zig(t) Jahren, ja sogar eine achtzigjährige (u) in ihren Brüsten Milch gehabt.
So hat man auch an einem Schaafe, welches lange Zeit unfruchtbar gewesen, durch das Saugen wieder Milch hervorgebracht(w).
Wir haben an der Milch ein ganz besonderes Exem- pel von einem Safte, welcher die ganze Lebenszeit einer Jungfer hindurch niemals nach allen seinen Eigenschaften abgesondert wird, und dennoch fängt sich derselbe an zu erzeugen bey gewissen Bedingungen des Körpers, so wie derselbe plözzlich nach der Geburt in grosser Menge zum Vorschein kömmt. Er verschwindet wieder ohne den Reiz des Säuglings, und er höret alsdenn auf von den Schlagadern abgesondert zu werden. Ueberhaupt schei- net ein offener Weg aus den Milchgängen nach dem rükk- führenden Blutadern vorhanden zu seyn, welcher wenig- stens das Dünne der Milch in sich saugt, und dieses würde nicht heraus fliessen, noch durch die Gänge der Warze herauf steigen, wofern es nicht der oben gedachte Reiz thäte, welcher diejenige Wege gerade macht und ebenet, welchen die Natur in Falten gelegt hat. Wenn daher diese Wege der Brüste bey säugenden Weibern verstopft werden, so findet man ihr Blut milchig (x). Es muß ausserdem der Chilus mit grosser Leichtigkeit aus den Schlagadern in die Milchgänge übergetragen wer- den, und es müssen sich diese Gänge geschwinde, und sehr ansehnlich erweitern, indem es aus der Zergliede- rungskunst bekannt ist, daß sie sich durch die Kunst un- gemein leicht ausdehnen lassen (y).
Selbst
(t)[Spaltenumbruch]Phil. trans. n. 453.
(u)Act. lit. Sues. 1733. p. 86. gesammelte Beispiele lieset man in des MOEBIUS Physiol. p. 568. BARTHOLIN. cist. med. p. 250. FRANCUS.
(w)[Spaltenumbruch]RUSSEL. tab. gland. p. 64.
(x)BARTHOLIN. hepatis de- sper. caus. p. 51.
(y) Schnell die Brüste sehr stark geschwollen Eph. Nat. Cur. Cent. I. obs. 67.
I. Abſchn. Die Bruͤſte.
zig(t) Jahren, ja ſogar eine achtzigjaͤhrige (u) in ihren Bruͤſten Milch gehabt.
So hat man auch an einem Schaafe, welches lange Zeit unfruchtbar geweſen, durch das Saugen wieder Milch hervorgebracht(w).
Wir haben an der Milch ein ganz beſonderes Exem- pel von einem Safte, welcher die ganze Lebenszeit einer Jungfer hindurch niemals nach allen ſeinen Eigenſchaften abgeſondert wird, und dennoch faͤngt ſich derſelbe an zu erzeugen bey gewiſſen Bedingungen des Koͤrpers, ſo wie derſelbe ploͤzzlich nach der Geburt in groſſer Menge zum Vorſchein koͤmmt. Er verſchwindet wieder ohne den Reiz des Saͤuglings, und er hoͤret alsdenn auf von den Schlagadern abgeſondert zu werden. Ueberhaupt ſchei- net ein offener Weg aus den Milchgaͤngen nach dem ruͤkk- fuͤhrenden Blutadern vorhanden zu ſeyn, welcher wenig- ſtens das Duͤnne der Milch in ſich ſaugt, und dieſes wuͤrde nicht heraus flieſſen, noch durch die Gaͤnge der Warze herauf ſteigen, wofern es nicht der oben gedachte Reiz thaͤte, welcher diejenige Wege gerade macht und ebenet, welchen die Natur in Falten gelegt hat. Wenn daher dieſe Wege der Bruͤſte bey ſaͤugenden Weibern verſtopft werden, ſo findet man ihr Blut milchig (x). Es muß auſſerdem der Chilus mit groſſer Leichtigkeit aus den Schlagadern in die Milchgaͤnge uͤbergetragen wer- den, und es muͤſſen ſich dieſe Gaͤnge geſchwinde, und ſehr anſehnlich erweitern, indem es aus der Zergliede- rungskunſt bekannt iſt, daß ſie ſich durch die Kunſt un- gemein leicht ausdehnen laſſen (y).
