Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775.

Bild:
<< vorherige Seite

Weibliche Theile. XXVIII. Buch.
hen, wie die Schwindsucht und andere sehr hartnäkkige
Schmerzen, so sich bei den andern Arzeneien gezeiget,
dieser weissen Kur gewichen, und daß sie bey allen in-
nerlichen Geschwüren, sogar bey dem Mutterkrebse(x),
bey Körpern, welche von der venerischen (y) Seuche
fast völlig faul geworden, und bey den faulartigen Mi-
schungen des Bluts in der That von guten Nuzzen ge-
wesen.

Und dennoch hat auch die Milch ihre Fehler. Sie
schwächet eine erwachsene Person, wie es alle vegetabili-
sche Nahrungen zu thun pflegen, sie verdirbt den Ma-
gen, sie erregt bisweilen zu sehr den Stuhlgang, ein
andermal verstopft sie den Leib, weil sie das Gedärme
verkleistert: und sie bekömmt überhaupt nicht allein den
Weintrinkern, sondern auch denjenigen Menschen nicht
recht, deren Fasern schwach und lose sind.

Es kann sich auch die Milch in den ersten Verdau-
ungswegen verhalten, und Gerinnungen hervor brin-
gen (z), welche sogar steinigt wären (a), dergleichen, wie
wir gesagt haben, öfters von dem Chilus verstehen. Mit
Augen habe ich in den Brüsten einen milchigen Stein,
welcher krumm war, und die Figur des Milchganges ab-
bildete, gesehen (b). So legen sich sogar an denen Hölzer-
nen Milchgefässen in der Haushaltung besondere Milch-
steinrinden an den Seiten an (c), so hat auch die Ver-
härtung der ersten Muttermilch, welche in den Pförtner
stekken geblieben, tödliche Krämpfe hervor gebracht (d).

Um
(x) [Spaltenumbruch] YOUNG. lact. p. 75.
(y) Eben der ebendaselbst.
(z) Jn dem Magen ZEIST. de
podagr. p.
34.
(a) Giengen durch den Stuhl-
gang ab MONGIN. d'um epi-
ploon petrifie,
und in einem aus-
[Spaltenumbruch] gezehrten Knaben BENNET.
thcatr. p.
73.
(b) Auch SORBALD. ad KOE-
NIG. p.
62.
(c) SCHEUCHZER. It. alp. I.
p.
59.
(d) G. v. SWIETEN. comm.
T. IV. p.
686.

Weibliche Theile. XXVIII. Buch.
hen, wie die Schwindſucht und andere ſehr hartnaͤkkige
Schmerzen, ſo ſich bei den andern Arzeneien gezeiget,
dieſer weiſſen Kur gewichen, und daß ſie bey allen in-
nerlichen Geſchwuͤren, ſogar bey dem Mutterkrebſe(x),
bey Koͤrpern, welche von der veneriſchen (y) Seuche
faſt voͤllig faul geworden, und bey den faulartigen Mi-
ſchungen des Bluts in der That von guten Nuzzen ge-
weſen.

Und dennoch hat auch die Milch ihre Fehler. Sie
ſchwaͤchet eine erwachſene Perſon, wie es alle vegetabili-
ſche Nahrungen zu thun pflegen, ſie verdirbt den Ma-
gen, ſie erregt bisweilen zu ſehr den Stuhlgang, ein
andermal verſtopft ſie den Leib, weil ſie das Gedaͤrme
verkleiſtert: und ſie bekoͤmmt uͤberhaupt nicht allein den
Weintrinkern, ſondern auch denjenigen Menſchen nicht
recht, deren Faſern ſchwach und loſe ſind.

