Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Frucht. XXIX. B.
doch nicht wahrscheinlich ist, daß zu wiederholten malen
einerlei Mutter schrekkhafte Gegenstände gesehen habe.

Zweileibige Kinder, kommen überhaupt und gemei-
niglich ohne allen Verdacht eines Versehens auf die
Welt (x), und folglich können auch solche ohne ein Er-
schrekken geboren worden seyn, welche einige Mütter vom
Versehen hergeleitet haben.

Eine benarbte Wunde an der Brust konnte die
nachgelassene Spur von einem Geschwüre der Frucht
selbst gewesen seyn (y).

So konnte auch ein Ey (z) oder was sonst die ersten
Grundzüge eines Menschen enthält, durch seine besondre
Krankheit unförmlich geworden seyn.

Es kann auf eine gegenseitige Art irgend ein Theil
des Körpers, von dem übermäßigen Zuflusse des Blu-
tes aufschwellen, groß, und länger als gewöhnlich
werden, so wie man von den falschen Ribben, durch
die Verlängerung der Querfortsäzze (zz) lieset, und der-
gleichen Auswachsungen kommen bei den Pflanzen, mehr
als zu ofte vor.

§. 26.
Andre Betrachtungen.

Ueberhaupt kommen uns allerlei Gründe vor Augen,
wodurch die Muttermäler allen Glauben zu verlieren
scheinen.

Es giebt unendliche Exempel, und auch von den
allerheftigsten Leidenschaften, Beispiele des Schrekkens,
der Begierde, des Falles, des Zornes, denen auch so
gar zarte, und histerische Frauenspersonen, während
ihrer Schwangerschaft unterworfen gewesen, ohne daß
ihre Früchte das mindeste Wiedrige an sich gehabt, so

gar,
(x) [Spaltenumbruch] CHRISTEL de fetu coalit.
(y) BLONDEL p. 160.
(z) [Spaltenumbruch] Ibid. p. 98.
(zz) BONNET contempl. de la.
nature p.
180. 181.

Die Frucht. XXIX. B.
doch nicht wahrſcheinlich iſt, daß zu wiederholten malen
einerlei Mutter ſchrekkhafte Gegenſtaͤnde geſehen habe.

Zweileibige Kinder, kommen uͤberhaupt und gemei-
niglich ohne allen Verdacht eines Verſehens auf die
Welt (x), und folglich koͤnnen auch ſolche ohne ein Er-
ſchrekken geboren worden ſeyn, welche einige Muͤtter vom
Verſehen hergeleitet haben.

Eine benarbte Wunde an der Bruſt konnte die
nachgelaſſene Spur von einem Geſchwuͤre der Frucht
ſelbſt geweſen ſeyn (y).

So konnte auch ein Ey (z) oder was ſonſt die erſten
Grundzuͤge eines Menſchen enthaͤlt, durch ſeine beſondre
Krankheit unfoͤrmlich geworden ſeyn.

Es kann auf eine gegenſeitige Art irgend ein Theil
des Koͤrpers, von dem uͤbermaͤßigen Zufluſſe des Blu-
tes aufſchwellen, groß, und laͤnger als gewoͤhnlich
werden, ſo wie man von den falſchen Ribben, durch
die Verlaͤngerung der Querfortſaͤzze (zz) lieſet, und der-
gleichen Auswachſungen kommen bei den Pflanzen, mehr
als zu ofte vor.

§. 26.
Andre Betrachtungen.

Ueberhaupt kommen uns allerlei Gruͤnde vor Augen,
wodurch die Muttermaͤler allen Glauben zu verlieren
ſcheinen.

Es giebt unendliche Exempel, und auch von den
allerheftigſten Leidenſchaften, Beiſpiele des Schrekkens,
der Begierde, des Falles, des Zornes, denen auch ſo
gar zarte, und hiſteriſche Frauensperſonen, waͤhrend
ihrer Schwangerſchaft unterworfen geweſen, ohne daß
ihre Fruͤchte das mindeſte Wiedrige an ſich gehabt, ſo

