Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775.

Bild:
<< vorherige Seite

I. Abschn. Die Brüste.
in diesem Falle erscheinet der Augenblikk der Fäulniß nur
früher(p).

Jndessen vermag hier doch ein häufiges Trinken viel,
denn davon wird auch in hizzigen Fiebern (q) die Milch
der Amme noch süß und angenehm für das Kind. Jm
Gegentheil macht der Hunger die Milch bitter und al-
kalisch (r). Sowohl bey Frauens die öfters Speise zu
sich nehmen, als bey Ammen, welche sich nichts abgehen
zu lassen die Gewohnheit haben, findet man häufige Spu-
ren von dem Ueberflusse des Chilus und eines sauren und
vegetabilischen Wesens (s) in der Milch. Man findet
die zuverläßigsten und schnellsten Folgen(t) von nahr-
haften Speisen an den Brüsten, denn diese schwellen so-
gleich, sie fliessen von Milch über, und es scheint, daß
die Milch von dem Blute in den Brüsten nicht in den
lezzten, sondern in den ersten Stunden gemacht werden
müsse. Doch es hatte auch diese Milch, welche im Blute
herum schwamm, ich verstehe den Chilus darunter, die
Eigenschaften einer wirklichen Milch, nemlich den Ram (u)
den Milchgeschmakk (w) und das käsige, und dieses hatte
auch die Milch an sich, welche aus dem Geschwüre der
Hüfte heraus floß (x). Folglich besizzet der im Blute
schwimmende Chilus die Natur einer Milch.

Jnsonderheit wird die Milch, nicht blos bey Thieren
welche von Kräutern leben, sondern auch bey Frauens (y)

sauer.
(p) [Spaltenumbruch] Hist. de l'Acad. 1707. p. 12.
(q) Bei fieberhaften Personen
verdirbt die Milch und wird gelbe
BOERH. Elem. chem. II. p. 302.
RAUL. obs. p.
182.
(r) Wie in der Rinderseuche,
wenn das Vieh nicht frißt BOER-
HAAVE p.
309.
(s) MACQUER. chem. prat.
p.
451. Eine Emulsion völlig wie
Milch CARTHEUSER. mat. med.
II. p.
529.
(t) [Spaltenumbruch] BOERHAAVE praelect. T.
V. P. 2. p. 428. 429. Eph. Nat.
Cur. Dec. I. ann. 4. obs.
15. Eine
halbe Stunde nach dem Essen ist
der Chilus ganz rohe, und kömmt
dem sauren Wesen ganz nahe BOER-
HAAV.
Ebenda p. 454.
(u) Fränk. Anmerk. t. 6. p. 536.
(w) Cent. I. V. p. 15.
(x) Journ. des Sav. 1683. n. 17.
Sie gab Butter. Salzwasser und
Käse beim DIONIS. p. 10.
(y) p. 16.
K k k 5

I. Abſchn. Die Bruͤſte.
in dieſem Falle erſcheinet der Augenblikk der Faͤulniß nur
fruͤher(p).

Jndeſſen vermag hier doch ein haͤufiges Trinken viel,
denn davon wird auch in hizzigen Fiebern (q) die Milch
der Amme noch ſuͤß und angenehm fuͤr das Kind. Jm
Gegentheil macht der Hunger die Milch bitter und al-
kaliſch (r). Sowohl bey Frauens die oͤfters Speiſe zu
ſich nehmen, als bey Ammen, welche ſich nichts abgehen
zu laſſen die Gewohnheit haben, findet man haͤufige Spu-
ren von dem Ueberfluſſe des Chilus und eines ſauren und
vegetabiliſchen Weſens (s) in der Milch. Man findet
die zuverlaͤßigſten und ſchnellſten Folgen(t) von nahr-
haften Speiſen an den Bruͤſten, denn dieſe ſchwellen ſo-
gleich, ſie flieſſen von Milch uͤber, und es ſcheint, daß
die Milch von dem Blute in den Bruͤſten nicht in den
lezzten, ſondern in den erſten Stunden gemacht werden
muͤſſe. Doch es hatte auch dieſe Milch, welche im Blute
herum ſchwamm, ich verſtehe den Chilus darunter, die
Eigenſchaften einer wirklichen Milch, nemlich den Ram (u)
den Milchgeſchmakk (w) und das kaͤſige, und dieſes hatte
auch die Milch an ſich, welche aus dem Geſchwuͤre der
Huͤfte heraus floß (x). Folglich beſizzet der im Blute
ſchwimmende Chilus die Natur einer Milch.

