hen, wie die Schwindsucht und andere sehr hartnäkkige Schmerzen, so sich bei den andern Arzeneien gezeiget, dieser weissen Kur gewichen, und daß sie bey allen in- nerlichen Geschwüren, sogar bey dem Mutterkrebse(x), bey Körpern, welche von der venerischen (y) Seuche fast völlig faul geworden, und bey den faulartigen Mi- schungen des Bluts in der That von guten Nuzzen ge- wesen.
Und dennoch hat auch die Milch ihre Fehler. Sie schwächet eine erwachsene Person, wie es alle vegetabili- sche Nahrungen zu thun pflegen, sie verdirbt den Ma- gen, sie erregt bisweilen zu sehr den Stuhlgang, ein andermal verstopft sie den Leib, weil sie das Gedärme verkleistert: und sie bekömmt überhaupt nicht allein den Weintrinkern, sondern auch denjenigen Menschen nicht recht, deren Fasern schwach und lose sind.
Es kann sich auch die Milch in den ersten Verdau- ungswegen verhalten, und Gerinnungen hervor brin- gen (z), welche sogar steinigt wären (a), dergleichen, wie wir gesagt haben, öfters von dem Chilus verstehen. Mit Augen habe ich in den Brüsten einen milchigen Stein, welcher krumm war, und die Figur des Milchganges ab- bildete, gesehen (b). So legen sich sogar an denen Hölzer- nen Milchgefässen in der Haushaltung besondere Milch- steinrinden an den Seiten an (c), so hat auch die Ver- härtung der ersten Muttermilch, welche in den Pförtner stekken geblieben, tödliche Krämpfe hervor gebracht (d).
Um
(x)[Spaltenumbruch]YOUNG. lact. p. 75.
(y) Eben der ebendaselbst.
(z) Jn dem Magen ZEIST. de podagr. p. 34.
(a) Giengen durch den Stuhl- gang ab MONGIN. d'um epi- ploon petrifie, und in einem aus- [Spaltenumbruch]
gezehrten Knaben BENNET. thcatr. p. 73.
(b) Auch SORBALD. ad KOE- NIG. p. 62.
(c)SCHEUCHZER. It. alp. I. p. 59.
(d)G. v. SWIETEN. comm. T. IV. p. 686.
Weibliche Theile. XXVIII. Buch.
hen, wie die Schwindſucht und andere ſehr hartnaͤkkige Schmerzen, ſo ſich bei den andern Arzeneien gezeiget, dieſer weiſſen Kur gewichen, und daß ſie bey allen in- nerlichen Geſchwuͤren, ſogar bey dem Mutterkrebſe(x), bey Koͤrpern, welche von der veneriſchen (y) Seuche faſt voͤllig faul geworden, und bey den faulartigen Mi- ſchungen des Bluts in der That von guten Nuzzen ge- weſen.
Und dennoch hat auch die Milch ihre Fehler. Sie ſchwaͤchet eine erwachſene Perſon, wie es alle vegetabili- ſche Nahrungen zu thun pflegen, ſie verdirbt den Ma- gen, ſie erregt bisweilen zu ſehr den Stuhlgang, ein andermal verſtopft ſie den Leib, weil ſie das Gedaͤrme verkleiſtert: und ſie bekoͤmmt uͤberhaupt nicht allein den Weintrinkern, ſondern auch denjenigen Menſchen nicht recht, deren Faſern ſchwach und loſe ſind.
Es kann ſich auch die Milch in den erſten Verdau- ungswegen verhalten, und Gerinnungen hervor brin- gen (z), welche ſogar ſteinigt waͤren (a), dergleichen, wie wir geſagt haben, oͤfters von dem Chilus verſtehen. Mit Augen habe ich in den Bruͤſten einen milchigen Stein, welcher krumm war, und die Figur des Milchganges ab- bildete, geſehen (b). So legen ſich ſogar an denen Hoͤlzer- nen Milchgefaͤſſen in der Haushaltung beſondere Milch- ſteinrinden an den Seiten an (c), ſo hat auch die Ver- haͤrtung der erſten Muttermilch, welche in den Pfoͤrtner ſtekken geblieben, toͤdliche Kraͤmpfe hervor gebracht (d).
Um
(x)[Spaltenumbruch]YOUNG. lact. p. 75.
(y) Eben der ebendaſelbſt.
(z) Jn dem Magen ZEIST. de podagr. p. 34.
(a) Giengen durch den Stuhl- gang ab MONGIN. d’um épi- ploon petrifié, und in einem aus- [Spaltenumbruch]
gezehrten Knaben BENNET. thcatr. p. 73.
(b) Auch SORBALD. ad KOE- NIG. p. 62.
(c)SCHEUCHZER. It. alp. I. p. 59.
(d)G. v. SWIETEN. comm. T. IV. p. 686.
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Weibliche Theile. XXVIII. Buch.
hen, wie die Schwindſucht und andere ſehr hartnaͤkkige
Schmerzen, ſo ſich bei den andern Arzeneien gezeiget,
dieſer weiſſen Kur gewichen, und daß ſie bey allen in-
nerlichen Geſchwuͤren, ſogar bey dem Mutterkrebſe (x),
bey Koͤrpern, welche von der veneriſchen (y) Seuche
faſt voͤllig faul geworden, und bey den faulartigen Mi-
ſchungen des Bluts in der That von guten Nuzzen ge-
weſen.
Und dennoch hat auch die Milch ihre Fehler. Sie
ſchwaͤchet eine erwachſene Perſon, wie es alle vegetabili-
ſche Nahrungen zu thun pflegen, ſie verdirbt den Ma-
gen, ſie erregt bisweilen zu ſehr den Stuhlgang, ein
andermal verſtopft ſie den Leib, weil ſie das Gedaͤrme
verkleiſtert: und ſie bekoͤmmt uͤberhaupt nicht allein den
Weintrinkern, ſondern auch denjenigen Menſchen nicht
recht, deren Faſern ſchwach und loſe ſind.
Es kann ſich auch die Milch in den erſten Verdau-
ungswegen verhalten, und Gerinnungen hervor brin-
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wir geſagt haben, oͤfters von dem Chilus verſtehen. Mit
Augen habe ich in den Bruͤſten einen milchigen Stein,
welcher krumm war, und die Figur des Milchganges ab-
bildete, geſehen (b). So legen ſich ſogar an denen Hoͤlzer-
nen Milchgefaͤſſen in der Haushaltung beſondere Milch-
ſteinrinden an den Seiten an (c), ſo hat auch die Ver-
haͤrtung der erſten Muttermilch, welche in den Pfoͤrtner
ſtekken geblieben, toͤdliche Kraͤmpfe hervor gebracht (d).
Um
(x)
YOUNG. lact. p. 75.
(y) Eben der ebendaſelbſt.
(z) Jn dem Magen ZEIST. de
podagr. p. 34.
(a) Giengen durch den Stuhl-
gang ab MONGIN. d’um épi-
ploon petrifié, und in einem aus-
gezehrten Knaben BENNET.
thcatr. p. 73.
(b) Auch SORBALD. ad KOE-
NIG. p. 62.
(c) SCHEUCHZER. It. alp. I.
p. 59.
(d) G. v. SWIETEN. comm.
T. IV. p. 686.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 916. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/952>, abgerufen am 25.11.2024.
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