gar,
(x) [Spaltenumbruch] CHRISTEL de fetu coalit.
(y) BLONDEL p. 160.
(z) [Spaltenumbruch] Ibid. p. 98.
(zz) BONNET contempl. de la.
nature p.
180. 181.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0294" n="242"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die Frucht. <hi rendition="#aq">XXIX.</hi> B.</hi></fw><lb/>
doch nicht wahr&#x017F;cheinlich i&#x017F;t, daß zu wiederholten malen<lb/>
einerlei Mutter &#x017F;chrekkhafte Gegen&#x017F;ta&#x0364;nde ge&#x017F;ehen habe.</p><lb/>
              <p>Zweileibige Kinder, kommen u&#x0364;berhaupt und gemei-<lb/>
niglich ohne allen Verdacht eines Ver&#x017F;ehens auf die<lb/>
Welt <note place="foot" n="(x)"><cb/><hi rendition="#aq">CHRISTEL de fetu coalit.</hi></note>, und folglich ko&#x0364;nnen auch &#x017F;olche ohne ein Er-<lb/>
&#x017F;chrekken geboren worden &#x017F;eyn, welche einige Mu&#x0364;tter vom<lb/>
Ver&#x017F;ehen hergeleitet haben.</p><lb/>
              <p>Eine benarbte Wunde an der Bru&#x017F;t konnte die<lb/>
nachgela&#x017F;&#x017F;ene Spur von einem Ge&#x017F;chwu&#x0364;re der Frucht<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t gewe&#x017F;en &#x017F;eyn <note place="foot" n="(y)"><hi rendition="#aq">BLONDEL p.</hi> 160.</note>.</p><lb/>
              <p>So konnte auch ein Ey <note place="foot" n="(z)"><cb/><hi rendition="#aq">Ibid. p.</hi> 98.</note> oder was &#x017F;on&#x017F;t die er&#x017F;ten<lb/>
Grundzu&#x0364;ge eines Men&#x017F;chen entha&#x0364;lt, durch &#x017F;eine be&#x017F;ondre<lb/>
Krankheit unfo&#x0364;rmlich geworden &#x017F;eyn.</p><lb/>
              <p>Es kann auf eine gegen&#x017F;eitige Art irgend ein Theil<lb/>
des Ko&#x0364;rpers, von dem u&#x0364;berma&#x0364;ßigen Zuflu&#x017F;&#x017F;e des Blu-<lb/>
tes auf&#x017F;chwellen, groß, und la&#x0364;nger als gewo&#x0364;hnlich<lb/>
werden, &#x017F;o wie man von den fal&#x017F;chen Ribben, durch<lb/>
die Verla&#x0364;ngerung der Querfort&#x017F;a&#x0364;zze <note place="foot" n="(zz)"><hi rendition="#aq">BONNET contempl. de la.<lb/>
nature p.</hi> 180. 181.</note> lie&#x017F;et, und der-<lb/>
gleichen Auswach&#x017F;ungen kommen bei den Pflanzen, mehr<lb/>
als zu ofte vor.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 26.<lb/><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Andre Betrachtungen.</hi></hi></head><lb/>
              <p>Ueberhaupt kommen uns allerlei Gru&#x0364;nde vor Augen,<lb/>
wodurch die Mutterma&#x0364;ler allen Glauben zu verlieren<lb/>
&#x017F;cheinen.</p><lb/>
              <p>Es giebt unendliche Exempel, und auch von den<lb/>
allerheftig&#x017F;ten Leiden&#x017F;chaften, Bei&#x017F;piele des Schrekkens,<lb/>
der Begierde, des Falles, des Zornes, denen auch &#x017F;o<lb/>
gar zarte, und hi&#x017F;teri&#x017F;che Frauensper&#x017F;onen, wa&#x0364;hrend<lb/>
ihrer Schwanger&#x017F;chaft unterworfen gewe&#x017F;en, ohne daß<lb/>
ihre Fru&#x0364;chte das minde&#x017F;te Wiedrige an &#x017F;ich gehabt, &#x017F;o<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gar,</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[242/0294] Die Frucht. XXIX. B. doch nicht wahrſcheinlich iſt, daß zu wiederholten malen einerlei Mutter ſchrekkhafte Gegenſtaͤnde geſehen habe. Zweileibige Kinder, kommen uͤberhaupt und gemei- niglich ohne allen Verdacht eines Verſehens auf die Welt (x), und folglich koͤnnen auch ſolche ohne ein Er- ſchrekken geboren worden ſeyn, welche einige Muͤtter vom Verſehen hergeleitet haben. Eine benarbte Wunde an der Bruſt konnte die nachgelaſſene Spur von einem Geſchwuͤre der Frucht ſelbſt geweſen ſeyn (y). So konnte auch ein Ey (z) oder was ſonſt die erſten Grundzuͤge eines Menſchen enthaͤlt, durch ſeine beſondre Krankheit unfoͤrmlich geworden ſeyn. Es kann auf eine gegenſeitige Art irgend ein Theil des Koͤrpers, von dem uͤbermaͤßigen Zufluſſe des Blu- tes aufſchwellen, groß, und laͤnger als gewoͤhnlich werden, ſo wie man von den falſchen Ribben, durch die Verlaͤngerung der Querfortſaͤzze (zz) lieſet, und der- gleichen Auswachſungen kommen bei den Pflanzen, mehr als zu ofte vor. §. 26. Andre Betrachtungen. Ueberhaupt kommen uns allerlei Gruͤnde vor Augen, wodurch die Muttermaͤler allen Glauben zu verlieren ſcheinen. Es giebt unendliche Exempel, und auch von den allerheftigſten Leidenſchaften, Beiſpiele des Schrekkens, der Begierde, des Falles, des Zornes, denen auch ſo gar zarte, und hiſteriſche Frauensperſonen, waͤhrend ihrer Schwangerſchaft unterworfen geweſen, ohne daß ihre Fruͤchte das mindeſte Wiedrige an ſich gehabt, ſo gar, (x) CHRISTEL de fetu coalit. (y) BLONDEL p. 160. (z) Ibid. p. 98. (zz) BONNET contempl. de la. nature p. 180. 181.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/294
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/294>, abgerufen am 23.11.2024.