Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775.

Bild:
<< vorherige Seite

III. Abschn. Beweg. des Saamens.
vielleicht, weil die Nässe der weiblichen Scheide das Rei-
ben der Eichel mäßigt: hingegen ist der Krampf hefti-
ger, und die Anstrengung wüthend, wenn der Wollust,
auf unnatürliche Art, ohne daß die Liebe der Geliebten
einstimmt, geopfert wird.

Folglich erblikken wir hier im Beischlafe einen wun-
derbaren und ungemein heftigen Aufruhr in dem Ner-
vensisteme, und man weiß daher eigentlich nicht, was
in jeder Nerve besonders vorgehe; denn es erfolgt nach
einer hizzigen Arbeit der Natur, und auf den äussersten
Geschwulst der Harnröhre und Eichel, endlich der Aus-
fluß des Saamens. So viel empfinden wir, daß der
Hintere von seinem Schliesmuskel genau verschlossen wird.
Eben so offenbar ist es, daß von den Hebemuskeln des
Hintern(s), dieser unter den Bläschen und unter dem
Vorsteher liegenden Wand, die Saamenbläschen, und
zugleich die Eichel in die Höhe getrieben, ausgedrükkt,
und auf solche Art der Saame in die Harnröhre hinein-
getrieben wird. Wir haben an einem andern Orte er-
zählt, was, nach einem grossen Manne, dieser Aufhe-
ber dem Vorsteher (t) leiste.

So haben wir bereits die muskulöse Membran des
Vorstehers, oder der Bläschen(u), widerlegt (w).

Es scheint kaum noch ein Zweifel übrig zu bleiben,
daß sich nicht der Saame sowohl aus den Bläschen, als
aus dem Saamenkanale (ductus deferens) ergiessen
sollte (w*).

Nach
(s) [Spaltenumbruch] SANTORIN. tab. 2. f. 2.
WALTHER. l. c. COWPER. Phil.
trans. n.
290.
(t) p. 336.
(u) [Spaltenumbruch] p. 465.
(w) Ebendaselbst.
(w*) BIRCH. T. III. p. 105.
H. Phisiol. 7. B. G g g

III. Abſchn. Beweg. des Saamens.
vielleicht, weil die Naͤſſe der weiblichen Scheide das Rei-
ben der Eichel maͤßigt: hingegen iſt der Krampf hefti-
ger, und die Anſtrengung wuͤthend, wenn der Wolluſt,
auf unnatuͤrliche Art, ohne daß die Liebe der Geliebten
einſtimmt, geopfert wird.

Folglich erblikken wir hier im Beiſchlafe einen wun-
derbaren und ungemein heftigen Aufruhr in dem Ner-
venſiſteme, und man weiß daher eigentlich nicht, was
in jeder Nerve beſonders vorgehe; denn es erfolgt nach
einer hizzigen Arbeit der Natur, und auf den aͤuſſerſten
Geſchwulſt der Harnroͤhre und Eichel, endlich der Aus-
fluß des Saamens. So viel empfinden wir, daß der
Hintere von ſeinem Schliesmuſkel genau verſchloſſen wird.
Eben ſo offenbar iſt es, daß von den Hebemuſkeln des
Hintern(s), dieſer unter den Blaͤschen und unter dem
Vorſteher liegenden Wand, die Saamenblaͤschen, und
zugleich die Eichel in die Hoͤhe getrieben, ausgedruͤkkt,
und auf ſolche Art der Saame in die Harnroͤhre hinein-
getrieben wird. Wir haben an einem andern Orte er-
zaͤhlt, was, nach einem groſſen Manne, dieſer Aufhe-
ber dem Vorſteher (t) leiſte.

So haben wir bereits die muſkuloͤſe Membran des
Vorſtehers, oder der Blaͤschen(u), widerlegt (w).

Es ſcheint kaum noch ein Zweifel uͤbrig zu bleiben,
daß ſich nicht der Saame ſowohl aus den Blaͤschen, als
aus dem Saamenkanale (ductus deferens) ergieſſen
ſollte (w*).

