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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776.

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Die Frucht. XXIX. B.
chen, Knochenplatten, vorragende Linien, und Gefässe
abgetheilt werden. Daß an einem Knorpel ein dunkler
Punkt wächst, welcher sich, nachdem er rothe Gefässe
bekommen, in einem Zusazz des Knochens verwandelt.

Daß das knorplige Wesen, das Blut, so nunmehr
in kleinere Gefässe fortrükkt, nicht länger verträgt, son-
dern völlig zu Knochen wird, sobald das nunmehr roth
werdende Blut den ganzen Knochen durchfließt.

Daß sich der bisherige Bruchklumpe in den Körper
des Hühnchens zurükke zieht (y), und daß sich die
Oeffnung verschließt, durch welche er aus dem Bauche
heraustrat; daß sich endlich das bisherige nakkte, blinde
und unbewegliche Würmchen, in ein fliegendes, mit
Federn bekleidetes, einfaches und mit vier Gliedmassen
versehenes, bewegliches Thier verwandelt.

An den vierfüßigen Thieren geschieht alles auf einer-
lei Art, wie an den Vögeln, den Dotterbruch ausge-
nommen, welchen sie nicht haben. Eben so ist auch die
Entwikkelung bei dem Menschen von der unförmlichen (z)
kurzen Frucht, welche einigermassen einen Kopf zu
haben scheint, beschaffen. Die Gläser des Leeuwen-
höks
entdekkten, an einer solchen Frucht, welche den
blossen Augen noch eine Unförmlichkeit zu seyn schien,
bereits einen deutlichen Grundriß (zz).

Man ersiehet also offenbar, daß sich das kleine Thier
so noch keine Gliedmaaßen, oder seine unterschiedene
Theile hat, nach verschiednen Graden nach und nach
immer besser ausbildet, sich endlich willkürlich bewegt,
und dadurch, daß es Speise zu sich nimmt, in ein Thier
verändert wird.

Nun
(y) p. 158.
(z) p. 70. Besiehe am Frosche den JACOBAEUM t. 1. SWAM-
MERDAMMIUM.
(zz) p. 71.

Die Frucht. XXIX. B.
chen, Knochenplatten, vorragende Linien, und Gefaͤſſe
abgetheilt werden. Daß an einem Knorpel ein dunkler
Punkt waͤchſt, welcher ſich, nachdem er rothe Gefaͤſſe
bekommen, in einem Zuſazz des Knochens verwandelt.

Daß das knorplige Weſen, das Blut, ſo nunmehr
in kleinere Gefaͤſſe fortruͤkkt, nicht laͤnger vertraͤgt, ſon-
dern voͤllig zu Knochen wird, ſobald das nunmehr roth
werdende Blut den ganzen Knochen durchfließt.

Daß ſich der bisherige Bruchklumpe in den Koͤrper
des Huͤhnchens zuruͤkke zieht (y), und daß ſich die
Oeffnung verſchließt, durch welche er aus dem Bauche
heraustrat; daß ſich endlich das bisherige nakkte, blinde
und unbewegliche Wuͤrmchen, in ein fliegendes, mit
Federn bekleidetes, einfaches und mit vier Gliedmaſſen
verſehenes, bewegliches Thier verwandelt.

An den vierfuͤßigen Thieren geſchieht alles auf einer-
lei Art, wie an den Voͤgeln, den Dotterbruch ausge-
nommen, welchen ſie nicht haben. Eben ſo iſt auch die
Entwikkelung bei dem Menſchen von der unfoͤrmlichen (z)
kurzen Frucht, welche einigermaſſen einen Kopf zu
haben ſcheint, beſchaffen. Die Glaͤſer des Leeuwen-
hoͤks
entdekkten, an einer ſolchen Frucht, welche den
bloſſen Augen noch eine Unfoͤrmlichkeit zu ſeyn ſchien,
bereits einen deutlichen Grundriß (zz).

Man erſiehet alſo offenbar, daß ſich das kleine Thier
ſo noch keine Gliedmaaßen, oder ſeine unterſchiedene
Theile hat, nach verſchiednen Graden nach und nach
immer beſſer ausbildet, ſich endlich willkuͤrlich bewegt,
und dadurch, daß es Speiſe zu ſich nimmt, in ein Thier
veraͤndert wird.

Nun
(y) p. 158.
(z) p. 70. Beſiehe am Froſche den JACOBAEUM t. 1. SWAM-
MERDAMMIUM.
(zz) p. 71.
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[250/0302] Die Frucht. XXIX. B. chen, Knochenplatten, vorragende Linien, und Gefaͤſſe abgetheilt werden. Daß an einem Knorpel ein dunkler Punkt waͤchſt, welcher ſich, nachdem er rothe Gefaͤſſe bekommen, in einem Zuſazz des Knochens verwandelt. Daß das knorplige Weſen, das Blut, ſo nunmehr in kleinere Gefaͤſſe fortruͤkkt, nicht laͤnger vertraͤgt, ſon- dern voͤllig zu Knochen wird, ſobald das nunmehr roth werdende Blut den ganzen Knochen durchfließt. Daß ſich der bisherige Bruchklumpe in den Koͤrper des Huͤhnchens zuruͤkke zieht (y), und daß ſich die Oeffnung verſchließt, durch welche er aus dem Bauche heraustrat; daß ſich endlich das bisherige nakkte, blinde und unbewegliche Wuͤrmchen, in ein fliegendes, mit Federn bekleidetes, einfaches und mit vier Gliedmaſſen verſehenes, bewegliches Thier verwandelt. An den vierfuͤßigen Thieren geſchieht alles auf einer- lei Art, wie an den Voͤgeln, den Dotterbruch ausge- nommen, welchen ſie nicht haben. Eben ſo iſt auch die Entwikkelung bei dem Menſchen von der unfoͤrmlichen (z) kurzen Frucht, welche einigermaſſen einen Kopf zu haben ſcheint, beſchaffen. Die Glaͤſer des Leeuwen- hoͤks entdekkten, an einer ſolchen Frucht, welche den bloſſen Augen noch eine Unfoͤrmlichkeit zu ſeyn ſchien, bereits einen deutlichen Grundriß (zz). Man erſiehet alſo offenbar, daß ſich das kleine Thier ſo noch keine Gliedmaaßen, oder ſeine unterſchiedene Theile hat, nach verſchiednen Graden nach und nach immer beſſer ausbildet, ſich endlich willkuͤrlich bewegt, und dadurch, daß es Speiſe zu ſich nimmt, in ein Thier veraͤndert wird. Nun (y) p. 158. (z) p. 70. Beſiehe am Froſche den JACOBAEUM t. 1. SWAM- MERDAMMIUM. (zz) p. 71.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 250. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/302>, abgerufen am 22.11.2024.