Es kann ſich auch die Milch in den erſten Verdau-
ungswegen verhalten, und Gerinnungen hervor brin-
gen (z), welche ſogar ſteinigt waͤren (a), dergleichen, wie
wir geſagt haben, oͤfters von dem Chilus verſtehen. Mit
Augen habe ich in den Bruͤſten einen milchigen Stein,
welcher krumm war, und die Figur des Milchganges ab-
bildete, geſehen (b). So legen ſich ſogar an denen Hoͤlzer-
nen Milchgefaͤſſen in der Haushaltung beſondere Milch-
ſteinrinden an den Seiten an (c), ſo hat auch die Ver-
haͤrtung der erſten Muttermilch, welche in den Pfoͤrtner
ſtekken geblieben, toͤdliche Kraͤmpfe hervor gebracht (d).

Um
(x) [Spaltenumbruch] YOUNG. lact. p. 75.
(y) Eben der ebendaſelbſt.
(z) Jn dem Magen ZEIST. de
podagr. p.
34.
(a) Giengen durch den Stuhl-
gang ab MONGIN. d’um épi-
ploon petrifié,
und in einem aus-
[Spaltenumbruch] gezehrten Knaben BENNET.
thcatr. p.
73.
(b) Auch SORBALD. ad KOE-
NIG. p.
62.
(c) SCHEUCHZER. It. alp. I.
p.
59.
(d) G. v. SWIETEN. comm.
T. IV. p.
686.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0952" n="916"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Weibliche Theile. <hi rendition="#aq">XXVIII.</hi> Buch.</hi></fw><lb/>
hen, wie die Schwind&#x017F;ucht und andere &#x017F;ehr hartna&#x0364;kkige<lb/>
Schmerzen, &#x017F;o &#x017F;ich bei den andern Arzeneien gezeiget,<lb/>
die&#x017F;er <hi rendition="#fr">wei&#x017F;&#x017F;en Kur</hi> gewichen, und daß &#x017F;ie bey allen in-<lb/>
nerlichen Ge&#x017F;chwu&#x0364;ren, &#x017F;ogar bey dem Mutterkreb&#x017F;e<note place="foot" n="(x)"><cb/><hi rendition="#aq">YOUNG. lact. p.</hi> 75.</note>,<lb/>
bey Ko&#x0364;rpern, welche von der veneri&#x017F;chen <note place="foot" n="(y)">Eben der ebenda&#x017F;elb&#x017F;t.</note> Seuche<lb/>
fa&#x017F;t vo&#x0364;llig faul geworden, und bey den faulartigen Mi-<lb/>
&#x017F;chungen des Bluts in der That von guten Nuzzen ge-<lb/>
we&#x017F;en.</p><lb/>
              <p>Und dennoch hat auch die Milch ihre Fehler. Sie<lb/>
&#x017F;chwa&#x0364;chet eine erwach&#x017F;ene Per&#x017F;on, wie es alle vegetabili-<lb/>
&#x017F;che Nahrungen zu thun pflegen, &#x017F;ie verdirbt den Ma-<lb/>
gen, &#x017F;ie erregt bisweilen zu &#x017F;ehr den Stuhlgang, ein<lb/>
andermal ver&#x017F;topft &#x017F;ie den Leib, weil &#x017F;ie das Geda&#x0364;rme<lb/>
verklei&#x017F;tert: und &#x017F;ie beko&#x0364;mmt u&#x0364;berhaupt nicht allein den<lb/>
Weintrinkern, &#x017F;ondern auch denjenigen Men&#x017F;chen nicht<lb/>
recht, deren Fa&#x017F;ern &#x017F;chwach und lo&#x017F;e &#x017F;ind.</p><lb/>
              <p>Es kann &#x017F;ich auch die Milch in den er&#x017F;ten Verdau-<lb/>
ungswegen verhalten, und Gerinnungen hervor brin-<lb/>
gen <note place="foot" n="(z)">Jn dem Magen <hi rendition="#aq">ZEIST. de<lb/>
podagr. p.</hi> 34.</note>, welche &#x017F;ogar &#x017F;teinigt wa&#x0364;ren <note place="foot" n="(a)">Giengen durch den Stuhl-<lb/>
gang ab <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">MONGIN.</hi> d&#x2019;um épi-<lb/>
ploon petrifié,</hi> und in einem aus-<lb/><cb/>
gezehrten Knaben <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">BENNET.</hi><lb/>