Jnſonderheit wird die Milch, nicht blos bey Thieren
welche von Kraͤutern leben, ſondern auch bey Frauens (y)

ſauer.
(p) [Spaltenumbruch] Hiſt. de l’Acad. 1707. p. 12.
(q) Bei fieberhaften Perſonen
verdirbt die Milch und wird gelbe
BOERH. Elem. chem. II. p. 302.
RAUL. obſ. p.
182.
(r) Wie in der Rinderſeuche,
wenn das Vieh nicht frißt BOER-
HAAVE p.
309.
(s) MACQUER. chem. prat.
p.
451. Eine Emulſion voͤllig wie
Milch CARTHEUSER. mat. med.
II. p.
529.
(t) [Spaltenumbruch] BOERHAAVE prælect. T.
V. P. 2. p. 428. 429. Eph. Nat.
Cur. Dec. I. ann. 4. obſ.
15. Eine
halbe Stunde nach dem Eſſen iſt
der Chilus ganz rohe, und koͤmmt
dem ſauren Weſen ganz nahe BOER-
HAAV.
Ebenda p. 454.
(u) Fraͤnk. Anmerk. t. 6. p. 536.
(w) Cent. I. V. p. 15.
(x) Journ. des Sav. 1683. n. 17.
Sie gab Butter. Salzwaſſer und
Kaͤſe beim DIONIS. p. 10.
(y) p. 16.
K k k 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0925" n="889"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">I.</hi> Ab&#x017F;chn. Die Bru&#x0364;&#x017F;te.</hi></fw><lb/>
in die&#x017F;em Falle er&#x017F;cheinet der Augenblikk der Fa&#x0364;ulniß nur<lb/>
fru&#x0364;her<note place="foot" n="(p)"><cb/><hi rendition="#aq">Hi&#x017F;t. de l&#x2019;Acad. 1707. p.</hi> 12.</note>.</p><lb/>
              <p>Jnde&#x017F;&#x017F;en vermag hier doch ein ha&#x0364;ufiges Trinken viel,<lb/>
denn davon wird auch in hizzigen Fiebern <note place="foot" n="(q)">Bei fieberhaften Per&#x017F;onen<lb/>
verdirbt die Milch und wird gelbe<lb/><hi rendition="#aq">BOERH. Elem. chem. II. p. 302.<lb/>
RAUL. ob&#x017F;. p.</hi> 182.</note> die Milch<lb/>
der Amme noch &#x017F;u&#x0364;ß und angenehm fu&#x0364;r das Kind. Jm<lb/>
Gegentheil macht der Hunger die Milch bitter und al-<lb/>
kali&#x017F;ch <note place="foot" n="(r)">Wie in der Rinder&#x017F;euche,<lb/>
wenn das Vieh nicht frißt <hi rendition="#aq">BOER-<lb/>
HAAVE p.</hi> 309.</note>. Sowohl bey Frauens die o&#x0364;fters Spei&#x017F;e zu<lb/>
&#x017F;ich nehmen, als bey Ammen, welche &#x017F;ich nichts abgehen<lb/>
zu la&#x017F;&#x017F;en die Gewohnheit haben, findet man ha&#x0364;ufige Spu-<lb/>
ren von dem Ueberflu&#x017F;&#x017F;e des Chilus und eines &#x017F;auren und<lb/>
vegetabili&#x017F;chen We&#x017F;ens <note place="foot" n="(s)"><hi rendition="#aq">MACQUER. chem. prat.<lb/>
p.</hi> 451. Eine Emul&#x017F;ion vo&#x0364;llig wie<lb/>
Milch <hi rendition="#aq">CARTHEUSER. mat. med.<lb/>
II. p.</hi> 529.</note> in der Milch. Man findet<lb/>
die zuverla&#x0364;ßig&#x017F;ten und &#x017F;chnell&#x017F;ten Folgen<note place="foot" n="(t)"><cb/><hi rendition="#aq">BOERHAAVE prælect. T.<lb/>
V. P. 2. p. 428. 429. Eph. Nat.<lb/>
Cur. Dec. I. ann. 4. ob&#x017F;.</hi> 15. Eine<lb/>
halbe Stunde nach dem E&#x017F;&#x017F;en i&#x017F;t<lb/>
der Chilus ganz rohe, und ko&#x0364;mmt<lb/>
dem &#x017F;auren We&#x017F;en ganz nahe <hi rendition="#aq">BOER-<lb/>
HAAV.</hi> Ebenda <hi rendition="#aq">p.</hi> 454.</note> von nahr-<lb/>
haften Spei&#x017F;en an den Bru&#x0364;&#x017F;ten, denn die&#x017F;e &#x017F;chwellen &#x017F;o-<lb/>
gleich, &#x017F;ie flie&#x017F;&#x017F;en von Milch u&#x0364;ber, und es &#x017F;cheint, daß<lb/>
die Milch von dem Blute in den Bru&#x0364;&#x017F;ten nicht in den<lb/>
lezzten, &#x017F;ondern in den er&#x017F;ten Stunden gemacht werden<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e. Doch es hatte auch die&#x017F;e Milch, welche im Blute<lb/>