Selbſt
(t)[Spaltenumbruch]Phil. tranſ. n. 453.
(u)Act. lit. Sueſ. 1733. p. 86. geſammelte Beiſpiele lieſet man in des MOEBIUS Phyſiol. p. 568. BARTHOLIN. ciſt. med. p. 250. FRANCUS.
(w)[Spaltenumbruch]RUSSEL. tab. gland. p. 64.
(x)BARTHOLIN. hepatis de- ſper. cauſ. p. 51.
(y) Schnell die Bruͤſte ſehr ſtark geſchwollen Eph. Nat. Cur. Cent. I. obſ. 67.
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I. Abſchn. Die Bruͤſte.
zig (t) Jahren, ja ſogar eine achtzigjaͤhrige (u) in ihren
Bruͤſten Milch gehabt.
So hat man auch an einem Schaafe, welches lange
Zeit unfruchtbar geweſen, durch das Saugen wieder
Milch hervorgebracht (w).
Wir haben an der Milch ein ganz beſonderes Exem-
pel von einem Safte, welcher die ganze Lebenszeit einer
Jungfer hindurch niemals nach allen ſeinen Eigenſchaften
abgeſondert wird, und dennoch faͤngt ſich derſelbe an zu
erzeugen bey gewiſſen Bedingungen des Koͤrpers, ſo wie
derſelbe ploͤzzlich nach der Geburt in groſſer Menge zum
Vorſchein koͤmmt. Er verſchwindet wieder ohne den
Reiz des Saͤuglings, und er hoͤret alsdenn auf von den
Schlagadern abgeſondert zu werden. Ueberhaupt ſchei-
net ein offener Weg aus den Milchgaͤngen nach dem ruͤkk-
fuͤhrenden Blutadern vorhanden zu ſeyn, welcher wenig-
ſtens das Duͤnne der Milch in ſich ſaugt, und dieſes
wuͤrde nicht heraus flieſſen, noch durch die Gaͤnge der
Warze herauf ſteigen, wofern es nicht der oben gedachte
Reiz thaͤte, welcher diejenige Wege gerade macht und
ebenet, welchen die Natur in Falten gelegt hat. Wenn
daher dieſe Wege der Bruͤſte bey ſaͤugenden Weibern
verſtopft werden, ſo findet man ihr Blut milchig (x).
Es muß auſſerdem der Chilus mit groſſer Leichtigkeit aus
den Schlagadern in die Milchgaͤnge uͤbergetragen wer-
den, und es muͤſſen ſich dieſe Gaͤnge geſchwinde, und
ſehr anſehnlich erweitern, indem es aus der Zergliede-
rungskunſt bekannt iſt, daß ſie ſich durch die Kunſt un-
gemein leicht ausdehnen laſſen (y).
Selbſt
(t)
Phil. tranſ. n. 453.
(u) Act. lit. Sueſ. 1733. p. 86.
geſammelte Beiſpiele lieſet man in
des MOEBIUS Phyſiol. p. 568.
BARTHOLIN. ciſt. med. p. 250.
FRANCUS.
(w)
RUSSEL. tab. gland. p. 64.
(x) BARTHOLIN. hepatis de-
ſper. cauſ. p. 51.
(y) Schnell die Bruͤſte ſehr
ſtark geſchwollen Eph. Nat. Cur.
Cent. I. obſ. 67.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 879. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/915>, abgerufen am 22.11.2024.
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