Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Frucht. XXIX. B.
§. 2.
Die Frucht wurzelt in der Gebärmutter.

Jch bin nicht in Abrede, daß das kleine Ey eine
kleine Zeit über (a) in der Gebärmutter nicht frei seyn
sollte, ob ich es gleich niemals in einer solchen freien
Lage gefunden, und ich vermute so gar, daß ein gerin-
ges Anhängen desselben, für gar keines angesehen wor-
den, und so schwach hing auch dasjenige an, welches ich
bei dem ersten Anfange der Fruchtbildungen angetrof-
fen habe.

Jn dieser Zeit trieb bereits das Ey kleine Flokken
aus, und man glaubte, daß sich unter diesen Flokken re-
sorbirende Wurzelchen befinden, durch welche aus dem-
jenigen Safte, welcher in der Mutter ist, die Nahrung
eingesogen wird: und man glaubt, daß auch einige Eyer
der Jnsekten durch ihre Oberfläche durch genährt wer-
den (c).

Jndessen glaube ich doch nicht, daß dieser Zustand
lange daure (d), und vielleicht nicht einmal so lange, bis
das Ey die ganze Gebärmutter anfüllt (e); denn man
siehet leichtlich ein, daß es, so wie sich der Mutter-
kuchen vornemlich zwischen den Trompeten anhängt,
auch wahrscheinlich sey, daß daselbst die erste Fäden in
der Gebärmutter ihre Wurzeln schlagen, und denen aus
der Gebärmutter auslaufenden Flokken ihre Enden ent-
gegen bringen.

(b)
Aus
(a) [Spaltenumbruch] p. 62.
(c) [Spaltenumbruch] SWAMMERDAM p. 727.
BONNET Considerat. sur le corps
organises II. p.
216.
(d) p. 62. 63.
(e) SIMSON l. c. p. 95. CY-
PRIAN epist.
(b) VALISNER generaz P. II.
c. 9. n. 4. STEPH. POURFOUR
du PETIT E diversis a coneeptu
temporibus diversa nutritionis fe-
tus via Paris anno 1746. Physiol.
Batav. p. 624. BUFFON II. p.

355.
Die Frucht. XXIX. B.
§. 2.
Die Frucht wurzelt in der Gebaͤrmutter.

Jch bin nicht in Abrede, daß das kleine Ey eine
kleine Zeit uͤber (a) in der Gebaͤrmutter nicht frei ſeyn
ſollte, ob ich es gleich niemals in einer ſolchen freien
Lage gefunden, und ich vermute ſo gar, daß ein gerin-
ges Anhaͤngen deſſelben, fuͤr gar keines angeſehen wor-
den, und ſo ſchwach hing auch dasjenige an, welches ich
bei dem erſten Anfange der Fruchtbildungen angetrof-
fen habe.

Jn dieſer Zeit trieb bereits das Ey kleine Flokken
aus, und man glaubte, daß ſich unter dieſen Flokken re-
ſorbirende Wurzelchen befinden, durch welche aus dem-
jenigen Safte, welcher in der Mutter iſt, die Nahrung
eingeſogen wird: und man glaubt, daß auch einige Eyer
der Jnſekten durch ihre Oberflaͤche durch genaͤhrt wer-
den (c).

Jndeſſen glaube ich doch nicht, daß dieſer Zuſtand
lange daure (d), und vielleicht nicht einmal ſo lange, bis
das Ey die ganze Gebaͤrmutter anfuͤllt (e); denn man
ſiehet leichtlich ein, daß es, ſo wie ſich der Mutter-
kuchen vornemlich zwiſchen den Trompeten anhaͤngt,
auch wahrſcheinlich ſey, daß daſelbſt die erſte Faͤden in
der Gebaͤrmutter ihre Wurzeln ſchlagen, und denen aus
der Gebaͤrmutter auslaufenden Flokken ihre Enden ent-
gegen bringen.

(b)
Aus
(a) [Spaltenumbruch] p. 62.
(c) [Spaltenumbruch] SWAMMERDAM p. 727.
BONNET Conſiderat. ſur le corps
organiſes II. p.
216.
(d) p. 62. 63.
(e) SIMSON l. c. p. 95. CY-
PRIAN epiſt.
(b) VALISNER generaz P. II.
c. 9. n. 4. STEPH. POURFOUR
du PETIT E diverſis a coneeptu
temporibus diverſa nutritionis fe-
tus via Paris anno 1746. Phyſiol.
Batav. p. 624. BUFFON II. p.

