Es sei dem, wie es wolle, so glaube ich doch, daß die Entwikkelung in sofern mehr Schein für sich hat, da sich in dem Eyerstokke des Weibchens, und in einem Graafischen Bläschen (a) ein Thierchen aufhält, wel- ches während der Empfängnis, durch ein Loch des zer- rissenen (b) Bläschens, in die Trompete herüber ge- führt wird, in die Gebärmutter aussteigt (c), und zu einem solchen Thierchen wird, dergleichen man in einem bebrüteten Ey antrift.
Jn den allermeisten Exempeln dieser Klasse, findet diese Entwikkelung (d) niemals statt, wofern nicht die männliche Schwängerung dazu kömmt; dieses gilt sowol von den Pflanzen (e) als von den Thieren (f). Jn diesen lezztern scheinet der erste Keim gleichsam zu schla- fen, und ohne zu wachsen, mit einem höchst langsamen und trägen Bewegen des Herzens, auf seine Auferste- hung zu warten. Solche Exempel hat man von den Jnsekten (g), so den Winter über schlafen, und von denjenigen Thierchen, welche, wie wir ohnlängst ge- sagt, ihr schlafendes Leben (h) viele Jahre lang müßig zubringen, bis man ihnen Wasser giebt, und dieses Leben wiederum zu willkürlichen Bewegungen ausbricht.
Aus diesem Schlafe scheinet der kleine Schläfer von den feinsten, rüchenden (i) und zum Reizen tüchtigsten Theile des Mannssaamens in das Leben gerufen zu werden.
Thei-
(a)[Spaltenumbruch]p. 42.
(b)p. 29.
(c)p. 50. 51. 52.
(d) Jch wage es nicht, mit meinen Freunden, zu behaupten, daß der Mann allein der Frucht die Nahrung giebt. BONNET l. c. p. 132. oder daß die Blatlättsen- männchen, die Hebammenstelle vertreten, wie die Kröten REAU- [Spaltenumbruch]
MUR bei dem BONNET ibid p. 130. mit dem BONNET l. c. II. p. 256.
(e) Bei den meisten nach sichern Erfahrungen.
(f)p. 4.
(g)L. IV. p. 437.
(h)p. 112. 113.
(i) Alkalisch gewordne IMBERT de gener.
R 2
II. Abſ. Anfaͤnge des Thieres.
§. 30. Der maͤnnliche Saamen.
Es ſei dem, wie es wolle, ſo glaube ich doch, daß die Entwikkelung in ſofern mehr Schein fuͤr ſich hat, da ſich in dem Eyerſtokke des Weibchens, und in einem Graafiſchen Blaͤschen (a) ein Thierchen aufhaͤlt, wel- ches waͤhrend der Empfaͤngnis, durch ein Loch des zer- riſſenen (b) Blaͤschens, in die Trompete heruͤber ge- fuͤhrt wird, in die Gebaͤrmutter ausſteigt (c), und zu einem ſolchen Thierchen wird, dergleichen man in einem bebruͤteten Ey antrift.
Jn den allermeiſten Exempeln dieſer Klaſſe, findet dieſe Entwikkelung (d) niemals ſtatt, wofern nicht die maͤnnliche Schwaͤngerung dazu koͤmmt; dieſes gilt ſowol von den Pflanzen (e) als von den Thieren (f). Jn dieſen lezztern ſcheinet der erſte Keim gleichſam zu ſchla- fen, und ohne zu wachſen, mit einem hoͤchſt langſamen und traͤgen Bewegen des Herzens, auf ſeine Auferſte- hung zu warten. Solche Exempel hat man von den Jnſekten (g), ſo den Winter uͤber ſchlafen, und von denjenigen Thierchen, welche, wie wir ohnlaͤngſt ge- ſagt, ihr ſchlafendes Leben (h) viele Jahre lang muͤßig zubringen, bis man ihnen Waſſer giebt, und dieſes Leben wiederum zu willkuͤrlichen Bewegungen ausbricht.
Aus dieſem Schlafe ſcheinet der kleine Schlaͤfer von den feinſten, ruͤchenden (i) und zum Reizen tuͤchtigſten Theile des Mannsſaamens in das Leben gerufen zu werden.
Thei-
(a)[Spaltenumbruch]p. 42.
(b)p. 29.
(c)p. 50. 51. 52.
(d) Jch wage es nicht, mit meinen Freunden, zu behaupten, daß der Mann allein der Frucht die Nahrung giebt. BONNET l. c. p. 132. oder daß die Blatlaͤttſen- maͤnnchen, die Hebammenſtelle vertreten, wie die Kroͤten REAU- [Spaltenumbruch]
MUR bei dem BONNET ibid p. 130. mit dem BONNET l. c. II. p. 256.
(e) Bei den meiſten nach ſichern Erfahrungen.
(f)p. 4.
(g)L. IV. p. 437.
(h)p. 112. 113.
(i) Alkaliſch gewordne IMBERT de gener.
R 2
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II. Abſ. Anfaͤnge des Thieres.
§. 30.
Der maͤnnliche Saamen.
Es ſei dem, wie es wolle, ſo glaube ich doch, daß
die Entwikkelung in ſofern mehr Schein fuͤr ſich hat,
da ſich in dem Eyerſtokke des Weibchens, und in einem
Graafiſchen Blaͤschen (a) ein Thierchen aufhaͤlt, wel-
ches waͤhrend der Empfaͤngnis, durch ein Loch des zer-
riſſenen (b) Blaͤschens, in die Trompete heruͤber ge-
fuͤhrt wird, in die Gebaͤrmutter ausſteigt (c), und zu
einem ſolchen Thierchen wird, dergleichen man in einem
bebruͤteten Ey antrift.
Jn den allermeiſten Exempeln dieſer Klaſſe, findet
dieſe Entwikkelung (d) niemals ſtatt, wofern nicht die
maͤnnliche Schwaͤngerung dazu koͤmmt; dieſes gilt ſowol
von den Pflanzen (e) als von den Thieren (f). Jn
dieſen lezztern ſcheinet der erſte Keim gleichſam zu ſchla-
fen, und ohne zu wachſen, mit einem hoͤchſt langſamen
und traͤgen Bewegen des Herzens, auf ſeine Auferſte-
hung zu warten. Solche Exempel hat man von den
Jnſekten (g), ſo den Winter uͤber ſchlafen, und von
denjenigen Thierchen, welche, wie wir ohnlaͤngſt ge-
ſagt, ihr ſchlafendes Leben (h) viele Jahre lang muͤßig
zubringen, bis man ihnen Waſſer giebt, und dieſes
Leben wiederum zu willkuͤrlichen Bewegungen ausbricht.
Aus dieſem Schlafe ſcheinet der kleine Schlaͤfer von
den feinſten, ruͤchenden (i) und zum Reizen tuͤchtigſten
Theile des Mannsſaamens in das Leben gerufen zu werden.
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(a)
p. 42.
(b) p. 29.
(c) p. 50. 51. 52.
(d) Jch wage es nicht, mit
meinen Freunden, zu behaupten,
daß der Mann allein der Frucht
die Nahrung giebt. BONNET l. c.
p. 132. oder daß die Blatlaͤttſen-
maͤnnchen, die Hebammenſtelle
vertreten, wie die Kroͤten REAU-
MUR bei dem BONNET ibid p.
130. mit dem BONNET l. c. II.
p. 256.
(e) Bei den meiſten nach ſichern
Erfahrungen.
(f) p. 4.
(g) L. IV. p. 437.
(h) p. 112. 113.
(i) Alkaliſch gewordne IMBERT
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/311>, abgerufen am 22.11.2024.
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