gesehen zu haben, und ich ersehe es aus diesem Grunde(h) daß ich sie nicht für Wasserbläschen (i) oder für Schleim (k) halten darf. Bey alten Personen (l) habe ich sie trokken und callöse (m) gesehen, und folglich scheint es nicht, daß sie von der Maceration, und dem eingedrun- genen Wasser hätten entstehen können.
Man könnte zwar vermuthen, daß auch diese Bläs- chen Quellen des Schleims wären (n), ob man gleich nicht so leicht sagen kann, durch was für Gänge sich derselbe ergiesse.
Bey Schwangern sind sie zuverläßig grösser (o).
Einige berühmte Männer machten aus diesen Bläs- chen gegen das Ende des vorigen Jahrhunderts ein gros- ses Wesen, und wollten daß es wirklich weibliche Eyer- chen wären, und daß in denenselben die ersten Grund- züge des menschlichen Geschlechts gebildet würden. Sie führen unter den Gründen, womit sie ihre Sache bestä- tigen wollen, diejenige Krankheit der Mutter und des Eyerstokks an, welche sie an fruchtbaren Weibern wahr- nahmen.
Doch es ist mehr denn zu leicht zu zeigen, daß sich von der Empfängniß am Halse der Mutter nichts ver- (p)
ändere,
(h)[Spaltenumbruch]
Dies vertheidigen SANTO- RINUS. MORGAGNUS Advers. I. p. 37. HENRICI p. 7.
(i) So auch MORGAGN. p. 34. RUYSCH. Adv. I. p. 2. es wä- ren Wasserbläschen gewesen, da sie als ein Eierstokk gezeigt worden GOELICKE Hist. anat. p. 185. dies verwirft auch HEISTER. Comp. II.
(k)WEITBRECHT. p. 350.
(l) An den Gebärmüttern alter Frauen sahe es HARTMANN. gener. n. 44.
(m) Scirrhöse PETERMANN. in II. obs. 9.
(n)SIMSON. SANTORINI nach einer unglükklichen Geburt [Spaltenumbruch]
fand er den Hals trokken, und keine Bläschen.
(o) Auch MORGAGN. Sed. et Caus. II. p. 140. Adv. IV. p. 70. Ess. of a Soc. phys. and Litter. p. 429. SANTORIN. p. 213. gehören zu diesem Zustande Idem SANTO- RINUS. An einer Schwangern sa- he dieses LITTRE Mem. de 1701. & MERY ebendas. Hist. p. 50.
(p)MARTINUS. NABOTH. der dieses im Jahr 1694 erfunden Diss. de sterilit. n. 13. diese Mey- nung nahm an F. HOFMAN. med. syst. p. 342. 343. et HENRICI l. c.
P p p 2
II. Abſchn. Bau der Gebaͤrmutter.
geſehen zu haben, und ich erſehe es aus dieſem Grunde(h) daß ich ſie nicht fuͤr Waſſerblaͤschen (i) oder fuͤr Schleim (k) halten darf. Bey alten Perſonen (l) habe ich ſie trokken und calloͤſe (m) geſehen, und folglich ſcheint es nicht, daß ſie von der Maceration, und dem eingedrun- genen Waſſer haͤtten entſtehen koͤnnen.
Man koͤnnte zwar vermuthen, daß auch dieſe Blaͤs- chen Quellen des Schleims waͤren (n), ob man gleich nicht ſo leicht ſagen kann, durch was fuͤr Gaͤnge ſich derſelbe ergieſſe.
Bey Schwangern ſind ſie zuverlaͤßig groͤſſer (o).
Einige beruͤhmte Maͤnner machten aus dieſen Blaͤs- chen gegen das Ende des vorigen Jahrhunderts ein groſ- ſes Weſen, und wollten daß es wirklich weibliche Eyer- chen waͤren, und daß in denenſelben die erſten Grund- zuͤge des menſchlichen Geſchlechts gebildet wuͤrden. Sie fuͤhren unter den Gruͤnden, womit ſie ihre Sache beſtaͤ- tigen wollen, diejenige Krankheit der Mutter und des Eyerſtokks an, welche ſie an fruchtbaren Weibern wahr- nahmen.
Doch es iſt mehr denn zu leicht zu zeigen, daß ſich von der Empfaͤngniß am Halſe der Mutter nichts ver- (p)
aͤndere,
(h)[Spaltenumbruch]
Dies vertheidigen SANTO- RINUS. MORGAGNUS Adverſ. I. p. 37. HENRICI p. 7.
