Selbst die Nerven haben ihren grossen Einfluß in die Milchstrasse. Oft vertrokknen die Brüste vom Schre- cken, vom zehrenden Grame plözzlich(z), und man hat vom Schrekken einen grausamen Schmerz, den eine gelbe Materie erregte, in den Brüsten bemerkt (a). Wenn man aber überhaupt der allgemeinen Meynung der Aerzte nicht widersprechen will; so ist folgendes noch ein grösseres Phänomenon. Es vergiftet nemlich gleich- sam der Schrekken und der Zorn der Mutter die Milch dergestalt, daß man sie nothwendig von einer Frauens- person, oder von einem jungen Hunde, vorher aussaugen lassen muß, ehe man das Kind anlegen darf (b). Als eine Mutter, welche Krämpfe hatte, dem Kinde die Brust reichte, so wurde sogleich dasselbe über den ganzen Körper von krampfhaften Zukkungen überfallen(c).
Wenn an der Sache selbst was Wahres ist; so scheint die Gewalt der Nerven eine schädliche Flüßigkeit, und vielleicht die Galle in die Milchgefässe geleitet zu haben.
§. 14. Die Uebereinstimmung der Brüste mit der Ge- bärmutter.
Es haben sowohl die Alten als Neuern auf vielerley Arten diese Uebereinstimmung bestätiget (a).
Erstlich wachsen um die Zeit der Mannbarkeit (b) die Brüste, zu gleicher Zeit keimt die Mannbarkeit her- vor, und wenig Monathe hernach (c) fängt die Gebär- mutter an zu bluten. Folglich scheint es einerley Ursache zu seyn, welche das Wachsthum der Brüste befördert,
und
(z)[Spaltenumbruch]NARDI lact. anal. p. 120.
(a)p. 19.
(b)NARDI ebendas. STAHL. requisit. bon nutric.
(c)[Spaltenumbruch]BOERHAAVE morb. nen. p. 228.
(a)GALEN. util. part. I. XIII.
(b)p. 6.
(c)p. 17.
Weibliche Theile. XXVIII. Buch.
Selbſt die Nerven haben ihren groſſen Einfluß in die Milchſtraſſe. Oft vertrokknen die Bruͤſte vom Schre- cken, vom zehrenden Grame ploͤzzlich(z), und man hat vom Schrekken einen grauſamen Schmerz, den eine gelbe Materie erregte, in den Bruͤſten bemerkt (a). Wenn man aber uͤberhaupt der allgemeinen Meynung der Aerzte nicht widerſprechen will; ſo iſt folgendes noch ein groͤſſeres Phaͤnomenon. Es vergiftet nemlich gleich- ſam der Schrekken und der Zorn der Mutter die Milch dergeſtalt, daß man ſie nothwendig von einer Frauens- perſon, oder von einem jungen Hunde, vorher ausſaugen laſſen muß, ehe man das Kind anlegen darf (b). Als eine Mutter, welche Kraͤmpfe hatte, dem Kinde die Bruſt reichte, ſo wurde ſogleich daſſelbe uͤber den ganzen Koͤrper von krampfhaften Zukkungen uͤberfallen(c).
Wenn an der Sache ſelbſt was Wahres iſt; ſo ſcheint die Gewalt der Nerven eine ſchaͤdliche Fluͤßigkeit, und vielleicht die Galle in die Milchgefaͤſſe geleitet zu haben.
§. 14. Die Uebereinſtimmung der Bruͤſte mit der Ge- baͤrmutter.
Es haben ſowohl die Alten als Neuern auf vielerley Arten dieſe Uebereinſtimmung beſtaͤtiget (a).
Erſtlich wachſen um die Zeit der Mannbarkeit (b) die Bruͤſte, zu gleicher Zeit keimt die Mannbarkeit her- vor, und wenig Monathe hernach (c) faͤngt die Gebaͤr- mutter an zu bluten. Folglich ſcheint es einerley Urſache zu ſeyn, welche das Wachsthum der Bruͤſte befoͤrdert,
und
(z)[Spaltenumbruch]NARDI lact. anal. p. 120.
(a)p. 19.
(b)NARDI ebendaſ. STAHL. requiſit. bon nutric.
(c)[Spaltenumbruch]BOERHAAVE morb. nen. p. 228.
(a)GALEN. util. part. I. XIII.
(b)p. 6.
(c)p. 17.
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Weibliche Theile. XXVIII. Buch.
Selbſt die Nerven haben ihren groſſen Einfluß in
die Milchſtraſſe. Oft vertrokknen die Bruͤſte vom Schre-
cken, vom zehrenden Grame ploͤzzlich (z), und man hat
vom Schrekken einen grauſamen Schmerz, den eine
gelbe Materie erregte, in den Bruͤſten bemerkt (a).
Wenn man aber uͤberhaupt der allgemeinen Meynung
der Aerzte nicht widerſprechen will; ſo iſt folgendes noch
ein groͤſſeres Phaͤnomenon. Es vergiftet nemlich gleich-
ſam der Schrekken und der Zorn der Mutter die Milch
dergeſtalt, daß man ſie nothwendig von einer Frauens-
perſon, oder von einem jungen Hunde, vorher ausſaugen
laſſen muß, ehe man das Kind anlegen darf (b). Als
eine Mutter, welche Kraͤmpfe hatte, dem Kinde die Bruſt
reichte, ſo wurde ſogleich daſſelbe uͤber den ganzen Koͤrper
von krampfhaften Zukkungen uͤberfallen (c).
Wenn an der Sache ſelbſt was Wahres iſt; ſo ſcheint
die Gewalt der Nerven eine ſchaͤdliche Fluͤßigkeit, und
vielleicht die Galle in die Milchgefaͤſſe geleitet zu haben.
§. 14.
Die Uebereinſtimmung der Bruͤſte mit der Ge-
baͤrmutter.
Es haben ſowohl die Alten als Neuern auf vielerley
Arten dieſe Uebereinſtimmung beſtaͤtiget (a).
Erſtlich wachſen um die Zeit der Mannbarkeit (b)
die Bruͤſte, zu gleicher Zeit keimt die Mannbarkeit her-
vor, und wenig Monathe hernach (c) faͤngt die Gebaͤr-
mutter an zu bluten. Folglich ſcheint es einerley Urſache
zu ſeyn, welche das Wachsthum der Bruͤſte befoͤrdert,
und
(z)
NARDI lact. anal. p. 120.
(a) p. 19.
(b) NARDI ebendaſ. STAHL.
requiſit. bon nutric.
(c)
BOERHAAVE morb. nen.
p. 228.
(a) GALEN. util. part. I. XIII.
(b) p. 6.
(c) p. 17.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 880. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/916>, abgerufen am 22.11.2024.
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