thcatr. p.</hi> 73.</note>, dergleichen, wie<lb/>
wir ge&#x017F;agt haben, o&#x0364;fters von dem Chilus ver&#x017F;tehen. Mit<lb/>
Augen habe ich in den Bru&#x0364;&#x017F;ten einen milchigen Stein,<lb/>
welcher krumm war, und die Figur des Milchganges ab-<lb/>
bildete, ge&#x017F;ehen <note place="foot" n="(b)">Auch <hi rendition="#aq">SORBALD. ad KOE-<lb/>
NIG. p.</hi> 62.</note>. So legen &#x017F;ich &#x017F;ogar an denen Ho&#x0364;lzer-<lb/>
nen Milchgefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;en in der Haushaltung be&#x017F;ondere Milch-<lb/>
&#x017F;teinrinden an den Seiten an <note place="foot" n="(c)"><hi rendition="#aq">SCHEUCHZER. It. alp. I.<lb/>
p.</hi> 59.</note>, &#x017F;o hat auch die Ver-<lb/>
ha&#x0364;rtung der er&#x017F;ten Muttermilch, welche in den Pfo&#x0364;rtner<lb/>
&#x017F;tekken geblieben, to&#x0364;dliche Kra&#x0364;mpfe hervor gebracht <note place="foot" n="(d)"><hi rendition="#aq">G. v. SWIETEN. comm.<lb/>
T. IV. p.</hi> 686.</note>.</p><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">Um</fw><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[916/0952] Weibliche Theile. XXVIII. Buch. hen, wie die Schwindſucht und andere ſehr hartnaͤkkige Schmerzen, ſo ſich bei den andern Arzeneien gezeiget, dieſer weiſſen Kur gewichen, und daß ſie bey allen in- nerlichen Geſchwuͤren, ſogar bey dem Mutterkrebſe (x), bey Koͤrpern, welche von der veneriſchen (y) Seuche faſt voͤllig faul geworden, und bey den faulartigen Mi- ſchungen des Bluts in der That von guten Nuzzen ge- weſen. Und dennoch hat auch die Milch ihre Fehler. Sie ſchwaͤchet eine erwachſene Perſon, wie es alle vegetabili- ſche Nahrungen zu thun pflegen, ſie verdirbt den Ma- gen, ſie erregt bisweilen zu ſehr den Stuhlgang, ein andermal verſtopft ſie den Leib, weil ſie das Gedaͤrme verkleiſtert: und ſie bekoͤmmt uͤberhaupt nicht allein den Weintrinkern, ſondern auch denjenigen Menſchen nicht recht, deren Faſern ſchwach und loſe ſind. Es kann ſich auch die Milch in den erſten Verdau- ungswegen verhalten, und Gerinnungen hervor brin- gen (z), welche ſogar ſteinigt waͤren (a), dergleichen, wie wir geſagt haben, oͤfters von dem Chilus verſtehen. Mit Augen habe ich in den Bruͤſten einen milchigen Stein, welcher krumm war, und die Figur des Milchganges ab- bildete, geſehen (b). So legen ſich ſogar an denen Hoͤlzer- nen Milchgefaͤſſen in der Haushaltung beſondere Milch- ſteinrinden an den Seiten an (c), ſo hat auch die Ver- haͤrtung der erſten Muttermilch, welche in den Pfoͤrtner ſtekken geblieben, toͤdliche Kraͤmpfe hervor gebracht (d). Um (x) YOUNG. lact. p. 75. (y) Eben der ebendaſelbſt. (z) Jn dem Magen ZEIST. de podagr. p. 34. (a) Giengen durch den Stuhl- gang ab MONGIN. d’um épi- ploon petrifié, und in einem aus- gezehrten Knaben BENNET. thcatr. p. 73. (b) Auch SORBALD. ad KOE- NIG. p. 62. (c) SCHEUCHZER. It. alp. I. p. 59. (d) G. v. SWIETEN. comm. T. IV. p. 686.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/952
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 916. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/952>, abgerufen am 25.11.2024.