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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775.

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Weibliche Theile. XXVIII. Buch.
Schaafmilch trinken(l), wieder den Scorbut nüzzlich seyn
könnte.

Die übrigen Bestandtheile der Milch verdienen schon
weniger Aufmerksamkeit.

Gesunde Menschen, und solche, welche gute Leibes-
übungen haben, vertragen noch ziemlich die Butter.
Wenn aber die Lunge bey Personen nicht ihre völlige Frei-
heit hat; so empfinden solche sogleich an der Luströhre ei-
nige Beschwerung, und die Nothwendigkeit, sich öfters
zu räuspern, indessen gilt dieses mehr von denenjenigen,
welche den Schnupfen haben. Jch kann mich daher nicht
genugsam verwundern, wie es möglich gewesen, daß das-
jenige häßliche Fett, welches man Wallrad nennet, in
den Brustkrankheiten, und das Mandelöl bey den Jta-
liänern im Seitenstechen zur Modearzenei werden können.

Die Butter ist in allen hizzigen Krankheiten so gut
als eine Art von Gift: und sie verwandelt sich bey Per-
sonen von schwachen Magen in eine ranzige höchst beschwer-
liche Flüßigkeit, welche endlich nach vielen Unbequemlich-
keiten durch einen Durchlauf abgeführet werden muß (m).

Sehr lange verhält sich der Käse im Magen, und
er giebt seinen unangenehmen Geruch durch den Mund
dererjenigen zurükke, die sich desselben bedienen. Die
alten Bewohner vertragen ihn leicht, weil sie zugleich mit
dem Käse eine Menge Milch und Wadikke geniessen,
durch deren Säure das faulartige Wesen des Käses ge-
brochen wird. Er schadet auch den Landleuten, welche
ihren Körper stark bewegen, wenig: und er kann bisweilen
sogar zu einer Arzeney werden, wenn zu viel Säure im
Magen ist(n). Jch will nicht läugnen, daß er viele näh-

rende
(l) [Spaltenumbruch] HORREBOW. p. 156. auch
die Tartarn, aber Pferdemilch re-
cueil d'observations curieuses P.
p.
241.
(m) Verwandle sich in gallige
Säfte QUESNAI T. III. p. 31.
(n) [Spaltenumbruch] Warum sie Betrunknen
schade HIPPOCR. diait. oks. Bei
uns bringen Leute, die sich bei
Gastmälern überflüßig was zu gute
gethan, durch Käse und Zwiebeln
den Magen wieder zu rechte.

Weibliche Theile. XXVIII. Buch.
Schaafmilch trinken(l), wieder den Scorbut nuͤzzlich ſeyn
koͤnnte.

Die uͤbrigen Beſtandtheile der Milch verdienen ſchon
weniger Aufmerkſamkeit.

Geſunde Menſchen, und ſolche, welche gute Leibes-
uͤbungen haben, vertragen noch ziemlich die Butter.
Wenn aber die Lunge bey Perſonen nicht ihre voͤllige Frei-
heit hat; ſo empfinden ſolche ſogleich an der Luſtroͤhre ei-
nige Beſchwerung, und die Nothwendigkeit, ſich oͤfters
zu raͤuſpern, indeſſen gilt dieſes mehr von denenjenigen,
welche den Schnupfen haben. Jch kann mich daher nicht
genugſam verwundern, wie es moͤglich geweſen, daß das-
jenige haͤßliche Fett, welches man Wallrad nennet, in
den Bruſtkrankheiten, und das Mandeloͤl bey den Jta-
liaͤnern im Seitenſtechen zur Modearzenei werden koͤnnen.

Die Butter iſt in allen hizzigen Krankheiten ſo gut
als eine Art von Gift: und ſie verwandelt ſich bey Per-
ſonen von ſchwachen Magen in eine ranzige hoͤchſt beſchwer-
liche Fluͤßigkeit, welche endlich nach vielen Unbequemlich-
keiten durch einen Durchlauf abgefuͤhret werden muß (m).

