denenjenigen Erscheinungen herleitet (a), deren histori- sche Wahrheit überhaupt in keinen Zweifel gezogen wer- den kann, und deren überaus artige Folgen man in den neuen Schriften des Kölreuters antrift (b).
Jch verspreche zwar nicht, den Mechanismus zu er- klären (c), wie diese Mischung des väterlichen Bildes mit dem mütterlichen zu Stande gebracht wird; ich hoffe aber zu zeigen, daß in dem Mannssaamen eine Kraft befindlich ist, welche das Wachsthum gewisser Theile am thierischen Körper befördert; daß aber dennoch die Grundzüge des künftigen Thieres von der Mutter her- rühren.
Es treibet diese Kraft des Saamens in dem Körper des männlichen Thieres selbst, die Entwikkelung des Bartes, die Schaamhaare, die Geweihe derjenigen gehörnten Thiere, welche ihnen abfallen, die vorragen- de Zähne des Schweines, des Elephanten, der Horn- kefer heraus. Ohne Zweifel waren die Keime dieser Thei- le, ehe der Saame seine reizende Kraft erhielt, schon im Körper da, z. E. die Haare der Bärte, und der Schaam, denn hier siehet man die Zwiebel ganz deutlich in der Haut liegen, so wie man die Züge zu den Ge- weihen, welche vor der Brunstzeit aus dem Kopfe her- auswachsen, bereits an den jungen Thieren sehen kann. Damit aber diese Geweihe, und diese Haare ihr völliges Wachsthum bekommen mögen (e), so mus an diesen Thieren nothwendig der Saame den Trieb dazu her- geben.
Nun hindert nichts, daß nicht eben dieser Saame solche Kraft auch auf die Frucht auslassen sollte. Jm (d)
männ-
(a)[Spaltenumbruch]p. 96. 99.
(b) Erste und zweyte Fortsezzung der vorläufigen Nachricht von ei- nigen, das Geschlecht der Pflanzen betreffenden Versuchungen. Leipzig 1763. 1764.
(c)[Spaltenumbruch]Form. du poulet. II. p. 189. 196.
(e)Moira HIPPOCRAT.
(d)Ib. p. 190. BONNET II. p. 233. 305. &c.
T 5
II. Abſ. Anfaͤnge des Thieres.
denenjenigen Erſcheinungen herleitet (a), deren hiſtori- ſche Wahrheit uͤberhaupt in keinen Zweifel gezogen wer- den kann, und deren uͤberaus artige Folgen man in den neuen Schriften des Koͤlreuters antrift (b).
Jch verſpreche zwar nicht, den Mechanismus zu er- klaͤren (c), wie dieſe Miſchung des vaͤterlichen Bildes mit dem muͤtterlichen zu Stande gebracht wird; ich hoffe aber zu zeigen, daß in dem Mannsſaamen eine Kraft befindlich iſt, welche das Wachsthum gewiſſer Theile am thieriſchen Koͤrper befoͤrdert; daß aber dennoch die Grundzuͤge des kuͤnftigen Thieres von der Mutter her- ruͤhren.
Es treibet dieſe Kraft des Saamens in dem Koͤrper des maͤnnlichen Thieres ſelbſt, die Entwikkelung des Bartes, die Schaamhaare, die Geweihe derjenigen gehoͤrnten Thiere, welche ihnen abfallen, die vorragen- de Zaͤhne des Schweines, des Elephanten, der Horn- kefer heraus. Ohne Zweifel waren die Keime dieſer Thei- le, ehe der Saame ſeine reizende Kraft erhielt, ſchon im Koͤrper da, z. E. die Haare der Baͤrte, und der Schaam, denn hier ſiehet man die Zwiebel ganz deutlich in der Haut liegen, ſo wie man die Zuͤge zu den Ge- weihen, welche vor der Brunſtzeit aus dem Kopfe her- auswachſen, bereits an den jungen Thieren ſehen kann. Damit aber dieſe Geweihe, und dieſe Haare ihr voͤlliges Wachsthum bekommen moͤgen (e), ſo mus an dieſen Thieren nothwendig der Saame den Trieb dazu her- geben.
Nun hindert nichts, daß nicht eben dieſer Saame ſolche Kraft auch auf die Frucht auslaſſen ſollte. Jm (d)
maͤnn-
(a)[Spaltenumbruch]p. 96. 99.
(b) Erſte und zweyte Fortſezzung der vorlaͤufigen Nachricht von ei- nigen, das Geſchlecht der Pflanzen betreffenden Verſuchungen. Leipzig 1763. 1764.
(c)[Spaltenumbruch]Form. du poulet. II. p. 189. 196.
(e)Moira HIPPOCRAT.
(d)Ib. p. 190. BONNET II. p. 233. 305. &c.
T 5
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II. Abſ. Anfaͤnge des Thieres.
denenjenigen Erſcheinungen herleitet (a), deren hiſtori-
ſche Wahrheit uͤberhaupt in keinen Zweifel gezogen wer-
den kann, und deren uͤberaus artige Folgen man in den
neuen Schriften des Koͤlreuters antrift (b).
Jch verſpreche zwar nicht, den Mechanismus zu er-
klaͤren (c), wie dieſe Miſchung des vaͤterlichen Bildes
mit dem muͤtterlichen zu Stande gebracht wird; ich hoffe
aber zu zeigen, daß in dem Mannsſaamen eine Kraft
befindlich iſt, welche das Wachsthum gewiſſer Theile
am thieriſchen Koͤrper befoͤrdert; daß aber dennoch die
Grundzuͤge des kuͤnftigen Thieres von der Mutter her-
ruͤhren.
Es treibet dieſe Kraft des Saamens in dem Koͤrper
des maͤnnlichen Thieres ſelbſt, die Entwikkelung des
Bartes, die Schaamhaare, die Geweihe derjenigen
gehoͤrnten Thiere, welche ihnen abfallen, die vorragen-
de Zaͤhne des Schweines, des Elephanten, der Horn-
kefer heraus. Ohne Zweifel waren die Keime dieſer Thei-
le, ehe der Saame ſeine reizende Kraft erhielt, ſchon
im Koͤrper da, z. E. die Haare der Baͤrte, und der
Schaam, denn hier ſiehet man die Zwiebel ganz deutlich
in der Haut liegen, ſo wie man die Zuͤge zu den Ge-
weihen, welche vor der Brunſtzeit aus dem Kopfe her-
auswachſen, bereits an den jungen Thieren ſehen kann.
Damit aber dieſe Geweihe, und dieſe Haare ihr voͤlliges
Wachsthum bekommen moͤgen (e), ſo mus an dieſen
Thieren nothwendig der Saame den Trieb dazu her-
geben.
Nun hindert nichts, daß nicht eben dieſer Saame
ſolche Kraft auch auf die Frucht auslaſſen ſollte. Jm
maͤnn-
(d)
(a)
p. 96. 99.
(b) Erſte und zweyte Fortſezzung
der vorlaͤufigen Nachricht von ei-
nigen, das Geſchlecht der Pflanzen
betreffenden Verſuchungen. Leipzig
1763. 1764.
(c)
Form. du poulet. II. p. 189.
196.
(e) Moira HIPPOCRAT.
(d) Ib. p. 190. BONNET II.
p. 233. 305. &c.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 297. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/349>, abgerufen am 22.11.2024.
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