§. 12. Die bauende Kräfte in der Erzeugung neuer Thiere.
Wir vertiefen uns durch diesen Schritt immer mehr und mehr, und gerathen aus der Demmerung in die dikkste Finsterniß. Jndessen sahen wir doch aus den Erfahrungen, daß beide Aeltern, es sei auch so wenig als es wolle, etwas zu der Bildung der neuen Frucht mit beitragen. Wir müssen nunmehr also die Ursache nennen, welche den so schönen Bau der Thiere zum Vorschein bringt.
Den ungefähren Zufall, welchem Julian Ofrai das Wort redet, wird hier keiner mit einführen wollen; er zweifelte selbst nicht daran, daß ehedem die Früchte der Menschen und Thiere aus der Erde hergekommen, und gestand demohngeachtet doch, daß diese alte Henne nunmehr aufgehört habe, Eyer zu legen. So wird auch jezo Niemand mehr dem Aelian(a) glauben, daß die Frösche aus dem Schlamme entstehen, und an- dere unvollkommne Dinge viel von der Leimerde an sich behalten: oder daß die Karpen (b) von selbst aus dem Zusammenflusse des Regens erwachsen, oder daß in Madura, die Einwohner (c) ihre Gruben mit Wasser anfüllen, und sogleich Fische darinnen wachsen sehen; ohne Zweifel sind in dem Wasser die Eyer der Fische vorhanden gewesen. So lesen wir auch, daß man bei Aufgrabung der Wiesen auf dem Eylande Kreta zugleich Aale mit herausgezogen (d).
Heut zu Tage glaubt dieses Niemand mehr von den grossen Thieren, alle Schriftsteller von natürlichen
Din-
(a)[Spaltenumbruch]Anim L. II. c. 56.
(b)RONDELET pisc. L. I. c. 4. L. II. p. 152.
(c)[Spaltenumbruch]Souciet. obs. I. p. 208.
(d)ALEX. BENEDICT L. XXI. praef.
Die Frucht XXIX. B.
§. 12. Die bauende Kraͤfte in der Erzeugung neuer Thiere.
Wir vertiefen uns durch dieſen Schritt immer mehr und mehr, und gerathen aus der Demmerung in die dikkſte Finſterniß. Jndeſſen ſahen wir doch aus den Erfahrungen, daß beide Aeltern, es ſei auch ſo wenig als es wolle, etwas zu der Bildung der neuen Frucht mit beitragen. Wir muͤſſen nunmehr alſo die Urſache nennen, welche den ſo ſchoͤnen Bau der Thiere zum Vorſchein bringt.
Den ungefaͤhren Zufall, welchem Julian Ofrai das Wort redet, wird hier keiner mit einfuͤhren wollen; er zweifelte ſelbſt nicht daran, daß ehedem die Fruͤchte der Menſchen und Thiere aus der Erde hergekommen, und geſtand demohngeachtet doch, daß dieſe alte Henne nunmehr aufgehoͤrt habe, Eyer zu legen. So wird auch jezo Niemand mehr dem Aelian(a) glauben, daß die Froͤſche aus dem Schlamme entſtehen, und an- dere unvollkommne Dinge viel von der Leimerde an ſich behalten: oder daß die Karpen (b) von ſelbſt aus dem Zuſammenfluſſe des Regens erwachſen, oder daß in Madura, die Einwohner (c) ihre Gruben mit Waſſer anfuͤllen, und ſogleich Fiſche darinnen wachſen ſehen; ohne Zweifel ſind in dem Waſſer die Eyer der Fiſche vorhanden geweſen. So leſen wir auch, daß man bei Aufgrabung der Wieſen auf dem Eylande Kreta zugleich Aale mit herausgezogen (d).
Heut zu Tage glaubt dieſes Niemand mehr von den groſſen Thieren, alle Schriftſteller von natuͤrlichen
Din-
(a)[Spaltenumbruch]Anim L. II. c. 56.
(b)RONDELET piſc. L. I. c. 4. L. II. p. 152.
(c)[Spaltenumbruch]Souciet. obſ. I. p. 208.
(d)ALEX. BENEDICT L. XXI. præf.
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Die Frucht XXIX. B.
§. 12.
Die bauende Kraͤfte in der Erzeugung neuer
Thiere.
Wir vertiefen uns durch dieſen Schritt immer mehr
und mehr, und gerathen aus der Demmerung in die
dikkſte Finſterniß. Jndeſſen ſahen wir doch aus den
Erfahrungen, daß beide Aeltern, es ſei auch ſo wenig
als es wolle, etwas zu der Bildung der neuen Frucht
mit beitragen. Wir muͤſſen nunmehr alſo die Urſache
nennen, welche den ſo ſchoͤnen Bau der Thiere zum
Vorſchein bringt.
Den ungefaͤhren Zufall, welchem Julian Ofrai
das Wort redet, wird hier keiner mit einfuͤhren wollen;
er zweifelte ſelbſt nicht daran, daß ehedem die Fruͤchte
der Menſchen und Thiere aus der Erde hergekommen,
und geſtand demohngeachtet doch, daß dieſe alte Henne
nunmehr aufgehoͤrt habe, Eyer zu legen. So wird
auch jezo Niemand mehr dem Aelian (a) glauben,
daß die Froͤſche aus dem Schlamme entſtehen, und an-
dere unvollkommne Dinge viel von der Leimerde an ſich
behalten: oder daß die Karpen (b) von ſelbſt aus dem
Zuſammenfluſſe des Regens erwachſen, oder daß in
Madura, die Einwohner (c) ihre Gruben mit Waſſer
anfuͤllen, und ſogleich Fiſche darinnen wachſen ſehen;
ohne Zweifel ſind in dem Waſſer die Eyer der Fiſche
vorhanden geweſen. So leſen wir auch, daß man
bei Aufgrabung der Wieſen auf dem Eylande Kreta
zugleich Aale mit herausgezogen (d).
Heut zu Tage glaubt dieſes Niemand mehr von
den groſſen Thieren, alle Schriftſteller von natuͤrlichen
Din-
(a)
Anim L. II. c. 56.
(b) RONDELET piſc. L. I. c.
4. L. II. p. 152.
(c)
Souciet. obſ. I. p. 208.
(d) ALEX. BENEDICT L.
XXI. præf.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/228>, abgerufen am 29.11.2024.
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