Nach
(s) [Spaltenumbruch] SANTORIN. tab. 2. f. 2.
WALTHER. l. c. COWPER. Phil.
tranſ. n.
290.
(t) p. 336.
(u) [Spaltenumbruch] p. 465.
(w) Ebendaſelbſt.
(w*) BIRCH. T. III. p. 105.
H. Phiſiol. 7. B. G g g
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0869" n="833"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">III.</hi> Ab&#x017F;chn. Beweg. des Saamens.</hi></fw><lb/>
vielleicht, weil die Na&#x0364;&#x017F;&#x017F;e der weiblichen Scheide das Rei-<lb/>
ben der Eichel ma&#x0364;ßigt: hingegen i&#x017F;t der Krampf hefti-<lb/>
ger, und die An&#x017F;trengung wu&#x0364;thend, wenn der Wollu&#x017F;t,<lb/>
auf unnatu&#x0364;rliche Art, ohne daß die Liebe der Geliebten<lb/>
ein&#x017F;timmt, geopfert wird.</p><lb/>
              <p>Folglich erblikken wir hier im Bei&#x017F;chlafe einen wun-<lb/>
derbaren und ungemein heftigen Aufruhr in dem Ner-<lb/>
ven&#x017F;i&#x017F;teme, und man weiß daher eigentlich nicht, was<lb/>
in jeder Nerve be&#x017F;onders vorgehe; denn es erfolgt nach<lb/>
einer hizzigen Arbeit der Natur, und auf den a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;er&#x017F;ten<lb/>
Ge&#x017F;chwul&#x017F;t der Harnro&#x0364;hre und Eichel, endlich der Aus-<lb/>
fluß des Saamens. So viel empfinden wir, daß der<lb/>
Hintere von &#x017F;einem Schliesmu&#x017F;kel genau ver&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en wird.<lb/>
Eben &#x017F;o offenbar i&#x017F;t es, daß von den Hebemu&#x017F;keln des<lb/>
Hintern<note place="foot" n="(s)"><cb/><hi rendition="#aq">SANTORIN. tab. 2. f. 2.<lb/>
WALTHER. l. c. COWPER. Phil.<lb/>
tran&#x017F;. n.</hi> 290.</note>, die&#x017F;er unter den Bla&#x0364;schen und unter dem<lb/>
Vor&#x017F;teher liegenden Wand, die Saamenbla&#x0364;schen, und<lb/>
zugleich die Eichel in die Ho&#x0364;he getrieben, ausgedru&#x0364;kkt,<lb/>
und auf &#x017F;olche Art der Saame in die Harnro&#x0364;hre hinein-<lb/>
getrieben wird. Wir haben an einem andern Orte er-<lb/>
za&#x0364;hlt, was, nach einem gro&#x017F;&#x017F;en Manne, die&#x017F;er Aufhe-<lb/>
ber dem Vor&#x017F;teher <note place="foot" n="(t)"><hi rendition="#aq">p.</hi> 336.</note> lei&#x017F;te.</p><lb/>
              <p>So haben wir bereits die mu&#x017F;kulo&#x0364;&#x017F;e Membran des<lb/>
Vor&#x017F;tehers, oder der Bla&#x0364;schen<note place="foot" n="(u)"><cb/><hi rendition="#aq">p.</hi> 465.</note>, widerlegt <note place="foot" n="(w)">Ebenda&#x017F;elb&#x017F;t.</note>.</p><lb/>
              <p>Es &#x017F;cheint kaum noch ein Zweifel u&#x0364;brig zu bleiben,<lb/>
daß &#x017F;ich nicht der Saame &#x017F;owohl aus den Bla&#x0364;schen, als<lb/>
aus dem Saamenkanale (<hi rendition="#aq">ductus deferens</hi>) ergie&#x017F;&#x017F;en<lb/>
&#x017F;ollte <note place="foot" n="(w*)"><hi rendition="#aq">BIRCH. T. III. p.</hi> 105.</note>.</p><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">Nach</fw><lb/>
              <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">H. Phi&#x017F;iol. 7. B.</hi> G g g</fw><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[833/0869] III. Abſchn. Beweg. des Saamens. vielleicht, weil die Naͤſſe der weiblichen Scheide das Rei- ben der Eichel maͤßigt: hingegen iſt der Krampf hefti- ger, und die Anſtrengung wuͤthend, wenn der Wolluſt, auf unnatuͤrliche Art, ohne daß die Liebe der Geliebten einſtimmt, geopfert wird. Folglich erblikken wir hier im Beiſchlafe einen wun- derbaren und ungemein heftigen Aufruhr in dem Ner- venſiſteme, und man weiß daher eigentlich nicht, was in jeder Nerve beſonders vorgehe; denn es erfolgt nach einer hizzigen Arbeit der Natur, und auf den aͤuſſerſten Geſchwulſt der Harnroͤhre und Eichel, endlich der Aus- fluß des Saamens. So viel empfinden wir, daß der Hintere von ſeinem Schliesmuſkel genau verſchloſſen wird. Eben ſo offenbar iſt es, daß von den Hebemuſkeln des Hintern (s), dieſer unter den Blaͤschen und unter dem Vorſteher liegenden Wand, die Saamenblaͤschen, und zugleich die Eichel in die Hoͤhe getrieben, ausgedruͤkkt, und auf ſolche Art der Saame in die Harnroͤhre hinein- getrieben wird. Wir haben an einem andern Orte er- zaͤhlt, was, nach einem groſſen Manne, dieſer Aufhe- ber dem Vorſteher (t) leiſte. So haben wir bereits die muſkuloͤſe Membran des Vorſtehers, oder der Blaͤschen (u), widerlegt (w). Es ſcheint kaum noch ein Zweifel uͤbrig zu bleiben, daß ſich nicht der Saame ſowohl aus den Blaͤschen, als aus dem Saamenkanale (ductus deferens) ergieſſen ſollte (w*). Nach (s) SANTORIN. tab. 2. f. 2. WALTHER. l. c. COWPER. Phil. tranſ. n. 290. (t) p. 336. (u) p. 465. (w) Ebendaſelbſt. (w*) BIRCH. T. III. p. 105. H. Phiſiol. 7. B. G g g

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/869
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 833. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/869>, abgerufen am 22.11.2024.