herum &#x017F;chwamm, ich ver&#x017F;tehe den Chilus darunter, die<lb/>
Eigen&#x017F;chaften einer wirklichen Milch, nemlich den Ram <note place="foot" n="(u)">Fra&#x0364;nk. Anmerk. <hi rendition="#aq">t. 6. p.</hi> 536.</note><lb/>
den Milchge&#x017F;chmakk <note place="foot" n="(w)"><hi rendition="#aq">Cent. I. V. p.</hi> 15.</note> und das ka&#x0364;&#x017F;ige, und die&#x017F;es hatte<lb/>
auch die Milch an &#x017F;ich, welche aus dem Ge&#x017F;chwu&#x0364;re der<lb/>
Hu&#x0364;fte heraus floß <note place="foot" n="(x)"><hi rendition="#aq">Journ. des Sav. 1683. n.</hi> 17.<lb/>
Sie gab Butter. Salzwa&#x017F;&#x017F;er und<lb/>
Ka&#x0364;&#x017F;e beim <hi rendition="#aq">DIONIS. p.</hi> 10.</note>. Folglich be&#x017F;izzet der im Blute<lb/>
&#x017F;chwimmende Chilus die Natur einer Milch.</p><lb/>
              <p>Jn&#x017F;onderheit wird die Milch, nicht blos bey Thieren<lb/>
welche von Kra&#x0364;utern leben, &#x017F;ondern auch bey Frauens <note place="foot" n="(y)"><hi rendition="#aq">p.</hi> 16.</note><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">K k k 5</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;auer.</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[889/0925] I. Abſchn. Die Bruͤſte. in dieſem Falle erſcheinet der Augenblikk der Faͤulniß nur fruͤher (p). Jndeſſen vermag hier doch ein haͤufiges Trinken viel, denn davon wird auch in hizzigen Fiebern (q) die Milch der Amme noch ſuͤß und angenehm fuͤr das Kind. Jm Gegentheil macht der Hunger die Milch bitter und al- kaliſch (r). Sowohl bey Frauens die oͤfters Speiſe zu ſich nehmen, als bey Ammen, welche ſich nichts abgehen zu laſſen die Gewohnheit haben, findet man haͤufige Spu- ren von dem Ueberfluſſe des Chilus und eines ſauren und vegetabiliſchen Weſens (s) in der Milch. Man findet die zuverlaͤßigſten und ſchnellſten Folgen (t) von nahr- haften Speiſen an den Bruͤſten, denn dieſe ſchwellen ſo- gleich, ſie flieſſen von Milch uͤber, und es ſcheint, daß die Milch von dem Blute in den Bruͤſten nicht in den lezzten, ſondern in den erſten Stunden gemacht werden muͤſſe. Doch es hatte auch dieſe Milch, welche im Blute herum ſchwamm, ich verſtehe den Chilus darunter, die Eigenſchaften einer wirklichen Milch, nemlich den Ram (u) den Milchgeſchmakk (w) und das kaͤſige, und dieſes hatte auch die Milch an ſich, welche aus dem Geſchwuͤre der Huͤfte heraus floß (x). Folglich beſizzet der im Blute ſchwimmende Chilus die Natur einer Milch. Jnſonderheit wird die Milch, nicht blos bey Thieren welche von Kraͤutern leben, ſondern auch bey Frauens (y) ſauer. (p) Hiſt. de l’Acad. 1707. p. 12. (q) Bei fieberhaften Perſonen verdirbt die Milch und wird gelbe BOERH. Elem. chem. II. p. 302. RAUL. obſ. p. 182. (r) Wie in der Rinderſeuche, wenn das Vieh nicht frißt BOER- HAAVE p. 309. (s) MACQUER. chem. prat. p. 451. Eine Emulſion voͤllig wie Milch CARTHEUSER. mat. med. II. p. 529. (t) BOERHAAVE prælect. T. V. P. 2. p. 428. 429. Eph. Nat. Cur. Dec. I. ann. 4. obſ. 15. Eine halbe Stunde nach dem Eſſen iſt der Chilus ganz rohe, und koͤmmt dem ſauren Weſen ganz nahe BOER- HAAV. Ebenda p. 454. (u) Fraͤnk. Anmerk. t. 6. p. 536. (w) Cent. I. V. p. 15. (x) Journ. des Sav. 1683. n. 17. Sie gab Butter. Salzwaſſer und Kaͤſe beim DIONIS. p. 10. (y) p. 16. K k k 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/925
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 889. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/925>, abgerufen am 23.06.2024.