Endlich verglichen sowohl Democritus als Are- täus den Beischlaf mit dem schweren Gebrechen. Jn- dessen empfindet der Mann, und so auch bei den meisten Thieren das männliche Geschlecht überhaupt eine grös- sere Wollust: denn es gehen die Männchen(p), wenig Exempel ausgenommen, den Weibchen nach, und bis- weilen unterwerfen sich dieselben ganz wider ihren Willen mit Gewalt. Ehemals behauptete Galen, die Männ- chen hätten grössere Saamengefässe (q). Bei den Män- nern ist nemlich die Eichel, der vornehmste Sizz der Wol- lust, viel grösser, als die weibliche Ruthe, und sie schwillt auch in dem Reize viel stärker an. Und wenn ja der innere Mund der Gebärmutter einige Empfindung hat, wenn der Saame dahin gelangt, so äussert doch der Mann offenbar, bei der Ausleerung des Saamens, eine stärkere Wuth, als das Weib während des ganzen Beischlafes. Alles dieses ist eine der weisesten Veran- staltungen, um den mit Stärke bewafneten Mann, durch die Süßigkeiten der Liebe, gegen das weibliche Geschlecht geschmeidiger zu machen.
Um dieser Empfindlichkeit der Eichel wegen, ist die Vorhaut so enge, daß sie die Eichel nicht entblößt, es werden solche Personen unfruchtbar, und zur Liebe un- tauglich, hingegen wieder männlich, wenn der Wund- arzt zu Hülfe gerufen wird (r) und die Eichel entblösset.
Zugleich schlägt das Herz und der Puls stärker, man empfindet ein Herzklopfen, das Athemholen wird unter- brochen, und es entstehen hier alle Erscheinungen, wie bei der Anstrengung (r*).
Und dennoch erfolgt dieses alles bei der rechtmäßigen Begattung auf eine viel schwächere und gelindere Art:
vielleicht
(p)[Spaltenumbruch]HALLE Gesch. der Thiere p. 66.
(q)Utilit. part. L. XIV. c. 17.
(r)VALENTIN. Pandect. med. [Spaltenumbruch]
leg. p. 33. BAUER. secund. gent. circumcis. p. 29.
(r*) Von Geilheit Schlagader- säkke MORGAGN. sed. caus. I. p. 277. add. not. o*. p. 567.
Zeugungstheile. XXVII. Buch.
Endlich verglichen ſowohl Democritus als Are- taͤus den Beiſchlaf mit dem ſchweren Gebrechen. Jn- deſſen empfindet der Mann, und ſo auch bei den meiſten Thieren das maͤnnliche Geſchlecht uͤberhaupt eine groͤſ- ſere Wolluſt: denn es gehen die Maͤnnchen(p), wenig Exempel ausgenommen, den Weibchen nach, und bis- weilen unterwerfen ſich dieſelben ganz wider ihren Willen mit Gewalt. Ehemals behauptete Galen, die Maͤnn- chen haͤtten groͤſſere Saamengefaͤſſe (q). Bei den Maͤn- nern iſt nemlich die Eichel, der vornehmſte Sizz der Wol- luſt, viel groͤſſer, als die weibliche Ruthe, und ſie ſchwillt auch in dem Reize viel ſtaͤrker an. Und wenn ja der innere Mund der Gebaͤrmutter einige Empfindung hat, wenn der Saame dahin gelangt, ſo aͤuſſert doch der Mann offenbar, bei der Ausleerung des Saamens, eine ſtaͤrkere Wuth, als das Weib waͤhrend des ganzen Beiſchlafes. Alles dieſes iſt eine der weiſeſten Veran- ſtaltungen, um den mit Staͤrke bewafneten Mann, durch die Suͤßigkeiten der Liebe, gegen das weibliche Geſchlecht geſchmeidiger zu machen.