(i) So auch MORGAGN. p. 34. RUYSCH. Adv. I. p. 2. es waͤ- ren Waſſerblaͤschen geweſen, da ſie als ein Eierſtokk gezeigt worden GOELICKE Hiſt. anat. p. 185. dies verwirft auch HEISTER. Comp. II.
(k)WEITBRECHT. p. 350.
(l) An den Gebaͤrmuͤttern alter Frauen ſahe es HARTMANN. gener. n. 44.
(m) Scirrhoͤſe PETERMANN. in II. obſ. 9.
(n)SIMSON. SANTORINI nach einer ungluͤkklichen Geburt [Spaltenumbruch]
fand er den Hals trokken, und keine Blaͤschen.
(o) Auch MORGAGN. Sed. et Cauſ. II. p. 140. Adv. IV. p. 70. Eſſ. of a Soc. phyſ. and Litter. p. 429. SANTORIN. p. 213. gehoͤren zu dieſem Zuſtande Idem SANTO- RINUS. An einer Schwangern ſa- he dieſes LITTRE Mém. de 1701. & MERY ebendaſ. Hiſt. p. 50.
(p)MARTINUS. NABOTH. der dieſes im Jahr 1694 erfunden Diſſ. de ſterilit. n. 13. dieſe Mey- nung nahm an F. HOFMAN. med. ſyſt. p. 342. 343. et HENRICI l. c.
P p p 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0999"n="963"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">II.</hi> Abſchn. Bau der Gebaͤrmutter.</hi></fw><lb/>
geſehen zu haben, und ich erſehe es aus dieſem Grunde<noteplace="foot"n="(h)"><cb/>
Dies vertheidigen <hirendition="#aq">SANTO-<lb/>
RINUS. MORGAGNUS Adverſ.<lb/>
I. p. 37. HENRICI p.</hi> 7.</note><lb/>
daß ich ſie nicht fuͤr Waſſerblaͤschen <noteplace="foot"n="(i)">So auch <hirendition="#aq">MORGAGN. p.<lb/>
34. RUYSCH. Adv. I. p.</hi> 2. es waͤ-<lb/>
ren Waſſerblaͤschen geweſen, da ſie<lb/>
als ein Eierſtokk gezeigt worden<lb/><hirendition="#aq">GOELICKE Hiſt. anat. p.</hi> 185. dies<lb/>
verwirft auch <hirendition="#aq">HEISTER. Comp. II.</hi></note> oder fuͤr Schleim<lb/><noteplace="foot"n="(k)"><hirendition="#aq">WEITBRECHT. p.</hi> 350.</note> halten darf. Bey alten Perſonen <noteplace="foot"n="(l)">An den Gebaͤrmuͤttern alter<lb/>
Frauen ſahe es <hirendition="#aq">HARTMANN.<lb/>
gener. n.</hi> 44.</note> habe ich ſie<lb/>
trokken und calloͤſe <noteplace="foot"n="(m)">Scirrhoͤſe <hirendition="#aq">PETERMANN.<lb/>
in II. obſ.</hi> 9.</note> geſehen, und folglich ſcheint es<lb/>
nicht, daß ſie von der Maceration, und dem eingedrun-<lb/>
genen Waſſer haͤtten entſtehen koͤnnen.</p><lb/><p>Man koͤnnte zwar vermuthen, daß auch dieſe Blaͤs-<lb/>
chen Quellen des Schleims waͤren <noteplace="foot"n="(n)"><hirendition="#aq">SIMSON. SANTORINI</hi><lb/>
nach einer ungluͤkklichen Geburt<lb/><cb/>
fand er den Hals trokken, und<lb/>
keine Blaͤschen.</note>, ob man gleich nicht<lb/>ſo leicht ſagen kann, durch was fuͤr Gaͤnge ſich derſelbe<lb/>
ergieſſe.</p><lb/><p>Bey Schwangern ſind ſie zuverlaͤßig groͤſſer <noteplace="foot"n="(o)">Auch <hirendition="#aq">MORGAGN. Sed. et<lb/>
Cauſ. II. p. 140. Adv. IV. p. 70.<lb/>
Eſſ. of a Soc. phyſ. and Litter. p.<lb/>
429. SANTORIN. p.</hi> 213. gehoͤren<lb/>
zu dieſem Zuſtande <hirendition="#aq"><hirendition="#i">Idem</hi> SANTO-<lb/>
RINUS.</hi> An einer Schwangern ſa-<lb/>
he dieſes <hirendition="#aq">LITTRE Mém. de 1701.<lb/>& MERY</hi> ebendaſ. <hirendition="#aq">Hiſt. p.</hi> 50.</note>.</p><lb/><p>Einige beruͤhmte Maͤnner machten aus dieſen Blaͤs-<lb/>
chen gegen das Ende des vorigen Jahrhunderts ein groſ-<lb/>ſes Weſen, und wollten daß es wirklich weibliche Eyer-<lb/>