Sehr lange verhaͤlt ſich der Kaͤſe im Magen, und
er giebt ſeinen unangenehmen Geruch durch den Mund
dererjenigen zuruͤkke, die ſich deſſelben bedienen. Die
alten Bewohner vertragen ihn leicht, weil ſie zugleich mit
dem Kaͤſe eine Menge Milch und Wadikke genieſſen,
durch deren Saͤure das faulartige Weſen des Kaͤſes ge-
brochen wird. Er ſchadet auch den Landleuten, welche
ihren Koͤrper ſtark bewegen, wenig: und er kann bisweilen
ſogar zu einer Arzeney werden, wenn zu viel Saͤure im
Magen iſt(n). Jch will nicht laͤugnen, daß er viele naͤh-

rende
(l) [Spaltenumbruch] HORREBOW. p. 156. auch
die Tartarn, aber Pferdemilch re-
cueil d’obſervations curieuſes P.
p.
241.
(m) Verwandle ſich in gallige
Saͤfte QUESNAI T. III. p. 31.
(n) [Spaltenumbruch] Warum ſie Betrunknen
ſchade HIPPOCR. diait. oks. Bei
uns bringen Leute, die ſich bei
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gethan, durch Kaͤſe und Zwiebeln
den Magen wieder zu rechte.
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[918/0954] Weibliche Theile. XXVIII. Buch. Schaafmilch trinken (l), wieder den Scorbut nuͤzzlich ſeyn koͤnnte. Die uͤbrigen Beſtandtheile der Milch verdienen ſchon weniger Aufmerkſamkeit. Geſunde Menſchen, und ſolche, welche gute Leibes- uͤbungen haben, vertragen noch ziemlich die Butter. Wenn aber die Lunge bey Perſonen nicht ihre voͤllige Frei- heit hat; ſo empfinden ſolche ſogleich an der Luſtroͤhre ei- nige Beſchwerung, und die Nothwendigkeit, ſich oͤfters zu raͤuſpern, indeſſen gilt dieſes mehr von denenjenigen, welche den Schnupfen haben. Jch kann mich daher nicht genugſam verwundern, wie es moͤglich geweſen, daß das- jenige haͤßliche Fett, welches man Wallrad nennet, in den Bruſtkrankheiten, und das Mandeloͤl bey den Jta- liaͤnern im Seitenſtechen zur Modearzenei werden koͤnnen. Die Butter iſt in allen hizzigen Krankheiten ſo gut als eine Art von Gift: und ſie verwandelt ſich bey Per- ſonen von ſchwachen Magen in eine ranzige hoͤchſt beſchwer- liche Fluͤßigkeit, welche endlich nach vielen Unbequemlich- keiten durch einen Durchlauf abgefuͤhret werden muß (m). Sehr lange verhaͤlt ſich der Kaͤſe im Magen, und er giebt ſeinen unangenehmen Geruch durch den Mund dererjenigen zuruͤkke, die ſich deſſelben bedienen. Die alten Bewohner vertragen ihn leicht, weil ſie zugleich mit dem Kaͤſe eine Menge Milch und Wadikke genieſſen, durch deren Saͤure das faulartige Weſen des Kaͤſes ge- brochen wird. Er ſchadet auch den Landleuten, welche ihren Koͤrper ſtark bewegen, wenig: und er kann bisweilen ſogar zu einer Arzeney werden, wenn zu viel Saͤure im Magen iſt (n). Jch will nicht laͤugnen, daß er viele naͤh- rende (l) HORREBOW. p. 156. auch die Tartarn, aber Pferdemilch re- cueil d’obſervations curieuſes P. p. 241. (m) Verwandle ſich in gallige Saͤfte QUESNAI T. III. p. 31. (n) Warum ſie Betrunknen ſchade HIPPOCR. diait. oks. Bei uns bringen Leute, die ſich bei Gaſtmaͤlern uͤberfluͤßig was zu gute gethan, durch Kaͤſe und Zwiebeln den Magen wieder zu rechte.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 918. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/954>, abgerufen am 25.11.2024.