Um dieſer Empfindlichkeit der Eichel wegen, iſt die Vorhaut ſo enge, daß ſie die Eichel nicht entbloͤßt, es werden ſolche Perſonen unfruchtbar, und zur Liebe un- tauglich, hingegen wieder maͤnnlich, wenn der Wund- arzt zu Huͤlfe gerufen wird (r) und die Eichel entbloͤſſet.
Zugleich ſchlaͤgt das Herz und der Puls ſtaͤrker, man empfindet ein Herzklopfen, das Athemholen wird unter- brochen, und es entſtehen hier alle Erſcheinungen, wie bei der Anſtrengung (r*).
Und dennoch erfolgt dieſes alles bei der rechtmaͤßigen Begattung auf eine viel ſchwaͤchere und gelindere Art:
vielleicht
(p)[Spaltenumbruch]HALLE Geſch. der Thiere p. 66.
(q)Utilit. part. L. XIV. c. 17.
(r)VALENTIN. Pandect. med. [Spaltenumbruch]
leg. p. 33. BAUER. ſecund. gent. circumciſ. p. 29.
(r*) Von Geilheit Schlagader- ſaͤkke MORGAGN. ſed. cauſ. I. p. 277. add. not. o*. p. 567.
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[832/0868]
Zeugungstheile. XXVII. Buch.
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taͤus den Beiſchlaf mit dem ſchweren Gebrechen. Jn-
deſſen empfindet der Mann, und ſo auch bei den meiſten
Thieren das maͤnnliche Geſchlecht uͤberhaupt eine groͤſ-
ſere Wolluſt: denn es gehen die Maͤnnchen (p), wenig
Exempel ausgenommen, den Weibchen nach, und bis-
weilen unterwerfen ſich dieſelben ganz wider ihren Willen
mit Gewalt. Ehemals behauptete Galen, die Maͤnn-
chen haͤtten groͤſſere Saamengefaͤſſe (q). Bei den Maͤn-
nern iſt nemlich die Eichel, der vornehmſte Sizz der Wol-
luſt, viel groͤſſer, als die weibliche Ruthe, und ſie
ſchwillt auch in dem Reize viel ſtaͤrker an. Und wenn
ja der innere Mund der Gebaͤrmutter einige Empfindung
hat, wenn der Saame dahin gelangt, ſo aͤuſſert doch
der Mann offenbar, bei der Ausleerung des Saamens,
eine ſtaͤrkere Wuth, als das Weib waͤhrend des ganzen
Beiſchlafes. Alles dieſes iſt eine der weiſeſten Veran-
ſtaltungen, um den mit Staͤrke bewafneten Mann, durch
die Suͤßigkeiten der Liebe, gegen das weibliche Geſchlecht
geſchmeidiger zu machen.
Um dieſer Empfindlichkeit der Eichel wegen, iſt die
Vorhaut ſo enge, daß ſie die Eichel nicht entbloͤßt, es
werden ſolche Perſonen unfruchtbar, und zur Liebe un-
tauglich, hingegen wieder maͤnnlich, wenn der Wund-
arzt zu Huͤlfe gerufen wird (r) und die Eichel entbloͤſſet.
Zugleich ſchlaͤgt das Herz und der Puls ſtaͤrker, man
empfindet ein Herzklopfen, das Athemholen wird unter-
brochen, und es entſtehen hier alle Erſcheinungen, wie
bei der Anſtrengung (r*).
Und dennoch erfolgt dieſes alles bei der rechtmaͤßigen
Begattung auf eine viel ſchwaͤchere und gelindere Art:
vielleicht
(p)
HALLE Geſch. der Thiere
p. 66.
(q) Utilit. part. L. XIV. c. 17.
(r) VALENTIN. Pandect. med.
leg. p. 33. BAUER. ſecund. gent.
circumciſ. p. 29.
(r*) Von Geilheit Schlagader-
ſaͤkke MORGAGN. ſed. cauſ. I. p.
277. add. not. o*. p. 567.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 832. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/868>, abgerufen am 22.11.2024.
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