chen waͤren, und daß in denenſelben die erſten Grund-<lb/>
zuͤge des menſchlichen Geſchlechts gebildet wuͤrden. Sie<lb/>
fuͤhren unter den Gruͤnden, womit ſie ihre Sache beſtaͤ-<lb/>
tigen wollen, diejenige Krankheit der Mutter und des<lb/>
Eyerſtokks an, welche ſie an fruchtbaren Weibern wahr-<lb/>
nahmen.</p><lb/><p>Doch es iſt mehr denn zu leicht zu zeigen, daß ſich<lb/>
von der Empfaͤngniß am Halſe der Mutter nichts ver-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">P p p 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">aͤndere,</fw><lb/><noteplace="foot"n="(p)"><hirendition="#aq">MARTINUS. NABOTH.</hi><lb/>
der dieſes im Jahr 1694 erfunden<lb/><hirendition="#aq">Diſſ. de ſterilit. n.</hi> 13. dieſe Mey-<lb/>
nung nahm an <hirendition="#aq">F. HOFMAN. med.<lb/>ſyſt. p. 342. 343. et HENRICI l. c.</hi></note><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[963/0999]
II. Abſchn. Bau der Gebaͤrmutter.
geſehen zu haben, und ich erſehe es aus dieſem Grunde (h)
daß ich ſie nicht fuͤr Waſſerblaͤschen (i) oder fuͤr Schleim
(k) halten darf. Bey alten Perſonen (l) habe ich ſie
trokken und calloͤſe (m) geſehen, und folglich ſcheint es
nicht, daß ſie von der Maceration, und dem eingedrun-
genen Waſſer haͤtten entſtehen koͤnnen.
Man koͤnnte zwar vermuthen, daß auch dieſe Blaͤs-
chen Quellen des Schleims waͤren (n), ob man gleich nicht
ſo leicht ſagen kann, durch was fuͤr Gaͤnge ſich derſelbe
ergieſſe.
Bey Schwangern ſind ſie zuverlaͤßig groͤſſer (o).
Einige beruͤhmte Maͤnner machten aus dieſen Blaͤs-
chen gegen das Ende des vorigen Jahrhunderts ein groſ-
ſes Weſen, und wollten daß es wirklich weibliche Eyer-
chen waͤren, und daß in denenſelben die erſten Grund-
zuͤge des menſchlichen Geſchlechts gebildet wuͤrden. Sie
fuͤhren unter den Gruͤnden, womit ſie ihre Sache beſtaͤ-
tigen wollen, diejenige Krankheit der Mutter und des
Eyerſtokks an, welche ſie an fruchtbaren Weibern wahr-
nahmen.
Doch es iſt mehr denn zu leicht zu zeigen, daß ſich
von der Empfaͤngniß am Halſe der Mutter nichts ver-
aͤndere,
(p)
(h)
Dies vertheidigen SANTO-
RINUS. MORGAGNUS Adverſ.
I. p. 37. HENRICI p. 7.
(i) So auch MORGAGN. p.
34. RUYSCH. Adv. I. p. 2. es waͤ-
ren Waſſerblaͤschen geweſen, da ſie
als ein Eierſtokk gezeigt worden
GOELICKE Hiſt. anat. p. 185. dies
verwirft auch HEISTER. Comp. II.
(k) WEITBRECHT. p. 350.
(l) An den Gebaͤrmuͤttern alter
Frauen ſahe es HARTMANN.
gener. n. 44.
(m) Scirrhoͤſe PETERMANN.
in II. obſ. 9.
(n) SIMSON. SANTORINI
nach einer ungluͤkklichen Geburt
fand er den Hals trokken, und
keine Blaͤschen.
(o) Auch MORGAGN. Sed. et
Cauſ. II. p. 140. Adv. IV. p. 70.
Eſſ. of a Soc. phyſ. and Litter. p.
429. SANTORIN. p. 213. gehoͤren
zu dieſem Zuſtande Idem SANTO-
RINUS. An einer Schwangern ſa-
he dieſes LITTRE Mém. de 1701.
& MERY ebendaſ. Hiſt. p. 50.
(p) MARTINUS. NABOTH.
der dieſes im Jahr 1694 erfunden
Diſſ. de ſterilit. n. 13. dieſe Mey-
nung nahm an F. HOFMAN. med.
ſyſt. p. 342. 343. et HENRICI l. c.
P p p 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 963. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/999>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.