeugung des Saamens die Erzeugung ge-
wiſſer Theile im menſchlichen und thieriſchen Koͤrper, und
es entſtehen davon Veraͤnderungen, welche vom Saamen
ſelbſt abhaͤngen. Selbſt bei Maͤdchen kommen in einem
gewiſſen Alter, und nicht blos bei Knaben, die Haare
an der Schaam zum Vorſchein, ihre Bruͤſte fangen an
zu wachſen, und dennoch wird in dieſem Geſchlechte kein
Saame gebildet. Dieſes beweiſet nemlich blos, daß
die wachſende Staͤrke des geſammten Koͤrpers, dem Wach-
ſen dieſer Theile befoͤrderlich ſei, indem ſo gar der Bart
bei ſolchen Mannsjungfern (f), d. i. bei Frauensperſonen
von maͤnnlicher Kraft, nicht ſelten hervor dringt, nicht
weil der Bart vom Saamen heraus getrieben wird, ſon-
dern daß ihr ganzer Koͤrper Staͤrke empfindet (f*), und
vornaͤmlich eine Anzeige und Folge von denen, gegen die
Haut
(a)
VIRIDET. bon chyle p.
344. SAUVAGES. claſſ. morb.
p. 173.
(b) GEUDER. ferment. p. 229.
(c) VIRIDET. l. c. ZACUT.
Prax. med. admirab. c. 118. 119.
(c*) Beiſpiele hat davon C. de
REYES. p. 572. Quæſt. 46.
(d) CELSUS. ORIBASIUS ſy-
nopſ. c. 6.
(e)
PLIN. L. XXVIII. n. 16.
(f) SCHURIG. parthenol. p.
190. myſtaces Eph. Nat. Cur. Vol.
IV. obſ. 127. von verhaltner Reini-
gung PLIN. l. c. RHOD. Cent. III.
obſ. 40. mit einer gleichſam maͤnn-
lichen clitoride BARTHOL. anat.
p. 292.
(f*) WINSLOW. l. c.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 801. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/837>, abgerufen am 22.11.2024.
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