355.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0360" n="308"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Die Frucht. <hi rendition="#aq">XXIX.</hi> B.</hi> </fw><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 2.<lb/><hi rendition="#b">Die Frucht wurzelt in der Geba&#x0364;rmutter.</hi></head><lb/>
              <p>Jch bin nicht in Abrede, daß das kleine Ey eine<lb/>
kleine Zeit u&#x0364;ber <note place="foot" n="(a)"><cb/><hi rendition="#aq">p.</hi> 62.</note> in der Geba&#x0364;rmutter nicht frei &#x017F;eyn<lb/>
&#x017F;ollte, ob ich es gleich niemals in einer &#x017F;olchen freien<lb/>
Lage gefunden, und ich vermute &#x017F;o gar, daß ein gerin-<lb/>
ges Anha&#x0364;ngen de&#x017F;&#x017F;elben, fu&#x0364;r gar keines ange&#x017F;ehen wor-<lb/>
den, und &#x017F;o &#x017F;chwach hing auch dasjenige an, welches ich<lb/>
bei dem er&#x017F;ten Anfange der Fruchtbildungen angetrof-<lb/>
fen habe.</p><lb/>
              <p>Jn die&#x017F;er Zeit trieb bereits das Ey kleine Flokken<lb/>
aus, und man glaubte, daß &#x017F;ich unter die&#x017F;en Flokken re-<lb/>
&#x017F;orbirende Wurzelchen befinden, durch welche aus dem-<lb/>
jenigen Safte, welcher in der Mutter i&#x017F;t, die Nahrung<lb/>
einge&#x017F;ogen wird: und man glaubt, daß auch einige Eyer<lb/>
der Jn&#x017F;ekten durch ihre Oberfla&#x0364;che durch gena&#x0364;hrt wer-<lb/>
den <note place="foot" n="(c)"><cb/><hi rendition="#aq">SWAMMERDAM p. 727.<lb/>
BONNET Con&#x017F;iderat. &#x017F;ur le corps<lb/>
organi&#x017F;es II. p.</hi> 216.</note>.</p><lb/>
              <p>Jnde&#x017F;&#x017F;en glaube ich doch nicht, daß die&#x017F;er Zu&#x017F;tand<lb/>
lange daure <note place="foot" n="(d)"><hi rendition="#aq">p.</hi> 62. 63.</note>, und vielleicht nicht einmal &#x017F;o lange, bis<lb/>
das Ey die ganze Geba&#x0364;rmutter anfu&#x0364;llt <note place="foot" n="(e)"><hi rendition="#aq">SIMSON l. c. p. 95. CY-<lb/>
PRIAN epi&#x017F;t.</hi></note>; denn man<lb/>
&#x017F;iehet leichtlich ein, daß es, &#x017F;o wie &#x017F;ich der Mutter-<lb/>
kuchen vornemlich zwi&#x017F;chen den Trompeten anha&#x0364;ngt,<lb/>
auch wahr&#x017F;cheinlich &#x017F;ey, daß da&#x017F;elb&#x017F;t die er&#x017F;te Fa&#x0364;den in<lb/>
der Geba&#x0364;rmutter ihre Wurzeln &#x017F;chlagen, und denen aus<lb/>
der Geba&#x0364;rmutter auslaufenden Flokken ihre Enden ent-<lb/>
gegen bringen.</p><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">Aus</fw><lb/>
              <note place="foot" n="(b)"><hi rendition="#aq">VALISNER generaz P. II.<lb/>
c. 9. n. 4. STEPH. POURFOUR<lb/>
du PETIT E diver&#x017F;is a coneeptu<lb/>
temporibus diver&#x017F;a nutritionis fe-<lb/>
tus via Paris anno 1746. Phy&#x017F;iol.<lb/>
Batav. p. 624. <hi rendition="#g">BUFFON</hi> II. p.</hi><lb/>
355.</note><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[308/0360] Die Frucht. XXIX. B. §. 2. Die Frucht wurzelt in der Gebaͤrmutter. Jch bin nicht in Abrede, daß das kleine Ey eine kleine Zeit uͤber (a) in der Gebaͤrmutter nicht frei ſeyn ſollte, ob ich es gleich niemals in einer ſolchen freien Lage gefunden, und ich vermute ſo gar, daß ein gerin- ges Anhaͤngen deſſelben, fuͤr gar keines angeſehen wor- den, und ſo ſchwach hing auch dasjenige an, welches ich bei dem erſten Anfange der Fruchtbildungen angetrof- fen habe. Jn dieſer Zeit trieb bereits das Ey kleine Flokken aus, und man glaubte, daß ſich unter dieſen Flokken re- ſorbirende Wurzelchen befinden, durch welche aus dem- jenigen Safte, welcher in der Mutter iſt, die Nahrung eingeſogen wird: und man glaubt, daß auch einige Eyer der Jnſekten durch ihre Oberflaͤche durch genaͤhrt wer- den (c). Jndeſſen glaube ich doch nicht, daß dieſer Zuſtand lange daure (d), und vielleicht nicht einmal ſo lange, bis das Ey die ganze Gebaͤrmutter anfuͤllt (e); denn man ſiehet leichtlich ein, daß es, ſo wie ſich der Mutter- kuchen vornemlich zwiſchen den Trompeten anhaͤngt, auch wahrſcheinlich ſey, daß daſelbſt die erſte Faͤden in der Gebaͤrmutter ihre Wurzeln ſchlagen, und denen aus der Gebaͤrmutter auslaufenden Flokken ihre Enden ent- gegen bringen. Aus (b) (a) p. 62. (c) SWAMMERDAM p. 727. BONNET Conſiderat. ſur le corps organiſes II. p. 216. (d) p. 62. 63. (e) SIMSON l. c. p. 95. CY- PRIAN epiſt. (b) VALISNER generaz P. II. c. 9. n. 4. STEPH. POURFOUR du PETIT E diverſis a coneeptu temporibus diverſa nutritionis fe- tus via Paris anno 1746. Phyſiol. Batav. p. 624. BUFFON II. p. 355.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/360
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 308. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/360>, abgerufen am 22.11.2024.